Mercedes baut ab 2024 eigene Elektroantriebe für E-Autos

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Mercedes-Benz

Michael Neißendorfer
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  —  Lesedauer 2 min

Ab 2024 will Mercedes die Antriebe für seine Elektroautos auch selbst bauen. Das hat Daimler-Entwicklungschef Markus Schäfer in einem Gespräch mit dem Fachblatt Automobilwoche ankündigt. Mit der Eigenproduktion der Elektroantriebe für die Fahrzeugarchitekturen MMA und MB.EA will der Premiumhersteller die Wertschöpfungstiefe von Elektroautos deutlich steigern.

Wir erhöhen die Wertschöpfungstiefe deutlich und wechseln von einem Fremdbezug auch auf die eigene Fertigung“, so Schäfer. Momentan kommen die elektrischen Antriebsstränge noch von externen Partnern, so der Daimler-Entwicklungschef. ZF etwa liefere den Antrieb für den EQC, der EQS mobilisiert seine Leistung mit einem Motor von Valeo Siemens eAutomotive. „Wir wollen das Gesamtsystem von Elektromotor, Batterie und Leistungselektronik möglichst gut beherrschen, ähnlich wie das beim Verbrennungsmotor der Fall ist“, begründet Schäfer die Wende in der Produktion.

Einen kleinen Vorgeschmack auf den neuen Antrieb lieferte Mercedes erst vor wenigen Tagen mit dem Konzeptauto EQXX. Die Batterie der Studie nimmt bei gleicher Kapazität nur die Hälfte des Bauraums ein und ist gut ein Drittel leichter als aktuelle Akkus. Auch der Wirkungsgrad von 95 Prozent sei bislang unerreicht. Das führe beim EQXX zu einem besonders niedrigen Energieverbrauch von nur zehn Kilowattstunden auf 100 Kilometer. Ein aktuelles vergleichbares Fahrzeug benötigt zwischen 15 und 20 Kilowattstunden. Kunden sollen sich also auf deutlich höhere Reichweiten freuen dürfen. Der EQXX etwa soll mit einer Ladung mehr als 1000 Kilometer weit kommen.

Von der Eigenfertigung der Antriebe sollen Werke profitieren, die bislang von der Herstellung von Verbrennerantrieben abhängig waren, wie etwa Berlin und Untertürkheim, womit der Hersteller auf eine Forderung des Betriebsrats reagiert. Außerdem will Mercedes den Umstieg auf die Elektromobilität beschleunigen und Absatzziele nach oben anpassen, wie Schäfer der Automobilwoche erklärt: „Wir werden sicher global über einen Kapazitätsausbau beim elektrischen Antriebsstrang diskutieren müssen, weil wir bei der Elektromobilität deutlich beschleunigen und 2025 bereits die Hälfte unserer Fahrzeuge rein elektrisch oder als Plug-in-Hybrid auf den Markt kommt.“

In den E-Autos der neuesten Generation sollen auch selbst entwickelte Batteriezellen verbaut werden. Bereits angekündigt hat Mercedes den Aufbau von vier Batteriefabriken, gemeinsam mit Partnern wie etwa dem Multi-Marken-Konzern Stellantis. Zeitnah will der Hersteller zudem den Bau einer weiteren Fabrik verkünden, so Schäfer. Konkrete Informationen hierzu lieferte der Daimler-Entwicklungschef aber nicht. Der Automobilwoche zufolge soll es sich bei dem neuen Partner um das chinesische Batterieunternehmen Farasis handeln, welches in Bitterfeld eine Produktionsanlage aufbauen will, bislang allerdings noch zögert.

Quelle: Automobilwoche – Mercedes baut E-Antrieb komplett selbst

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.
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Wolfgang M.:

Endlich zeigt Mercedes, dass sie es mit E-Mobilität wirklich ernst meinen. Schließlich war es doch bisher immer die Kernkompetenz eines Autoherstellers, dass er seine Antriebssysteme im eigenen Haus baut. Wo würden wir denn landen, wenn alle E-Autofabriken auf einige Standardmoteren aus dem Angebot von z.B. Bosch, Siemens oder ZF zurückgreifen würden. Das wäre möglicherweise preiswerter und wartungsfreundlicher, würde aber doch zu unerwünschter Abhängigkeit von einem oder wenigen Zulieferern führen und gleichzeitig die Innovation hemmen.

Wolfgang M.:

Da bin ich mir aber sicher !!

grassus:

@ Stefan: ja als E-Mobil Fahrer mit PV-Anlage kann man einen Solarspeicher gebrauchen. Nicht gebrauchen kann man aber die völlig überhöhten Speicherpreise, die am markt angeboten werden.
Immer noch werden 800-1000€ pro KW gefordert, wobei die reinen Speicherpreise für die Autoindustrie doch bei 120€ liegen sollen. Wer erklärt mir die Differenz?
Es ist ein Monopolisiertes Geschäft, wo einige weinige sich abstimmen, Kartellamt zeigt kein interesse.
Fazit: Solange die preise nicht um ca. 50% fallen ist dies für BEV-Fahrer uninteressant.

Anonymous:
David:

Gibt es Tesla in drei Jahren noch?

David:

Vielleicht sollte man mal sagen, dass aktuell Tesla gar keine Zellen für irgendwelche Autos, die hier fahren oder dieses Jahr fahren werden, fertigt oder gefertigt hat. Sondern stumpf aus China/Südkorea einkauft, und zwar teuer an der Kleinkundenkasse. Weil sie vor 3-4 Jahren noch nicht das Geld hatten, langfristige Lieferverträge zu schließen.

Dieses Geschwurbel, sich als Zellproduzent zu gerieren, haben seinerzeit noch viele geglaubt. Indessen ist offenkundig geworden, Tesla ist in Sachen Akku nicht vorne, sondern ziemlich hinten: Super Winterschwäche, langsame DC-Ladung, schwere Billig-Akkus mit hohem Gewicht bei niedriger Kapazität. Das Model 3 mit Standard Range wiegt indessen fast 2 t leer.

Daher nahm sich ein Start up neulich das Model S vor und baute in den Bauraum des Akkus einen mit doppelter Kapazität ein. Eine schallende Ohrfeige, die in der Branche mit Schmunzeln gesehen wurde. Das wurde sogar von den gusseisernen Tesla Fans gesehen, denn ihre Wutschäumen in den Kommentaren zeigte nur eins: Dass sie auch gemerkt haben, ihr Leib- und Magenhersteller ist technisch schon abgehängt. Auch der EQXX und sein Akku deutet das an.

Farnsworth:

Aber sicher doch. Sie haben auf jeden Fall eine gute Elektroplattform am Start. Ich finde es immer interessant, wer als nächstes todgesagt wird.

Farnsworth

Tobi:

Gibts Mercedes in 3 Jahren noch?

Anonymous:

Je höher der Grad der vertikalen Integration einer Firma, desto unabhängiger ist man von Zulieferern – vor allem von deren Wertschöpfung.
Diese bittere Erkenntnis trifft gerade sehr viele Automobilhersteller beim Thema Batterien.
Wie tief man dabei die vertikalen Hürde legt, bleibt jedem selber überlassen – Tesla ist da ja beispielsweise schon bei den Rohstoffen wie Lithium oder Nickel angelangt.
Redwood Materials (JB Straubel = ehemaliger Batterie Chef bei Tesla) will die GIGA Nevada (Tesla) ab Ende 2022 mit Kupferfolie beliefern – so schließt sich nicht nur der Recyclingkreis ;-)

Mal sehen wer diesen Weg mitgeht und welche Folgen es haben wird das nicht zu tun.

Time will tell :-)

Wolfbrecht Gösebert:

Aus dem Artikel:

“Von der Eigenfertigung der Antriebe sollen Werke profitieren, die bislang von der Herstellung von Verbrennerantrieben abhängig waren, […] womit der Hersteller auf eine Forderung des Betriebsrats reagiert.”

Der wichtigste Satz und wohl eben auch der tatsächliche Beweggrund für die Entscheidung :P
Rein betriebswirtschaftlich hätte MB da auch zu einer anderen Entscheidung kommen können.

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