Der US-amerikanische Chiphersteller Wolfspeed steckt in finanziellen Schwierigkeiten und möchte sich über ein geregeltes Insolvenzverfahren neu aufstellen, wie unter anderem Reuters berichtet. Wie das Unternehmen mitteilte, wurde mit den wichtigsten Gläubigern eine Vereinbarung zur Umstrukturierung getroffen. Diese sieht unter anderem vor, dass rund 4,4 Milliarden Euro an Schulden wegfallen und neue Mittel in Höhe von etwa 264 Millionen Euro zur Verfügung stehen. Ziel ist es, die finanzielle Basis zu stabilisieren und langfristiges Wachstum zu ermöglichen.
Bereits im Mai hatte Wolfspeed öffentlich Zweifel geäußert, ob der Betrieb aufrechterhalten werden könne. Grund dafür war ein Zusammenspiel aus schwächerer Nachfrage und wirtschaftlicher Unsicherheit. Insbesondere die veränderten US-Handelsregeln setzten dem Unternehmen zu. Trotz hoher Schulden in Höhe von rund 6,2 Milliarden Euro verfügte Wolfspeed im März immerhin über liquide Mittel in Höhe von etwa 1,28 Milliarden Euro.
Im Rahmen der nun geplanten Umstrukturierung soll ein sogenanntes „Prepackaged Bankruptcy“-Verfahren eingeleitet werden. Dabei stimmen Gläubiger einem Sanierungsplan bereits vor dem eigentlichen Insolvenzantrag zu. Die rechtliche Abwicklung erfolgt danach schneller und mit weniger Unsicherheiten. Wolfspeed rechnet damit, das Verfahren bis Ende des dritten Quartals abzuschließen und danach wieder als finanziell gestärktes Unternehmen zu agieren.
Parallel zur finanziellen Umstrukturierung will Wolfspeed den Geschäftsbetrieb wie gewohnt fortsetzen. Kunden sollen weiterhin beliefert und Dienstleistungen angeboten werden. Auch die Bezahlung von Lieferanten ist eingeplant. Ein entsprechender Antrag bei Gericht soll sicherstellen, dass offene Rechnungen regulär beglichen werden können. Die laufenden Löhne und Sozialleistungen der Mitarbeitenden sollen ebenfalls unverändert weiterlaufen.
Wolfspeed setzt große Hoffnungen in diesen Schritt. Vorstandschef Robert Feurle, der im März das Ruder übernommen hat, spricht von einer strategischen Entscheidung mit Blick auf die Zukunft. Ziel sei es, das Unternehmen besser aufzustellen, um in wachstumsstarken Märkten bestehen zu können. Der Fokus liege auf Anwendungen im Bereich Elektrifizierung, bei denen hohe Qualitäts- und Effizienzanforderungen bestehen.
Erste Schritte bei Wolfspeed-Expansion in 2024 nicht geglückt
Bereits im vergangenen Jahr hatte Wolfspeed versucht, die Expansion in den USA durch eine milliardenschwere Fremdfinanzierung voranzutreiben. Damals stellte der Finanzinvestor Apollo Global Management rund 1,2 Milliarden Euro zur Verfügung, mit einer Option auf eine Aufstockung auf zwei Milliarden. Nun ist Apollo Teil des Gläubigerkonsortiums, das bei der Neustrukturierung die Kontrolle übernehmen dürfte.
Im Zuge der Neuausrichtung gab es auch personelle Veränderungen. Neben dem neuen Vorstandschef trat im Mai David Emerson als neuer Betriebsleiter an. Gleichzeitig wurde angekündigt, dass die Führungsebene um etwa 30 Prozent verkleinert wird. Diese Maßnahme soll ebenfalls dazu beitragen, das Unternehmen effizienter und kostensparender aufzustellen.
Die geplante Umstrukturierung soll die jährlichen Zinszahlungen um rund 60 Prozent senken. Gleichzeitig verringert sich der Druck auf die Liquidität, weil bestimmte Mindestanforderungen angepasst werden. Damit schafft sich Wolfspeed Luft, um sich wieder stärker auf Forschung, Produktion und Kundenbetreuung zu konzentrieren.
In den kommenden Wochen möchte Wolfspeed die geplanten Schritte offiziell einleiten. Dazu gehört die Beantragung des Insolvenzverfahrens nach Kapitel 11 in den USA sowie die Einreichung weiterer Anträge bei Gericht. Bis dahin sollen die laufenden Prozesse weiter stabil bleiben. Eine Benachrichtigung der Börsenaufsicht SEC ist ebenfalls vorgesehen.
Quelle: Reuters – Wolfspeed plans US bankruptcy filing in deal reached with creditors / Wolfspeed – Pressemitteilung