Xpeng P7 LR im Test: Üppig ausgestatteter Hockenheim-König

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Daniel Krenzer

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  —  Lesedauer 6 min

Bei der ADAC e-Competition im Oktober auf dem Hockenheimring hat unser Redakteur Daniel Krenzer gemeinsam mit dem Xpeng-Team bereits die Effizienz der E-Limousine Xpeng P7 mit dem Gesamtsieg unter Beweis gestellt. Nun schaute exakt das Siegerauto noch zum zweiwöchigen Intensivtest abseits der Rennstrecke bei uns vorbei.

Der Xpeng P7 Long Range leistet 203 kW (276 PS), die am Heck wirken. In 6,7 Sekunden ist Tempo 100 bei voller Fahrt erreicht, in der Spitze sind offiziell 200 Stundenkilometer drin (214 laut Tacho). Der Akku hat eine Nettokapazität von knapp 83 kWh. Mit 4,89 Metern Länge liegt die schnittig geformte Sportlimousine ziemlich genau zwischen BMW i4 und VW ID.7. Beim Euro NCAP gab es volle fünf Sterne für die Sicherheit.

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Diese Dinge sind uns während des Testzeitraums besonders aufgefallen:

Die Pluspunkte des Xpeng P7

Optik: Wer sportliche Limousinen mag, der wird auch am Xpeng P7 Gefallen finden. Neben der schnittigen Linienführung fällt das vorne wie hinten durchgängige Lichtdesign positiv ins Auge. Für unseren Geschmack gibt es zudem neben dem Space Grey des Testwagens noch deutlich schönere Farbtöne zur Wahl, allen voran das Kaitoke Green Metallic. Doch auch Weiß, Silber und Schwarz stehen dem P7 gut. Und wer außen nach auffällig hohen Spaltmaßen sucht, wird dies vergeblich tun. Der P7 sieht nicht nur gut aus, er ist auch sehr gut verarbeitet.

Innen dominiert im Testwagen die Farbe Schwarz mit roten Ziernähten, dazu einige Chrom-Elemente – geht immer. Insgesamt kommt das Interieur optisch schick, aber unaufgeregt daher. Schön ist zudem, dass anders als im Tesla Model 3 neben dem Mitteldisplay noch ein großes Tacho-Display vorhanden ist, sodass sich die gewünschten Informationen für jeden übersichtlich anordnen lassen.

Ausstattung: Typisch Xpeng ist die Ausstattung: Volle Hütte ist schon bei der Einstiegsversion das Motto. So gibt es eine umfangreiche Liste an verbauten und gut arbeitenden Assistenzsystemen inklusive “Autopilot”, Einpark-Automatik, Rundum-Kameras samt Totwinkel-Hilfe und vielem mehr. Die Ladeplanung funktioniert ordentlich, hat aber noch Potential, was zum Beispiel die Auswahlmöglichkeit der Ladepräferenzen angeht.

Die Batterievorkonditionierung für ein zeiteffizientes Laden kann sowohl manuell als auch mittels Navigation zu einer Ladestation genutzt werden. Mit dem X-Pedal gibt es nahezu ein One Pedal Driving, nur der Stillstand muss mit einem Tritt auf die Bremse klassisch finalisiert werden. Die Smartphone-Verbindung mit Apple funktionierte einwandfrei, die Soundqualität ist ebenfalls gut.

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Komfort: Auf den vorderen Sitzen reist es sich sehr angenehm und entspannt, wilde Kurvenfahrer könnten aber vielleicht etwas mehr Seitenhalt missen. USB-Ports und induktive Lademöglichkeit sorgen für Strom-Nachschub für mitgenommene Geräte, am Ziel kann das Auto dank V2L auch als Stromspender weiter herhalten. Das Auto ist zwar tendenziell eher sportlich gefedert, liegt aber satt und angenehm auf der Straße. Auch auf längeren Strecken wird es da nicht unangenehm.

Reisetauglichkeit: Weder die knapp 16 kWh Verbrauch vom Hockenheimring noch die knapp 17 kWh laut WLTP ließen sich bei winterlichem Wetter im Alltag bestätigen, doch selbst bei Temperaturen um den Gefrierpunkt war es möglich, gediegene Autobahnfahrten mit weniger als 20 kWh laut Bordcomputer zu absolvieren. Im Stadtverkehr sank der angezeigte Wert mitunter tatsächlich in den WLTP-Bereich, bei flotteren Fahrten inklusive kurzen Passagen mit 200 Stundenkilometern stieg der kombinierte Wert hingegen auf bis zu 28 kWh an. Damit liegen im Winter realistische Reichweiten je nach Fahrprofil bei 280 bis 400 Kilometern, im Sommer dürfte man noch gut 50 Kilometer draufpacken können.

Zwar ist der P7 nicht wie seine Geschwister Xpeng G6 und Xpeng G9 mit 800-Volt-Technik ausgestattet, doch auch die 400-Volt-Technik zeigt an der Schnellladestation eine ordentliche Performance. In der Spitze sind laut Hersteller 182 kW Ladeleistung drin, wir bekamen immerhin 161 kW zu sehen. Unter optimalen Bedingungen, die dank Batterievorkonditionierung auch ein gutes Stück weit erzwungen werden können, dauert der Ladevorgang von 10 bis 80 Prozent weniger als eine halbe Stunde.

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Die Minuspunkte des Xpeng P7

Kofferraum: Mit 440 Litern Fassungsvermögen ist der Kofferraum der E-Limousine zwar keineswegs klein dimensioniert, doch ist er auf Kosten der schnittigen Form für den Alltag teils unpraktisch geschnitten. Zwar ist der Kofferraum so tief, dass selbst große Menschen fast hineinkriechen müssen, um Dinge von ganz hinten zu erreichen, doch sonderlich hoch ist die Luke nicht. Ein Kinder-Buggy lässt sich gerade so verstauen, bei einem großen Kinderwagen wird es aber schon sehr schwierig.

Rückbank: Ähnliches gilt für die Rückbank. Während es sich in der durchaus langen Limousine vorne sehr angenehm sitzt, ist der Platz hinten eher eingeschränkt. Das trifft sowohl für die Beinfreiheit zu als auch für die Kopffreiheit. Menschen mit mehr als 1,80 Metern Körperlänge können da schnell Bekanntschaft mit dem oberen Ende des Innenraums machen, der übrigens von großen Panoramafenstern geziert wird.

Kleinigkeiten: Wie so oft fallen bei einem ausgiebigeren Test bei eigentlich jedem Modell ein paar störende Kleinigkeiten auf. Zum einen hat die in Summe wirklich gute Software noch einige Stellen mit Verbesserungsbedarf, auch wenn Xpeng inzwischen die deutsche Sprache sehr gut erkennt. Doch in den Menüs sind zum Beispiel einige Punkte unpassend übersetzt, sodass man als Fahrer ein wenig rätseln oder im Handbuch nachschlagen muss, um ihre Bedeutung sicher zu verstehen. Die Sprachassistenz des Xpeng ist übrigens auf einer chinesischen Freundlichkeitsskala von Grummel-Ora bis Grinsekuchen-Nomi eher in der erstgenannten Ecke einzusortieren, ohne aber zu unangenehm aufzufallen.

Außerdem will das Ladekabel manchmal nicht auf Anhieb entriegeln oder die Ladeklappe fährt schon übermotiviert zu, während die Abdeckung des CCS-Anschlusses noch draußen baumelt. Nichts davon wiegt aber allzu schwer.

Daniel Krenzer

Fazit

Im Alltag steigt zwar der Verbrauch im Vergleich zur optimierten Fahrweise in Hockenheim, doch gut Strecke zurücklegen lässt sich mit dem Xpeng P7 Long Range auch im Alltag. Zudem ist die sportliche Elektro-Limousine gut abgestimmt und bietet ein wahlweise angenehm-moderates oder durchaus sportlich-heckgetriebenes Fahrerlebnis. Wem das nicht reicht, der hat mit der von uns ebenfalls bereits getesteten Allradvariante eine Ausweichmöglichkeit – wahlweise sogar mit Flügeltüren.

Mangelnde Geräumigkeit kann man dem P7 nicht unterstellen, doch ist sie ungleich und nicht immer praktisch verteilt. Als Dienstwagen mit reichlich Klimbim im Kofferraum gibt es da keine Probleme, für Familien sind dann aber G6 oder G9 die praktischeren Elektroautos der Marke.

Ein starkes, aber womöglich entscheidendes Argument für den P7 haben wir bis hier hin noch gar nicht genannt: den Preis. Der Long Range startet bei 49.600 Euro, und das bei der wirklich enorm umfangreichen Ausstattung. Das ist zwar mehr als ein Tesla Model 3 in der Basisvariante, doch das ist auch ein gutes Stück kleiner und wirkt qualitativ weniger wertig. Und da sich Xpeng in Sachen Software bei Tesla offensichtlich so einige Inspiration geholt hat, hinkt das chinesische Modell auch hier nicht nennenswert hinter dem aber zumindest im Konzept mutigeren Tesla hinterher. Laut WLTP ist das Model 3 zwar effizienter, doch dass das in der Realität nicht überbewertet werden sollte, zeigen ja nicht zuletzt die Ergebnisse vom Hockenheimring.

Inzwischen wurde in China übrigens ein Xpeng P7+ vorgestellt, der aber abseits des Namens technisch kaum noch etwas mit diesem Modell gemein hat. Allerdings ist bislang nicht bekannt, ob der P7+ ebenfalls den Weg nach Deutschland finden wird.

Transparenz-Hinweis: Der Testwagen wurde uns von Xpeng Deutschland kostenlos zur Verfügung gestellt. Auf unsere hier niedergeschriebene ehrliche Meinung hat dies jedoch keinen Einfluss.

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Daniel Krenzer

Daniel Krenzer ist als studierter Verkehrsgeograf und gelernter Redakteur seit mehr als zehn Jahren auch als journalistischer Autotester mit Fokus auf alternative Antriebe aktiv und hat sich zudem 2022 zum IHK-zertifizierten Berater für E-Mobilität und alternative Antriebe ausbilden lassen.
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Andreas D.:

Natürlich kann man das in der neusten Software einstellen!

Björn:

Wichtig wäre hier, nicht zu verheimlichen, dass die Karre auch AC-Schnarchlader bei einer Navi-Langstreckenplanung einbaut und man das nicht deaktivieren kann!

Andreas D.:

Eine Meinung, die man vertreten kann. Der Abstand ist aber m.M.n. nicht so groß.

René H.:

Ich halte Huawei für führend auf dem chinesischen Markt bei ADAS. D.h. alle Marken, die Huawei ADAS einsetzen, v.a. deren Lidar-basierte Systeme, sind denen von Xpeng überlegen.

Spiritogre:

Marktführer ja? Lol, ich denke da haben die großen chinesischen Autofirmen noch ein Wörtchen mitzureden. Nicht alle Werbung immer glauben. XPeng ist eine kleine Klitsche.

Daniel Krenzer:

Das stimmt, es gibt in der Tat ein Handschuhfach, das ich gekonnt übersehen habe (zumal es bei chinesischen Modellen auch nichts Ungewöhnliches wäre). Ist im Artikel inzwischen korrigiert!

Andreas D.:

Da sieht man, wie wenig du eigentlich weißt, sorry.
Schau mal, wer hinter Xpeng steht. Sagt die der Name “Alibaba” und “Foxconn” was? Online Riese und Iphone Produktions Gigant…na..und wie bereits gesagt, VW hat 700 Millionen investiert in Xpeng.
Xpeng gilt als Marktführer auf dem chinesischen Elektrofahrzeugmarkt, wenn es um Automatisierungs- und Assistenztechnologie geht.Sie sind auch Vorreiter von Cloud Gaming in Autos.

Spiritogre:

Tesla hatte am Anfang einen Milliardär als Finanzier, wie sicher sind die Finanzen von XPeng, insbesondere sobald der Staat da nichts mehr zuschießt? Wie sicher bist du, dass eine so winzige Firma in zehn Jahren noch existiert? Ich wäre mir da nicht so sicher. Von den 200+ Chinafirmen die E-Autos bauen werden es am Ende nur eine Handvoll schaffen.

Andreas D.:

Was hat den bitte die Menge an verkauften Autos mit der Qualität zu tun? Oder ob ein Unternehmen in der Zukunft wächst und erfolgreich ist? Tesla wurde am Anfang auch belächelt von VE mit ihren 80000 verkauften Autos. Deine Kommentare klingen eher nach einer grundsätzlichen Abneigung von Chinesischen Herstellern, als ob die alle “die Bösen” seien. Man muss ein Auto nicht besser oder schlechter machen als es ist, aber wie du selbst hier im Bericht lesen kannst,ist das Auto wirklich gut.

Spiritogre:

Oh wow, ein Hersteller der 200.000 Autos im Jahr produziert wird bekannter…

Wie top die Autos sind ist völlig irrelevant, solange man sie nur in Mini-Dosen überhaupt kaufen kann. Und die werden sich auch wiederum nicht in mehr als Mini-Dosen verkaufen solange sie kein großflächiges Händler- und Werkstattnetz haben.

Und Mittelklasse-Limousinen sind wie gesagt in Europa praktisch ausgestorben, da könnt ihr mich noch so sehr abwerten, das sind Fakten.

Wie üblich bei China-Autos, die Berichterstattung und die Daumen hier spiegeln nicht die Realitäten wider.

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