ADAC-Präsident: Baut mehr günstige E-Autos!

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Daniel Krenzer
Daniel Krenzer
  —  Lesedauer 3 min

“Die hohen Strompreise machen mir Sorgen”, sagt ADAC-Präsident Christian Reinicke im Interview mit der Augsburger Allgemeinen. Die Szenarien für den Hochlauf der Elektromobilität beruhten auf den günstigen Rahmenbedingungen “aus der Zeit vor dem Überfall Russlands auf die Ukraine”, führt er aus. Damit büße die Elektromobilität an Anziehungskraft ein.

Ferner kritisiert Reinicke, dass die Autohersteller überwiegend große und damit teure Fahrzeuge auf den Markt brächten. “Wir brauchen Elektro-Volkswagen. E-Mobilität darf nicht wohlhabenden Eigenheimbesitzern mit einer Solaranlage und einer eigenen Wallbox zum Laden vorbehalten sein”, führte er im Gespräch mit der Augsburger Tageszeitung aus – und fordert die deutschen Hersteller dazu auf, mehr kleine und bezahlbare Elektroautos zu bauen. “Elektromobilität darf keine Frage des Geldbeutels sein. Sonst bekommen wir die Mobilitäts- und Klimawende nicht hin”, gibt er zu bedenken.

Wachsende Bedrohung aus China?

Kleinere und günstigere E-Autos kämen vor allem aus China. Dass beispielsweise Sixt große Mengen an elektrischen Fahrzeugen beim chinesischen Autobauer Build Your Dreams (BYD) kaufen will, empfinde der ADAC-Präsident für den Standort Deutschland als beunruhigend. Zudem werden neben dem Auto auch Zugreisen mit Fernzügen immer teurer. “Vor dieser Entwicklung warnen wir als ADAC. Mobilität muss bezahlbar bleiben”, sagt Reinicke.

Mit Blick auf die Politik der Ampelkoalition im Bund kritisiert Reinicke, dass mitunter die Verkehrsmittel gegeneinander ausgespielt werden würden. “Diese Diskussion bringt uns nicht weiter”, stellt er fest. Sowohl in marode Straßeninfrastruktur wie zum Beispiel in Brücken als auch in die Angebotsverbesserung auf der Schiene müsse investiert werden. Es sei aber nicht alles schlecht, was aus dem Verkehrsministerium von Minister Volker Wissing (FDP) komme. “Es gibt gute Ansätze, etwa was den dringend erforderlichen schnelleren Ausbau der Elektro-Ladeinfrastruktur betrifft”, stellt der ADAC-Präsident fest.

Verständnis für die Klimakleber

Verständnis zeigte er zudem für Klimaaktivisten, die zuletzt durch vermehrte Aktionen die Aufmerksamkeit auf sich gezogen haben. “Ich kann die Anliegen der Klimakleber verstehen. Man sollte auf junge Menschen hören, sind sie doch unsere Zukunft. Die Klimaaktivisten vertreten Ziele, hinter denen sich jeder versammeln kann”, sagt Reinicke. Allerdings bezweifelt er, dass diese die richtigen Mittel für ihren Protest auswählen: “Wir haben doch das Anliegen der Klimakleber jetzt verstanden: Sie müssen sich nicht festkleben und Kartoffelbrei auf Kunstwerke werfen.”

Im Sommer läuft der Leasing-Vertrag des Diesel-Wagens von Reinicke aus. Ein neuer Diesel kommt nicht in die Garage, für ein vollelektrisches Fahrzeug habe er sich dennoch nicht entschieden. Da er oft im Radius von 200 bis 300 Kilometern unterwegs sei, habe er sich für einen Plug-in-Hybrid entschieden, verriet er im Interview. Mit diesem werde er weiterhin meistens entspannt mit 130 Stundenkilometer und Podcast hörend unterwegs sein. Für oder gegen ein Tempolimit wollte er sich aber nicht aussprechen. “Etwa die Hälfte ist für ein Tempolimit und die andere Hälfte ist dagegen. Solange das so ist, enthalten wir uns einer Bewertung”, stellt er mit Blick auf die ADAC-Mitglieder fest.

Quelle: Augsburger Allgemeine – “ADAC-Präsident: In der Regel bin ich entspannt mit 130 unterwegs”

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Daniel Krenzer

Daniel Krenzer

Daniel Krenzer ist als studierter Verkehrsgeograf und gelernter Redakteur seit mehr als zehn Jahren auch als journalistischer Autotester mit Fokus auf alternative Antriebe aktiv und hat sich zudem 2022 zum IHK-zertifizierten Berater für E-Mobilität und alternative Antriebe ausbilden lassen.
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Silverbeard:

Was wird eigentlich von EU Preisen erwartet?

In China ist nunmal die Menge der potentiellen Kunden 3,5x sogroß wie in der EU und 15x so groß wie in Deutschland.

Übertrieben ausgedrückt, kann ein chinesisches Unternehmen alleine in China mehr Produkte an Nerds verkaufen, als ein deutsches Unternehmen an alle Deutsche.
Natürlich wirkt sich das auf den Endpreis aus.

Silverbeard:

Ist der Preis in den USA mit oder ohne Mehrwertsteuer? Preise werden dort nämlich generell ohne Steuer angegeben, weil die in den Bundesstaaten unterschiedlich ist.

Thema CCS: Nein, es ist nicht technisch notwendig, dass eine CCS Ladesäule sehr hohe Leistungen bereithält. Es gibt durchaus auch Hersteller, die Gleichstromsäulen mit 50-60kW Leistung anbieten.
Wieso müssen Sie den E-Bus verschrotten? Gibt es keine Adapter ChaDeMo auf CCS? Die Säule paßt ihre abgegebene Leistung der Anforderung des Fahrzeugs an.

M3 Opa:

Stimme weitgehend zu…bis auf:
“dass wir uns hier auch von China abhängig machen”
Das hört sich an als ob wir etwas tun könnten.
Dem ist nicht so:
China diktiert schon; wir reagieren nur noch.
Bei uns bleiben demnächst nur noch die Hersteller von Luxuskarren übrig die mit wenigen Arbeitsplätzen in China gebaut werden.
Shanghai war ein deutliches Zeichen in diese Richtung!

Daniel W.:

Da sind die Autokäufer auch ein Stück weit selber schuld, dass es keine kaum günstige E-Autos von deutschen Herstellern gibt, sie haben den Herstellern ihre fetten und teueren SUVs geradezu aus den Händen gerissen – natürlich dank cleveren Marketing von VW & Co.

Die Autozeitungen haben ihren Teil dazu beigetragen, ein fetter SUV auf dem Titelblatt macht mehr her als ein Kleinwagen, also nicht jammern, dass es zu wenig günstige E-Autos gibt.

Wenn deutsche Hersteller überwiegend oder nur noch Premium anbieten wollen, wegen der höheren Margen, dann werden die Lücken eben zukünftig weitgehend aus China gefüllt.

Ich finde es bedauerlich, dass wir uns hier auch von China abhängig machen, aber wenn sich die deutschen Hersteller zu schade sind, um für 15.000 Euro ein L7e-Fahrzeug oder für 20.000 Euro einen E-Kleinwagen anbieten, dann macht eben China das Geschäft.

Pedelecs mit Dach – hier gäbe es in Zukunft eine große Chance für die Hersteller in der EU, aber auch hier offenbar nur Premium, wenn für ein Fahrrad mit 4 Rädern, 2x 125-Watt-Motörchen und Dach 12.000 Euro verlangt werden – China kann auch das günstiger.

Und der ÖPNV – hier soll zumindest das 49-Euro-Ticket (Preissteigerung nicht ausgeschlossen) für günstige Preise sorgen, hoffentlich in Zukunft pünktlicher.

Robert:

das mit den Abzocker mondpreise für Autos in Deutschland ist schon seit jahrzehnten schon so kann mich an einen Zeitungsartikel zu dem Thema erinnern müssten schon 20 Jahre her sein da wurde auch aschon beklagt warum z.B. ein 3. BMW in den USA und Kanada nur die Hälfte kostet als in Deutschland also nichts neues in Deutschland

Chris:

Tempolimit: Gerne. Ich wurde durch mein E-Auto irgendwie zur Schnecke und fahre inzwischen liebend gern mit Abstandstempomat und Tempo 90kmh (real eher 95 kmh) auf der Autobahn in der LKW Kolonne. Ab und zu dann auch mal 120-130kmh (mehr schafft mein altes E-Auto eh nicht).
So und nun kommt der Shame on me Moment: Das ist meine Einstellung trotz der FDP Mitgliedschaft….Ja, es gibt bei der FDP auch Menschen die “normal” sind.

Zum Preistema: hier sollte dringend was gemacht werden. Es kann nicht sein dass man beispielsweise ein Fahrzeug was in Amerika für 65000$ angeboten wird in Deutschland gleich über 100 000€ kostet. Hier stimmt was nicht.

Thema Laden: Außerdem sollte auch in Deutschland/Europa wieder drüber nachgedacht werden dass nicht jede Ladesäule gleich eine High Power Ladesäule 200kW+ sein muss. Außerdem wäre es Sinnvoll wenn Laden weiterhin “Barrierefrei” gestaltet wird und nicht nur z.B. CCS Ladepunkte gebaut werden. Diese benötigen oft eine wahnsinnige Anschlussleistung und machen oft mangels Leistungsreserven der Verteilernetze nichts besser wie z.B. ein Chademo Anschluss mit max. 50kW Leistung. Allerdings entlastet der Chademo Anschluss hier die Verteilernetze. Hier war auch eindeutig die Lobby treibende Kraft der Gesetzgebung. Dies sorgt nämlich auch dafür dass nur spezielle “Europa” Modelle von BYD nach Europa gebracht werden und die wirklich günstigen gar nicht auf dem Markt angeboten werden. Aber hier bin ich wohl auch eher beeinflusst da mein Fahrzeug tatsächlich noch einen Typ 1/Chademo Ladeanschluss hat. Leider macht hier der deutsche TÜV einen Umbau unmöglich und somit muss ich mir zwangsläufig ein neues sehr teures Fahrzeug kaufen und den erst 3 Jahre alten E-Bus verschrotten (verkaufen lassen diese sich nicht mehr) Nachhaltig ist das nicht im Ansatz

Philipp:

Die Bahn wird immer teurer, weil sie ein Fass ohne Boden ist. Milliarden werden jedes Jahr in die Bahn gesteckt (aus der LKW Maut), nun auch noch das 49€ Ticket und immer noch die selbe Leier: “Sie wird vernachlässigt”.
Klar soll sie gefördert werden, aber “vernachlässigt” wird sie bei den vielen Mrd nicht.

Sie wird immer unzuverlässiger, weil die Fahrgäste sich einen Sch* um andere kümmern und die Abfahrt der Züge aufhalten nur um noch schnell einsteigen zu können. Und wenn der eine nicht rausfährt, kann der nächste nicht in den Bahnhof einfahren und so weiter und so fort.
Ein entzerrter Zeitplan hilft da immer noch wenig, wenn dann kurz vor Abfahrt wieder einer krampfhaft einsteigen will. Wie wärs denn mit Busgeldforderung an die Bahnaufhalter so in Höhe von 1000€? Aber nein, ist ja die BAHN Schuld.

MMM:

Das Anliegen der “Klimakleber” verstehe ich auch. Das Anliegen ist auch richtig.
Nur ist es ja so, dass viele Menschen, die es trifft, gar nicht die Möglichkeit haben, das zu entscheiden. Paketdienstfahrer, Taxifahrer, Krankenwagen, Pflegedienst, Essen auf Rädern, Busse,… Menschen, die einfach mal etwas transportieren müssen, Behinderte – natürlich auch Menschen, die (in Berlin) sicher den ÖPNV nutzen könnten – keine Frage, aber dort wird ja nicht unterschieden. Selbst wenn du einen Renault Twizy fährst, egal, du steckst irgendwo im Stau mit drin.
Und diese Pauschalisierung der Blockaden ist das, was hier falsch ist. Es werden ja nicht explizit Menschen blockiert, die sich einen fetten SUV oder einen Ferrari geleistet haben, die auf Diesel stehen oder Klimawandelleugner sind – sonst einfach alle. Oder die Attacken in der Vergangenheit “Tomatensuppe auf Gemälde” – klar ist das Klima wichtiger als Gemälde – aber können die Gemälde irgendwas dafür, dass wir einen Klimawandel haben? Warum müssen Kulturgüter ausbaden, dass einige Menschen das Thema nicht verstanden haben?
Und das führt dann zu Situationen, die man immer im TV zu sehen bekommt. Und niemand redet deswegen noch über den Klimawandel – es wird nur noch über Klimakleber gesprochen.
Der wichtigen Diskussion über den Klimawandel und der nötigen Transformation (auch) unseren Verkehrs leisten diese Menschen keine Dienste, im Gegenteil: Menschen, die sich auf die Straße kleben und von der Polizei entfernt werden müssen, schaden der Debatte mehr als sie nützen, sie bringen nämlich andere Aktivisten (FFF) in Misskredit und stellen diese gleich mit auf die Stufe von “Chaoten” – denn “Chaoten” ist die breite öffentliche Wahrnehmung der Kleber. Nicht das Klima. Einfach überflüssig und sehr, sehr schade.

Zum Tempolimit: kann kommen. Ich habe ohne äußeren Zwang meine Fahrweise über die Jahren – nicht mal wirklich bewusst, das ist so gekommen – verändert, das nun mal selbst beobachtet. Ich würde ein 130er Tempolimit in 97% der Fälle gar nicht merken – und in den restlichen 3% bricht mir wegen der 5 km/h auch kein Zacken aus der Krone.
Von mir aus auch 120, bekomme ich hin.

Smartino:

“Zudem werden neben dem Auto auch Zugreisen mit Fernzügen immer teurer.”
Und leider auch immer unzuverlässiger. Offenbar wurde die Bahninfrastruktur sträflich vernachlässigt.
“… Sonst bekommen wir die Mobilitäts- und Klimawende nicht hin“

Robert:

„Wir haben doch das Anliegen der Klimakleber jetzt verstanden: Sie müssen sich nicht festkleben und Kartoffelbrei auf Kunstwerke werfen.“
dem Politischen Handeln nach zu urteilen wurde offenbar aber nicht verstanden oder man will nicht reagieren wo ist das Problem beim tempolimit? das kostet dem Bürger keinen einzigen Cent und wäre ein starkes Zeichen für Klimaschutz

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