Tata Tiago EV: Elektroauto für 10.000 Euro

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Tata Motors

Iris Martinz
Iris Martinz
  —  Lesedauer 3 min

Es geht auch anders. Während deutsche Autobauer zunehmend auf das elektrifizierte Luxussegment setzen, baut der indische Hersteller Tata Motors – Mutterkonzern von Jaguar Land Rover – ein Elektroauto für knapp 10.000 Euro. Damit will man die indische Bevölkerung zum Umstieg auf Elektromobilität bewegen. Der niedrige Preis geht allerdings auf Kosten der Reichweite.

Der indische Automarkt ist klein: bei mehr als einer Milliarde Einwohner werden jährlich nur etwa drei Millionen Autos verkauft. Das Straßenbild ist von Mopeds und Rikschas geprägt. Dennoch sollen jene, die sich ein Auto leisten können, möglichst auf Elektromobilität umsteigen. Tata bietet mit dem Tiago EV nun das günstigste elektrische Modell auf dem Markt – für 10.370 Dollar (etwa 10.400 Euro).

Das nächstgünstigere Elektroauto in Indien – die elektrische Version des Tigor von Tata – kostet etwa 5.000 Euro mehr. Nur in China gibt es noch günstigere Elektroautos, die dort schon ab ca. 4.500 Euro zu haben sind. Allerdings ist der aktuelle günstige Einstiegspreis auf 10.000 Einheiten beschränkt. Nach Angaben von Tata wurden bereits am ersten Tag 10.000 Bestellungen abgegeben. Wieviel der Tiago EV danach kosten wird, wollte das Unternehmen nicht bekanntgeben.

Der Tiago EV ist die elektrische Version des Tiago Hatchback – einem der Bestseller von Tata Motors. Die niedrigen Kosten werden mit einer bewusst niedrigen Reichweite erzielt. In der günstigsten Version beträgt die Reichweite mit einer 19,2 Kilowattstunden-Batterie etwa 250 Kilometer, in einer teureren Version mit 24 Kilowattstunden 315 Kilometer. Indische Autofahrer fahren im Schnitt aber ohnehin nur 50 Kilometer am Tag.

Der Tiago EV punktet trotz niedrigem Preis mit Touchscreen, Sportfahrmodus, Soundsystem, optionalen Kunstledersitzen und gekühltem Handschuhfach. Die Betriebskosten sollen nach Angaben von Tata nur ein Siebtel der Benziner-Version betragen. An der Schnellladestation benötigt der Tiago EV in beiden Batterieversionen allerdings nach Angaben von Tata 57 Minuten, um die Batterie von 10 auf 80 Prozent zu laden. Am Wechselstrom lädt der Tiago EV mit maximal 7,2 Kilowatt (in der günstigsten Version mit 3,3 Kilowatt).

Aktuell fahren erst ein Prozent der Autos in Indien elektrisch. Die Regierung will diesen Anteil bis 2030 auf 30 Prozent steigern. Dabei ist Tata bisher der einzige Hersteller im Land, der Elektrofahrzeuge anbietet. Dank staatlicher Subventionen und hoher Einfuhrzölle wird das wohl auch so bleiben. Bis 2026 will Tata insgesamt zehn elektrische Modelle auf den Markt bringen. Der heimische Konkurrent Mahindra sammelt hingegen gerade 500 Millionen Dollar an Investments ein, um seine EV-Sparte aufzubauen. Mahindra plant einen Elektro-SUV als erstes Modell.

Bestes Verkaufsargument für den Tiago EV ist wohl der niedrige Preis und die niedrigen Betriebskosten. Umweltüberlegungen spielen eher keine Rolle. Indien produziert immer noch 71 Prozent seines Stroms aus fossilen Energieträgern. Damit werden die entsprechenden Verkehrsemissionen nur verlagert.

Quelle: energyload.eu – Tata Motors: Elektroauto für $ 10.000 in Indien vorgestellt//tiagoev.tatamotors.com

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Iris Martinz

Iris Martinz

Iris Martinz ist Unternehmens- und E-Mobilitätsberaterin in Österreich, mit langjähriger Erfahrung im Recycling und Second Life von E-Mobilitätsbatterien. Fährt sowohl rein elektrisch, als auch V8, und möchte die beiden Welten etwas näher zusammenbringen. Nachzulesen unter www.mustangsontour.com.
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Gerhard Cervenka:

Es ist bewiesen: Genau solche kleine E Autos mit Akku sind der eigentliche Gamechanger bei der Verkehrswende. Genau solche Autos werden nicht gefördert und auch nicht gebaut in Deutschland. Der E-UP ist viel zu teuer. Unverständlich ist das alles.

E-Autofahrer:

Die Aussage, dass die Emmissionen wegen fossiler Stromerzeugung nur verlagert würden, ist nur teilweise richtig. Schliesslich benötigt ein Elektrofahrzeug sehr viel weniger Energie pro Strecke, ungefähr ein Drittel. Es kommt jetzt auf die Wirkungsgrade in den Kraftwerken und Übertragungsleitungen an. Das zu bewerten ist aber was für schlauere Leute als ich es bin.

Fabian Uecker:

Eine Verlagerung der Emissionen stimmt nur bedingt. Da das Auto sehr sparsam ist würde es trotz Kohlestrom einen Effekt geben. Kohlestrom erzeugt 1100g/kWh. Bei angenommenen 10kwh/100km wären das 110g/km was gar kein schlechter Wert ist und ungefähr 4-5l Diesel entsprechen.

Läubli:

Solcher Schrott wirst du sicher nie kaufen können, die bekommen wohl keine Zulassung…. da kaufst du dir besser ein E-Bike zum selben Preis, dann hast du wenigstens was für das Geld und das Fitnessstudio gleich noch “gratis” dazu! ;))

singingshark:

Die könnten die ersten 10.000 Autos auch verschenken, das sagt also nichts darüber aus was der echte Herstellungspreis für ein Auto (Inklusive Entwicklung, Aufbau der Produktion, Service und Garantie beträgt)

Teuerstes Bauteil bei einem Elektroauto bleibt der Akku, und der ist auch in Indien nur zu Weltmarktpreisen zu produzieren da Indien nicht über eigenen Lithium Vorkommen verfügt.

Wichtig ist also, wie teuer wäre das Auto zu den wirtschaftlichen Kosten wenn der Produzent damit auch einen Gewinn erziehlen möchte? Also der Preis jenseits der ersten 10.000 Subventionsmodelle …

R. Raschli:

Mit Ora Cat, MG4 u. a. ist ja aus China in der Tat einiges vielleicht Passendes am Kommen bzw. schon da.
Ich blicke auch optimistisch auf die kommenden Kleinen auf MEB Small von VW-Konzerj in etwa drei Jahren. Allerdings wird man da preislich und mit ‚etwas‘ Ausstattung wieder bei 30K+ liegen. Mir kommt jetzt schon das Grausen vorm Konfigurieren, etwa verglichen mit dem MG4, den ich dieser Tage mal aus Interesse konfiguriert habe in „5 Sekunden“.

Jeff Healey:

Ich warte auch händeringend auf ein günstiges E-Auto. Mein Problem ist, dass es derzeit nur Kleinstwagen und Kleinwagen im unteren Preissegment gibt, ich jedoch etwas „mehr Auto“ brauche, um zum Beispiel meinen Hund mitnehmen zu können. Der Opel Corsa-e passt mit seinen 33.000,-€ Listenpreis längst nicht mehr in mein Budget, der Dacia Spring hat lausige Fahreigenschaften (Beschleunigung und Lenkung sind wirklich haarsträubend schlecht) sowie eine viel zu hohe Kofferraum-Ladekante für meinen Hund, e-Twingo und e-Smart sind für mich zu klein und erscheinen mir dafür obendrein deutlich zu teuer für das was sie bieten.
Es fehlen kleine e-Minivans um die 15.000,-€ bis 20.000,-€, für Leute wie mich, die regional unterwegs sind und ein gut nutzbares Auto suchen. Und ich glaube, ich bin mit diesem einfachen Wunsch bei Weitem nicht alleine: Nicht umsonst ist ein relativ einfach gestrickter Meriva A innerhalb von knapp fünf Jahren über eine Million mal in Europa verkauft worden, das sind Zahlen, von denen Opel heute nur noch träumen kann.
Die deutsche Autoindustrie hat leider kein Interesse mehr an bezahlbaren und einfachen Autos. Jetzt warte ich auf andere Anbieter, gerne dann auch aus Indien oder China.

Reiner Gising:

Weiß es jemand: Ist denn Indien auch quasi Großabnehmer von Gebrauchtwagen aus irgendeiner anderen Region der Welt?
So wie etwa
Osteuropa, Nordafrika aus Zentraleuropa,
Mittel- und Südamerika aus Nordamerika,
Neuseeland aus Japan
und weitere Beispiele?
Wie dem auch sei: It’s a long, long way to Electrification for India..

Daniel W.:

Wenn man sich anschaut wieviele Leute durchschnittlich in einem Auto sitzen und wieviel “Müll” sie in ihren Autos spazieren fahren, dann würde denen auch ein Microlino reichen. Der hat 2 Sitze und einen kleinen Kofferraum für den Einkauf, er wird in Italien in Kleinserie fertigt und kostet in der Basisversion 14.990 Euro.

In Großserie gefertigt könnte man den Microlino für rund 10.000 Euro in der Basisversion anbieten und wenn die Umweltverbände das teuere Marketing übernehmen, dann wird der Werbe-Etat gespart und die Konzerne könnten sogar Profite damit machen – man muss nicht nach Indien, um günstige E-Auto zu bekommen.

Der Citroen Ami kostet in Frankreich um die 7.000 Euro, wenn hier statt dünner Stahlröhrchen Pressteile aus Stahl und Aluminium sowie ein etwas stärkeres Motörchen und Fahrwerk verwendet und komfortablere Sitze eingebaut würden, dann hätte man ein L7e-Fahrzeug für 2 Personen für 10.000 Euro.

Das Problem ist, dass die großen deutschen Autohersteller keine 4 x 500 kg als E-Autos bauen wollen, sondern lieber ein E-Auto mit 2.000 kg am Stück, das sie nur einmal an den Mann / die Frau bringen müssen.

Deutsche Hersteller wollen auch nicht die doppelte Zahl an E-Autos mit 1.000 kg für 20.000 Euro bauen, also kommen die wohl von ausserhalb der EU, denn Arbeitsplätze stehen bei denen nicht an erster Stelle.

Dark Erebos:

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