BMW i7 xDrive 60: Das beste (E-)Auto der Welt?

Cover Image for BMW i7 xDrive 60: Das beste (E-)Auto der Welt?
Copyright ©

BMW

Stefan Grundhoff
Stefan Grundhoff
  —  Lesedauer 5 min

BMW ist selbstbewusster geworden. Seit vielen Jahren haben die Bayern mit dem Siebener einen mehr als adäquaten Gegner für die Mercedes S-Klasse. Mit dem neuen Siebener holen die Münchner zum Doppelschlag aus, denn parallel zum Verbrenner gibt es den elektrischen i7.

Über Jahrzehnte tat man sich am Münchner Petuelring schwer, das Wort Luxus in den Mund zu nehmen. Dynamisch wollte man sein, sportlich und wohl auch elegant, doch beim Thema Luxus blieb vielen der Mund trocken und man flüchtete sich in Worthülsen oder Schwurbeleien. Damit ist es seit ein paar Jahren vorbei, denn bereits die vergangene Version des Siebener BMW stand dem großen Gegner Mercedes S-Klasse in kaum etwas nach. Leichte Defizite im Komfort auf der Rückbank glichen die Bayern durch mehr Fahrspaß und ihre prächtigen Triebwerke aus.

BMW

Mit der neuen Generation tönt es aus München stolzer denn je, dass es sich beim neuen Topmodell um nicht weniger als das beste Auto der Welt handele. Das soll gleichermaßen für die verschiedenen Versionen mit Verbrennungsmotoren, insbesondere jedoch für den elektrisch angetriebenen BMW i7 gelten. Nach den ersten Testfahrten fällt es schwer, dieser Meinung zu widersprechen. Ein besseres Elektroauto als den BMW i7 xDrive 60 wird man aktuell nur schwer finden. Allerdings auch kaum eines, dessen Design derart polarisiert. Einen Schönheitspreis wird das neue Flaggschiff gerade von vorne kaum gewinnen.

So breit das Antriebsportfolio der Siebener-Reihe auch sein mag – zunächst einmal haben die Münchner die Karosserievarianten mehr als sinnvoll zusammengestrichen. Die neue Luxuslimousine des BMW i7 xDrive 60 ist stattliche 5,39 Meter lang ausschließlich als vermeintliche Langversion zu bekommen. Die kurze Variante – ohnehin nur in Europa in überschaubaren Stückzahlen nachgefragt – wurde ebenso gestrichen wie eine Version mit Schiebebach. Das könnte durchaus weh tun, denn auf vielen Märkten war das elektrische Schiebedach bisher serienmäßig und eine willkommene Frischluftalternative zur Klimaautomatik. Ab sofort gibt es jedoch nur noch ein mächtiges Panoramadach, das sich auf Knopfdruck ebenso verschatten lässt, wie der gesamte Fond.

Der Fond, auf hohem Niveau bisher die wohl einzige Schwachstelle der bisherigen Siebener-Generationen, setzt völlig neue Maßstäbe. Wohlig und komfortabel wie bisher nur in der Mercedes S-Klasse sinkt der Fondpassagier in die prächtigen Sitze sein und justiert diese nach Gusto. Die zahllosen Verstellmöglichkeiten lassen sich etwas umständlich über einen Touchscreen in den Türen bedienen. Etwas Eingewöhnungszeit braucht es, doch dann kennt der Reisekomfort keinerlei Grenzen.

BMW

So schickt der BMW i7 seinen Zweite-Reihe-Insassen nicht nur auf Knopfdruck in eine stimmungsvolle Liegeposition, sondern massiert diese gekonnt und schaltet auf das Kinoprogramm um. Dann fahren alle Jalousien zu und aus dem Dach klappt ein mächtiger 31-Zoll-Flachbildschirm aus, auf dem sich Filme genießen lassen oder man in die Welt des World-Wide-Web eintaucht. Etwas überraschend ist der neue BMW i7 auch auf Wunsch nicht mit einer Einzelsitzanlage im Fond zu bekommen. Es kann die große Mittelarmlehne heruntergeklappt werden – das war es. Die Ausstattungsquote war schlicht so klein, so die Begründung für die Reduzierung dieser Variante. Klasse: auf Knopfdruck öffnen und schließen die Türen elektrisch ohne anzuecken.

Viele der weltweiten Siebener-Kunden sitzen entspann im Fond und lassen sich zu Arbeit, Termin oder Flieger chauffieren. Hier hat das Luxusmodell mit Produktionsort Dingolfing seinen größten Sprung gemacht. Doch wie sieht es für den Fahrer aus? Ist der i7 trotz Elektroantrieb ein echter Siebener und noch viel wichtiger: ist er auch die proklamierte beste Limousine der Welt? Die Leistung des obligatorischen Allradler ist mit 400 kW / 544 PS und 745 Nm maximalem Drehmoment üppig, wenn auch nicht gigantisch.

BMW

Im nächsten Jahr folgt mit dem i7 xDrive M70 das Topmodell, das mit 485 kW / 660 PS jedoch ebenfalls deutlich hinter der Konkurrenz aus den USA und auch China liegt. Doch ein spürbares Leistungsdefizit mag man dem BMW i7 xDrive 60 nicht bescheinigen, auch wenn er mit einem Leergewicht von mächtigen 2,7 Tonnen schwer an sich zu tragen hat. Das können auch die gute Wankstabilisierung und die Allradlenkung nicht komplett überspielen.

Doch der Schub des i7 ist aus jedem Tempobereich imposant und die Leistungsentfaltung beinahe genauso spektakulär wie die Souveränität, mit der er die knapp 550 PS auf die Straße bannt. Der 190 kW / 258 PS starke Elektromotor vorn wird ebenso wie der 230 kW / 313 PS starke Elektromotor an der Hinterachse aus einem 101,7 kWh großen Akkupaket im Unterboden gespeist, das in Verbindung mit der steifen Karosserie und der Luftfederung für das ausgewogene Fahrverhalten sorgt. Aus dem Stand geht es in 4,7 Sekunden auf Tempo und bei 240 km/h wird etwas früh abgeriegelt. Der Normverbrauch: 18,4 kWh / 100 Kilometer, was eine Reichweite von knapp 600 Kilometern ermöglichen soll.

BMW

Eine der wenigen Schwachstellen des i7 ist das bordeigene Ladenetz, denn statt der 800 Volt, die unter anderem Audi, Porsche oder Hyundai bieten, muss das Aushängeschild mit knapp 400 Volt auskommen. So liegt die maximale Ladeleistung bei 195 Kilowatt, was die Lithium-Ionen-Batterie von 10 auf 80 Prozent in etwas mehr als einer halben Stunde erstarken lässt. Das können andere besser – und schneller.

Was andere nicht so gut können, ist ein solches Fahrgefühl vermitteln. Denn im Gegensatz zu so manchem Wettbewerber ist der mindestens 135.900 Euro teure BMW i7 nicht nur leise und lässig unterwegs, sondern schenkt seinem Piloten ein beeindruckendes Fahrgefühl inklusiv Rückmeldung von Lenkung, Bremse oder Anfedern der Achsen. So muss sich das beste Auto der Welt fahren. Da verzeiht man kleinere Makel wie das fehlende Beifahrerdisplay, die bunt illuminierbare Zierleiste und die beiden 12,3- und 14,9-Zoll-Displays, die mit Blick auf die Konkurrenz wohl noch etwas größer sein könnten. Eine schmerzhafte Lücke lässt der BMW i7 zudem beim Thema Fahrerassistenz, denn die erwartete Stufe drei für hochautomatisiertes Fahren soll erst Ende kommenden Jahres und dann wohl nur bis Tempo 60 folgen. Da hatten einige mehr erwartet.

worthy pixel img
Stefan Grundhoff

Stefan Grundhoff

Stefan Grundhoff ist Firmeninhaber und Geschäftsführer von press-inform und press-inform consult. Er ist seit frühester Kindheit ausgemachter Autofan. Die Begeisterung für den Journalismus kam etwas später, ist mittlerweile aber genau so tief verwurzelt. Nach Jahren des freien Journalismus gründete der Jurist 1994 das Pressebüro press-inform und 1998 die Beratungsfirma press-inform consult.
Sidebar ads

E-Mobilität bewegt – auch dich?

Dann teile diesen Artikel mit deinem Netzwerk. Denn jeder Beitrag bringt uns der nachhaltigen Mobilität ein Stück näher. ⚡🚗🔋🌍💚

Artikel teilen:

Schreib einen Kommentar und misch dich ein! 🚗⚡👇


Läubli:

Die Lufteinlässe sind überflüssig, ja… aber, solcher Brocken braucht es sehr wohl – es gibt jetzt schon genau diese Kunden, die das brauchen und bis jetzt einen Rolls, Maybach, A8L W12 oder VW Pheaton, oder Bentley fahren. Siehst du, es braucht sowas… vor allem auch dringend elektrisch!
PS: nur weil du das nicht brauchst, heißt das noch lange nicht, dass sowas niemand braucht – wann begreifen das endlich alle Menschen hier und auf der ganzen Welt!?

MMM:

Elektrisch wird der i7 eine gute Rolle im Chauffeursbussiness im Nahbereich erfüllen, die 600 km WLTP sind eine gute Auslegung, die sich natürlich vermutlich bei 130km/m auf der Autobahn schnell halbieren werden, insbesondere bei einer „nur“ 100kWh-Batterie.

Das wäre ein Verbrauch von über 33 kWh/100 km, zu solchen Vermutungen gibt es keinen Anlass. Man kann die Verbrauchswerte des iX 50 sicher einigermaßen übertragen – und eher darunter landen, die Aerodynamik sollte eher besser sein, und ein Leichtgewicht ist der iX auch nicht – wobei das Gewicht auf der Autobahn nicht die Hauptrolle spielt. Damit wären dann an die 500 km nicht unrealistisch. Entsprechende YT-Videos vom iX gibt es ja.
Und 500 km ist Nahbereich? Finde ich jetzt schon interessant.

Oliver Rödder:

Schlimm. Der Brocken braucht die Lufteinlässe vorn in der Mitte nicht. Und die Erde braucht den Brocken nicht. Schlimm…

MWF:

2,7 Tonnen, 101 kWh Akku, 600km, 400 Volt, das beste E-Auto der Welt? Ähh, was ist daran denn innovativ? Wo ist der Technologieleuchtturm 7er? Da darf man deutlich mehr von einer sich selbst Premiummarke nennendem OEM erwarten. Wenn die so lustlos weiter machen, dann gute Nacht.

Peter Bigge von Berlin:

Ohne Frage, ein wahrhaft riesiger Brocken, und toll, BMW elektrifizierte die Oberklasse, bestes Auto einmal dahingestellt.
Elektrisch wird der i7 eine gute Rolle im Chauffeursbussiness im Nahbereich erfüllen, die 600 km WLTP sind eine gute Auslegung, die sich natürlich vermutlich bei 130km/m auf der Autobahn schnell halbieren werden, insbesondere bei einer “nur” 100kWh-Batterie.
Technische Schmankerl, schnelle Ladefähigkeit und Sportlichkeit fehlen mir, aber wer will schon mit fast 5,40m Länge als Selbstfahrer fahren, von Schönheit und Eleganz ganz zu schweigen.
Korrekt ist, genau diese Fahrzeugklasse muss Vorbildfunktion in punkto BEV einnehmen. Hier spielt Geld weniger die Rolle, hier steht die technische Umsetzung und Alltagstauglichkeit in erster Reihe.

Sebastian Henßler:

Auch hier Flo, gerne aufzeigen inwiefern dies Werbung ist. Wer wen beauftragt hat und dann wird es auch so gekennzeichnet. Ansonsten bitte solche haltlosen Kommentare sparen. Autor wurde entsprechend benannt.

David:

Der Ansatz ist, das Auto konsequent nach wirklichen Käufern auszurichten. Die Zielgruppe findet dieses Auto auch optisch ausgezeichnet. BMW spart sich Varianten, die eh keiner kauft und der große Vorteil für Rolls-Royce ist, sie können das Fahrgestell so übernehmen ohne die Länge anzupassen.

Flo:

@Eauto-News: Bitte als Werbung kennzeichnen.

Ähnliche Artikel

Cover Image for Weltweiter Bestand an E-Autos und Plug-in-Hybriden klettert auf 56 Millionen Pkw

Weltweiter Bestand an E-Autos und Plug-in-Hybriden klettert auf 56 Millionen Pkw

Michael Neißendorfer  —  

Weltweit wurden 2024 mehr als 17 Millionen E-Autos, Plug-in Hybride sowie Fahrzeuge mit Range Extender neu zugelassen – ein Plus von 17 Prozent zum Vorjahr.

Cover Image for Erste autonome Lieferung eines Tesla Model Y in Austin

Erste autonome Lieferung eines Tesla Model Y in Austin

Sebastian Henßler  —  

Elon Musk meldet Teslas erste vollautonome Auslieferung – ein Model Y meistert die Route von Werkstor bis Haustür ganz ohne menschliche Hilfe.

Cover Image for Stellantis passt Elektroauto-Strategie an

Stellantis passt Elektroauto-Strategie an

Sebastian Henßler  —  

Stellantis steht vor einem Neustart: CEO Filosa kündigt eine Neuausrichtung an und stellt die bisherige Strategie auf den Prüfstand.

Cover Image for Stellenabbau bei Audi: Kein Job in der Produktion betroffen

Stellenabbau bei Audi: Kein Job in der Produktion betroffen

Sebastian Henßler  —  

Audi will bis 2029 rund 7500 Stellen außerhalb der Produktion abbauen – vor allem per Vorruhestand und Altersteilzeit, ohne Kündigungen oder Abfindungen.

Cover Image for Elektrische Mercedes C-Klasse mit fast 900 Kilometern Reichweite

Elektrische Mercedes C-Klasse mit fast 900 Kilometern Reichweite

Daniel Krenzer  —  

330 frische Kilometer sollen in nur zehn Minuten in die neue C-Klasse nachgeladen werden können.

Cover Image for Xiaomi: YU7 bricht nach Launch Rekord bei den Bestellungen

Xiaomi: YU7 bricht nach Launch Rekord bei den Bestellungen

Laura Horst  —  

Xiaomi hat sein zweites Elektroauto herausgebracht. Der YU7 wurde in den ersten Minuten nach der Markteinführung mehr als 200.000-mal bestellt.