Lucid Air Pure Fahrbericht: 747 km Reichweite in der Basis

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Joaquim Oliveira
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  —  Lesedauer 4 min

Lucid hat die Klasse der elektrischen Luxuslimousinen mit seinem Air spektakulär aufgemischt, denn das amerikanische Ufo bricht nicht nur optisch mit vielen Normen. Wem die Power-Versionen mit bis zu 1251 PS zu wild sind, könnte sich ins Basismodell Pure verlieben.

Das Antriebsspektrum des Lucid Air ist größer als bei jeder anderen Elektrolimousine auf dem Markt, denn auch wenn die Topversion des Air Sapphire mit 1251 PS, 1940 Nm, 330 km/h Spitze und 0 auf Tempo 100 in zwei Sekunden spektakuläre Bestwerte setzt, gibt es auch schwächere Modelle für zugegeben finanzstarke Volumenkunden.

Dabei ist der Pure die aktuell einzige Air-Version, die unter 100.000 Euro angeboten wird. Mit einer Länge von fast fünf Metern (4,98) liegt er auf Augenhöhe mit Konkurrenten wie dem Tesla Model S, dem Porsche Taycan oder dem Mercedes EQS. Die schlanke, breite Karosserie, die auf der LEAP-Plattform steht, sorgt für einen beeindruckend geringen Luftwiderstandsbeiwert von knapp unter 0,20. Damit ist er hinter dem Xiaomi SU7 weltweit die Nummer zwei.

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Genauso imposant wie das Außendesign präsentiert sich auch der Innenraum, der nichts mit einem vermeintlichen Basismodell zu tun hat. Die Beinfreiheit ist sehr großzügig und es passen 17 (!) Finger zwischen die Knie eines 1,80 m großen Fondpassagiers und die Rückenlehne des Vordersitzes. Die Kopffreiheit ist aufgrund der abfallenden Dachlinie über den Rücksitzen und dem Batteriepaket im Unterboden jedoch eingeschränkt. Für die Insassen der zweiten Reihe gibt es direkte Belüftungsdüsen, deren Temperatur und Luftstrom sie über ein Display zwischen den beiden Vordersitzen einstellen können. So stellt man sich die Oberklasse vor.

Der Kofferraum offeriert großzügige 650 Liter, doch die eigentliche Überraschung ist der riesige Frunk, der vorne weitere 283 Liter Volumen bietet und dessen Deckel elektrisch betätigt werden kann. Damit nicht genug: die Lehnen der Rücksitze können mit Hilfe von Griffen im Kofferraum umgeklappt werden, was das Ladevolumen auf mehr als 1800 Liter erhöht.

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Der gesamte Innenraum strahlt ein Gefühl von Qualität und edler Robustheit aus, von den bequemen, klimatisierten Sitzen, denen es an Seitenhalt fehlt, bis zu zahlreichen elektrischen Verstellmöglichkeiten und angenehmen Softtouch-Oberflächen. In der Pure-Version bietet die Polsterung in der Mitte des Armaturenbretts und im Türbereich eine recycelte Textiloptik, die weniger angenehm für Auge und Haptik ist. Dachhimmel und Säulen sind in einer Kombination aus Velours und Alcantara dagegen klasse verarbeitet. Exzellent präsentiert sich dagegen die Schalldämmung der Kabine, vor allem dank der Verwendung von Doppelverglasung in allen Türen und auch in der Windschutzscheibe.

Sehenswert und allemal informativ sind die digitalen 34-Zoll-Instrumente, über die auch die wichtigsten Funktionen bedient werden. Leider muss man einige Menüpunkte aufwendig suchen und es fehlt ein Head-Up-Display. In jedem Fahrmodus ist es möglich, die Stärke der regenerativen Verzögerung einzustellen, und zwar zwischen Null (Off), niedrig (Low) und Standard (die stärkste), im letzteren Fall mit Einpedal-Fahrfunktion. Die fehlenden Schaltpaddel am Lenkrad dürfte kaum jemand vermissen.

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In der Basisversion ist der 325 kW / 442 PS starke Lucid Air Pure auch Dank üppiger 500 Nm Drehmoment ein höchst souveräner Cruiser, dem es abgesehen von der mit 200 km/h überschaubaren Höchstgeschwindigkeit keinesfalls an Leistung fehlt. Im Gegenteil. Das Fahrwerk ist betont komfortabel und gut auf den Antrieb abgestimmt, auch wenn die elektronisch verstellbaren Dämpfer je nach gewähltem Fahrmodus nur mäßig variieren und eine Luftfederung außen vor bleibt. Die Lenkung ist für ein Fahrzeug dieser Klasse ungewöhnlich direkt, während die Bremse gerade zu Beginn der Verzögerung einen zu schwammigen Eindruck macht. Überraschend, wenn man bedenkt, dass die amerikanischen Ingenieure garantieren, dass der Bremsvorgang vollständig hydraulisch ist und es keinen regenerativen Bremsvorgang gibt.

Das effizienteste Elektroauto der Welt?

Lucid bewirbt den Air als das effizienteste Elektroauto der Welt, was die offiziellen Zahlen durchaus bestätigen. Und auch im realen Fahrbetrieb ist der zwei Tonnen schwere Viertürer mit 15 kWh / 100 km zu bewegen. Selbst in dieser Version mit 88-kWh-Batterie liegt die WLTP-Reichweite mit 19-Zöllern bei bis zu 747 Kilometern. Der Lucid Air GT verspricht mit seiner 117-kWh-Batterie sogar bis zu 960 Kilometer, ehe nachgeladen werden muss. Hier bietet die mindestens 85.000 Euro teure Pure-Version mit maximal 210 kW jedoch nicht mehr als Mittelmaß.

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Joaquim Oliveira

Joaquim Oliveira

Der gebürtige Brasilianer arbeitet seit Jahren als internationaler Korrespondent für verschiedene Automagazine, wie das brasilianische "Quatro rodas", das englische "AutoExpress" oder den chinesischen "Car & Driver". Für Elektroauto-News.net verfasst er regelmäßig entsprechende Fahr- und Erfahrungsberichte aktueller Elektroauto-Modelle.
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Thomas Hermann:

Höchstgeschwindigkeit mit 200km/h “überschaubar”?
Manche Autotester haben echt nen Knall!

Samsun:

Zumindest macht man aktuell mit jedem 100K Dollar verkauften Lucid 400.000 Dollar Verlust. Die Firma existiert eh nicht mehr über 2026 hinaus.

Tobias Linder:

Hallo Christoph
Der Mercedes CLA ist ein sehr attraktives Fahrzeug, aber in einer anderen Fahrzeug-Kategorie. Es handelt sich da um eine Coupe Limousine mit eher kleinem Innenraum und wenig Gepäckraum während der Innenraum des Lucids mit S Klasse vergleichbar ist und auch fast doppelt so viel Gepäckraum bietet wie der CLA. Mit meinen beiden Teenagern wäre auf jeden Fall eine lange Autofahrt mit Gepäck zu viert im CLA sicher keine Freude. In Anbetracht dass der Lucid viel mehr Raum bietet, ist es doch eine tolle Leistung, dass er mit ähnlich grosser Batterie praktisch die gleiche Reichweite bietet wie der CLA.

Gastschreiber:

Die Menge an Personen ist es nicht, aber sie sind “dicker” geworden im Schnitt und das braucht wohl Platz.
Aber auch der W123 war gut 20cm länger als der W121. Also auch damals schon ein Größenwachstum,im Laufe der Zeit, vermutlich für viele der gleiche Grund, Platz in Hülle und Fülle, wie damals schon. 4,7m, so lang war m.E. ein W123, das ist kein Kleinwagen, als Kleinwagen werden üblicheweise Fahrzeuge unter 4m Länge bezeichnet.

Christoph R.:

Relativ sinnloses Auto, aber Sinn oder Unsinn dürfte dem Klientel sowieso egal sein. Wer braucht schon Autos mit über 1100 PS? Außerdem unterstützt man damit Ölgurus, denn Lucid ist mehrheitlich im Besitzt des saudischen Staatsfonds.
Aber die technischen Daten sind auch nicht so außergewöhnlich. Der neue Mercedes CLA bietet eine höhere Reichweite, bessere Effizienz, selbe Beschleunigung und ähnlich schnelles Laden für viel weniger Geld.

Gregor:

12m Wendekreis, das ist ja wie bei meinen Kastenwagen, und macht keinen Spaß.
Ich halte den Wagen auch für ein Sinnbefreites Objekt. Finanziert wird Lucid von Öl Scheichs, die ständig Geld nachwerfen.
Und Absatz findet das Auto auch nicht.

Einzig und allein die Technik ist faszinierend, es klappert und ist undurchdacht. Sowie das versprochene Ladelerlebnis ist nicht vorhanden.

Peter Bigge von Berlin:

Das waren noch Zeiten, als unser W123 ein großes Auto war, und Platz in Hülle und Fülle bot.
Selbst ein Passat degradiert diesen heute als Kleinwagen, ohne Mehrwert und akrobatischer Übung beim Besteigen.
Wozu immer größer?
Weil sich die Bevölkerung seit dem W123 verdoppelt hat?

Stefan:

Alles Geschmackssache. Mir gefällt der Lucid Air von vorne. Die dunkle Heckscheibe erzeugt leide Stufenheck Optik. Das ist nicht meins. Sie sollten ihn als Kombi und mit optimaler Anhänger Kupplung rausbringen.

Chris:

Schönes Taxi

Gastschreiber:

Für mich zeigt so ein Fahrzeug den Unsinn des Größenwachstums in Perfektion. Wozu dieser riesige Platz auf der Rückbank. Dann die Einschränkung in der Kopffreiheit. Ja, irgendwo müssen die Batterien untergebracht werden. Aber 5m Länge, ein Wendekreis von fast 13m, ja es sind 12,6m, eher dürftig funktionierende Assistenten und ein überholtes Bedienkonzept zu einem exporbitanten Preis machen das Auto jetzt schon zum Dinosaurier. Da hilft einem der gute CW-Wert nur bedingt.
Die Ladeleistung, ja, da wäre nicht der Prospektwert von Interesse, sondern die reale Erfahrung an der Ladesäule. Hier scheint, sieht man sich manches YT-Video an, Lucid bei einigen Modellen doch nicht die Ladeerfahrung zu liefern, die man sich erhofft. Für mich ein Exot mit homöopathischen Verkaufszahlen. Die genannte Konkurrenz macht hier nahezu alles besser, selbst das betagte Model S, von EQS oder Taycan gar nicht zu sprechen.

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