Autonomes Fahren: Experte zweifelt an Tesla

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Sebastian Henßler
Sebastian Henßler
  —  Lesedauer 3 min

Tesla investiert schon seit mehreren Jahren in autonome Fahrtechnologien. John Krafcik, ehemaliger CEO von Waymo, sieht das Unternehmen jedoch nicht als ernsthaften Konkurrenten in diesem Bereich, wie Business Insider berichtet. Bereits 2021 bezeichnete der ehemaliger Waymo-CEO Tesla als reinen Autohersteller mit einem fortschrittlichen Fahrerassistenzsystem. Diese Einschätzung hat sich für ihn bis heute nicht geändert. Er betont, dass Tesla noch keinen kommerziell betriebenen Robotaxi-Dienst anbietet, während Waymo monatlich eine Million Fahrten durchführt.

2024 hat Tesla das Cybercab vorgestellt. Dieses Robotaxi-Konzept verzichtet auf ein Lenkrad und bietet Platz für zwei Personen. Ergänzend präsentierte das Unternehmen eine autonom fahrende Transportlösung mit futuristischem Design. Trotz dieser Ankündigung reagierten Investoren zurückhaltend. Auch Krafcik zeigte sich wenig beeindruckt und erklärte, ein sicheres und praktikables Robotaxi müsse anders gestaltet sein. Zuletzt gab Tesla bekannt, dass entsprechende Anpassungen vorgenommen werden sollen.

Laut Unternehmensangaben wird in China eine autonome Version als Cybercab entwickelt. Anders als ein früherer Prototyp mit Flügeltüren soll diese Variante als kompakter Zweisitzer mit konventionellen Türen erscheinen. Das Fahrzeug soll ohne Lenkrad und Pedale auskommen. Sollte es zu Problemen kommen, soll ein Tesla-Techniker per Fernsteuerung eingreifen und das Auto mithilfe eines Joysticks aus potenziellen Gefahrensituationen manövrieren können. Die Steuerung erfolge hauptsächlich über Kameras, die im Winter beheizt werden, um eine klare Sicht zu gewährleisten. Eine Produktion des Tesla Cybercab in Grünheide sei ebenfalls denkbar.

Autonomes Fahren ohne Lidar kaum vorstellbar

In der Branche wird diskutiert, ob autonomes Fahren ohne Lidar-Sensoren realisierbar ist. Viele Experten setzen auf eine Kombination aus Kameras und Lidar, während Tesla ausschließlich Kameratechnologie nutzt. Das Unternehmen erhofft sich dadurch Kostenvorteile und eine effizientere Umsetzung. Krafcik hält diese Argumentation für fragwürdig. Die zusätzlichen Sensoren seien im Verhältnis zu den Gesamtkosten eines Autos kaum ins Gewicht fallend, während ihr Sicherheitsnutzen nachweislich gegeben sei.

Andere Unternehmen sind bereits weiter. Waymo betreibt seinen Robotaxi-Service in mehreren US-Städten und weitet ihn schrittweise aus. Los Angeles, Phoenix und San Francisco gehören zu den bisherigen Einsatzorten. Auch internationale Testphasen wurden gestartet. Baidus Apollo Go verzeichnete allein im letzten Quartal 2024 über eine Million Fahrten in China. Amazon-Tochter Zoox testet weiterhin in San Francisco und Las Vegas und plant eine baldige Markteinführung.

Auch Tesla verfolgt ehrgeizige Ziele. Elon Musk kündigte an, dass sein Unternehmen noch in diesem Jahr autonome Fahrten in Austin ermöglichen will. Ob und wann dieser Service startet, bleibt offen. Krafcik bezweifelt, dass Tesla mit etablierten Anbietern konkurrieren kann. Seiner Einschätzung nach ist Waymo in den Bereichen Skalierung, Sicherheit und Technologie deutlich voraus. Er geht davon aus, dass dieses Unternehmen für mindestens drei bis fünf Jahre die Führungsposition behalten wird.

Auch chinesische Firmen investieren in autonome Fahrdienste. Bislang gelang ihnen jedoch keine umfassende Markteinführung außerhalb Chinas. Pony.ai verlor beispielsweise 2022 seine Betriebsgenehmigung in Kalifornien. Krafcik äußert Zweifel an der Leistungsfähigkeit chinesischer Systeme im Vergleich zu Waymo.Waymo plant über den Robotaxi-Dienst hinaus weitere Geschäftsmodelle. Ein Abo-Modell für autonome Fahrten könnte entstehen. Zudem könnte die Technologie in Lastwagen oder private Autos integriert werden.

Analysten halten eine Abspaltung von Alphabet für wahrscheinlich. Bis 2030 könnte das Unternehmen mit bis zu 850 Milliarden Dollar bewertet werden. Krafcik sieht dafür keinen Zeitdruck. Er verweist auf langfristig orientierte Investoren, die Waymo finanziell stabil halten. Tesla steht vor großen Herausforderungen im Bereich autonomes Fahren. Ob und wann das Unternehmen einen funktionierenden Robotaxi-Dienst einführt, bleibt unklar. Konkurrenzunternehmen sind bereits mit etablierten Diensten am Markt und setzen auf bewährte Sensortechnologien. Die Frage, ob Teslas kamerabasierte Strategie ausreicht, bleibt weiter umstritten.

Quelle: Business Insider – Ex-Waymo CEO shares why he still thinks Tesla can’t compete with Waymo’s robotaxis

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Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.
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Philipp:

Nein, Level 1-6 ist nicht nur Haftung, denn ab 3 haftet der Hersteller. Warum sollte man 6 Stufen haben, wenn 1-2 keine Haftung und 3-6 voll Haftung ist?

FSD ist in Europa noch nicht einmal angekündigt, es ist also NICHT im Einsatz. Aber die technische Krücke Autopilot wird seit Jahren weiter verwendet.

Natürlich kommt das Robotaxi im Juni. Nur welches Jahr wissen wir nicht. Es ist auch schon klar, dass es nicht vor 2027 sein wird.

Im Juni 2025 kommt eine Billigversion des Model Y in China, damit sie dort nicht noch mehr Marktanteile verlieren. Das hat dann auch kein FSD und das Robotaxi ist es schon garnicht.

Stefan:

Bei diesen Level 1-6 geht es um die Haftung. Das hat nichts mit der Technik zu tun. FSD ist doch bei schon bei tausenden Fahrzeugen im Einsatz. Und im Juni kommt eh das Robotaxi. Mal sehen ob der Termin gehalten wird, dann werden sehen.

Frank2:

Aber im Gegenteil zu Tesla behauptet KIA nicht, dass ihr Auto autonom fahren kann.
Tesla wird an dem gemessen was seit 6 Jahren angekündigt wird – autonomes Fahren.
Und das ist nunmal leeres Gewäsch!

Philipp:

Und warum liefern sie dann kein FSD aus?Hast Du mal ein vernünftiges Argument, weil es ja offensichtlich besser als AP ist.
Was hindert Tesla FSD als bessere LEVEL 2 Assistenzsystem bereits zu verteilen?
WAS?

Jim_Panse:

Bin kürzlich dienstlich einen ID.4 gefahren und Nissan leaf – ich weiß nicht wo das gehate gegen Tesla herkommt. Z.b. der Leaf hätte mich in den Gegenverkehr gesteuert, wtf. Der id4 meinte permanent tief stehender Sonne ich würde die Fahrspur gleichzeitig in beide Richtungen verlassen und fuhr wie ein besoffener.

Der id4 war ja OK, aber der Leaf geht gar auf vielen Ebenen garnicht.hab mich wie in den 2000der gefühlt mit der Verarbeitung und den vielen hartplastik und Infotainment. Hoffe die Besitzer von solchen Autos werden damit glücklich.

Na gut der Abstandstempomat lief viel geschmeidiger als bei meinem 2024 Model Y. Trotz des shitty Autopilot. Irgendwann weiß man aber auch wann man den anmacht und wann nicht. Genauso sieht man auch vorraus wann das Ding gleich bremst.

Wenn ich aber FSD v13.x aus USA oder China sehe werde ich aber neidisch. Und das mit ein paar Kameras.

Peter Bigge von Berlin:

Rein auf das menschliche Auge bezogen sind Sinnestäuschungen die größte Gefahr bei einem ausschließlichen Verlass auf das Wahrgenommene.
Kameras können zwar viel mehr sehen als das menschliche Auge, Täuschungen sind trotzdem bei der Wahrnehmung nicht ausgeschlossen, zumal alles Gesehene bekannt und zuordenbar sein muss.
Zwar bin ich der Überzeugung, das ausgewertete Bild einer Kamera bringt mehr Nutzen als ein reines Radarsystem, aber warum nicht das Gute aus beiden Welten miteinander für die höchste Sicherheit verbinden.
Autonomes Fahren wird kommen, sicherlich wird es derzeit noch viele sicherheitstechnische Probleme geben, die es zu hinterfragen gilt.
Was ist mit dem Klassiker wie einem von der Seite auf die Straße rollenden Ball, wo vermutlich ein Kind dahinter folgt. Wird der Ball zum Passagierschutz vom Auto ignoriert, oder vermutet das Auto vielleicht ein Kind, was folgen könnte?
Was ist mit einem Eichhörnchen oder einer Taube auf der Straße, welches seine Zeit zur Flucht braucht. Manche Menschen bügeln achtlos drüber, viele nehmen Rücksicht. Was macht das autonome Auto?
Teilautonomes Fahren von LKWs auf Autobahnen oder durch die Mitte von Australien ist sicherlich die Zukunft, Aufgaben für gesunden Menschenverstand und menschliches Geschick könnten derzeit noch einige Probleme bereiten.

Peter:

Wenn ich sehe wie mein Model Y 2022er im vergleich zu meinem jetzigen EV6 2022er funktioniert, ist Tesla deutlich weiter.

Wolfbrecht Gösebert:

“Aber wenn ich das Wort “Experte” lese, dreht sich alles um bei mir. :-)”

Bedenke:
WENN es schon an die 80 Mio Bundestrainer gibt, warum nicht auch mind. soviele Auto-Experten? /End Ironie!/

Sven:

John Krafcik sollte als Ex-CEO von Waymo tatsächlich Experte sein. Wie viel mehr Erfahrung soll er denn noch haben, damit du ihn als Experten anerkennst?

Christian:

Ich zweifle auch an Tesla. Erst mal muss der CEO weg. Aber wenn ich das Wort “Experte” lese, dreht sich alles um bei mir. :-)

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