Dena: Vorschläge für beschleunigten Aufbau des Wasserstoff-Netzes

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Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 3 min

Will Deutschland bis 2045 klimaneutral sein, werde grüner Wasserstoff eine entscheidende Rolle spielen. Das dafür erforderliche Netz müsse möglichst schnell und verlässlich aufgebaut werden, so die deutsche Energieagentur (Dena). Bei ihrem Besuch in Kanada im August haben Bundeskanzler Olaf Scholz und Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck mit der kanadischen Regierung eine Wasserstoffallianz gegründet. Ab 2025 sollen jährlich bis zu 500.000 Tonnen grünen Wasserstoffs nach Deutschland geliefert werden. Ein großer Erfolg und eines von mittlerweile einer Vielzahl national und international geplanter Projekte.

Für den Weitertransport im Land haben die hiesigen Netzbetreiber bisher wichtige vorbereitende Maßnahmen unternommen, noch aber fehlen wesentliche Investitionsentscheidungen in den Aufbau des Wasserstoffnetzes. Das sorge für unnötige Verzögerung und Planungsunsicherheiten bei den verschiedenen Wasserstoff-Projekten.

Der schnelle und verlässliche Aufbau eines Wasserstoffnetzes ist unverzichtbare Voraussetzung für den dringend erforderlichen Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft in Deutschland. Aktuell aber stocken die Planungen. Den Netzbetreibern fehlt ausreichend Investitionssicherheit und den Wasserstoff-Projektentwicklern damit die erforderliche Sicherheit, ob die von ihnen produzierten Mengen auch auf eine dafür erforderliche Infrastruktur treffen“, so Andreas Kuhlmann, Vorsitzender der Dena-Geschäftsführung. „Mit unserem Vorschlag zur Beschleunigung notwendiger Investitionsentscheidungen wollen wir die gegenwärtige Abwarte-Situation auflösen“.

Der Vorschlag beruhe darauf, „eine faire Aufteilung der Risiken zwischen Netzbetreibern, zukünftigen Netznutzern und dem Staat sicherzustellen“, so Kuhlmann. Er sei gleichzeitig kompatibel zu aktuell in der Diskussion befindlichen Vorschlägen mit Blick auf zukünftige Regulierung. „Kern des Vorschlags ist eine Absicherung der Investitionen in der Anfangsphase durch ein ‚Amortisationskonto’ sowie eine politische festgelegte Höhe der Netzentgelte, die für die ersten Nutzer der Netze nicht prohibitiv ist.“

Ausgangspunkt des Dena-Vorschlags: Bund und Netzbetreiber bekennen sich zum beschleunigten Aufbau eines überregionalen Wasserstoffnetzes auf der Fernleitungsebene. Die Netzbetreiber erhalten den Auftrag, dieses Netz sowohl durch Neubau als auch durch die Umrüstung bestehender Erdgasleitungen zu errichten. Die Investitionsrisiken der Anfangsphase sollen über ein Amortisationskonto abgesichert werden, in welchem Anfangsverluste und erste Einnahmen verrechnet und zu einem Stichjahr (zum Beispiel 2035) verrechnet werden. Den Rahmen liefert eine szenariobasierte Infrastruktur-Planung im Einklang mit den Klimazielen und in Rückkopplung mit der Bundesnetzagentur. Die Wasserstoffnetzbetreiber unterwerfen sich dann einer allein auf Wasserstoff basierenden Kostenregulierung durch die Bundesnetzagentur, so wie es gegenwärtig auch in der Änderung des Energiewirtschaftsgesetzes vom Juni 2021 bereits vorgesehen ist („Opt-In“). Die Debatte über eine Querfinanzierung über die Erdgas-Netzentgelte wäre damit obsolet.

Der Staat sichert die Investitionen ab

Die Netzbetreiber gehen beim Aufbau mit Eigenmitteln in Vorleistung. Der Staat wiederum sichert die Investition ab, indem er den Netzbetreibern langfristig die Rentabilität der Investition zusichert, indem er in einem Stichjahr (2035) im Zweifel für einen Ausgleich des Amortisationskontos aufkommt.

Das Konzept der Amortisations-Absicherung würde für die Anschubphase einer Wasserstoffinfrastruktur greifen, konkret nur für Leitungen mit einer geplanten Inbetriebnahme zum Beispiel in den nächsten zehn Jahren. Denn ab 2035 dürfte eine ausreichend große Zahl von Netznutzern ein reguliertes Wasserstoffleitungssystem über die Refinanzierung mit Netzentgelten stützen.

Nach unseren Vorstellungen sollen Nutzer des Wasserstoffnetzes ein gedeckeltes Netzentgelt zahlen“, sagt Andreas Kuhlmann. „Das wäre einerseits höher als im Falle einer Querfinanzierung über die Nutzer der Erdgasnetze. Andererseits sollen aber nicht die ersten Nutzer des Wasserstoffnetzes die vollen Kosten tragen. Denn das könnte so hohe Netzentgelte zur Folge haben, dass die Wirtschaftlichkeit dieser ersten Projekte kaum darstellbar wäre.

Mit einem vor wenigen Tagen veröffentlichten Impulspapier (hier als PDF) können die Netzbetreiber zeitnah und politisch abgesichert mit der Umstellung oder dem Bau von Leitungen für den Transport von grünem Wasserstoff beginnen. Für einzelne Leitungen oder Leitungssysteme schließen sie dazu mit dem Staat einen (öffentlich-rechtlichen) Vertrag ab, in dem die Modalitäten für die Absicherung des Amortisationsrisikos festgelegt werden.

Quelle: Dena – Pressemitteilung vom 25.08.2022

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.
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Ulrich:

Der Staat aka Steuerzahler/In soll die Risiken übernehmen.

Deinen Einwand kann ich gut nachvollziehen. Wobei niemand vergessen sollte, dass auch wir nicht immer risikoreich verhalten, wenn es um bestimmte Investitionen geht. Ein wenig ist “der Staat” auch ein Spiegelbild unserer Gesellschaft.
Es hat viele Jahre gedauert, bis das Elektroauto als Beispiel in der Gesellschaft angekommen ist. Wo waren die Early Adaptors denn? Auch hier erlebe ich es gefühlt, dass man ja und überhaupt moderne und innovative Unternehmen nicht und niemals zerreden darf (so anekdotisch erlebt bei den Diskussionen um SONO) , aber sein Geld klarmachen und bestellen oder gar ein BEV kaufen? Bloß nicht, sollen die anderen erst einmal die Kartoffeln aus dem Feuer holen.
Irgendwie hast du Recht und auch wieder nicht.
Hand auf’s Herz: würden viele nicht Aktionäre es denn ganz anders machen, wenn sie am Geldtopf naschen könnten? Ich bin sicher: nein.

Hiker:

Wie immer wenn es um hochrisikoreiche Investitionen geht: Der Staat aka Steuerzahler/In soll die Risiken übernehmen. Die allfälligen Gewinne stecken sich dann die Aktionäre/innen in die Tasche. Danke, aber nein Danke!

Tsukuyomi:

In einer Utopie, wo die Menschheit geeint an einem Strang zieht, mag das funktionieren. Da diese Utopie nicht exsistiert, würden wir uns dann wieder in die nächste komplette Abhängigkeit begeben. Die Stahlindustrie gehört immer noch zur Basisindustrie und steht ganz weit vorne in der Wertschöpfungskette für fast alle Industriebereiche in Deutschland.
Wir sind auch schon abhängig von Stahlimporten aus der Welt, ob im Bau (Armierung bei Beton) oder der Industrie. Negativ hat man es an einem aktuellen Fall gemerkt, da 90% des Stahles für Nägel aus Russland kommen, der nicht ohne weiteres ersetzt werden kann.
Dazu kommen natürlich auch noch die Arbeitspläze. Klar… die Stahlindustrie in Deutschland hat “nur” rund 100000 Beschäftigte, aber es gibt ja auch hier zusätzlich eine komplette Industrie die nur dafür sorgt das die Stahlwerke laufen. Ob es um Gase für Prozesse, Maschinen, Hilfmittel, Wartungsarbeiten, Dienstleistungen usw. geht, überall stecken weitere Arbeitsplätze dahinter und da sprechen wir dann schon von meherern hunderttausend Arbeitsplätzen gesamt.

Wenn es um Nachhaltigkeit und Energie geht, fangen wir doch mal an, das die Stahlwerke in Deutschland ihre überschüssige Prozessenergie auch in das deutsche Stromnetz einspeisen dürfen!
Die Großen Stahlwerke mit Roheisenherstellung, also Hochofen, fangen die Prozessgase auf und verstromen diese in eigenen Kraftwerken, mit denen sie ihren kompletten Energiebedarf abdecken. Leider fallen dabei teils mehr Gase an als die verstromen dürfen, da die eben nur ihren Eigenbedarf abdecken dürfen! Der Rest der Gase wird abgefackelt! Eine Einspeisung überschüssiger Energie darf nur für kurze Zeit bei Haverie erfolgen, wo bei Abschaltung der Generatoren die Restlaufleistung ins offene Netz übergeben werden darf.
Ich durfe mal einen Einblick erhalten in den Bereich. In meinem Beispiel hatte das Stahlwerk 3 große Karftwerke. Für die Abdeckung ihrer Stromversorgung benötiten die weniger als 50% der Generatoren. Der Rest war Reserve oder halt in Wartung. Teile waren auch schon zurückgebaut worden in den Jahren, da man die vorgehaltene Reseve nicht mehr so groß benötigte. Prozessgas hätten die aber gehabt um alle Generatoren betreiben zu können, oder gar mehr. Dürften die alles Verstromen und ihren Überschuss an das Netz verkaufen, könnte man mit dieser Energie eine Großstadt mit Strom versorgen! Mit allen Stahlwerken zusammen könnte man große Teile des Ruhrgebietes komplett versorgen.
Aber es wird nicht gewollt, da der erzeugte Strom, da ja aus einem “Abfallprodukt” des Stahlwerkprozesses erzeugt, extrem günstig (<1ct je kWh) ist und damit die großen Energiefirmen in ihrem Profit einschränken und halt den Wettbewerb verzerren würden, da die halt nie so güstig Energie herstellen könnten.

Daniel W.:

Gerade auf Tagesschau.de gefunden.

Veränderungen auf Kosten der Reichen nötig

Dem Bericht zufolge sind drastische Schritte auf Kosten der Reichen nötig, um den Planeten vor einer Klimakatastrophe zu retten. Ohne außergewöhnliche Maßnahmen zur Umverteilung des Reichtums in den nächsten 50 Jahren würden Gesellschaften derart dysfunktional, dass sie kaum in der Lage seien, existenzielle Bedrohungen wie den Klimawandel anzugehen. Es drohe eine explosive Kombination aus extremer politischer Destabilisierung und Stagnation. “Wir werden die Welt nicht retten, wenn nicht die reichsten zehn Prozent die Rechnung bezahlen”, so Randers.

Zukunftsforscher Randers, damals wie heute Ko-Autor des Club-of-Rome-Berichts, geht von einem “zu wenig, zu spät”-Szenario aus. Die kommenden Generationen müssten vermutlich in einer Welt leben, die viel weniger attraktiv sei als die, die bei Gegenmaßnahmen erreicht würde. Er werde aber weiter hart daran arbeiten, die Reichen der Welt zu überzeugen, jährlich zwei bis vier Prozent des globalen Bruttoinlandsprodukts zu bezahlen. Denn mit diesem Geld könnten alle Probleme gelöst werden.

(Quelle: tagesschau.de/wirtschaft/club-of-rome-studie-103.html)

Also nicht die Bürger für die Reichen zahlen lassen und deren Risiken übernehmen, so wie bisher, sondern umgekehrt und die Reichen für ihre Wasserstoffexperimente selber ins Risiko gehen lassen.

Die Bürger könnten auch mit der Energiewende von unten ihren Teil zum Klimawandel betragen und der wäre günstiger als das was sich die Industrie und ihre Lobbyisten für die Politiker ausdenken.

Die Gaskrise resultierte aus dem Wunsch der Industrie nach billigem Gas und die Energiewende war den Stromkonzernen ein Dorn im Auge, deshalb wurde die Abhängigkeit von russischem Gas verangetrieben und die Energiewende weitgehend ausgebremst – jetzt ist das Gas-Kartenhaus zusammengefallen.

Spock:

Ich lese hier immer nur, der Staat sichert ab, der Staat sichert ab. Wer die Musik bestellt bezahlt sie auch. Das nachgelagerte umfinanzieren ab 2035 funktioniert dann ja prima, wenn all die jenigen die bis dahin davon profitiert haben kurz vorher in Insolvenz gehen und sich einen schönen Lebensabend auf Kosten, na von wem wohl – richtig, der Bürger machen. Aber wie ich die Herren Wissing und Lindner kenne ist das ne Top Idee:-(.

Daniel W.:

Ich bin immer noch für eine starke Veringerung der Resourcen, d.h. weniger Stahl, weniger Aluminium, weniger Kunststoff, vor allem bei Fahrzeugen, dann können wir uns viel H2 sparen und die wenigen Betriebe können sich das H2 in Stahlflaschen und per Schiff liefern lassen.

Für die Haushalte und kleineren Firmen ist die Zukunft vor allem strombasiert, PV, BEV und Wärmepumpen sowie E-Motoren für alles was sich bewegen muss, Laserschweißen und Elektronik.

Im Jahr 2011 waren die Volksrepublik China (1,2 Milliarden Tonnen), Australien (480 Millionen Tonnen) und Brasilien (390 Millionen Tonnen) die drei bedeutendsten Förderländer für Eisenerz, die zusammen einen Anteil von 73,9 Prozent an den weltweit geförderten 2,8 Milliarden Tonnen besaßen.

(Quelle: Wikipedia)

Wie wäre es z.B. wenn Australien und Brasilien selber Stahlwerke bauen und mit dem PV- und Windstrom vorort aus Eisenerz und Wasserstoff den Stahl produzieren und nicht Kohle und Erz per Schiff über die Weltmeere schippern, sondern die Stahlprodukte – von denen dank leichterer BEV weniger gebraucht wird.

Wenn sich kluge Leute schon den Kopf zerbrechen, dann mal darüber wie die Menschheit mit sehr viel weniger Resourcen und deutlich geringerer Umweltverschutzung auskommt als heute.

Resourcenschonung ist der Schlüssel zum Klimaschutz, dann reicht günstiger Ökostrom für fast alle Belange des Lebens in den Ländern selber aus, ohne dass man riesige Mengen an H2 transportiert muss.

Philipp:

Man kann aber seinen Teil für den Verkehrsbereich rauslesen:

-> Bis 2045 ist kein H2 für den Verkehrsbereich übrig.

Wann haben wir genug Energie/H2 übrig um uns die ineffizienz im Verkehrssektor leisten zu können?

Jakob Sperling:

Lesen! Es geht hier gar nicht speziell um den PKW-Bereich.

Djebasch:

Klar Subventionen für ein Netz das keine Rolle Spielt…
Bis 2030 alleine benötigen wir 13 Millionen Tonnen nur für die Industrie, Heizung etc…
Bis 2050 rechnet man aktuell 40Millionen und tendenz steigend…
Was sollen wir da mit Wasserstoff im PKW Bereich…

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