BMW soll Produktion von Elektro-Minis von Oxford nach China verlegen

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Elektroauto-News.net

Michael Neißendorfer
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  —  Lesedauer 3 min

Einem Bericht der britischen Times zufolge will BMW das gesamte Produktionsvolumen von rein elektrischen Fahrzeugen der Kleinwagen-Tochter Mini von Oxford nach China verlegen. Bislang hofften die Briten, sie könnten sich zu einem Zentrum für die Produktion von E-Autos entwickeln. Aktuell stellt BMW gut 40.000 elektrische Minis pro Jahr in seinem Werk am Stadtrand von Oxford her. Die Produktion der E-Minis in Großbritannien soll im kommenden Jahr enden.

Es ist ein weiterer Schlag für die Ansprüche des Vereinigten Königreichs, ein führender Produzent von Elektroautos zu werden, nachdem bereits Honda kurz nach dem Brexit-Beschluss im Jahr 2016 beschlossen hatte, Großbritannien zu verlassen. Der japanische Automobilhersteller beendete die Produktion in seinem Werk in Swindon und verlagerte die Produktion zurück nach Japan. 3000 Arbeitsplätze gingen dabei ebenso verloren wie die Aussichten für Swindon, Elektroautos zu produzieren.

Die Entscheidung von BMW kommt nun ausgerechnet zu einer Zeit, in der Großbritanniens einzige geplante große Batteriefabrik von Britishvolt droht, pleite zu gehen, sollte sie kein 200 Millionen Pfund schweres Rettungspaket erhalten. Dabei hatte noch vor einem Jahr Boris Johnson, der damalige Premierminister, auf dem COP-26-Klimagipfel in Glasgow versprochen, mit rund einer Milliarde Pfund auf der Insel eine Elektroautorevolution in Gang zu bringen, die Hunderttausende von Arbeitsplätzen schaffen sollte. Und schon seine Vorgängerin Theresa May beabsichtigte, Großbritannien zu einem Weltmarktführer für die Produktion von E-Autos zu machen.

Mini wird seine Elektroautos künftig zum größten Teil bei einem gemeinsamen Unternehmen von BMW mit Great Wall Motor herstellen. Einzig der größte Elektro-Mini, der Countryman, soll ab 2023 in Leipzig vom Band laufen. Bereits Ende 2019 feierten Great Wall Motor und die BMW Group den Spatenstich des neuen Joint Ventures Spotlight Automotive Limited. Damals hieß es, dass in dem Werk rund 3000 Arbeitsplätze geschaffen und bis zu 160.000 Fahrzeuge pro Jahr produziert werden sollen – viermal mehr als bislang in Oxford.

„Oxford ist nicht vorbereitet für Elektroautos“

Das Werk in Oxford indes soll weiterhin dreitürige und fünftürige Minis und Cabrios mit Verbrennertechnologie für den Export in Märkte wie die USA, Japan und den Nahen Osten montieren. BMW hat allerdings bereits bestätigt, dass die Produktion von Minis mit Verbrennungsmotoren in den 2030er Jahren eingestellt werden soll. Wie es danach für das historische Cowley-Werk bei Oxford weitergeht, ist noch unklar.

Stefanie Wurst, die neue Leiterin der Marke Mini, sagte jedoch, dass Oxford „immer die Heimat von Mini sein“ werde. Die Entscheidung für die Produktion der E-Modelle in China beruhe allein auf der Tatsache, dass das Cowley-Werk ineffizient laufe, wenn Elektroautos und Verbrenner auf derselben Linie produziert werden müssten. „Oxford ist nicht vorbereitet für Elektroautos“, sagte Wurst der Times zufolge. Es werde „renoviert und investiert werden müssen“. Wann, ließ die Mini-Chefin offen: „Es gibt kein Datum“.

Der Umbau allerdings wäre umfangreich, sagte sie. Wenn auch elektrische Minis wieder in Großbritannien gebaut werden sollten, würde dies auf einer von Great Wall entwickelten Montagelinie geschehen. Dafür müssten die bestehenden Cowley-Linien im Rahmen einer großen Werksüberholung größtenteils entfernt werden. Dies allerdings könnte große Synergieeffekte mit sich bringen, weil dann in Oxford auch E-Autos von Great Wall-Marken wie Ora und Wey gebaut werden könnten. Diese Vermutung quittierte Wurst mit einem „Vielleicht“. Und auch Great Wall bestätigte, dass die Möglichkeit, eigene Fahrzeuge in Cowley zu produzieren, Gegenstand von „internen Diskussionen“ seien. Ganz so schlimm schaut es also gar nicht aus für das Traditionswerk in Oxford.

Quelle: The Times – BMW to move production of electric Minis from UK to China

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.
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MMM:

Ich halte das auch für einen kapitalen Fehler.
Das erinnert mich an die Strategie bei Russland – über Handel zu Wandel. War nicht so sehr erfolgreich, wie wir inzwischen wissen, und bei China ist noch viel klarer, dass das nicht funktionieren wird.

Es ist wie immer: Geiz ist geil. In China bauen ist billiger, also machen Aktionäre das. Und die Konsumenten zucken mit den Schultern und machen mit.
Wenn die Quittung kommt, schauen alle auf die Rettung durch den Staat.

Betrifft aber nicht nur BMW und den heutigen Tag, die Marschrichtung von China ist lange bekannt, da hätte man früher reagieren müssen.

Andreas Neumann:

Hm – ist das eine gute Idee – jetzt wo China immer ideologischer und abgeschotteter wird?

Finde ich jedenfalls ziemlich riskant. Geopolitische Änderungen können sehr schnell kommen –> siehe Parteitag der Kommunisten und Xi’s 3. Amtszeit.

Es ist damit zu rechnen, dass China Taiwan mit Gewalt annektieren will (während Xi’s 3. Amtszeit) – dann ist es vorbei mit wirtschaftlichen Beziehungen zwischen China und dem Westen.

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