Ford baut E-Autos der nächsten Generation in Valencia statt Saarlouis

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Michael Neißendorfer
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  —  Lesedauer 4 min

Ford in Europa hat einen weiteren wichtigen Schritt in Richtung einer vollelektrischen Zukunft angekündigt und bestätigt, dass das Werk in Valencia, Spanien, als bevorzugter Standort für die Montage von Elektroautos ausgewählt wurde, die auf einer neuen Ford Elektro-Fahrzeugarchitektur der nächsten Generation basieren sollen. Vorbehaltlich der entsprechenden Produktentscheidung könnte das Werk in Valencia später im Jahrzehnt neue, elektrische und vernetzte Fahrzeuge produzieren.

Gleichzeitig treibt Ford auch die mit einer Investition von zwei Milliarden Dollar unterstützte Transformation seines Werkes in Köln weiter voran. Im Kölner Electrification Center soll ab 2023 die erste Produktion von Elektroautos von Ford in Europa starten. Die europäische Strategie von Ford umfasst ein breites Angebot von Elektrofahrzeugen, inklusive einer batterie-elektrischen Version des beliebten Ford Puma, sowie den Ausbau seiner Marktführerschaft im Segment der leichten Nutzfahrzeuge mit elektrifizierten Ford Pro-Modellen und vernetzten Dienstleistungen. Ab 2026 will Ford in Europa jährlich 600.000 Elektrofahrzeuge verkaufen.

Wir haben uns verpflichtet, im Rahmen unseres Ford+-Plans ein dynamisches und nachhaltiges Geschäft in Europa aufzubauen. Dies erfordert Konzentration und harte Entscheidungen“, sagt Jim Farley, Präsident und CEO von Ford. „Die europäische Automobilindustrie ist extrem wettbewerbsfähig, und um zu wachsen und erfolgreich zu sein, können wir uns nicht mit weniger als großartigen Produkten, einem herausragenden Kundenerlebnis, ultraschlanken Abläufen und einem talentierten und motivierten Team zufriedengeben.

Der Absatz von Elektro-Fahrzeugen in Europa wächst weiterhin rasant (plus 65 Prozent auf 2,3 Millionen Fahrzeuge in 2021), und das Europäische Parlament hat Anfang dieses Monats entschieden, ab 2035 nur noch den Verkauf von batterie-elektrischen Pkw und Transportern zuzulassen.

Die Einführung der komplett neuen Elektro-Fahrzeugarchitektur in Valencia soll Ford dabei helfen, ein profitables Geschäft in Europa aufzubauen und qualifizierte Arbeitsplätze zu sichern. Sie soll außerdem das Angebot vernetzter, elektrischer Premium- und Performancefahrzeuge erweitern, um die Nachfrage der europäischen Kunden bedienen zu können.

Werk Saarlouis fühlt sich „belogen, betrogen und verarscht“

Die Entscheidung ist einer aktuellen Mitteilung zufolge das Ergebnis umfassender Konsultationen mit den Teams in Valencia, Spanien, und Saarlouis, Deutschland. Das Ford-Werk in Saarlouis werde weiterhin den Ford Focus produzieren. Gleichzeitig will Ford laut eigener Aussage Optionen für zukünftige Konzepte für diesen Standort evaluieren.

Einem Bericht der Süddeutschen Zeitung zufolge ist man in Saarlouis, wo Ford seit 1970 Autos produziert, so gar nicht erfreut über die Entscheidung für Valencia. Ein Stellenabbau im Saarland scheint demnach unausweichlich, es stehe gar eine Schließung des Werks im Raum. „Wir wurden belogen, betrogen und verarscht. Drei Jahre hat man uns gegen die Wand laufen lassen“, zitiert das Blatt Markus Thal, den Betriebsratsvorsitzenden in Saarlouis.

Ford indes bekräftigte sein Bekenntnis zum Standort Deutschland als Hauptsitz seines europäischen Model-e-Geschäftsbereiches und Standort seiner ersten Produktionsstätte von Elektroautos in Europa. Das Cologne Electrification Center soll Ende 2023 die Produktion aufnehmen.

Ford tätigt hohe Investitionen für die Fertigung von Elektro-Fahrzeugen in Deutschland, und wir fühlen uns Deutschland als dem Land unserer Europazentrale besonders verpflichtet“, sagt Rowley. „Wir freuen uns darauf, diese Projekte mit unseren Partnern in Deutschland und in der gesamten Region voranzutreiben. Für unsere neuen Fahrzeuggenerationen in Europa brauchen wir überragende Produktdesigns, modernste Fahrzeugtechnik und Fertigungstechnologien, eine optimierte Beschaffung und die Weiterentwicklung unserer Werke, um sie vollständig auf eine elektrifizierte Zukunft auszurichten.“

Die Architektur der nächsten Fahrzeuggeneration sei ein entscheidender Schritt in der Transformation von Ford in Europa in eine vollelektrische Zukunft. Sie sei bedeutsam, um ein florierendes Geschäft aufzubauen und gleichzeitig einen positiven gesellschaftlichen Beitrag zu leisten und die Emissionen im Einklang mit dem Pariser Klimaabkommen zu reduzieren. Das erste ab 2023 in Köln produzierte E-Modell baut jedoch noch nicht auf einer von Ford entwickelten Plattform auf, sondern auf der MEB-Architektur von Volkswagen.

Fords Pläne für eine vollelektrische Zukunft in Europa unterstützen das globale Ziel, ab 2026 jährlich über zwei Millionen Elektrofahrzeuge zu fertigen und eine unternehmensbereinigte EBIT-Marge von zehn Prozent zu erreichen.

Quelle: Ford – Pressemitteilung vom 22.06.2022 / Süddeutsche Zeitung – Ford entscheidet sich gegen das Saarland

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.
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David:

Tja, unsere deutschen Gewerkschaften erledigen das, was die Naturschutzverbände nicht schaffen. Aus der Sicht von Ford ist das völlig logisch, sich von deutschen Standorten zu trennen.

egon_meier:

Bundesdeutsche Gewerkschaften und Betriebsräte in intensiver Zusammenarbeit mit Herrn Heil schaffen so einiges …

Spanien war mal aus Arbeitgebersicht ein No-Go. Dort man man reformiert und dieses Attribut anderen angeboten. Deutschland hat zugegriffen und ein Teil des Sch…t bekommen.

Bei VW ist der Betriebsrat – gepampert von der Landesregierung – auf gutem Wege, den Laden völlig reformunfähig zu machen und an die Wand zu fahren.
Seitdem sie den Oberbremser zu Traton weggelobt haben ist allerdings ein Fünkchen Hoffnung angesagt.

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