Nissan will sich schrittweise aus seiner Beteiligung am französischen Autohersteller Renault zurückziehen. Das kündigte Ivan Espinosa, einer der führenden Manager bei dem japanischen Unternehmen, in einem Gespräch mit der Wirtschaftszeitung Nikkei an. Bereits im März hatten beide Partner vereinbart, ihre gegenseitigen Beteiligungen auf jeweils zehn Prozent zu verringern. Zuvor hielten beide Seiten jeweils 15 Prozent.
Geplant ist nun, dass Nissan rund fünf Prozent seiner Renault-Anteile verkauft. Der aktuelle Marktwert dieses Aktienpakets liegt bei etwa 100 Milliarden Yen. Das entspricht rund 563 Millionen Euro. Diese Summe soll direkt in die Entwicklung neuer Modelle fließen. Laut Espinosa stehen die Autobauer vor anspruchsvollen Rahmenbedingungen, weshalb Investitionen in moderne Technik und zukunftsfähige Autos Priorität haben.
Nissan sieht sich aktuell mit einer schwierigen Marktlage konfrontiert. Um langfristig konkurrenzfähig zu bleiben, sollen bestehende Beteiligungen überprüft und angepasst werden. Espinosa sagte, man wolle bestehende Verflechtungen abbauen, um mehr Spielraum für eigene Projekte zu gewinnen. In diesem Kontext sei der Teilverkauf der Renault-Anteile ein logischer Schritt. Damit soll Geld frei werden, das in den nächsten Jahren gezielt für die Entwicklung neuer Autos verwendet wird.
Die Vereinbarung zwischen Renault und Nissan sieht vor, dass beide Seiten bei möglichen Anteilsverkäufen eng zusammenarbeiten müssen. Zudem besitzt der jeweils andere Partner ein Vorkaufsrecht. Ein eigenständiger Verkauf ohne Absprache ist also ausgeschlossen. Der Rückbau der gegenseitigen Beteiligungen wurde bereits in früheren Gesprächen vereinbart und ist Teil einer strategischen Neuausrichtung der langjährigen Allianz.
Die Allianz zwischen beiden Unternehmen war in der Vergangenheit immer wieder Thema intensiver Debatten. Besonders die Frage nach der künftigen Zusammenarbeit und dem Gleichgewicht der Kräfte stand häufig im Mittelpunkt. Mit dem Rückzug eines prominenten Renault-Managers und dem geplanten Anteilsverkauf von Nissan wird nun erneut Bewegung in das Verhältnis der beiden Unternehmen gebracht.
Espinosa betonte in seinem Interview, dass die Senkung der gegenseitigen Beteiligungen kein Ende der Partnerschaft bedeute. Vielmehr gehe es darum, neue Freiheiten für Investitionen zu schaffen. Gerade in einem Umfeld, das stark von technologischem Wandel und wirtschaftlichem Druck geprägt ist, brauche es flexible Strukturen. Nissan wolle sich auf Innovation konzentrieren, ohne auf enge Kapitalbindungen Rücksicht nehmen zu müssen.
Quelle: Reuters – Nissan plans to reduce stake in Renault, CEO Espinosa tells Nikkei