Warum stagniert der E-Automarkt und was kann man machen?

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Sebastian Henßler
Sebastian Henßler
  —  Lesedauer 3 min

Im aktuellen Podcast von Elektroauto-News.net hatte ich die Freude, Wolfgang Philipp von Phantasia zu begrüßen. Wolfgang, ein Marketing-Stratege, der sich auf Markendifferenzierung und Produktkonzepte für Automobilhersteller spezialisiert hat, gab uns wertvolle Einblicke in die gegenwärtigen Herausforderungen und Zukunftsperspektiven der Elektromobilität.

Zu Beginn des Gesprächs erklärte Wolfgang, dass das Elektroauto aktuell in Deutschland eine Stagnation im Absatz erlebt. Der Übergang vom Early Adopter zum Massenmarkt gestaltet sich schwierig, da die Early Majority – also die pragmatischen Käufer – andere Erwartungen und Bedürfnisse hat als die technikaffinen Early Adopters. Während Early Adopters bereit sind, sich intensiv mit neuer Technik auseinanderzusetzen, erwarten Pragmatiker eine nahtlose Nutzung ohne großen Aufwand.

Technology Adoption Life Cycle

Ein zentraler Punkt in unserem Gespräch war der Technology Adoption Lifecycle. Wolfgang erläuterte dieses Modell, das beschreibt, wie neue Technologien in der Gesellschaft angenommen werden. Das Elektroauto befindet sich derzeit im Übergang vom Early Adopter zur Early Majority. Die größte Herausforderung dabei ist der „Chasm“, die Lücke zwischen diesen beiden Gruppen, die überwunden werden muss, um den Massenmarkt zu erreichen.

Um diese Hürde zu überwinden, schlug mein Gast vor, dass Autohersteller pragmatische Lösungen anbieten sollten. Eine seiner Ideen ist, Neukäufern von Elektroautos für 14 Tage im Jahr einen Verbrenner ohne Kilometerbegrenzung zur Verfügung zu stellen. Dies würde die letzten Bedenken hinsichtlich Langstreckenfahrten oder Urlaubsreisen ausräumen und den Übergang zur Elektromobilität erleichtern.

Ich brachte an dieser Stelle ein, dass auch eine verstärkte Schulung der Händler und Kunden sowie der Ausbau der Ladeinfrastruktur wichtig wären, um die Akzeptanz von Elektroautos zu erhöhen. Wolfgang stimmte zu, betonte aber, dass kurzfristig pragmatische Lösungen notwendig sind, um die aktuelle Stagnation zu überwinden.

Langfristig sieht Wolfgang einen wichtigen Hebel in der Standardisierung von Batterien. Eine einheitliche Standardbatterie, ähnlich wie heute AA-Batterien, könnte die Produktionskosten senken, die Wiederverwertbarkeit erhöhen und die langfristige Nutzung von Elektroautos sicherstellen. Dies würde auch den Wiederverkaufswert der Autos steigern und eine nachhaltige Nutzung ermöglichen. Ich äußerte meine Skepsis, ob eine solche Standardisierung in der Praxis umsetzbar ist, insbesondere aufgrund der unterschiedlichen Interessen und Technologien der verschiedenen Hersteller. Bin gespannt, was deine Meinung hierzu ist?

Abschließend waren wir uns einig, dass der Weg zur breiten Akzeptanz von Elektroautos Herausforderungen mit sich bringt, aber auch viele Chancen bietet. Mit pragmatischen Lösungen, verstärkter Schulung und langfristigen Innovationen können diese Hürden überwunden werden. Nun aber genug der Vorworte, lasst uns direkt in das Gespräch einsteigen.

Gerne kannst du mir auch weitere Fragen zur E-Mobilität per Mail zukommen lassen, die dich im Alltag beschäftigen. Die Antwort darauf könnte auch für andere Hörer:innen des Podcasts von Interesse sein. Wie immer gilt: Über Kritik, Kommentare und Co. freue ich mich natürlich. Also gerne melden, auch für die bereits erwähnten Themenvorschläge. Und über eine positive Bewertung beim Podcast-Anbieter deiner Wahl freue ich mich natürlich auch sehr! Danke.

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Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.
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Bernd:

Der Gedanke Zeit befristet eine Lösung für die so wichtige Urlaubsfahrt ans Meer sicherzustellen wäre sicherlich eine Kurzzeitmiete eines Verbrenners. Ich bin mir sicher das wir alle nur wegmüssen von dem Sicherheitsgedanken morgen überraschend Strecken grösser als 400 km fahren zu müssen. Wer ehrlich ist zu sich selbst der wird feststellen das dies nur 1-2mal im. Jahr vorkommt …wenn überhaupt. Habe selbst einen Sharan der vollgetankt eine Reichweite von 1100 km hat als Benziner. Brauche das aber nur 1x im Jahr, ansonsten beschränkt sich meine Fahrleistung auf ca. 600km im Monat oder darunter. Umdenken geht nur über den Preis an der Tankstelle und bezahlbaren und ausreichendem Produktportfolio im E-Bereich. Die deutschen Hersteller wollen das aber gar nicht und da liegt die Krux. Luxus und Hyper Cars sind nur für einige Wenige oder Firmenfahrzeuge leistbar. Standardisierung von Batterien wird kommen auch wenn sich jeder dagegen wehrt. Taschnelampen haben doch auch alle die gleichen Batterien und der Mehrwert an Leistung kommt nicht aus der Batterie. Kosten würden geringer werden und dann müssten nicht alle Hersteller jammern das sie nix mehr verdienen. Die sollen sich Gedanken machen wie das Auto und alles darüberhinaus mich als Käufer catcht und nicht um Batterien wo es viel bessere Spezialisten gibt. Autofahren soll Erlebnis bleiben und steigt auch bei angemessenen Rahmenbedingungen die Akzeptanz bei den Käufern.

Alex:

Die Standard Batterie wäre absolut super! Dann würde man sich einfach eine neue Batterie kaufen können, soibald die alte schwach wird. (Und sie wird schwach..)
Das würde den Wiederverkaufswert eines E-Aurtos enorm steigern. Momentan ist dieser wahrscheinlich auf 0, da die Technis zu schnell voranschreitet.

Andreas:

Hatten wir doch schon: Smart fortwo und forfour ED und EQ, eUp, Mitsubishi, Citroen und Peugeot-Drillinge, Renault Twizy und Zoe…. Hat bloß (außer mir) fast keiner gekauft und wurden deswegen nicht weiterentwickelt und aufgegeben, da auch zu wenig Marge.

Manfred:

Ich finde auch, das ein ganzer Blumenstrauß von Maßnahmen erforderlich ist. Kontraproduktiv sind Verbote und Vorschriften. Die neuen Technologien, deren Chancen und Vorteile sind überragend aber für viele Bürger beileibe nicht selbsterklärend.

E-Auto fahren, mit WP heizen und Strom selbst erzeugen muss einfach “Sexy” sein und das ist es schließlich auch.

Hier muss der richtige Ton auch gegenüber Skeptikern gefunden werden. Vorbilder, Informationen und Förderungen sind das Gebot der Stunde. Die Mießmacher müssen am Ende wie die blöden Deppen da stehen. Das ist auch ganz einfach, da die meisten ihrer Argumente keinerlei Substanz besitzen.

Die Strafzölle für chinesische Autos sind für mich der falsche Weg. Wir brauchen günstigere und leichtere E-Autos für den Massenmarkt. Solange die Europäische Industrie nicht in der Lage ist diesen Bedarf zu bedienen sind wir auf diese Produkte angewiesen.

Viele weitere Punkte die bereits erwähnt wurden Teile ich. Wie z.B. Strommarkt Reform, Ladeinfrastruktur etc.

Gerd:

Wo bitte gibt es ein Verbrennerverbot?

DoDo:

Ein Verbrenner mit dem Dampf eines E-Autos wiegt locker über 2 T!

DoDo:

Warum dann überhaupt der Plugin? Wenn man tatsächlich so wenig Benzin verbraucht hat, dann klappt das doch und wie ich sehe, schon mit der kleinen Batterie. Unnötig hier 2 teuere Antriebe zu kombinieren.

DoDo:

Publikationen und Erkenntnisse dass wir uns mit den Autoabgasen nicht vergiften…. In der Regel kommen die aus einer bestimmten Richtung, oft kann man die auf speziellen Telegram Kanälen lesen. Wir reinigen die Luft quasi, mit dem Verbrenner. Ich mein, in so einem vollen Tunnel im Stau die Fenster aufmachen und genießen, da merkt man dass die Luft wirklich gut ist, oder in der Garage bei laufenden Motor. Aber das sind alles Narrative, klar!
Ich persönlich bin eher über die hartnäckigen Verleugnungen überrascht

Axel:

Hoch Interessant, dieser Podcast hat mich emotional doch sehr aufgewühlt. Deshalb hab ich hier auf der Homepage nochmals nachgeschaut und ein Veröffentlichung zum 1. April gesucht, bzw. eine Hinweis auf Satire. Der Beitrag scheint aber ernst gemeint zu sein. Der adoption life cycle ist sicherlich richtig erkannt, leider sind alle genannten Vorschläge zur Überwindung doch eigentlich nur die Bestätigung der gängigen Vorurteile. Hier sollte sich der Herr Marketing-Berater doch mal mit den Technikern unterhalten. Wenn nach 10 Jahren beim ICE-Auto der Motor erneuert wird oder beim BEV die Batterie, dann steht da immer noch ein von der Technik eher veraltetes Auto. Fahrwerk, Multimediasystem, passive Sicherheit, … sind mehr oder weniger nicht mehr zeitgemäß und schon deutlich verschlissen.

Leider habe ich auch keine Patentlösung zum Vorantreiben der Energiewende. Ich finde aber, dass uns als Konsumenten im Angesicht der Risiken beim Scheitern dieser Aufgabe, doch auch etwas Eigeninitiative und Anpassungswillen zur neuen Technologie abverlangt werden darf. Bei den OEM würde ich mir auch etwas mehr Initiative wünschen. Aus meiner Beobachtung liegt der Anteil der Werbung bei den BEV unter 10 %, bzw. ICE und Hybrid bei eher über 90 %. Als Beispiel die VW Werbung zur Fußball-EM mit den Minions, es werden, glaube ich, 6 unterschiedliche Autos gezeigt, ich habe aber nur ein BEV erkannt, wären 16,6 %, wobei die Screen-time dann aber darunter liegt.

Meine persönliche Erfahrung: BEV funktioniert, das Fahren bereitet mir jedesmal Freude aufgrund der Dynamik und bei meinem Use-Case habe ich keinerlei Einschränkungen, auf Vibrationen, Krach und Gestank verzichte ich sehr gern.

erich:

Die Antwort auf die Frage, warum sich die Lücke zwischen den “Early Adopters” und der “Early Majority” zur Zeit nicht schliessen lässt, hängt mit dem Umstand zusammen, dass wir ein Stadium der faktischen Marktsättigung erreicht haben: Die Innovators und die early Adopters, als i.d.R Angehörige der gehobenen Einkommensschicht, leben in Eigentum, bestenfalls sogar mit PV- Anlage, und haben sich schon mit einem oder mehreren Fahrzeugen für Elektromobilität entschieden (Wie sonst ist der anfängliche Hype auf Tesla zu interpretieren?).

Die Majority, die Mehrheit, wohnt jedoch zur Miete, zumeist in Mehrparteien- Wohnhäusern, ohne festen Stellplatz und Lademöglichkeit. Daher ist auch die einfache und stressfreie Energieversorgung eines EV hier in Frage gestellt. Wozu also ein teureren EV anschaffen, wenn ich mit meinem konventionellen Fahrzeug deutlich zuverlässiger meine täglichen Wege machen kann, weil die Energieversorgung einfacher ist? Die Lücke lässt sich also zuallererst nur dann schliessen, wenn für jeden EV- Nutzer auch eine entsprechende Möglichkeit zur Energieversorgung zur Verfügung steht, besonders, wenn die Reichweiten der EV´s, wie augenblicklich, häufig deutlich hinter denen der konventionell betriebenen Fahrzeuge bleiben- und die Energiepreise und Bezahlmöglichkeiten vergleichbar transparent werden wie bei den fossilen Kraftstoffen.

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