Källenius: „Der CLA wird Mercedes’ E-Zukunft sichern“

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Mercedes-Benz

Stefan Grundhoff
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  —  Lesedauer 5 min

Mercedes-Benz braucht gute Nachrichten derzeit dringender denn je. Nachdem es mit der Elektromobilität bei den erfolgsverwöhnten Schwaben bisher nicht so recht laufen mag, wartet alles auf den neuen Mercedes CLA. Der soll – elektrisch angetrieben – erstmals das Zeug zum echten Tesla-Jäger haben.

Die Elektromodelle, die es bisher aus dem Hause Mercedes gab, waren keine Volltreffer. Der gebastelte Crossover Mercedes EQC wurde längst wieder eingestellt, die Zwittermodelle EQA / EQB begeistern die Sternenjünger bisher nicht annähernd so wie vergleichbare Verbrennermodelle und auch die Vorzeigemodelle EQE und EQS tun sich – egal ob Limousine oder SUV – deutlich schwerer als erwartet.

Kein Wunder, dass es Mercedes-CEO Ola Källenius kaum erwarten kann, einen zur flotten Testrunde im neuen Mercedes CLA einzuladen. Aktuell hier auf dem streng gesicherten Testgelände in Immendingen noch ein stark getarnter Prototyp, doch trotz Klebe- und Mattenornat außen wie innen ein Auto, das zeigen soll, dass Mercedes endlich in der Elektromobilität angekommen ist. Dabei präsentiert sich der neue CLA als Auftakt für ein schmuckes Sternen-Quartett, das wenig variable Plattformen, mäßige Ladetechnik und vermissten Nobelcharme im Innenraum auf einen Schlag vergessen machen soll.

Neuer CLA: Mercedes’ elektrischer Hoffnungsträger

Neben dem Mercedes CLA mit einer Länge von rund 4,75 Metern sollen auf technischer Basis der flexiblen MMA-Plattform (Mercedes Modular Architecture) die Schwestermodelle GLA, GLB und ein CLA Shooting Brake folgen. Design sowie Proportionen sind weitgehend mit dem der IAA-Studie identisch, und das gilt auch für die technischen Rahmendaten. Elektroantrieb an der Hinterachse, stärkere Versionen mit Allrad-E-Power, ein Normverbrauch von maximal zwölf Kilowattstunden auf 100 Kilometern und eine Reichweite von bis zu 750 Kilometern bis zum nächsten Ladestopp.

Der Erfolg eines Elektromodells wird neben der Fahrzeugklasse und dem Preis insbesondere beim Nachladen entschieden. Endlich gibt es die überfällige 800-Volt-Technik, die das Akkupaket im Flachboden des neuen CLA deutlich imposanter als bisher erstarken lässt.

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Zielgröße sind 400 Kilometer in 15 Minuten, um auch ausgemachten Benzinerfans Lust auf dem Umstieg in die Steckerwelt zu machen. „Alles, was wir letzten Herbst bei der Premiere der Studie auf der IAA in München versprochen haben, wollen wir einhalten oder überbieten“, sagt Källenius trocken und verweist darauf, dass die zentralen Komponenten im eigenen Hause entwickelt wurden.

Doch Ola Källenius und sein Chefentwickler Axel Heix verweisen auch darauf, dass die Zeit noch nicht reif für einen kompletten Umstieg in die Elektromobilität sei. Viele Länder fordern Verbrenner und das dürfte sich erst einmal kaum ändern. So ist der Mercedes CLA auf Kundenwunsch auch mit einem Verbrenner zu bekommen, der dann jedoch die Vorderachse antreibt, da die Anpassungen auf der Plattform sonst zu groß gewesen wären. Der Kunde hat bei der Einstiegsfamilie mit Stern die Wahl, ob Elektroantrieb oder eben ein Vierzylinderbenziner, der 2026 nachgelegt wird.

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Effiziente Dieselmotoren wurden jedoch gestrichen, Handschalter sind ohnehin passé und dann ist da noch der neue Benziner. Das Turbotriebwerk hat Mercedes zwar hausintern entwickelt, doch produziert wird es beim chinesischen Kooperationspartner Geely. Das wird eingefleischten Daimler-Fans eiskalt den Rücken hinunterlaufen. Doch auch die aktuellen Modelle von A-Klasse, CLA und Co. waren oftmals mit einem 1,3 Liter großen Triebwerk von Kooperationspartner Renault-Nissan unterwegs.

Mercedes CLA soll Tesla herausfordern

Wir sind auf der streng behüteten Mercedes-Teststrecke unterwegs, und der Mercedes-Chef scheint die Fahrfreude am neuen Mittelklassemodell nicht nur zu spielen, als er Kurven schneidet und gleich noch ein paar flotte Runden nachlegt. Die Sitze sind bequem, das Platzangebot vorne wie hinten mehr als ordentlich, und serienmäßig gibt es nach Tesla-Vorbild ein großes Panoramadach, das ohne eine mechanische Verschattung auskommen muss. Wie bei der CLA-Studie ist auch das Mitte 2025 auf den Markt rollende Serienmodell mit einem Bildschirmpaket ausgestattet, das sich von der linken bis zu rechten A-Säule quer über das Armaturenbrett zieht.

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Nur bei den Basisversionen blicken die Beifahrer auf eine Dekorfläche; alle anderen bekommen ein durchgehendes Display, auf dem ein zusammen mit Google entwickeltes Navigationssystem gestochen scharfe Bilder mit genaueste Fahrzeugdaten liefert. Das neue Betriebssystem MB.OS, zahllose Apps und Chat-GPT als allwissender Gesprächspartner lassen plötzlich sogar die großen Brüder E- und S-Klasse alt aussehen; zumindest bis diese die moderne Technik ebenfalls bekommen.

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Platz gibt es im neuen Hoffnungsträger nicht allein für die Insassen, sondern auch für das Gepäck. Laderäume vorne wie hinten setzen nicht nur das scheinbar allgegenwärtige Tesla Model 3, sondern auch die klassenhöhere Mercedes C-Klasse unter Druck, die bei gleicher Länge an sich um die gleichen Kunden buhlt. Der Preis wird beim neuen Mercedes CLA ein zentrales Thema für die Kaufentscheidung sein, auch wenn Ola Källenius großen Wert darauf legt, dass man das Dumping so manches Konkurrenten nicht mitgehen will. Und wohl auch nicht kann, denn ein zugegeben etwas in die Jahre gekommenes Tesla Model 3 startet aktuell bei knapp über 40.000 Euro, ist in verschiedensten Leistungsstufen mit Heck- sowie Allradantrieb und mit Reichweiten von bis zu 700 Kilometern zu bekommen.

Daher kommt dem Innenraum im neuen CLA ebenso wie bei den Schwestermodellen auf gleicher Plattform eine immense Bedeutung zu. Ola Källenius spricht „Jewelery“ als er die dunklen Matten anhebt und einen Blick auf Displays, Bedienelemente und Verkleidungen werfen lässt. Man sieht es ihm an: Er ist zufrieden. Jetzt muss nur noch der Kunde auf den elektrischen Zug der Schwaben aufspringen.

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Stefan Grundhoff

Stefan Grundhoff

Stefan Grundhoff ist Firmeninhaber und Geschäftsführer von press-inform und press-inform consult. Er ist seit frühester Kindheit ausgemachter Autofan. Die Begeisterung für den Journalismus kam etwas später, ist mittlerweile aber genau so tief verwurzelt. Nach Jahren des freien Journalismus gründete der Jurist 1994 das Pressebüro press-inform und 1998 die Beratungsfirma press-inform consult.
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Uli:

Nach 44 Jahren Mercedes-Fahrer bis ich beim Umstieg auf E-Auto bei einem Volvo EX 30 gelandet. Folgende Gründe haben dazu geführt: Schnelllader in 28 Min. von 20 auf 80 %, Reichweite 400 km bei Tempo 110, Anhängelast 1.600 kg, viele Extra bei Ultra-Modell serienmäßig, 8 Jahre oder 160.000 km Garantie und das bei einem Kaufpreis unter 50.000 €. Da kann sich Mercedes eine Scheibe “abschneiden”.

Hiker:

Was soll dieser ganze Lidar Zauber ganz genau bringen? Lidar wird genau wie Radar durch Regen und Schnee unbrauchbare Signale liefern. Also wird man sich auf Kameras verlassen müssen. Diese wiederum sind bei Sonnenschein genauso zuverlässig wie es die ganzen Radare sind. Finde den Fehler. Zudem ist der ganze Technikzauber unheimlich Teuer. Was ein weiteres Kriterium gegen diesen ganzen Klimbim ist.

Hiker:

Ein in die Jahre gekommenes Model 3??? Das Model 3 Highland ist gerade mal ein Jahr alt! Selten so viel blabla gelesen. Bisher hat Mercedes immer behauptet „das beste oder nichts“

Jetzt auf ein mal wollen Sie Tesla Jäger sein? Als Auftragsfertiger von Geely? Mit der ach so wunderbaren 800V „Technik“? Wo es gerade mal ein paar wenige 800V Ladesäulen überhaupt gibt. Und 90% der Kunden an Schnarchladern zuhause mit max. 22kWh laden! Oder viel eher mit 11kWh was vollkommen für den Alltag ausreicht.

Zudem macht diese 800V Wundertechnik die Autos noch teurer. Und damit wollen Sie Tesla oder die Kernmarke Geely konkurrenzieren? Was für ein grosskotziges Marketing Gelaber. Darauf hat die Welt ganz bestimmt nicht gewartet, sorry Mercedes, dass wird so nichts.

Pedro G.:

Ein vernünftig ausgestattetes Basismodel mit Top Ladeplanung um 35.000 € wäre wahrscheinlich ein Erfolg ?

Pedro G.:

2026 wenn es zu spät !

Frank2:

Verbrennertechnologie ist ein Auslaufmodell – ob uns das jetzt gefällt oder nicht.

Ausserdem – was die Chinesen da kopieren können, dass haben die schon längst gemacht.

Alles was es braucht ist ein Autokauf in China – einmal komplett zerlegen – analysieren – reverse engineering – fertig.

Frank2:

Das glaube ich kaum.

Mercedes war schon immer teuerer als andere Fahrzeuge – der Fokus muss einfach auf Qualität, Styling, technischen Lösungen und last not least auf dem Kundenservervice nach dem Kauf liegen. Das was einen Mercedes ausmacht ist letztlich das gleiche was Menschen dazu bringt eine teure Handtasche oder eine Luxusuhr zu kaufen – ein bisschen besser sein und vor allem teurer sein, damit sich nicht alle das Produkt leisten können.

Ein Preiskrieg mit einem Massenhersteller wie Tesla wäre so als ob Mercedes in den letzten Jahren versucht hätte Opel beim Preis zu unterbieten.

Roman L.:

Glauben die mimimi-minus Leute, dass 4 LiDAR serienmäßig an den Ecken verbaut werden? (Matt-schwarze Flächen)
Oben ist keines mehr.
Wird vermutlich ein Aufpreispaket, wie immer :-)

Dagobert:

Oh je, den Verbrenner von den Chinesen Produzieren lassen – hat man auch direkt alle über Jahrzehnte entwickelten Verbrenner-Technologien auf dem Silbertablett übergeben? Källenius schlägt den Sargnagel bei Mercedes ein…

Roman L.:

Kein Lidar mehr zu sehen.. also Abstriche bei der Autonomie?

Pressetext Mercedes:
Grundsätzlich bereit für SAE-Level 3 Upgrade

Zukünftige SAE-Level-2-Anwendungen sind auch für den Einsatz von Sensortechnologie vorbereitet, die durch LiDAR unterstützt wird, um beispielsweise der Komplexität und den hohen Sicherheitsanforderungen des Stadtverkehrs gerecht zu werden. In diesem Segment werden die leistungsstarken Sensoren Kunden ermöglichen, ihre Fahrzeuge mit einer breiten Palette von SAE-Level-2-Funktionen auszustatten. Per Over-the-Air-Update wird das sogar nach dem Kauf des kommenden Serienfahrzeuges möglich sein, wonach man wohl grundsätzlich jedes Serienmodell ab Werk mit der entsprechenden Technik ausstatten wird.

Mercedes-Benz ist dazu zukünftig in der Lage, bestehende Systeme kontinuierlich zu verbessern und den Kunden zur Verfügung zu stellen (unter Berücksichtigung der lokalen gesetzlichen Rahmenbedingungen). Damit stellt das Unternehmen sicher, dass seine Fahrzeuge weiterhin die Innovationsspitze in diesem Segment markieren. Die MB.OS Software und ihre Rechenleistung sind grundsätzlich fähig für ein SAE-Level-3-System-Upgrade. Das gilt für Fahrzeuge, die mit umfassender Sensorik einschließlich eines LiDAR-Sensors und Redundanzen für wichtige Fahrzeugsysteme ausgestattet sind.

Quelle: Mercedes-Benz Group AG

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