Warum Porsche auf einen „Dreiklang der Antriebstechnik“ setzt

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Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 3 min

Porsches Entwicklungsvorstand Michael Steiner hat der FAZ einige Details zur Antriebsentwicklung des Sportwagenherstellers verraten. Bekanntlich setzt Porsche derzeit stark auf synthetische Kraftstoffe, um Verbrennungsmotoren klimaneutral betreiben zu können. Steiner findet, dass es keine Rolle spielt, wie die Ziele des Pariser Klimaabkommens erreicht werden. Die Antriebstechnologie politisch vorzuschreiben, etwa durch ein Verbot von Verbrennungsmotoren, findet er deshalb falsch. Die Debatte gehöre geradegerückt, sagte er der Zeitung.

Porsche setze „auf einen Dreiklang der Antriebstechnik: vollelektrische Modelle, effiziente Plug-In-Hybride und emotionale Verbrennungsmotoren“, erklärte Steiner. Die Brennstoffzelle sei zwar „eine interessante Technik, aber für einen Sportwagen aus heutiger Sicht Unsinn. Das Fahrzeug wird zu groß, zu schwer, zu träge.“

Mit synthetischen Kraftstoffen als Alternative zu E-Autos können Verbrennungsmotoren perspektivisch nahezu CO2-neutral betrieben werden, und dies rückwärtsgerichtet in den Fahrzeugbestand hinein, so der Entwicklungsvorstand. Allerdings müssten  E-Fuels dann auch klimaneutral hergestellt werden, sagt Steiner, woran Porsche bereits arbeite und deshalb eine der weltweit ersten kommerziellen Produktionsanlagen dafür aufbaue. Bereits im Jahr 2022 will Porsche exklusiv für sich und seine Rennsport-Aktivitäten 130.000 Liter Ottokraftstoff klimaneutral herstellen. Bis zum Jahr 2026 soll die jährliche Produktionskapazität bereits 550 Millionen Liter betragen, womit eine Million Fünf-Liter-Autos jeweils 12.000 Kilometer pro Jahr fahren könnten, so Steiner.

Die Produktion von E-Fuels ist allerdings sehr energieaufwändig. Ein E-Auto kommt mit der selben Menge Energie sechs bis siebenmal so weit, wie ein mit synthetischem Kraftstoff angetriebener Pkw. Deshalb wolle Porsche seine E-Fuels im Süden Chiles herstellen, wo Windkraftanlagen mit einem besonders hohen Anlagennutzungsgrad zur Verfügung stehen. Auf Kostenseite rechnet Steiner mittelfristig mit gut zwei Euro je Liter E-Kraftstoff, Steuern und andere Abgaben allerdings noch nicht eingerechnet.

Porsche will „stärker in die Zellentwicklung investieren“

Gleichzeitig arbeitet Steiner aber auch weiterhin an neuen Porsche-Elektroautos, etwa dem „kleinen“ SUV Macan, der ab Ende 2022 auch als vollelektrische Version angeboten werden und eine WLTP-Reichweite von 500 Kilometern aufweisen soll. Reichweite ist für Steiner allerdings nicht das entscheidende Kriterium eines E-Autos, kürzere Ladezeiten seien deutlich wichtiger, sagt er, und will deshalb Ladeleistungen von bis zu 500 kW erreichen. Perspektivisch denke Porsche an rund 3 Minuten Ladezeit für 100 Kilometer Reichweite. „Das würde die Akzeptanz der Elektromobilität deutlich erhöhen und ihr zum Durchbruch verhelfen.“ Um die dafür notwendigen technologischen Fortschritte zu erreichen, wolle Porsche „stärker in die Zellentwicklung investieren“, kündigt Steiner an.

Steiner bestätigte, dass Porsche zwar nicht an einem vollelektrischen 911er, aber an einen zweitürigen Elektro-Sportwagen vom Schlage eines 718 Cayman arbeite. „Ja, über einen elektrischen Mittelmotorsportwagen denken wir nach“, sagt der Entwicklungsvorstand. Wann damit gerechnet werden darf, wollte er jedoch nicht verraten.

Quelle: Frankfurter Allgemeine Zeitung – „Ein Dreiklang der Antriebstechnik“

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.
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Markus Wolter:

Porsche sollte besser den Windstrom in Chile direkt ins Netz einspeisen und die dort noch massenhaft betriebenen Kohlekraftwerke ersetzen helfen. Jede neue Windkraftanlage könnten sie ja in Form von Zertifikaten mit ihren Verbrennern verkaufen. Das bringt das Vielfache an CO2-Einsparung im Vergleich zu E-Fuels. Hybride sollten sie ganz vergessen und mit der Zeit auf 100% E-Autos umstellen.

Thomas Werner:

Und die E-Fuels werden dann natürlich mit von allen Umlagen befreiten Strom erzeugt damit er “konkurrenzfähig” ist.

Ich könnt jetzt schon kotzen!

Farnsworth:

Schön, dass Herr Steiner mit 5 Liter Autos argumentiert. Filtert man bei Spritmonitor nach Porsches Baujahr >2016 und Kraftstoff nach Benzin verbrauchen die Autos durchschnittlich 11,46 Liter /100km. Die Diesel 9,65 Liter. Es hätte jemand 16,1kWh für einen Liter e-Benzin gepostet: 184kWh für 100km? Transport aus Südamerika noch nicht eingerechnet. So viel Energieverschwendung nur für Emotionen?

Farnsworth

Helmut_H.:

Porsche sollte sich auf den Anbeginn seiner Automobilsparte besinnen und die war Elektrisch (Ferdi Porsche um 1900). Das Erdöl wie Erdgas ist endlich und selbst mit E-Fuels wird es kaum über das Jahr 2050 gehen….Ach und woher sollen die 5 Liter PKWs denn kommen? Stinken die nicht auch mit dem, was ein ganzes Jahrhundert die Luft verpestet hat? Wo ist euer letzte “Chef” hin? Richtig, in den E-Mobilbau, hat sich an einer kleinen Firma für E-Mobile beteiligt….

Powerwall Thorsten:

Wenn Porsche von 3 Minuten Ladezeit für 100km spricht und Laderaten von 500Kw erreichen möchte, dann würde ich gerne einmal über den Begriff Degradation sprechen.
Gibt es hier bei den deutschen „Ladewundern“ Porsche & Audi schon aktuelle Verlustwerte der zuerst ausgelieferten Modelle?
Ich warte sehr gespannt darauf !!!
Viel hilft eben nicht immer viel!!!
Mal sehen, mit wieviel Kilometerleistung bei diesen Herstellern die ersten Akkus getauscht werden müssen – hoffentlich nicht schon wägend der Garaniezeit.

Daniel W.:

Ein VW e-Golf zum Beispiel hat einen Normverbrauch (nach NEFZ) von 12,9 bis 13,8 kWh/100 km. Die aktuelle Basisversion des Golf 8 kommt auf einen Normwert von 4,5 Litern (NEFZ) Benzin. Multipliziert man diese Zahl mit den 16,1 kWh, die von der CAC veröffentlicht werden, ergeben sich 72,45 kWh Strom. Mithin fünf- bis sechs-Mal so viel wie beim e-Golf.

(Quelle: heise.de – September 2020)

Es wird also gut die 5-fache Strommenge benötigt gegenüber e-Autos.

Und wie beim Wasserstoff sollen es auch bei E-Fuels der kostenlose Strom bei uns (bzw. in der EU) oder die afrikanischen und die arabischen Ländern richten, die ihre Gebiete mit Solaranlagen zupflastern und den Treibstoff (Wasserstoff bzw. E-Fuels) via Öltanker oder Pipeline zu uns liefern.

Bei uns dürfte es nicht genug Strom geben, wenn die vielen alten Verbrenner mit E-Fuels fahren sollen.

Durch die vielen neuen E-Autos wird es mit dem Strom enger – der Stromaustauschsaldo, also der Exportüberschuss ist nicht mehr so hoch wie früher – minus 60% in 2020 gegenüber 2019 laut statista.com.

Stromaustauschsaldo Deutschland.

Jahr 2020 rund -21 Terawattstunden.

Jahr 2019 rund -35 Terawattstunden.

Anmerkung: Minus bedeutet Exportüberschuss.

(Quelle: de.statista.com)

Durch den Oberbremser Altmaier haben wir jetzt schon Probleme mit dem Ökostromausbau und für die vielen neuen E-Autos braucht es mehr Ökostrom. Wenn noch die Batterieproduktion in Deutschland dazu kommt, dann brauchen wir noch viel mehr Ökostrom. Da bleibt nichts für E-Fuels übrig.

Porsche und die anderen Verbrennerhersteller müssen auf E-Fuels aus Afrika und Nahost hoffen oder sich auf rein elektrische Autos einstellen – ich empfehle Porsche die 2.Möglichkeit.

Daniel W.:

Die bei Porsche sind ja noch dämlicher als man es bei der Verbrenner-Lobby erwarten sollte.

Jetzt wollen sie auf E-Fuels setzen, dazu wird Wasserstoff mit großen Stromverlusten hergestellt und mit CO2 kombiniert, und das Produkt wird dann mit großen Verlusten in einem Verbrennungsmotor verbrannt.

Für E-Fuels wird eine riesige Strommenge gebraucht, die möglichst kostenlos bezogen werden soll, damit die Verbrennerfahrer sich das leisten und dann auch noch als Umweltschützer fühlen können.

Und wer soll die vielen Solar- und Windkraftanlagen dafür bezahlen? – vermutlich die Strombezieher und E-Autofahrer über eine E-Fuel-Umlage, damit Krachmacher mit dicken Bankkonto weiter fahren können.

Skodafahrer:

Die Reifen kosten im Rennsport mehr als das Benzin.
Bislang kann man mit dem Elektoauto noch keinen Porsche GT3 RS ersetzen, da fehlt es auch am Reglement für den Rennsport.

Bernhard:

Wer sich die Anschaffung eines Porsche leisten kann, der kann sich auch Benzin für 3€ für einen Liter leisten. Die Firma hat eine sehr treue Stammkundschaft, und die meisten verkauften Fahrzeuge sind noch zugelassen. Damit will Porsche wohl nur sicherstellen, daß ihre Fahrzeuge, auch die Oldtimer, weiter bewegt werden können.
Siehe es doch positiv, daß ein Autohersteller vielleicht endlich in die Produktion einsteigt. Bisher wurde von e-fuels nur theoretisch gefaselt. Und mit der Erfahrung, die dabei gesammelt werden, kann man dann auch die Produktionskosten senken, so daß e-fuels dann vielleicht auch für andere bezahlbar werden.

Ich habe zwei BEV`s als Alltagsfahrzeuge und ein fast Oldtimer-Cabrio (kein Porsche) noch in der Garage stehen. Mit dem fahre ich keine 2.000 km/anno. Gäbe es jetzt schon e-fuels, würde ich den damit betanken. Auch wenn der Sprit mehr als doppelt so teuer als heutiges Benzin wäre. Und ich bin mir sicher, daß gerade im Bereich der Liebhaberfahrzeuge viele ähnlich ticken.

PeHa:

Reichweite ist für Steiner allerdings nicht das entscheidende Kriterium eines E-Autos, kürzere Ladezeiten seien deutlich wichtiger

Das war wohl der einzige sinnvolle Satz in seinem Interview. Aber ja, wenn wer an der Zapfsäule 3€ für einen Liter e-fuel zahlen will, soll man ihm auch den teuren Fusel verkaufen. Die Masse wird das wohl eher nicht interessieren.

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