Deutschland bremst Europas E-Auto-Markt stark aus

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Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 3 min

Der Absatz von Elektroautos in der EU ist in diesem Jahr weiter gestiegen – außer in Deutschland, wie aktuelle Daten zeigen. Laut einer Analyse von Transport & Environment (T&E) stieg der Absatz von batteriebetriebenen Elektroautos in der EU ohne Deutschland im ersten Halbjahr von 2024 um 9,4 Prozent im Vergleich zum gleichen Zeitraum im Vorjahr. Nimmt man den größten und stark schwächelnden deutschen Markt hinzu, stieg die Zahl der verkauften E-Autos in der EU nur um 1,3 Prozent.

Unter anderem das abrupte Aus für den Umweltbonus und oft unsachlich geführte Debatten in der Politik und den sozialen Medien trugen zu einem Rückgang der Elektroauto-Verkäufe in Deutschland um 16,4 Prozent im ersten Halbjahr 2024 bei. Eine Regulierung, die Planbarkeit und Vertrauen schafft, ist laut T&E entscheidend, um Stagnation zu vermeiden und Investitionen zu sichern.

T&E fordert deshalb die Bundesregierung auf, der belgischen Firmenwagenpolitik zu folgen, die attraktive Abschreibungssätze für E-Autos festlegt und Abschreibungsmöglichkeiten von Firmenwagen mit Verbrennungsmotoren auslaufen lässt. Das Potential ist enorm, wie das Beispiel Belgien zeigt – wo die E-Auto-Verkäufe in der ersten Jahreshälfte um 48 Prozent gestiegen sind.

E-Auto-Europa-Anteil-nach-Ländern
T&E

Deutschland ist der kranke Mann Europas, wenn es um E-Autos geht. Derzeit profitieren die Märkte, wo Regulierungen und Anreize Investitionen in E-Mobilität sichern und damit für Planbarkeit für Hersteller und Vertrauen unter Verbraucher:innen sorgen“, sagt Susanne Goetz, Referentin für E-Mobilität bei T&E Deutschland. Die deutsche Regierung müsse die aktuellen Haushaltsverhandlungen nutzen „und die verbesserten Abschreibungsregeln für E-Autos durch ein Auslaufen der kostspieligen Subventionen für umweltschädliche Verbrenner ergänzen. Länder wie Belgien haben gezeigt, dass solche Maßnahmen den Hochlauf von E-Autos ankurbeln können.“

In der ersten Jahreshälfte 2024 wuchs der Absatz von E-Autos in Märkten mit einem entschiedenen regulatorischen Umfeld:

  • Frankreich bot ein Sozialleasingprogramm an, um einkommensschwachen Haushalten günstige E-Autos zur Verfügung zu stellen. Dort stiegen die E-Auto-Verkäufe in der ersten Jahreshälfte um 14,9 Prozent;
  • In Italien nahmen die E-Auto-Verkäufe in der ersten Jahreshälfte um 7 Prozent zu. Sie erreichten ihren Höhepunkt im Juni 2024, als neue Anreize für Elektroautos eingeführt wurden;
  • In Belgien hat das Firmenwagensegment dem Elektroauto-Markt den notwendigen Anschub verliehen. Dort wuchs er in der ersten Jahreshälfte um 47,8 Prozent;
  • In Großbritannien haben verbindliche Ziele für den relativen Absatz emissionsfreier Fahrzeuge den E-Auto-Markt angekurbelt, mit einem Anstieg der Verkäufe um 9,2 Prozent im ersten Halbjahr.

Quelle: Transport & Environment – Pressemitteilung vom 18.07.2024

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.
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Marcel Gleißner:

[Edit: Kommentar gelöscht, bitte unsere Netiquette beachten, danke / Die Redaktion]

Marcel Gleißner:

Da ist schon das Problem, das sich die meisten Menschen in Deutschland keine E-Autos leisten können weil Anschaffung zu teuer und LadeInfrastruktur eher schlecht. Ich selbst lebe in Bayern in einem Dorf. Gerade auf dem Land brauche ich und viele andere vernünftige Reichweiten weil auch die Wege weiter sind und ich will nicht bei jeder Reise erst Ladesäulen suchen müssen, alles unnötige Zeitverschwendung. Bin selbst Mieter ohne Lademöglichkeit, nicht jeder der auf dem Land lebt hat ein Haus oder gar ein PV Anlage und jetzt kommen Sie… Die Ladetarife, Apps, Websites alles kompliziert gemacht. Warum braucht man Heute für jeden Mist eine App? ****

[Edit: Passage gelöscht, bitte unsere Netiquette beachten, danke / Die Redaktion]

Frankseynaeve:

Dasmachtmichkrankdisehickhack,abererlich

Uwe Bosse:

Der Sonderzoll auf E-Autos aus China bremst die allgemeine Umstellung auf E-Mobilitaet auch, zäumt das Pferd von hinten auf. Denn der logische Weg wäre erstmal die westeuropäischen Hersteller bei der Entwicklung und dem Absatz von E-Autos zu unterstützen. Wenn es genug heimische attraktive Angebote E-Autos gibt, wird die Attraktivität der Importautos aus China ganz von allein sinken. Denn Protektionismus von oben herab war noch nie gut.

Oliver:

Glaube nur der Statistik… usw…

Ich bin gerade 1700km von zu Hause entfernt in Frankreich im Urlaub. Alles völlig problemlos. Während des Ladens wird Kaffee getrunken etc., der Wagen (EV6)
ist schneller voll als wir fertig.

Aber hier gibt es viel weniger BEV als bei uns; wenn Deutschland der kranke Mann sein soll, dann aber auf einem hohen Niveau.

Nichts steigt stetig, Umwege führen auch ans Ziel. Dellen sind normal. Also nicht aufregen, und vor allem nicht mehr vom Verbrenneraus abrücken, gibt es denn keine Menschen in Verantwortung mit Weitblick mehr?

M3:

Bitte Roß und Reiter nennen!
Es ist nicht DIE POLITIK sondern: Die Verflechtung der Verbrenner-Lobby mit korrupten Politikern.
Der Bürger ist nicht das Opfer; er hat die Wahl blau-schwarz-gelb abzuwählen!
Eine Zahl zum Nachdenken:
Seit 1970 bis heute; also ca 50 Jahre lang wird pro Tag 3.000.000.000 Dollar (in Worten 3 Milliarden Dollar) mit Fossil-Verbrennungs-Produkten verdient.
Mit diesem riesigen Potential kann man “die POLITIK” kaufen. Es braucht eine Menge Charakterstärke dem zu widerstehen; und die sehe ich nur bei rot-grün.

M3:

Die Menschen sollen unser Biotop schützen! Das muss uns doch etwas wert sein, oder?
Annahme: Eine Renovierung kostet abzüglich Förderung noch immer 100.000EUR. Bei einem Zins von 5% und einer Tilgung von 3 % wäre die Annuität 667EUR mtl.
Die Ersparnisse wären: Energiekosten: 250EUR mtl.; Inflation: 2% von anfänglich 100k =2k/a = 167EUR mtl.
So fällt die Nettobelastung auf lächerliche 667-250-167 = 250EUR mtl. Das können sich sehr viele BMW-Fahrer leisten, oder?
Allein die Spritersparnis zu deinem 10-Jahreskübel schätze ich zu über 100EUR mtl ein.
By the way:
Fahre mal ein paar andere E-Autos und lese vorher vielleicht wie man das Lenkrad einstellt…:-) Ich empfehle TESLA Model Y damit der Ampelstart gegen Porsche 911 gelingt…

M3:

Ein sehr guter Beitrag!
Es wird aufgezeigt, dass der deutsche Michel der Verbrenner-Lobby auf den Leim gegangen ist und weiterhin geht.
Das wird ihn einiges kosten wenn der Verbrenner-Markt zusammenfällt.
Autoland D wird “Weltmarktführer für Verbrenner” (So titelte eine Ösi-Zeitung neulich) leider ohne Markt!

PhiGo:

Ich wohne auch auf dem Land in Schleswig-Holstein in einem Haus zur Mete und außer dem Schulbus fährt hier kein ÖPNV.

Wir haben zwar Solarthermie und eine neue Gasheizung bekommen, aber PV und Wallbox waren nicht möglich.
Immerhin wurde uns eine 32A CEE-Steckdose installiert, die dann halt eine mobile Wallbox befeuert.
Schnellladesäulen gibt es in der Umgebung erst seit diesem Jahr und die 11kW AC-Lader sind inzwischen z. T. abgebaut, sowie die wenigen kostenlosen wurden kostenpflichtig.

Auch wenn es erst einmal doof klingt, aber ein Leihfahrzeug für den Familienbesuch wäre eine Option, wenn dies die einzige regelmäßige Langstrecke ist.
Das ist wahrscheinlich günstiger, als sich ein zu teures und zu großes Auto für den Rest des Jahres nur für diesen Zweck zu kaufen.

In unserem 500 Seelen-Dorf, bin ich inzwischen auch der einzige mit einem BEV, die anderen sind wieder auf Verbrenner oder Hybrid umgestiegen.

Elektromobilität ist noch keine Lösung für alle.
Wenn es vom Fahr- und Wohnprofil möglich wäre, dann nur los.
Ansonsten wird es wahrscheinlich noch 5-10 Jahre dauern, bis es für alle passt.

Marcel Gleißner:

Stimme voll zu, für die Menschen die zu Hause laden können ist es OK und für alle anderen ein praktisches Problem. Die Politik wird das nie verstehen… Was die Bürger wirklich brauchen, die Politik denkt nur von einer Wahl bis zur nächsten…

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