MAN startet Serienproduktion von Elektro-Lkw

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Daniel Krenzer
Daniel Krenzer
  —  Lesedauer 5 min

Historischer Moment für MAN Truck & Bus: Die Serienproduktion der MAN-E-Lkw ist gestartet, wie der Lkw-Hersteller in einer Pressemitteilung verkündet. Geschäftsführer Alexander Vlaskamp und Produktionsvorstand Michael Kobriger gaben demnach  zusammen mit CSU-Politiker Manfred Weber, Mitglied des Europäischen Parlaments und Vorsitzender der EVP, im Werk München das Startsignal. Fortan entstehen hier sowohl Elektro- als auch Diesel-Lkw in einer vollintegrierten Mischproduktion auf ein und derselben Linie.

Alexander Vlaskamp sagte: „Der Start der Serienproduktion unserer Elektro-Lkw ist historisch. Er markiert einen Wendepunkt in unserer Geschichte! Die Zukunft von MAN beginnt jetzt, genau in diesem Moment. Das gesamte Team von MAN ist stolz darauf, die Transformation vom Diesel- zum Elektro-Antrieb aktiv mitzugestalten. Mit unseren hocheffizienten E-Lkw wird der lokal emissionsfreie Güterverkehr Realität.” Das sei ein enorm wichtiger Schritt, um das Ziel zu erreichen, bis 2050 CO2-neutral zu sein. “Dass wir die E-Lkw zusammen mit unseren modernsten Diesel-Lkw auf einer Linie fertigen können, ermöglicht uns zudem eine enorme Flexibilität und erhöht die Wirtschaftlichkeit in der Fertigung”, sagte er. Und weiter: „Wir haben knapp 400 Millionen Euro in Forschung und Entwicklung investiert, um unser konventionelles Lkw-Produktportfolio auch mit batterieelektrischem Antrieb anbieten zu können. Die Palette reicht von 12 bis 50 Tonnen und bildet vom Müllsammler bis hin zum Langstrecken-Truck alles ab. Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht.”

Bis Jahresende wolle MAN die ersten 1000 Elektro-Lkw ausliefern. Damit ließen sich, je nach Einsatz und Strommix, CO2-Emissionen vergleichbar mit denen einer Kleinstadt einsparen. “Das ist ein enormer Hebel! Die Politik muss nun mit Blick auf den Ausbau der Infrastruktur und CO2-Bepreisung die Weichen richtig stellen, damit der Hochlauf in der E-Mobilität weiter Fahrt aufnimmt”, sagte der MAN-Geschäftsführer.

Weber stolz auf Innovation aus Bayern

Manfred Weber ergänzet: „Innovation und Technologie sind nicht nur der Schlüssel Europas zu wirtschaftlichem Erfolg und internationaler Wettbewerbsfähigkeit, sondern auch entscheidend, um wirtschaftliche und klimapolitische Ziele miteinander in Einklang zu bringen. MAN macht es mit dem E-Truck vor und zeigt, wie ein emissionsärmerer Güterverkehr aussehen kann. Und wenn diese Innovation noch dazu aus Bayern kommt, macht mich das stolz.“

Michael Kobriger, Vorstand für Produktion und Logistik, sagte zudem: „In den Umbau zur Elektrifizierung unserer europäischen Werke investieren wir in dieser Dekade rund eine Milliarde Euro – einen Großteil davon in Deutschland. Das ist ein starkes industriepolitisches Signal auch für den Standort Bayern – da wir in Nürnberg und München die Transformation aktiv gestalten.” Die Transformation werde bei MAN nun im Hauptwerk deutlich sichtbar. Die maximale Fertigungskapazität liege aktuell bei rund 100 Lkw pro Tag – unabhängig von der Antriebsart. Es dauere jeweils rund acht Stunden, bis ein Truck gefertigt ist.

„Die Produktion von Elektro- oder Diesel-Lkw auf einer Linie ist je nach Marktentwicklung flexibel anpassbar und die Fahrzeuge können genau in der Reihenfolge der Kundenaufträge gebaut werden. Mit dem innovativen Konzept gehen umfangreiche Veränderungen entlang des Montagebandes sowie der Zulieferungen und Logistik einher“, sagte Kobriger.

Während beispielsweise die Verbrenner zu Beginn Achsen, Tanks und Abgasvorrichtungen bekommen, erhalten die E-Modelle stattdessen die beiden Batterien unter dem Fahrerhaus zusammen mit weiteren elektrischen Komponenten – das sogenannte Powerpack. Mehr als 5000 Beschäftigte wurden für diese Transformation zuvor im Bereich der Hochvolttechnologie geschult.

Bereits 700 Aufträge für E-Lkw

Vor dem Start der Serienproduktion hat MAN bereits knapp 200 elektrische Vorserien-Lkw hergestellt und an Kunden übergeben. Diese Fahrzeuge waren bereits rund zwei Millionen Kilometer im realen Kundeneinsatz auf Europas Straßen unterwegs – teils mit Tagestouren von bis zu 850 Kilometern und für die Größe der Lkw sehr geringen Verbräuchen von durchschnittlich 97 kWh pro 100 Kilometer. Insgesamt habe MAN bereits rund 700 Aufträge für Elektro-Lkw erhalten.

“Besonders attraktiv ist der E-Lkw unter anderem für Einsätze in der Automobillogistik: Denn die so genannte Ultra-Lowliner-Sattelzugmaschine ist einzigartig auf dem Markt mit ihrer Aufsattelhöhe von nur 950 mm mit 3,75 Meter Radstand. Damit sind auch vollelektrische Transporte mit drei Metern Innenladehöhe möglich”, schreibt MAN. In Wolfsburg und Bayern sei der elektrische Ultra-Lowliner bereits im Rahmen der Automobilzulieferung in unterschiedlichen Streckenprofilen im Einsatz.

Ein weiterer Vorteil des eTrucks seien dabei die drei bis sechs modular kombinierbaren NMC-Batterien, die aus dem MAN-Werk Nürnberg stammen und insgesamt eine Bruttokapazität bis zu 534 kWh bieten. Bis zu 500 Kilometer seien dadurch ohne Zwischenladen problemlos möglich. Für noch größere Reichweiten gebe es optional sogar eine siebte Batterie, mit der es möglich ist, bis zu 740 Kilometer ohne Zwischenladen batterieelektrisch zu fahren.

Bis 2050 CO2-Neutralität das Ziel

“Schon jetzt bietet MAN nicht nur die breiteste Produktpalette an E-Lkw, sondern auch bei E-Bussen. Allein beim E-Lkw gibt es über eine Million Konfigurationsvarianten und somit maßgeschneiderte Lösungen für alle gängigen Transportanwendungen”, formuliert der Hersteller stolz. Bei elektrischen Stadtbussen, die seit geraumer Zeit im polnischen Werk in Starachowice hergestellt werden, ist MAN eigenen Angaben zufolge Marktführer in Europa und hat zudem kürzlich als erster europäischer Hersteller einen Elektro-Reisebus in Ankara vorgestellt. In den Städten Europas fahren aktuell schon mehr als 2500 Busse von MAN mit batterieelektrischem Antrieb. Im neuen Modelljahr werden diese ebenso wie die Trucks mit den Batterien aus Nürnberg ausgestattet. Dort hat MAN allein 250 Millionen Euro in den Aufbau einer Batteriepack-Fertigung investiert.

MAN Truck & Bus hat das Ziel, bis 2050 CO2-neutral zu werden. Die Elektrifizierung der Fahrzeugflotte ist Voraussetzung für das Erreichen der Nachhaltigkeitsziele, denn rund 95 Prozent der Gesamtemissionen von MAN entfallen auf die im Betrieb befindlichen Fahrzeuge. Zudem ist der E-Lkw enorm wichtig, um die aktuellen CO2-Vorgaben der Europäischen Union zu erfüllen: MAN verfolgt das Ziel, schon 2025 mehr als 1000 eTrucks an seine Kunden zu übergeben. Im Vergleich zu 1000 Diesel-Lkw mit 120.000 Kilometern Jahresfahrleistung und 24 Litern Durchschnittsverbrauch, könnten allein diese ersten Elektro-Lkw bei Nutzung von 100 Prozent Grünstrom in einem Jahr bis zu 80.000 Tonnen CO2 einsparen. Das entspricht annähernd den jährlichen CO2-Emissionen einer deutschen Kleinstadt.

Quelle: MAN – Pressemitteilung vom 16. Juni 2025

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Daniel Krenzer

Daniel Krenzer

Daniel Krenzer ist als studierter Verkehrsgeograf und gelernter Redakteur seit mehr als zehn Jahren auch als journalistischer Autotester mit Fokus auf alternative Antriebe aktiv und hat sich zudem 2022 zum IHK-zertifizierten Berater für E-Mobilität und alternative Antriebe ausbilden lassen.
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Stefan:

Die Trucks müssen fahren. Da ist V2G selten möglich…..

Stefan:

Wo war denn Aiwanger? Achso, es sind keine Wahlen und Holzvergaser Trucks will niemand…..”Woasserstooof” auch nicht.

Volker:

Interessant wäre die Info, ob die Fahrzeuge V2X-fähig sind. Bei vielen Mittelständlern werden die 7,5-Tonner nur sporadisch genutzt und stehen ansonsten nutzlos rum, obwohl sie mit ihrer immensen Batteriekapazität ganze Montagehallen mit, außerhalb der Arbeitszeiten eingespeistem, Solarstrom versorgen könnten.

Johannes:

Sehr gut. Ich schätze der Diesel-LKW ist noch vor dem Heizofen-PKW aus dem Rennen, da hier Emotionen und Ängste keine Rolle spielen.

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