CO2-Flottenziele: 15 Mrd. Euro an Strafzahlungen drohen

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Sebastian Henßler
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  —  Lesedauer 3 min

Die Autoindustrie in Europa steht vor großen Herausforderungen: Die Nachfrage nach Elektroautos ist aktuell zu gering, um die strengen CO₂-Grenzwerte der EU zu erreichen. Luca de Meo, Chef der Renault Group und Präsident des europäischen Automobilherstellerverbands ACEA, warnt vor möglichen Strafen in Höhe von bis zu 15 Milliarden Euro, falls der Verkauf von Elektroautos nicht deutlich anzieht, wie Automotive News Europe berichtet.

Ab 2025 gelten strengere CO₂-Regeln für Neuwagen in der EU. Der zulässige durchschnittliche CO₂-Ausstoß sinkt von aktuell 116 Gramm pro Kilometer auf dann 94 Gramm pro Kilometer. Wenn die Nachfrage nach Elektroautos auf dem aktuellen Niveau bleibt, könnten die Hersteller die neuen Ziele verfehlen und hohe Strafen zahlen müssen. Die EU berechnet eine Strafe von 95 Euro pro überschrittenem Gramm CO₂ und verkauftem Auto. Für große Autohersteller kann dies zu Strafen in Höhe von mehreren hundert Millionen Euro führen, einem Volumenhersteller wie Volkswagen droht gar eine Strafe im Milliarden-Euro-Bereich.

Luca de Meo betonte, dass die Geschwindigkeit der Umstellung auf Elektroautos momentan nur halb so hoch sei, wie notwendig, um die Ziele zu erreichen und Strafzahlungen zu vermeiden. In den ersten sechs Monaten des Jahres 2024 waren die Emissionen höher als im Gesamtjahr 2023. Elektroautos und Plug-in-Hybride bieten das größte Reduktionspotenzial, stagnieren aktuell aber bei den Zulassungszahlen. Die Branche benötige dringend mehr Flexibilität bei den Vorgaben, sagte er. “Wir reden immer über 2035, aber das Jahr 2025 ist schon eine große Hürde”, erklärte er. Allerdings: Die Flottengrenzwerte für 2025 sind seit Jahren bekannt, es wäre mehr als genug Zeit gewesen, sich darauf einzustellen und ein entsprechendes Fahrzeugportfolio einzurichten mit mehr elektrifizierten Autos oder zumindest Verbrennern mit kleinen, sparsamen Motoren.

Ford und Volkswagen sind am weitesten vom Flottenziel entfernt

Ein Bericht des Analyseunternehmens Dataforce zeigte, dass die Hersteller ihre Verkäufe von vollelektrischen und Hybridautos deutlich steigern müssen, um die Anforderungen zu erfüllen. Doch bisher gibt es bei den Käufern noch Vorbehalte gegen Elektroautos. Ford und Volkswagen sind am weitesten von ihren Zielen entfernt, während Toyota mit seinen emissionsarmen Hybridautos die Vorgaben am ehesten erfüllt. Geely hat seine Ziele bereits erreicht, und auch Tesla, als reiner Anbieter von Elektroautos, erfüllt die Anforderungen.

Neben technischen Herausforderungen spielt auch die Skepsis der Verbraucher eine große Rolle. Bedenken hinsichtlich Reichweite, Kosten und Ladeinfrastruktur halten viele davon ab, auf Elektroautos umzusteigen. Die Autohersteller müssen Lösungen finden, um diese Vorurteile abzubauen und gleichzeitig ihre Produktionsziele zu erreichen.

Luca de Meo fordert hingegen mehr Spielraum bei der Umsetzung der EU-Vorgaben. “Es ist riskant, feste Fristen und Strafen zu setzen, ohne Flexibilität zuzulassen”, sagte er. Eine zu strenge Auslegung der Regeln könnte die Hersteller in Schwierigkeiten bringen und die gesamte Branche belasten. Eine Anpassung der Vorgaben könnte helfen, die Einführung von Elektroautos zu beschleunigen und gleichzeitig die Industrie vor hohen Strafen zu bewahren. Die kommenden Jahre werden entscheidend sein. Ohne eine deutlich höhere Nachfrage nach Elektroautos drohen den Herstellern Milliardenstrafen.

Quelle: Automotive News Europe – Automakers could face billions in fines for missing 2025 emissions target, Renault CEO says

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Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.
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Valentin Schimpf:

Es ist regulatorisch erlaubt dieses Jahr einen Sonderschlussverkauf von Verbrennern zu machen, also passiert es auch. Hat nichts mit dem Kunden zu tun. Der regulatorische Fehler war es alle paar Jahre einen Sprung im Zielwert zu machen, anstatt jedes Jahr eine kleine Verschärfung. Das erzeugt dann diese ganzen Bullshit-Daten und Diskussionen.

Johannes:

De Meo fordert: wir wollen weiterschlafen!

Verbrenner verteuern und damit BEVs querfinanzieren, fertig ist die industrieeigene “Verbrennersteuer”
Und vielleicht Schulungen der Verkäufer, damit die nicht weiter die Märchen der Ölindustrie weitertragen

Pedro G.:

Und was macht die EU mit den 15 Milliarden Strafzahlungen das wäre Interessant !

Robert:

ganz einfach die E-Autos zum gleichen Preis verkaufen wie Benziner Problem gelöst
Deutschland müsste zusätzlich noch den Preiswucher an den Ladsäulen beenden (einfach ein Verbot von Roamingebühren einführen analog wie beim Mobilfunk durch die EU) Problem gelöst
Es kann so einfach sein wenn der Wille da wäre
siehe auch im Artikel “Wir reden immer über 2035, aber das Jahr 2025 ist schon eine große Hürde, erklärte er. Allerdings: Die Flottengrenzwerte für 2025 sind seit Jahren bekannt, es wäre mehr als genug Zeit gewesen, sich darauf einzustellen und ein entsprechendes Fahrzeugportfolio einzurichten mit mehr elektrifizierten Autos oder zumindest Verbrennern mit kleinen, sparsamen Motoren.”

R. D.:

Luca de Meo, der Mann welcher gerade den neuen Vollhybrid Renault SYMBIOZ propagiert welcher 1000km Reichweite aufweist? Für Alle welche absolut keine Lust auf einen Vollstromer haben die wahre Erlösung. Dafür sind die 15 Milliarden Strafe gedacht, Luca.

Philipp:

Verbrenner müssen teurer werden, vor allem die Säufer?
So what!

Wurzelsepp:

Wir hoben doch von gor nischt gewüssd!

Mid froindlischen Grüßen,

EG 443/2009

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