VDA: „Die Kunden werden Plug & Charge mögen“

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Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 4 min

Joachim Damasky, Geschäftsführer für die Bereiche Technik und Umwelt beim Verband der Automobilindustrie (VDA), sprach in einem Interview mit dem Fachblatt Edison unter anderem über den Stand der Ladeinfrastruktur für Elektroautos, was er vom neuen Gesetz der Bundesregierung über den Ausbau in Wohn- und Geschäftshäusern hält und warum Plug & Charge die Zukunft gehört.

Eine Million Ladesäulen sind ein guter Orientierungspunkt“, sagt Damasky über das Vorhaben der Bundesregierung, dieses Ziel bis zum Jahr 2030 erreicht zu haben. „Man rechnet mit etwa zehn Fahrzeugen pro Ladesäule“, was damit gut mit dem zweiten Ziel — bis zu zehn Millionen Elektroautos bis 2030 — harmonieren würde. Momentan gebe es in Deutschland 270.000 Elektroautos und rund 24.000 Ladepunkte. „Damit stimmt das Verhältnis – aber nur für den Augenblick“, sagt Damasky, da die Zahl der Elektroautos in den kommenden Monaten und Jahren deutlich steigen soll – an diesem Ziel halte „die deutsche Automobilindustrie trotz der Herausforderung durch die Corona-Krise fest.“

Um die neuen Ladestationen „mit der nötigen Energie zu versorgen und Kunden die Sorge vor Lücken in der Ladeinfrastruktur zu nehmen, sollte man das Ladesäulennetz mit Blick auf die künftigen Ansprüche ausbauen, wir sprechen von ,vorauseilend’“, erklärt der Ingenieur. Gehe man etwa von den geplanten „bis zu 200.000 weiteren Neuzulassungen von Elektroautos in diesem Jahr aus, sollte die Zahl der Ladepunkte mindestens verdoppelt werden“, schlägt der VDA-Geschäftsführer vor.

Außerdem sollten die Ladestationen bevorzugt „dort aufgestellt sein, wo sie benötigt werden, vor allem in Großstädten und Verdichtungsräumen“. In den anderen Gegenden haben Elektroautofahrer oft eine eigene Stromversorgung per Wallbox in der Garage. Das zeigt sich auch in der Statistik, wie Damasky erwähnt: „Etwa 80 Prozent der Elektroautos werden heutzutage in der Garage eines privaten Elektroauto-Besitzers geladen.“ In Zukunft soll dieser Anteil allerdings „auf 60 bis 65 Prozent sinken, weil die Halter oder Nutzer das Laden des E-Autos mit Einkäufen verbinden werden oder die Autos in steigendem Umfang an ihrem Arbeitsplatz laden werden“, laute eine Prognose des VDA.

Bauherren und Architekten sollen Ladeinfrastruktur „von Anfang an“ mit einplanen

Das erst vor wenigen Tagen von der Bundesregierung auf den Weg gebrachte Gesetz zum Aufbau einer gebäudeintegrierten Ladeinfrastruktur (GEIG) sei „in entscheidenden Punkten nicht anspruchsvoll genug“, findet Damasky: „Denn Vorrüstungen sind dabei zunächst nur bei Neubauten vorgesehen, im Fall von Wohnhäusern auch nur bei mindestens zehn Parkplätzen. Das reicht nicht.

Erfreulicherweise“ habe aber die Bundesregierung noch nachgeschärft und einen Gesetzentwurf aus dem Bundesjustizministerium beschlossen, „wonach Mieter und Wohnungseigentümer einen Rechtsanspruch auf den Einbau einer Ladestation für Elektroautos bekommen sollen“. Dies sei „ein ganz wesentlicher Beitrag, damit der Hochlauf der Elektromobilität gelingt.“ Zudem appelliere der VDA „an Bauherren und Architekten, beim Bau neuer Ein- oder Mehrfamilienhäuser automatisch entsprechende Anschlüsse von Anfang an mit einzuplanen.“

Neben diesen Wechselstrom-Normalladern brauche es aber auch eine gewisse Menge an Gleichstrom-Schnellladepunkten, etwa in Form von „City-Hubs, zu denen man nur einmal die Woche fährt, um sein Elektroauto zu laden“, was für viele Pendler vollkommen ausreichend sei. Allerdings seien „die DC-Lader deutlich teurer als AC-Lader und erfordern damit eine höhere Auslastung“, so Damasky.

„Plug & Charge ist die Zukunft“

Auch das Thema Plug & Charge schneiden die Interviewpartner an. Diese Technologie, die die Ladevorgänge spürbar vereinfacht, „ist schon da und wird sich durchsetzen“. Statt den Lade- und Bezahlvorgang per RFID-Karte oder -Chip zu starten, reicht es bei Plug & Charge, das Elektroauto mit dem Kabel der Ladesäule zu verbinden — einfach anstöpseln, der Strom fließt, der Bezahlvorgang wird ebenfalls vollautomatisch abgewickelt. „Die Technik dafür ist in allen Fahrzeugen, die seit Mitte 2019 auf den Markt gekommen sind vorhanden“, sagt Damasky. Es gehe „jetzt nur noch darum, diese Technik auszurollen“, erste Angebote auf dem Markt soll es „im Laufe des Jahres“ geben. „Und dann dauert es vielleicht noch zwei bis drei Jahre, ehe es flächendeckend Alltag ist.“

Plug & Charge ist die Zukunft“, sagt Damasky. „Die Kunden werden es mögen – und gezielt die Säulen aufsuchen, an denen es möglich ist.

Quelle: Edison — „Zahl der Ladepunkte mindestens verdoppeln“

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.
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babelfish:

Plug & Charge? Das gibt’s doch schon lange; und wer hat’s erfunden? “Tesla”

Alexander:

Naja, nun ist es ja soweit das die Automobilindustrie was tun muss wenn Deutschland wirtschaftlich weiter kommen will auch bei der Ladeinfrastruktur, das ist schon Mal erfreulich.
Die umliegenden Länder Niederlande Österreich Schweiz selbst Italien sind bei der Ladeinfrastruktur schon weiter das sollte zu denken geben.
In Deutschland regiert zunehmend die Bürokratie und schnelles Geld.
Was mich auch immer wieder wundert die Unwissenheit der meisten Leute zum Thema EMobilität. Da ist also keinerlei Verständnis für Technologie vorhanden. Man will sich nicht weiter entwickeln.

Kasch:

AC-Lader in der Stadt – denkt doch mal nach:

Der Grundversorger der Stadt will evtl. sein Image aufpolieren, macht mit den Säulen Werbung für sein Unternehmen und kassiert nette Fördergelder für die Bereitstellung. Je weniger das Teil benutzt wird, desto geringere Wartungskosten – verdient ist ohnehin nichts dran. Nach, für Forderung erfüllter Bereitstellungszeit, werden die Teile vermutlich allesamt entsorgt.

Ihr, die der Umwelt was Gutes tun möchtet, kurvt durch die Stadt, um endlich eine Säule zu finden, die nicht von einem Verbrenner, oder noch schlimmer, einem PlugIn als praktischer Parkplatz genutzt wird.

Warum der lokale Stromversorger eure Roamingkarten nicht unterstützt wissen wir ja jetzt. Sicherheitshalber noch überteuerte Stromkosten und wenn möglich eine Pauschale fürs Anstecken, wofür man durchaus 2, 3 erforderliche Versuche programmieren kann.

Ihr habt jetzt die Wahl für ein paar km Reichweite eine Stunde den Ladevorgang zu überwachen, oder riskiert, dass ein schelmischer Passant euren Ladevorgang per Notaus beendet, oder erwähnter PlugIn-Fahrer stöpselt um, weil der Parkplatz neben euch günstig ist, oder, oder … Nur kostenlose Triplelader sind da meist noch besser, um E-Mobilisten in den Wahnsinn zu treiben. Steht der kostenlose Triplelader neben drei Weiteren z.B. direkt an der Tank&Rast am videoüberwachten Autobahnrastplatz passt plötzlich alles (noch) – und da nehm auch ich gerne mal einen Umweg von 20 km in Kauf (großer Akku und CCS vorausgesetzt).
Wenn man einen Moment nachdenkt, wer alles kein Interesse daran hat, dass sich E-Mobilität durchsetzt, wird vieles verständlicher.

Kasch:

Hast ja Recht ! Dummerweise sind für sinnvolle Nutzung und Entwicklung von E-Fahrzeugen ein paar Gedanken mehr erforderlich. Nicht nur Kunden, sondern eben auch Hersteller stellen sich da meiner Meinung nach fürchterlich an. Auf mein Überland-Fz hab ich entsprechend lange warten müssen – der Verbrenner meiner Frau kommt erst weg, wenn ich das Gegenteil, ein preiswertes Stadtauto bekomme: unter 1000 kg, Anschaffungskosten neu unter 10.000 Euronen, ohne Rekuperation, ohne CCS bei einem Verbrauch von ca. 8 kWh / 100 km bei ca. 250 km Reichweite – nennt sich Dacia Spring (vermutlich ab 2020) und wird ein richtig geiler Stadtflizer. Lade ich natürlich, wie ab und an meinen Koni, mit 8A an der Schuko. Mit einer Wallbox (700 EU), einer Hausinstallation für 2 x Starkstrom in der Garage (ca. 3000 Euro), einem E-Fz mit Dreiphasendoppelllader (ca. 5000 Euro Aufpreis verglichen mit Singleeinphasenlader) kann man dann lächerliche 22kWh AC laden. Was ich damit sagen will: Machen kann man viel, ob es immer sinnvoll ist, waage ich sehr zu bezweifeln. Deine Zoe war damals nicht schlecht, aber du hast ja viele Möglichkeiten: Ein Leih-Fz für gelegentliche Überlandfahrten, zusätzlich einen alten Diesel, wenns öfter sein muss – die Zoe nur noch für Kurzstrecken und laden nur mit Ziegel zuhause über Nacht – nimm eine Dosenkombi mit Schalter aus dem Bauhaus,
der Schalter unterbricht die Stromzufuhr, sobald er überlastet wird (passiert bei >10A ab und an).

Jens Lukowski:

Ja, ein Unding, dass das noch nicht implementiert wurde. Im AC Standard ist das auch gar nicht vorgesehen. Nicht mal der Akkustand ist der AC-Säule bekannt. AC ist halt nur Power On/Off mit Max-Leistungsvorgabe. Mehr nicht. Daher ist auch absolut unverständlich warum die Dinger > 500€ kosten (Marke Eigenbau vllt 350€).

Jens Lukowski:

Manchmal ist man auf Grund der Strecke einfach auf eine AC-Ladung angewiesen! Warum betrachtest du den Fall nicht?

Jens Lukowski:

Naja, liest sich anders. Aber auch das ist wieder nicht vollständig betrachtet. Denn 1. ist der Ladeziegel nur ein Notladegerät, weil Steckdosen als Dauerlösung “Brandgefährlich” sein können und 2. die Ladeverluste je nach Auto mit Ziegel immens sein können. 25% sind da keine unrealistischen Werte, gegenüber 5-10% beim Schnelleren Laden 11kW oder 22kW. Außerdem ist die Ladezeit mit 2-3kW natürlich schnarch-Lahm, wenn man mal von ner kurzen 50km Tour kommt und gleich noch eine starten will. Bei meinem 22kWh Akku muss ich eben dann manchmal einfach schnell(er) AC laden. Wie gesagt es hängt immer an den Gegebenheiten! Bei nem 64kWh Akku würde ich auch *etwas* anders denken, aber das ist nun mal nicht für jeden gegeben, also kannst du das auch nicht pauschalisieren.

Kasch:

sagte ich doch: AC nur zuhause – da reicht sogar der Ladeziegel mit Schuko – unterwegs lässt du dich mit AC nur verarschen.

Skodafahrer:

Plug & Charge spart Zeit für den Kunden und steigert den möglichen Durchsatz der Ladesäule.
Weiterhin ist es gerade bei Sauwetter vorteilhaft keine Ladekarte oder sein Smartphone zu benutzen.

Bei einer Hochleistungssäule wie sie schon für den Porsche Taycan verwendet werden könnte der mögliche Fahrzeugdurchsatz je Säule um 1-2% steigen.
Heute fährt man mit den Verbrenner zur Autobahntankstelle, tankt, zahlt und kann dann erst etwas Essen und seinen Toilettengang durchführen.
Bei Hochleistungsladern mit Authentifizierung fährt man zur Ladesäule, verbinden dann sein Fahrzeug mit der Säule und kann während das Fahrzeug geladen wird etwas Essen und seinen Toilettengang durchführen.
Mittelfristig wird es Fahrzeuge mit einer höheren Reichweite als heutige Tesla und höheren Ladeleistung als ein heutiger Porsche Taycan geben.
Zusätzlich sollten sich die Fahrzeuge auch an AC-Ladern authentifizieren können und auch dort die maximale Leistung der Säule nutzen können.

Bei normaler Nutzung wird man dann deutlich weniger Zeit pro Jahr durch Laden verlieren, wie heute durch Tanken.

Jens Lukowski:

Das ist leider eine total einseitige Sichtweise, die nur für deine Situation und dein eAuto gilt. Ich habe auch einen Zoe, kein CCS an Board, wofür auch? Es ist 1. keine CCS Säule in meiner Reichweite und 2. habe ich eine 22kWh Batterie für die lokalen Erledigungen. Und beim Zoe (nicht 2. Generation mit CCS Option) kannst du diese AC Ladesäulen eben NICHT alle mit Maingau nutzen, 3-4 ladekarten brauchst du schon um an nahezu jeder theoretisch laden zu können, was bei AC leider oft trotzdem schiefläuft! 10 Karten ist sicherlich übertrieben, aber halt überspitzt ausgedrückt vollkommen realitätsnah! Klar ist Deutschland zu blöd für E-Mobility, wie nahezu jedes andere Land auch.

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