Aiways U6: Ab Frühjahr 2023 in Deutschland, ab 45.000 Euro

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Aiways

Wolfgang Gomoll
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  —  Lesedauer 4 min

Das chinesische Automobil Start-up Aiways legt nach! Nach dem U5 folgt nun das vollelektrische SUV-Coupé U6, bei dem nicht nur das Design ansehnlich ist, sondern es sich auch technisch einiges getan hat.

Eines muss man Aiways lassen: Der chinesische Autobauer lässt seinen Worten Taten folgen und vor allem ist er noch im Geschäft. In den letzten fünf Jahren sind Elektromobil Start-ups wie Pilze aus dem Boden geschossen und oftmals sehr schnell wieder verschwunden. Auch Aiways war eines der Unternehmen, denen man nur wenig Überlebenschance eingeräumt hat. Schließlich wurde das E-Mobil Start-up erst 2017 gegründet und Kaliber wie Tesla oder Nio sind ein Beispiel dafür, wie hart es ist, als Automobilhersteller Fuß zu fassen, geschweige denn schwarze Zahlen zu schreiben. Wie schwer aller Anfang ist, zeigen die Aiways-Verkaufszahlen des vergangenen Jahres: in Europa entschieden sich gut 3.000 Kunden für den Aiways U5, in Deutschland waren es mehr als 1.000.

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Deutlich zu wenig. Doch das soll sich jetzt mit dem Aiways U6 ändern, der im ersten Quartal bei den deutschen Händlern stehen wird. „Für uns ist der U6 das entscheidende Auto, weil wir beim U5 einiges gelernt haben“; ordnet Aiways-Europachef Dr. Alexander Klose den Neuling ein. Optisch hat das 4,80 Meter lange SUV-Coupé definitiv das Zeug dazu. Das Exterieur-Design erinnert an eine Mixtur aus Lotus Eletre und Polestar 2, was ja nicht die schlechteste Idee ist.

Der Aiways U6 kann sich sehen lassen und wird schon aufgrund seines Auftritts mehr Abnehmer finden als der Vorgänger. Zumal die chinesischen Techniker aus den Unzulänglichkeiten des Erstlings oft die richtigen Schlüsse gezogen haben. Das fängt schon bei der Heckklappe an, die wesentlich weiter aufschwingt, sodass man auch mit einer Körpergröße von 1,85 Metern aufrecht darunter stehen kann und geht mit dem Interieur weiter.

Der Innenraum wirkt deutlich hochwertiger als das noch beim Aiways U5 der Fall ist. Aufgeräumter ist das Cockpit auf alle Fälle. Nicht nur beim Exterieur stand Volvo beziehungsweise Polestar Pate, auch die Bedienlogik ist quasi identisch. Die Kommandozentrale ist der 14,6 Zoll große Touchscreen, über den im Grunde alle Infotainment und Fahrzeugfunktionen gesteuert werden. Die Fernbedienung per Lenkradknöpfe ist nur komplementär. Bei den ersten Bedienversuchen stellten uns die Basisfunktionen vor keine großen Probleme.

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Ähnlich wie bei dem chinesisch-schwedischen Stromern basiert das Infotainment auf der Android-Software. Das Smartphone kann dann natürlich per Android Auto, aber auch per Apple CarPlay in das Infotainment eingebunden werden. Ein großer Kritikpunkt beim Aiways 5 war das Fehlen eines Navigationssystems, in dem auch die Reichweite des Fahrzeugs einfließt und dementsprechend die passenden Ladestationen angezeigt werden. Auch das ändert sich jetzt. Die Navigation läuft immer noch über das Handy des Fahrers ab, jetzt wird aber eine App namens Pump mit Google-Maps kombiniert, die auf die Fahrzeugdaten zugreift und damit auch Ladesäulenempfehlungen anhand der Restreichweite geben kann. Wird interessant zu sehen sein, wie und ob das in der Praxis funktioniert.

Der Radstand des Aiways U6 beträgt 2,80 Meter, deswegen hat man im SUV Coupé hinten viel Platz, vor allem weil man die Füße auch unter die Vordersitze schieben kann. Trotz der abfallenden Dachlinie bleibt über dem Haupt noch etwas Platz. Eine nette Spielerei ist der große Bedienhebel der Automatik, der dem Fahrhebel einer Yacht nachempfunden ist: Dreht man am Griff, wird die Fahrstufe eingelegt. Mit einem Gewicht von lediglich 1.790 Kilogramm gehört der U6 eher zu den Leichtgewichten.

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Deswegen reicht auch die Nennleistung von 160 kW / 218 PS und das Drehmoment von 315 Newtonmetern aus, um den Aiways in sieben Sekunden aus dem Stand auf 100 km/h zu beschleunigen, bei 160 km/h wirft die Elektronik den Anker. Den Durchschnittsverbrauch gibt Aiways mit 15.9 bis 16.6 kWh/100 km an. So viel zu den technischen Daten. Fast noch wichtiger ist, dass sich unter dem Blech ebenfalls einiges getan hat. Die Techniker haben die Elektroarchitektur verändert und die Zahl der Steuereinheiten deutlich reduziert. Damit sind jetzt vermehrt drahtlose Updates möglich.

Der Aiways U6 teilt sich mit dem U5 die MAS-Plattform und damit auch die 63-Kilowattstundenbatterie, die für eine Reichweite von rund 400 Kilometer (WLTP) gut sein soll. Das ist nicht Fisch und Fleisch. Andere bieten zumindest Akkus mit 75 kWh oder sogar bis zu 100 kWh Kapazität an. „Wir wollen erst einmal abwarten, wie weit die Kunden wirklich fahren und dann die Batteriegröße dementsprechend anpassen“, sagt Alexander Klose. Für Aiways ist durchaus denkbar, die Batteriekapazität bei Bedarf auf 53 kWh zu reduzieren oder eben auf 72 bis 80 kWh zu erhöhen. Allerdings würde mit der höheren Kapazität auch der Preis deutlich in die Höhe schießen, der in etwa 45.000 bis 48.000 Euro betragen dürfte.

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Wolfgang Gomoll

Wolfgang Gomoll

Wolfgang Gomoll beschäftigt sich mit dem Thema Elektromobilität und Elektroautos und verfasst für press:inform spannende Einblicke aus der E-Szene. Auf Elektroauto-News.net teilt er diese mit uns. Teils exklusiv!
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Niels:

Die Aussage: „Wir wollen erst einmal abwarten, wie weit die Kunden wirklich fahren und dann die Batteriegröße dementsprechend anpassen“ finde ich interessant… diejenigen die weiter fahren möchten werden ja wohl kaum Aiways Kunden. Die verbleibenden SIND dann Aiways Kunden, und der Schluss daraus wird sein, dass die Kunden zufrieden sind :-)
Ich meine man sollte die potentiellen Benutzerwünsche bereits kennen bevor man ein Produkt auf den Markt wirft… sonst ist es ja am Markt vorbei entwickelt, oder?!

Hans Huber:

Kauft chinesische Auto, jammert über zu hohe Preise europäischer Hersteller und reibt euch die Augen wenn der heimische Markt kaputt ist und die Arbeitsplätze weg.
Bestes Beispiel wie das chinesische Marketing der Photovoltaik-Markt in Frankreich kaputt gemacht hat

egon_meier:

und wenn der Verbrauch niedriger, die Ladeleistung höher, die Reichweite vernünftig und das Servicenetz dichter wäre.
Die Sitze sind gut?
Was machen die Updates?

egon_meier:

Dann kommt hinzu, dass Audi & co relativ verlässlichen Service bieten und die Assistenten funktionieren gut bis hervorragend.
Da ist von Airways und co nach bisheriger Erfahrung nichts zu erwarten.

brainDotExe:

Klar kann man dann denken und für sich persönlich Annahmen treffen, nur darf man das nicht als Fakt darstellen oder andere Fakten ignorieren.

brainDotExe:

Prinzipiell stimme ich dir da zu. Wer sollte den kaufen, wenn es für ähnlich viel Geld einen Audi gibt.

Assistenzsystemen, die erst den Reiz von Elektroautos ausmachen

Bis jetzt konnte mir noch niemand plausibel erklären, warum man bei einem elektrischen Antriebsstrang plötzlich andere/mehr Assistenzsysteme benötigt bzw. vorteilhaft wären.

Das entscheidet man doch unabhängig von der Antriebsart eher am Fahrprofil.
Ein Vielfahrer, z.B. Außendienstler, wird sich wahrscheinlich eher für Spurhalte, Lenkassistent, etc. entscheiden als jemand wie ich, der nur Kurzstrecke fährt.

Fabian Torl:

Ja, das polarisiert eben.
Ich kenne viele im Bekanntenkreis, denen sämtliche „Assistenzsysteme“ sozusagen gestohlen bleiben können und sollen.
Aber ist auch generationsabhängig natürlich. So wie die Jüngeren teils bei ausgeschaltetem Navi kaum noch allein den Weg zum Bäcker am Ort finden, lehnen etliche Ältere im anderen Extrem wiederum Tempomat und erst recht all die anderen Helferlein ab.

panib:

Das kann nichts werden.
Audi’s Q4 e-tron z.B. startet bei ? 41.000.- €, bis man das Fahrzeug aber mit den Assistenzsystemen, die erst den Reiz von Elektroautos ausmachen, aufgepeppt hat, zahlt man locker noch mal einen fünfstelligen Betrag obendrauf. Das müsste beim U6 schon wesentlich anders aussehen. Deutlich mehr als 50.000.- € für einen Chinesen- nein danke. Dass das in einigen Jahren ganz anders aussehen wird, dürfen wir wohl nicht ernsthaft bezweifeln.

David:

Finde übrigens, das Fahrzeug sieht aus wie ein Polestar, wo jemand bei Alibaba Anbauteile bestellt und rangebastelt hat.

Smartino:

…und auch das Radio war drin. Das war bei allen andern ein teures Extra oder musste nachträglich eingebaut werden!!

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