Nissan zieht sich aus Fusionsgesprächen mit Honda zurück

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Nissan / Honda

Sebastian Henßler
Sebastian Henßler
  —  Lesedauer 2 min

Nissan hat sich wohl dazu entschieden, die Gespräche mit Honda über eine Fusion unter einem gemeinsamen Dach vorerst zu beenden. Die beiden Unternehmen hatten im vergangenen Jahr Pläne für eine enge Zusammenarbeit vorgestellt, mit dem Ziel, bis August 2026 eine neue Holdinggesellschaft zu gründen. Nun seien die Verhandlungen ins Stocken geraten, wie Automotive News berichtet.

Ein zentraler Streitpunkt war demnach die Frage der Kontrolle. Honda hatte vorgeschlagen, direkt Anteile an Nissan zu erwerben und das Unternehmen als Tochtergesellschaft zu führen. Dieser Ansatz sei bei Nissan auf Widerstand gestoßen. Das Unternehmen bestand auf eine gleichberechtigte Integration und lehnte die Idee ab, untergeordnet zu werden, heißt es.

Neben dem Kontrollaspekt spielte auch die finanzielle Situation eine Rolle. Nissan steht seit Längerem vor wirtschaftlichen Herausforderungen und arbeitet an einer internen Umstrukturierung. Honda knüpfte eine Fusion an Fortschritte in diesem Bereich, sah jedoch bisher keine ausreichenden Entwicklungen. Unabhängig von den gescheiterten Gesprächen sollen nun alternative Formen der Zusammenarbeit geprüft werden. Dazu gehört auch die Möglichkeit gemeinsamer Projekte im Bereich der Elektromobilität.

Offiziell wollten sich beide Unternehmen nicht detailliert zu den Entwicklungen äußern. Nissan betonte lediglich, dass eine Entscheidung über die Zukunft der Gespräche bis Mitte Februar erwartet werde. Eine Sprecherin wies darauf hin, dass die bisherigen Berichte nicht auf einer offiziellen Mitteilung des Unternehmens basieren. Honda bestätigte, dass verschiedene Möglichkeiten geprüft werden, ohne konkrete Pläne zu nennen.

Ursprünglich war vorgesehen, dass die neue Holdinggesellschaft von einer Mehrzahl an Honda-nominierten Direktoren geleitet wird. Der CEO oder Präsident wäre ebenfalls von Honda bestimmt worden. Diese Machtverteilung dürfte eine entscheidende Rolle bei Nissans Vorbehalten gespielt haben.

Honda wird seit 2021 von CEO Toshihiro Mibe geführt, der als stabiler Faktor im Unternehmen gilt. Nissan steht hingegen unter der Leitung von Makoto Uchida, der 2019 inmitten der Krise um den früheren Chef Carlos Ghosn übernommen hatte. Seine Bemühungen um eine Neuausrichtung von Nissan verliefen bislang nur mit begrenztem Erfolg.

Auch Mitsubishi, das als dritter Partner in das Projekt einsteigen sollte, hat bislang keine Entscheidung getroffen. Konzernchef Takao Kato erklärte, dass Mitsubishi weiterhin verschiedene Optionen prüft. Eine Entscheidung sei zunächst für Ende Januar geplant gewesen, werde nun aber frühestens Mitte Februar erwartet.

Falls Mitsubishi Teil des Zusammenschlusses wird, wäre das neue Unternehmen der drittgrößte Autokonzern der Welt, hinter Toyota und Volkswagen. Gemeinsam erzielten Honda, Nissan und Mitsubishi im Jahr 2024 einen Absatz von mehr als 8 Millionen Autos und würden damit die Hyundai Motor Group überholen.

Quelle: Automotive News – Nissan will withdraw from integration with Honda, Nikkei says

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Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.
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Spiritogre:

Die Chinesen benutzen Android Automotive, eine amerikanische Software. Die haben alle nichts, was dem Stand der Technik entsprechen könnte und versuchen es entsprechend nicht einmal.

Technisch propagieren die Chinesen immer irgendwelche tollen Autos. Nur kaufen kann man die dann nirgends und wenn sie dann doch hier kommen, stellt man schnell fest, dass sie nicht halb so gut sind wie behauptet aber dafür genauso teuer wie deutsche Autos.

Im Moment sehe ich technisch eher Marken wie BMW als alle anderen im Staub hinter sich lassend. Aber sicher nicht die Chinesen.

Spiritogre:

Honda ist wirklich interessant, in den USA verkaufen sie mehr als Toyota und sind “Fremdmarke” Nummer 1 dort. In Europa waren sie mal so populär aber dann stiegen die Preise immer weiter, wurde das Design immer “komischer” und der Kunde verlor das Interesse.

Ich kannte so viele Leute die in den 90ern Autos wie den Civic gefahren sind, heute keinen einzigen mehr.

Sledge:

Der europäischen Automobilindustrie wird es wie der europäischen Mobilfunkindustrie ergehen, in 10 Jahren wird sie verschwunden sein.

Wir sind einfach zu langsam, immer noch nicht zu 100% davon überzeugt dass sich die Elektromobilität durchsetzen wird und europäische Software ist nicht state of the art.

Frank2:

Ja, bei Honda in Europa bin ich auch der Meinung, dass man dort wohl bald aufgeben wird.

Eigentlich schon sehr interessant wie das gelaufen ist.

1979 hat ein Freund von mir einen Honda Accord gekauft – damals ein absoluter Exot – aber bot viel mehr als vergleichbar teure deutsche Autos.
Irgendwann hatte man dann mal Angst, dass die Japaner den gesamten Markt übernehmen.
Und 45 Jahre später sind wir wieder da wo wir 1980 waren.

Leider werde ich nicht mehr erleben wie das mit den Chinesischen Marken ausgehen wird.

Niklas Maurus:

Nissan ist überlebensfähig. Mitsubishi wohl nicht. Wobei sich Honda aus Europa zurückziehen wird.

Honda ist mit einem Marktanteil von 0.1 Prozent irrelevant. Nissan hat immerhin 1.7 Prozent

Frank2:

Ich denke im Zuge der Verhandlungen haben alle Beteiligten mehr über die anderen dazu gelernt.
Honda geht offensichtlich inzwischen davon aus, dass weder Mitsubishi noch Nissan alleine langfristig überlebensfähig ist – und stellt daher klare Forderungen.

Die Autoindustrie in Japan muss sich (genauso wie die Europäer) auf geringere Stückzahlen im Export vorbereiten.
Da wird wohl der eine oder andere Hersteller verschwinden.

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