Deutliches Bürgervotum für Batteriefabrik von BMW in Niederbayern

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Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 3 min

Am Ende war es dann doch sehr eindeutig: Nach einer wochenlangen Zitterpartie endete der Bürgerentscheid in der niederbayerischen Gemeinde Straßkirchen über einen Fabrikneubau von BMW mit einem deutlichen Votum. Mit 73,4 Prozent stimmten die Bürgerinnen und Bürger für die Ansiedlung einer neuen Batteriefabrik des Autoherstellers, in der Akkus für Elektroautos montiert werden sollen. Diese sollen anschließend in die nahe gelegenen Fahrzeugwerke in Dingolfing, Regensburg und München geliefert werden.

Die Menschen in Straßkirchen haben für eine gemeinsame Zukunft mit der BMW Group gestimmt. Wir können damit hier in Bayern die Chancen nutzen, die die Transformation zur Elektromobilität bietet“, sagte BMW-Produktionsvorstand Milan Nedeljković der Passauer Neuen Presse zufolge kurz nach Bekanntgabe des Ergebnisses.

Befürworter stellten vor allem die bis zu 3000 neuen Jobs für die Region als vorteilhaft heraus, Gegner kritisierten den Verlust von mehr als 100 Hektar bestem Ackerboden und fürchten ein hohes Verkehrsaufkommen durch die Mitarbeiter der Fabrik sowie mehrere Hundert Lkw pro Tag. Den Entscheid über das neue Werk ins Leben gerufen hatte die Bürgerinitiative „Lebenswerter Gäuboden“, die dafür gut 480 Unterschriften gesammelt hatte.

Ilka Horstmeier, BMW-Vorständin für Personal und Immobilien, betonte in der Passauer Neuen Presse im Vorfeld des Bürgerentscheids, dass das neue Werk „natürlich in die Landschaft eingepasst und fossilfrei betrieben“ werden soll. Sie verwies auch auf die größere Dimension des Vorhabens: „Es werden jetzt sehr viele Unternehmen schauen, ob in Bayern die Menschen offen sind für Zukunftstechnologien und zukunftsfähige neue Arbeitsplätze.“ Auch Bundeskanzler Olaf Scholz hatte sich in der Debatte um das BMW-Werk als Befürworter positioniert und hoffte, „dass die Bürgerbefragung im Landkreis Straubing-Bogen im Sinne der nachhaltigen Mobilität ausgeht. Das schafft gute Arbeitsplätze für die nächsten Jahre und Jahrzehnte“. Beide dürften zufrieden sein mit dem Ausgang des Entscheids.

Gewerbesteuern in Millionenhöhe

Mit dem Bau des neuen Standorts soll 2024 begonnen werden. Das geplante Werk macht eine Betriebsstätte vor Ort erforderlich, die noch in diesem Jahr bezogen werden soll. In der Folge ist BMW verpflichtet, für die dort arbeitenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bereits ab dem Jahr 2023 erste Gewerbesteuern zu zahlen. Die Gewerbesteuerzahlungen sollen BMW zufolge bis zum Ende des Jahrzehnts auf einen hohen, einstelligen Millionenbetrag pro Jahr ansteigen. Geld, dass die mit gut 3,5 Millionen Euro verschuldete Gemeinde sehr gut gebrauchen kann.

Die BMW Group plant, mit der Fertigstellung des ersten Bauabschnitts rund 1600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am zukünftigen Produktionsstandort zu beschäftigen. Rund 70 Prozent sollen aus bereits bestehenden Standorten der BMW Group kommen, zum Beispiel aus Dingolfing und Regensburg. In einem Umkreis von 20 Kilometern um den geplanten Standort leben heute bereits rund 7500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Autoherstellers, der schon seit Jahrzehnten einer der größten Arbeitgeber in der ländlich geprägten Region ist.

Natürlich werden wir Ausbildungsplätze in spannenden Berufsfeldern wie zum Beispiel Elektronik für Automatisierungstechnik oder Mechatronik bereitstellen. Damit bieten wir insbesondere jungen Berufseinsteigern weitreichende Perspektiven,“ erläutert Markus Kühberger, Leiter Personalaufbau für den geplanten Standort, und ergänzt: „Wir bekommen schon jetzt zahlreiche Bewerbungen für unseren zukünftigen Standort – nicht nur von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, sondern auch von vielen an einer Einstellung Interessierten außerhalb von BMW. Und auch natürlich von jungen Menschen, die sich für eine Ausbildung bei BMW interessieren.“

Gut möglich, dass BMW mit dem positiven Votum nun noch mehr Bewerbungen ins Haus flattern.

Quelle: PNP – Liveticker / BMW – Pressemitteilung vom 24.03.2022

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.
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MMM:

Im Saarlsnd gibt es eine Analogie zu dem, was wir hier sehen. Da will Svolt schon seit Jahren eine Zellfabrik auf der grünen Wiese bauen und wird dafür heftig kritisiert.
Auch hier wird darauf gedrängt, vorhandene Industrieflächen zu nutzen, aber niemand sagt, welche Flächen das sein sollen.
Ja, es gibt die Fläche des ehemaligen Kohlektaftwerks Ensdorf – dort baut Wolfspeed eine Chipfabrik.
Dann wird Ford nicht weit von dort die Automobilproduktion einstellen – aber erst 2025. Da wird eine große Fläche frei, aber 2025 ist einfach zu spät – für den Start der Flächensanierung und einen anschließenden Bau.

Es ist immer einfach, Pläne zu kritisieren, und es ist auch gut, dass man das kann – aber einen echten Alternativplan sollte man dann schon im Auge haben.

Markus:

Sehr gute Entscheidung. Wäre es anders audsgegangen, wären die selben Gegner der Fabrik Jahre später mit der IG Metall Mütze und Trillerpfeifen vor der BMW Zentrale gestanden und hätten gegen den Stellenabbau protestiert.
Wir haben derzeit eine Regierung, die die deutsche Industrie in Grund und Boden richtet. Gut, dass wir noch vernünftige Bürger haben!

Mathias Zoggl:

So schnell wird in Dingolfing oder Regensburg nichts „Altes“ wegfallen oder drastisch in der Flächennutzung reduziert werden. Die Benzinmodelle oder -modellausprägungen werden auch noch in den 2030ern auf Teilen des Weltmarkts weiter Nachfrage finden und haben.

brainDotExe:

wo doch bei Wegfall der Verbrennerproduktion in Dingolfing und Regensburg hinreichend Flächen für die Battereikonfektionierung zur Verfügung stünden

Die Flächen werden benötigt und die Produktionskapazität, vor allem für BEVs, zu steigern.

brainDotExe:

Deutschland und die EU brauchen Batteriefabriken

Prinzipiell stimme ich dir zu. Nur denke ich du meinst eher Zellfabriken.
Das im Artikel erwähnte geplante Werk baut (lediglich) aus zugelieferten Zellen Akkupacks zusammen.
Klar, das wird auch gebraucht aber mittel- bis langfristig brauchen wir eine (Hochleistungs-) Zellproduktion in DE/EU.

Bei den kritischen Rohstoffen sieht es mit den zukünftigen Batteriegenerationen besser aus, damit es weniger Abhängigkeiten von China gibt.

Alle angekündigten Hochleistungszellen verwenden weiterhin Lithium. Aber hier sind ja bereits Fördermöglichkeiten entdeckt worden, welche nicht unter Einfluss von China stehen.
Mal sehen wie der Bedarf bei Feststoffakkus aussieht.

so dass die Produktion von Batterien in der EU auch den Bedarf für die bei uns produzierten E-Autos locker decken kann und somit Batterien für andere Zwecke deutlich günstiger werden.

Das ist heute schon der Fall. Bei der aktuellen Produktionskapazität von Akkuzellen für die Automobilindustrie fallen genug “schlechte” Zellen durch die Qualitätsprüfung und werden als nicht für den Einsatz im Automobil geeignet eingestuft und anderweitig verwendet.

Das hat dazu geführt dass zum Beispiel für PV Heimspeicher die “magische” Schwelle von 350€/kWh unterschritten wurde und es sich damit rechnen kann.

Die Autofabriken in der Deutschland und der EU dürften in der Zukunft ohne die Verbrenner nicht mehr ausgelastet sein, so dass hier Platz und Mitarbeiter für andere Produkte frei werden.

Ob das so eintritt kann nur die Zeit zeigen.
Ich hoffe es nicht, für das Autoland Deutschland, die Mitarbeiter und Staatskasse.
Die Mitarbeiter werden in anderen Branchen deutlich weniger verdienen und vielleicht wollen sie dort auch überhaupt nicht arbeiten.

rotzlöffel:

Ich bin ganz stolz auf Aiwangers Schwestern und Brüder im Geiste. Frage mich jedoch allen Ernstes, weshalb BMW einem alternden Adeligen seine Ackerflächen zu vergolden hilft, wo doch bei Wegfall der Verbrennerproduktion in Dingolfing und Regensburg hinreichend Flächen für die Battereikonfektionierung zur Verfügung stünden. Betriebswirtschaftlich eher ein Flop. Es sei, wir wissen nicht alles. Z.B. Beteiligungen aus FernOst oder so.

Marc:

Ich sag’s ganz ehrlich: Finde ich gut. Ich dachte, es würde knapper werden. Man hat vor Ort offenbar doch einige Leute für das Projekt gewinnen können, die erst kritisch waren. Oder die Schreihälse waren überlaut. Das kann natürlich auch sein.

Daniel W.:

Deutschland und die EU brauchen Batteriefabriken, auch wenn es in Zukunft mit den grüneren Städten insgesamt weniger Autos geben wird. Bei den kritischen Rohstoffen sieht es mit den zukünftigen Batteriegenerationen besser aus, damit es weniger Abhängigkeiten von China gibt.

Ich gehe davon aus, dass spätestens mit dem Auslaufen der Verbrenner auch der Bedarf an neuen Autos in der EU sinkt, so dass die Produktion von Batterien in der EU auch den Bedarf für die bei uns produzierten E-Autos locker decken kann und somit Batterien für andere Zwecke deutlich günstiger werden.

Die Autofabriken in der Deutschland und der EU dürften in der Zukunft ohne die Verbrenner nicht mehr ausgelastet sein, so dass hier Platz und Mitarbeiter für andere Produkte frei werden.

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