Hyundai-Chefentwickler: „Es geht nicht ohne Wasserstoff“

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Hyundai Motor

Wolfgang Plank
Wolfgang Plank
  —  Lesedauer 3 min

Für einen schnellen Wagen ist Albert Biermann immer zu haben. Den größten Teil seines Berufslebens hat der fast 65-Jährige flotten Flitzern gewidmet. War bis 2015 unter anderem Manager der BMW M GmbH, sorgte danach bei Hyundai für Hochleistung und wurde dann von 2018 bis zu seinem offiziellen Ruhestand als erster Nicht-Koreaner überhaupt Forschungs- und Entwicklungschef des Gesamtkonzerns, zu dem auch Kia gehört.

Von Performance muss man dem angehenden Ruheständler also nichts erzählen. Doch abseits von ordentlich Leistung, Top-Bremsen und kluger Achsgeometrie schwärmt Biermann seit je auch von Fahrfreude. Steifes Chassis, gute Balance, präzise Lenkung, Reifen mit viel Grip. Alles zusammen ergibt das, was man Handling nennt. Unabdingbar, wenn man am äußeren Rand des Grenzbereichs unterwegs sein will. Vorrang jedoch hat der Lenkrad-Spaß, nicht die Rundenzeit. Beides, so Biermanns Philosophie, hängt nicht unmittelbar zusammen. Beim Fahren soll es funken. Ganz einfach.

Dass all das kein Privileg des Kolbenmotors ist, beweist Biermann mit dem GT-Modell des vollelektrischen Kia EV6. Gebaut auf der von ihm entwickelten E-Plattform. Knapp 600 PS, dreieinhalb Sekunden bis zur dritten Stelle im Tacho und Tempo 260. Starkstrom im Wortsinn. Und womöglich so etwas wie Biermanns offizielle Abschlussarbeit.

Vielleicht aber auch erst der Anfang. Ganz aufhören wird Hyundais Chefbeschleuniger nämlich nicht. Er bleibt dem Konzern als technischer Berater erhalten. Unterstützung der Elektrifizierung von Performance-Fahrzeugen steht dabei ebenso in seiner Tätigkeitsbeschreibung als „Executive Technical Advisor“ wie – die Brennstoffzelle.

Zu letzterer hat Biermann ein ganz besonderes Verhältnis. „Wasserstoff ist Käse“, sagt er. Das klingt nach Verriss, ist in Wahrheit aber großes Lob. Voraus schickt er nämlich, dass Strom etwas höchst Praktisches sei. Nur leider nicht von Dauer. Ähnlich wie Milch. Ein prima Produkt, aber eben mit überschaubarer Haltbarkeit. Biermann: „Darum hat der Mensch den Käse ersonnen.“ Ein klein bisschen Schwund bei der Herstellung – aber mit gewaltigen Vorteilen bei Lagerung und Transport.

Und so sieht er in dem chemischen Element mit der geringsten Atommasse den idealen Stromspeicher. Und die Versorgung der Zukunft. „Es geht nicht ohne Wasserstoff“, lautet Biermanns Plädoyer. Wer 2050 CO2-frei sein wolle, müsse Hochöfen und Zementwerke umstellen. Je schneller, desto besser. Korea etwa, wo der Manager die vergangenen Jahre verbrachte, habe sich in dieser Frage klar entschieden.

Davon ausgehend werde Wasserstoff wohl auch die Straße erobern. Erst in schweren Lkw und Omnibussen. Da sei die Technik jedem Akku überlegen. Mit großen Flotten sinke der Preis, dann werde schnell auch der Pkw folgen. Und eben gerade nicht über E-Fuels, sondern über die Brennstoffzelle. Die Fortschritte in diesem Bereich seien groß. Was im kommenden Wasserstoff-Lkw von Hyundai verbaut werde, habe bereits die doppelte Effizienz früherer Modelle.

Weiterer Vorteil: Lange Wartezeiten wie beim elektrischen Nachladen gebe es keine, und ein zusätzliches Stromnetz brauche man auch nicht. Noch nicht mal eine Pipeline. Wie heutzutage Sprit, lasse sich auch Wasserstoff mit Tankwagen an nahezu jeden Ort bringen.

Wird sich die deutsche Politik dafür begeistern können? Da wagt Biermann keine Prognose. Womöglich könnte der Krieg in der Ukraine aber schon wegen mehr Unabhängigkeit für Bewegung sorgen. Müde jedenfalls wird Hyundai bei dem Thema nicht. „Wir haben in Berlin unseren Beitrag geleistet, dass das Thema nicht kippt.“

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Wolfgang Plank

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Wolfgang Plank ist freier Journalist und hat ein Faible für Autos, Politik und Motorsport. Tauscht deshalb den Platz am Schreibtisch gerne mal mit dem Schalensitz im Rallyeauto.
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JoeB:

…ach komm…mit einem 40t Tankzug kann man bei 400bar doch gut und gerne 350kg Wasserstoff transportieren…Es müssen also nur rund fünfmal so viele Tankzüge fahren

Ruediger Gmach:

Wasserstoff hat ein volumetrisches Energiedichteproblem. Das macht H2 auch und gerade bei LKWs und Schiffen unbrauchbar – es bleibt kein Platz für Ladegut – und ist hochgradig brandgefährlich !

rabo:

Ein Aufbrausen der BEV gegen die noch kleine (aber wachsende) FCEV Community unseres Forums! Dabei ist es doch eigentlich wunderbar, die Vorteile beider E-Mobilitäts-Systeme je nach Einsatz und deren technologische Weiterentwicklung betrachten zu können.
Was wir allerdings kaum brauchen werden, sind SUV-Boliden zum, die in 4 Sek. auf 260 km/h beschleunigen können. Daher an die ewigen H2-Wadenbeisser: Manches könnt ihr nicht verstehen – doch es wird schon weitergehen!

Realist:

Auf Grund der niedrigen Energiedichte von Wasserstoff bräuchte man eine astronomische Anzahl an Tanklastern, will man ohne Piplines auskommen. Man fragt sich, wie solche Dampfplauderer zu hochbezahlten Jobs kommen.

Christian:

Sehe ich auch so, ich war eigentlich auch immer eher ein Befürworter von H2 aber da hatte ich mich auch noch nicht wirklich informiert. Mittlerweile fahre ich nen Mach-E und ich liebe es. Nach dem ganzen Theater zuletzt um Sprit-, Öl-, und Gaspreise habe ich mich jetzt zudem dazu entschlossen die vorhandenen 13,6kWp um weitere 20kWp zu erweitern und 3-4×8 kWh Speicher zu besorgen um vollständig Autark zu sein. Klar, das kostet Geld aber damit bin ich dann unabhängig und Mal blöd gesagt, wenn der Blackout (der ja von den Skeptikern immer prophezeit wird *lach) doch Mal kommt, hat mein Auto Strom auch wenn die Verbrenner oder H2 Autos stehen weil kein Strom da ist der die Pumpe laufen lässt ;)

Daniel W.:

Einspruch Herr Sperling! – so preiswert war und ist HPS Picea nicht …

Das kostet picea

Der Preis einer picea liegt zwischen 85.000 – 125.000 € brutto (abhängig von der individuellen Auslegung) inkl. 10 Jahre Garantie. Die Kosten für den Servicevertrag betragen 499,80 € brutto/Jahr.

(Quelle: homepowersolutions.de/produkt)

… und wenn man alle Förderungen nutzt, dann sollen es immer noch …

Effektive Anschaffungskosten:

45.000 – 79.000 €

(Quelle: siehe oben)

… sein – plus Kosten der PV-Anlage – vor einem Jahr waren es noch …

Der Preis von picea liegt je nach individueller Auslegung in der Regel zwischen 70.000 und 100.000 Euro (brutto)

(Quelle: archive.org >> homepowersolutions.de/produkt – 28.3.2021)

… also von sinkenden Preisen keine Spur – Wasserstoff-Träumer aufwachen!

Daniel W.:

Ein FCEV-BEV-Mix – warum dann kein reines BEV, nur wegen 1-2 Urlaub im Jahr?

Das ist dann fast das Gleiche wie ein PHEV, der angeblich meistens elektrisch und sauber fährt und nur für längere Strecken die Zusatzenergie aus dem Tank braucht.

Daniel W.:

Korrektur:

Bei der kleinen Version von HPS Picea würde es rund 60 Jahre dauern, um die Kosten über die Einsparungen wieder herein zu holen, wenn die Wartungkosten so niedrig bleiben, keine Zinsen für einen Kredit anfallen und die Strom- und Heizölpreise wie 2021 bleiben würden.

Daniel W.:

Nachtrag zu HPS Picea:

Das kostet picea

Der Preis einer picea liegt zwischen 85.000 – 125.000 € brutto (abhängig von der individuellen Auslegung) inkl. 10 Jahre Garantie. Die Kosten für den Servicevertrag betragen 499,80 € brutto/Jahr.

Das können Sie sparen

Im Zusammenhang mit dem Kauf einer Photovoltaikanlage ist die Rückerstattung der Umsatzsteuer (19 %) möglich.

Bundesweites Förderprogramm KfW 433

mit einem Zuschuss von 15.050 €.

Im KfW40+ Neubau: Solarladeregler und Leistungselektronik, Batteriesystem mit Energiemanagement und Lüftungsgerät

inklusive Wärmetauscher sind bereits in picea enthalten.

Effektive Anschaffungskosten:

45.000 – 79.000 €

(Quelle: homepowersolutions.de/produkt)

Meine Zahlen für Heizöl und Strom:
2020 – 322,61 Euro für Heizöl (548 Liter) und 473,95 Euro für Strom
2021 – 825,50 Euro für Heizöl (983 Liter) und 617,81 Euro für Strom (verspätete Heizöllieferung)
——————————————–
2020 – 796,56 Euro für Heizöl und Strom zusammen – abzügl. Servicevertrag = 296,76 Euro
2021 – 1.443,31 Euro für Heizöl und Strom zusammen – abzügl. Servicevertrag = 943,51 Euro

Mit HPS Picea plus PV-Anlage bräuchte ich bei den Strom- und Heizölkosten von 2021 um die 100 Jahre, um meine Investition trotz KfW-Förderung über die Einsparungen wieder herein zu holen. Und solange halten weder die PV-Anlage noch HPS Picea (10 Jahre Garantie).

Das HPS Picea ist teuerer geworden – um 15.000 bis 25.000 Euro – statt günstiger …

Der Preis von picea liegt je nach individueller Auslegung in der Regel zwischen 70.000 und 100.000 Euro (brutto) …

(Quelle: archive.org >> homepowersolutions.de/produkt – 28.3.2021)

… es gab wohl keine Einsparungen bei BZ und Fertigung – oder liegt es an der hohen Nachfrage?

Jakob Sperling:

Also zuerst einmal gibt es ‘Strom-Speicher’ im engeren Sinne nicht. Die Batterie z.B. speichert chemische Energie, genauso wie Wasserstoff. Bei der Speicherung und bei der Bereitstellung gibt es je einen elektrochemischen Umwandlungs-Vorgang.

Man kann theoretisch auch in unseren Breiten vollständige Energie-Unabhängigkeit erreichen, z.B. mit den erwähnten Wärmespeichern. Das kostet Einiges und braucht auch recht viel Platz, womit es sinnvoll meist nur bei einem Neubau geht.
Mit Batterien ist es nicht bezahlbar. Ich kann nicht die ca. 5’000 kWh, die ich im Winter zusätzlich zur PV brauche, in Batterien speichern, obwohl ich im Sommer so viel Überschuss hätte. Batterie geht nur für kurzfristige Pufferung.
Die üblichste Art, auch in unseren Breiten Energie-Autarkie zu erreichen, wird daher auf Wasserstoff basieren. HPS z.B. liefert schon solche Systeme. Als ich zuletzt schaute, kostete eine solche Lösung für ein EFH ca. 35’000 Euro. In wenigen Jahren wird das wohl eher 20’000 Euro oder weniger kosten. Das würde die Energie-Autarkie wohl vielen Wert sein.

PV hat die Energieerzeugung demokratisiert,
H2-Systeme werden die Energiespeicherung demokratisieren.
Super!

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