Lebenszyklus-Studie: E-Autos klar besser als Verbrenner

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Wolfgang Plank
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  —  Lesedauer 3 min

Forscher an der Universität der Bundeswehr in Neubiberg haben herausgefunden, dass Stromer von der Produktion bis zum Recycling bis zu 89 Prozent weniger Schadstoffe emittieren als vergleichbare Verbrenner. Das meldet „sueddeutsche.de“. E-Autos wiesen zwar bei der Produktion im Vergleich die höchsten Emissionen auf, heißt es – über den gesamten Lebenszyklus betrachtet, schnitten sie aber besser ab als Verbrenner. So entsprächen etwa die Emissionen bei der Akku-Produktion eines Tesla Model 3 ungefähr dem Schadstoffausstoß bei der Nutzung eines VW Passat 2.0 TSI auf einer Strecke von 18.000 Kilometern. Dies sei aber eben bloß ein Bruchteil der gesamten Nutzungsdauer aus.

Wie es weiter heißt, hatte der Doktorand Johannes Buberger bereits vor Jahren privat begonnen, Daten über den Schadstoffausstoß von Pkw über ihren gesamten Lebenszyklus zu sammeln. Für seine Promotion verfolgte er demnach das Thema am Lehrstuhl weiter und trug mit Kollegen Daten von 790 Fahrzeugen zusammen. Die Forschungen hätten ergeben, dass die Gesamtemissionen bei einem Elektrofahrzeug um bis zu 89 Prozent gegenüber einem Verbrenner reduziert werden könnten.

Die Daten und Erkenntnisse seien mittlerweile in der Fachzeitschrift “Renewable and Sustainable Energy Reviews” veröffentlicht, heißt es. Zudem seien sie unter “sciencedirect.com” für jedermann verfügbar. Die Resonanz sei groß, wird Buberger zitiert, sogar Hersteller hätten schon angefragt. Für die Studie hätten er und seine Kollegen jeweils Fahrzeuge der gleichen Kategorie mit verschiedenen Antriebstechnologien verglichen. Zudem seien die Emissionen von der Produktion bis zum Recycling in die Untersuchung eingeflossen.

Laut den Untersuchungen könnten Plug-in Hybride und reine E-Autos die Gesamtemissionen um 73 beziehungsweise 89 Prozent verringern, wenn Ökostrom verwendet wird. Selbst bei einem Strommix sei der CO₂-Ausstoß beim Tesla Model 3 um zwei Drittel geringer als bei einem normalen Benziner, wird Buberger zitiert. Der Antriebsstrang eines E-Autos sei ungeschlagen gut. Dazu komme die Rekuperation. Fahrzeuge mit Brennstoffzelle könnten demnach die Emissionen um etwa 60 Prozent reduzieren, wenn sie derzeit üblichen grauen Wasserstoff verwenden.

In seinem Fazit wird Buberger wie folgt zitiert: “Wenn das Ziel ist, die Treibhausgasemissionen zu reduzieren, würde ich zum Elektroauto raten, vorausgesetzt man ist kein Vertreter, der am Tag 600 Kilometer fahren muss.” Urlaubsreisen hingegen fielen als Argument nicht ins Gewicht, weil sie üblicherweise nur einen Bruchteil der Fahrten im Jahr ausmachten. Bubergers Doktorvater Thomas Weyh betont, es handele sich bei den Ergebnissen um keinen Zukunftsausblick, sondern um den aktuellen Stand. Dem Bericht zufolge arbeiten Weyh und Buberger an einer “Smart Battery“. Eine erste Version gebe es bereits. Ziel sei es, Ladegerät und Managementsystem im Akku zu integrieren. Dadurch würden intakte Zellen unabhängiger von defekten, die Gefahr eines Ausfalls werde minimiert.

Quelle: sueddeutsche.de – Lebenszyklusanalyse sieht Elektroautos klar im Vorteil

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Wolfgang Plank

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Wolfgang Plank ist freier Journalist und hat ein Faible für Autos, Politik und Motorsport. Tauscht deshalb den Platz am Schreibtisch gerne mal mit dem Schalensitz im Rallyeauto.
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Marcus Rödiger:

Ein Vertreter der 600km pro Tag fährt sollte erst recht ein Elektroauto fahren. Zumindest wenn man wirklich seinen CO2 Abdruck verringern möchte. Was spricht dagegen, das Auto über Nacht vollzuladen und zwischendurch, oder beim Kunden nachzuladen? Wer soviel fährt steht eh viel im Stau, da kommt es auf 15 Minuten dann nicht wirklich drauf an.

Kona64:

Die Aussage zum grauen Wasserstoff verwundert mich schon. Das ICCT sieht FCEV da eher im Bereich vom Diesel. Berücksichtigt man die Wirkung des Methans sogar schlechter.
Durch die aktuelle geopolitische Lage hat sich die Rohstoffsituation beim H2 auch deutlich verändert.

Jens:

Die Wahl des Konjunktiv war hier goldrichtig, denn “grünen H2” wird es nicht für Autos geben.

Daniel W.:

Das Thema wurde ja schon in einem älteren Beitrag hier behandelt, siehe

19. Feb 2022 >> elektroauto-news.net/2022/e-autos-eindeutig-klimaschutz-kaiser-unter-800-automodellen

Die Grafik, die im verlinkten Artikel der Süddeutschen Zeitung zu sehen ist, habe ich in meinem Kommentar im älteren Beitrag ausgewertet, um auch die “grüne Wasserstoff”-Variante bei FCEV einzuschätzen.

Jakob Sperling:

Laut den Untersuchungen könnten Plug-in Hybride und reine E-Autos die Gesamtemissionen um 73 beziehungsweise 89 Prozent verringern, wenn Ökostrom verwendet wird. … Der Antriebsstrang eines E-Autos sei ungeschlagen gut. Dazu komme die Rekuperation. Fahrzeuge mit Brennstoffzelle könnten demnach die Emissionen um etwa 60 Prozent reduzieren, wenn sie derzeit üblichen grauen Wasserstoff verwenden.

Mal angenommen, die Berechnungen und Schlüsse sind richtig (und auch die Wiedergabe im Artikel), dann müsste das aber für FCEV, die mit grünem H2 betrieben werden, sehr gut aussehen.

Auch für PHEV sähe es danach besser aus, als hier üblicherweise angenommen wird. Eine Reduktion von 89% mit einem BEV ist das Maximum (100%) des Erreichbaren, mit 73% Reduktion erreicht ein PHEV immerhin 82% des maximal Erreichbaren. Nach der 80/20-Regel müsste man sagen, das ist gut genug, optimieren können wir später noch.

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