MG4 Electric Xpower: Alternative zu VW GTX-Stromer?

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MG Motor

Stefan Grundhoff
Stefan Grundhoff
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Volkswagen arbeitet mit dem GTX an einer besonders sportlichen Version seines elektrischen VW ID.3. Nicht zum ersten Mal schnappt nur aber Wettbewerber MG dem Wolfsburger Elektromodell die Wurst vor der Nase weg – mit dem heißen MG4 Xpower. Dass der MG4 als direkter Gegner des VW ID3 antritt, sieht man ihm auf den ersten Blick an. Die Verkaufszahlen sind auch in Europa gut und nach leichten Retuschen hat das Einstiegsmodell der SAIC-Tochter nunmehr Luft für einen sportlichen Zwischenspurt.

Im vierten Quartal kommt mit dem MG4 Electric Xpower die vermeintliche GTI-Version mit Stecker. Der dynamische Chinese bietet in seiner schärfsten Ausprägung nicht nur mächtig Leistung, sondern auch einen variabel ansteuerbaren Allradantrieb für maximales Kurvenvergnügen. Bereits die Leistungsdaten des MG4 Xpower begeistern, denn statt der üblichen 150 kW / 204 PS leistet das Topmodell des kompakten Chinesen imposante 320 kW / 435 PS. Den üppigen Tatendrang kann er für seinen Vortrieb fahrdynamisch wertvoll an beide Antriebsachsen übertragen und das ist nicht nur der Sportlichkeit, sondern insbesondere der Souveränität zuträglich. Den Rest erledigt der niedrige Schwerpunkt und eine feinfühlig gesteuerte Kraftverteilung der einzelnen Antriebsräder.

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Dabei sind dem China-GTI seine Ambitionen kaum anzusehen, denn eine echte Sportskanone präsentiert sich gerade in dieser Liga anders. So sind es ein paar kleinere Details wie 18-Zöller, Schweller und Luftführungen, die den Vitaminriegel namens Xpower von seinem zahmen Bruder abheben. Die Zurückhaltung zeigt sich übrigens nicht allein beim Auftritt, sondern auch bei der normalen Cityfahrt. Die 320 Kilowatt Maximalleistung, aufgeteilt in 150 kW / 204 PS / 250 Nm vorn und 170 kW / 231 PS / 350 Nm hinten, spürt man im 4,29 Meter langen Kraftprotz nicht auf den ersten Metern. Er beginnt nahezu lautlos und so lässig, wie man es kennt.

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Den heißen Vitaminstoß bringt der Chinese erst auf die Fahrbahn, wenn man das Gaspedal mit mehr Engagement niederpresst und den Insassen genauso Hören und Sehen vergeht, wie dem Sportwagen nebenan. Lässt sich der Fahrer verleiten, stürmt ein Tornado über Straße und Digitalanzeige. Aus dem Stand spurtet der kompakte Sportler in 3,8 Sekunden auf Tempo 100 und der Schub lässt bei höheren dreistelligen Zahlenkombinationen auf dem Tacho kaum nach. Erst bei Tempo 200 wird der Elektroallradler schließlich eingebremst. Keine Frage: das ist großer Sport – elektrisch eben und vielleicht optisch etwas zu dezent ins rechte Licht gerückt.

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Zum Vergleich: der normale MG4 braucht knapp halb so stark für den Imagespurt auf 100 km/h mit 7,9 Sekunden doppelt so lange und muss seinen Tatendrang auf der Autobahn bereits bei 160 km/h einstellen. Der zusätzliche Schub und das Mehrgewicht von rund 100 Kilogramm durch den zusätzlichen Motor an der Vorderachse machen sich entsprechend bei der Reichweite bemerkbar. Da die Akkukapazität bei bekannten 64 kWh verharrt, ist bei 385 statt der üblichen knapp 450 Kilometer Schluss mit lustig. Leider lädt der MG4 Xpower bei Weitem nicht so schnell nach, wie er einen in die wohl konturierten Sitze presst, denn die maximale Ladeleistung liegt bei 140 Kilowatt.

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Unaufgeregt zeigt sich bei den Leistungsexplosionen das Fahrwerk mit McPherson-Vorderachse und einer Fünflenkerkonstruktion hinten, die wenig Mühe mit dem Tatendrang des chinesischen Kompaktklassemodells hat. Der Kraftprotz ohne Sprinterdress mimt gerne auch nur den unaufgeregten Begleiter für den Alltag. Dafür sorgen nicht allein das Fahrwerk und die zahlreichen Fahrerassistenzsysteme, sondern auch der Innenraum, der mehr Charme vertragen könnte. Das gilt für die Kunststoffoberflächen und die mit Diagoalen von sieben und zehn Zoll mäßig imposanten Displays, die gerne ein paar Zoll größer sein könnten.

Die Bedienung des MG4 Xpower funktioniert dagegen problemlos, wenngleich das fehlende Head-Up-Display Vorteile wie Ergonomie, Ablagen und eine gute Sitzposition mindert. Das Platzangebot des mindestens 46.990 Euro teuren MG4 Xpower ist vorn wie hinten dank des Radstandes von 2,71 Metern gut, während der Laderaum hinter der manuell zu bedienenden Heckklappe 363 bis 1.177 Liter fasst. Mehr braucht keiner – auch nicht mehr Leistung.

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Stefan Grundhoff

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Stefan Grundhoff ist Firmeninhaber und Geschäftsführer von press-inform und press-inform consult. Er ist seit frühester Kindheit ausgemachter Autofan. Die Begeisterung für den Journalismus kam etwas später, ist mittlerweile aber genau so tief verwurzelt. Nach Jahren des freien Journalismus gründete der Jurist 1994 das Pressebüro press-inform und 1998 die Beratungsfirma press-inform consult.
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panib:

Endlich mal ein Kommentar, der die Philosophie der Autobauer und leider zu vieler Autofahrer ins richtige Licht rückt.
Ich bewundere im übrigen Deine zurückhaltende Formulierung, Birger.

panib:

Wie bitte, mehr als 363 l Kofferraum braucht keiner? Wofür brauchen viele von uns denn ein solches Auto, wenn es mit diesem Kofferräumchen nicht wirklich langstreckentauglich ist?

Matthias Geiger:

Wer es braucht soll den Spass haben. Aber dann auch mit grösserer Reichweite. Unter 500 km macht der Xpower keinen Sinn. Dann schon eher Tesla.

Roland:

Ich gebe Ihnen vollkommen recht. Vor vier Jahren habe ich ein Tesla Model 3 Performance gekauft. 515 PS und 3, irgendwas Sekunden auf 100kmh. Ich habs vielleicht ein duzend mal auf 70‘000km gebraucht. Es ist ganz einfach nur brutal und für mich weit entfernt von angenehm. Jetzt fahre ich ein MY Standart mit immerhin immer noch 300PS und das reicht völlig. Dabei sank der Verbrauch von 17kWh/100km auf ganze 14kWh. Da muss man sich schon fragen ob solche Elektroboliden wirklich sinnvoll sind.

Gastschreiber:

Unterschiede sind nicht ganz so dramatisch und hängen auch von den Elektromotoren ab. Permanenterregte kosten immer etwas Energie, fremderregte kann man mitlaufen lassen, das Mehrgewicht schleppt man immer mit.
Das mit der Rekuperation stimmt schon auch, dass diese höher möglich ist mit mehr und stärkeren Motoren. Man sieht aber im WLTP Zyklus, dass sich das nicht positiv im Vergleich zum Hecktriebler auswirkt.

Birger:

Diese Sprüche kenn ich von V8 Fahrern, die auch behaupten, der Verbrauch wäre niedriger als beim 4 Zylinder, da dieser weniger beansprucht wird. Das beim V 8 dann aber eigentlich zwei 4 Zylinder gleichzeitig laufen, wollte man nicht hören. Wie dies nun mit E Motoren läuft, weiß ich nicht, erinnert mich aber doch stark daran.

Gastschreiber:

Einfach fahren und erleben. Assistenten, Ausstattungsoptionen, Sprachsteuerung, Sitze, Infotainment, Ladeleistung, alles ist im VW besser. Ob man den Aufpreis bezahlt ist die persönliche Entscheidung.

Gastschreiber:

Dann müsste der Allradler einen höheren WLTP Wert haben als der Hechtriebler.
Diese ist aber deutlich geringer.
Es ist einfach ein Spaßgefährt, sinnbefreit irgendwie, aber Spaß darf auch sein, der rechte Fuß bestimmt am Ende den Verbrauch.

Spiritogre:

Die Beschleunigung ist nur ein Nebeneffekt. Die vielen PS werden benötigt eben damit der Verbrauch niedrig ist und gleichfalls eine hohe Rekuperation erreicht werden kann, die den Verbrauch noch mal senkt.

Ein 100 PS E-Motor der bei Tempo 100 am Limit läuft braucht nun mal merklich mehr Strom als ein 400PS E-Motor.

Birger:

Was stimmt nicht mit der E Mobilität? 204 PS normal und 7,9 Sekunden auf 100. Reicht sowas nicht! Damit ist er so schnell wie der Golf 5 GTI und genau so motorisiert und das reicht heute alles nicht, braucht man also ein E Auto mit 435 PS was in 4 Sekunden auf Hundert ist. Was soll der ganze Quatsch nur? Damit steigt doch nur der Stromverbrauch und der Reifenabrieb. Was sagt die Feinstaubbelastung? Ich denke selbst 204 PS und 7,9 Sekunden sind mehr als ausreichend für ein Fahrzeug. Leute, was ist der Auftrag der E Mobilität? Sparsam mit unserem Strom umzugehen, grüner Strom ist kostbar und nicht genug vorhanden, grade jetzt noch nicht. Und ja, Feinstaubbelastung durch Reifenabrieb und Bremsstaub gibt es mehr bei der E Mobilität und bei diesen Fahrzeugen als beim Verbrenner durch das Mehrgewicht und Drehmoment. Die E Mobilität sollte sich auf das Wesentliche und den wirklichen Klima/ Umweltschutz festlegen, alles andere, wie dieses Modell mit 435 PS sind der sehr falsche Weg.

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