Vorteile und Nachteile von Over-the-Air-Updates

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Stellantis

Maria Glaser
Maria Glaser
  —  Lesedauer 4 min

Over-The-Air-Updates (OTA-Updates) sind ein zunehmend wichtiges Feature in der Welt der Elektroautos und moderner Fahrzeuge. Sie ermöglichen es, Software-Updates mit neuen Funktionen und Verbesserungen direkt auf das Fahrzeug zu übertragen, ohne dass ein Werkstattbesuch nötig ist.

Dies ist nicht nur bequem für Nutzer:innen, sondern spielt auch eine zentrale Rolle bei der Weiterentwicklung von Fahrzeugtechnologien. Doch wie genau funktionieren OTA-Updates und welche Vor- bzw. Nachteile bringen sie mit sich?

Wie funktionieren OTA-Updates?

Wie bei Handys oder Laptops, die regelmäßig aktualisiert werden, bekommt auch die Software von modernen, hochtechnologischen Fahrzeugen regelmäßige Updates. Verschiedene Hersteller bieten diesen Service in neuen Modellen an. Das funktioniert inzwischen online und drahtlos.

Bei OTA-Updates werden Daten übertragen, um neue Softwareversionen oder Verbesserungen direkt in die Fahrzeuge zu integrieren. Während Updates derzeit vor allem das Infotainment im Auto betreffen, sind auch solche für das Steuergerät möglich, insbesondere bei Elektroautos. Es können zusätzliche Funktionen als Sonderausstattung freigeschaltet werden, beispielsweise Lichteinstellungen für die Scheinwerfer oder Navigationssysteme.

Hierbei läuft der Prozess in mehreren Schritten ab. Nachdem die Updates vom Hersteller entwickelt und bereitgestellt werden, stehen sie den Fahrzeugen online zur Verfügung. Anschließend können die Nutzer:innen im Auto die Downloads bestätigen, jedoch ist das nicht immer der Fall. Einige der drahtlosen Updates können auch im Hintergrund zu einem passenden Zeitpunkt ablaufen, in der Regel beim Parken. Die Software wird dann über 4G-Mobilfunk einer verbauten SIM-Karte, verfügbares WLan oder die RFID-Technik aktualisiert bzw. installiert. Letztere basiert auf Radiowellen und wird eher selten verwendet. Bald dürften diese Technologien für OTA-Updates vom 5G-Netzwerk abgelöst werden. Beim Update selbst sind manche Funktionen des Autos abgeschaltet, beispielsweise das Laden beim Elektroauto.

Vorteile von OTA-Updates

Drahtlose Updates bieten eine Vielzahl von Vorteilen für die Nutzer:innen der Fahrzeuge, aber auch für die Hersteller. Diese können ihre Autos selbst nach dem Verkauf weiter kontinuierlich optimieren, indem sie Funktionen und Sicherheitsverbesserungen nachträglich implementieren. Dadurch entfallen auch die Kosten, die sonst mit Rückrufaktionen verbunden wären. Sollten kritische Softwarefehler bestehen, können auch diese zeitnah behoben werden, was die Sicherheit erhöht.

Die Eigentümer:innen dieser Modelle sparen sich wiederum Zeit und Geld für eventuelle Werkstattbesuche, da die Updates ohne Fachpersonal einfach und bequem zu Hause durchgeführt werden können. Zudem können auch Gebrauchtwagen noch mit neuerer Ausstattung nachgerüstet werden, unabhängig von Vorbesitzer:innen. Über Jahre hinweg können die Autos dadurch mit den neuesten Technologien versorgt werden, was auch den Wiederverkaufswert steigern kann.

Insbesondere bei Elektroautos haben OTA-Updates große Vorteile. Da die Entwicklung rund um Batterien sehr schnelllebig ist, können die E-Autos beständig verbessert werden, selbst im Betrieb. Durch optimiertes Energiemanagement oder verbesserte Routenplanung etwa kann die Reichweite vergrößert werden. Tesla hat beispielsweise ein Update veröffentlicht, mit dem die Elektroautos des US-Herstellers mit der Smartwatch von Apple gekoppelt und gesteuert werden können.

Nachteile von OTA-Updates

Neben den zahlreichen Vorteilen der drahtlosen Softwareupdates von Elektroautos gibt es allerdings auch einige Nachteile. So ist das Auto abhängig von einer stabilen, möglichst schnellen Internetverbindung, ohne die der Prozess unterbrochen oder verzögert werden kann.

Außerdem geht die Technologie mit einigen Sicherheitsrisiken einher. Beispielsweise birgt sie Risiken des Eingriffs durch Dritte in Form von Cyberangriffen. Obwohl Hersteller in entsprechende Sicherheitsmaßnahmen investieren, gibt es keine absolute Sicherheit.

Zudem sieht beispielsweise der ADAC einen maßgeblichen Nachteil in OTA-Updates darin, dass Autohersteller versucht sein könnten, Autos mit unausgereifter Software auf den Markt zu bringen und sie dann erst schrittweise zu verbessern. Das könnte zu Problemen bei der Sicherheit führen. Allein im Jahr 2018 sei bereits für 16 Prozent der Rückrufe eine fehlerhafte Software der Grund gewesen.

“Es ist zu befürchten, dass den Verbrauchern Software-Updates einfach untergeschoben werden, ohne dass sie es merken. Einen solchen Fall gab es 2019 bei Tesla, als im Zug eines Updates plötzlich eine kürzere Reichweite sowie längere Ladezeiten festgestellt wurden. Auch Rückrufe könnten so umgangen werden.” – Arnulf Thiemel und Manuel Griesmann, Technikexperten bei ADAC

Sicherheitsrelevante Mängel könnten dann künftig heimlich und ohne Meldung an Behörden, beispielsweise das Kraftfahrtbundesamt, behoben werden, da die Updates mitunter nicht einmal für die Fahrzeugnutzer:innen sichtbar sind.

Zum Teil gehen Vor- und Nachteile von OTA-Updates also Hand in Hand, denn während es einerseits angenehm sein kann, dass man sich nicht um jedes einzelne Update kümmern muss, besteht andererseits die Gefahr des Kontrollverlustes. Zuletzt ist es, wie bei jeder Software, nicht ausgeschlossen, dass unvorhergesehene Fehler auftreten können, die die Nutzung beeinträchtigen.

Ausblick: Gibt es bald nur noch OTA-Updates?

OTA-Updates sind eine wegweisende Entwicklung in der Automobilindustrie, insbesondere bei Elektroautos. Sie bieten Komfort, Kosteneinsparungen und die Möglichkeit, Fahrzeuge stets auf dem neuesten Stand der Technik zu halten. Damit leisten sie einen wichtigen Beitrag zur Digitalisierung und Flexibilität moderner Autos.

Dennoch erfordern sie von allen Seiten ein hohes Maß an Achtsamkeit hinsichtlich der Sicherheit. Während sich die Technologie noch weiter entwickelt, zeichnet sich schon jetzt ab, dass die Zukunft den OTA-Updates gehört, wie bereits jetzt bei anderen technischen Endgeräten. Sie ermöglichen eine dynamische Anpassung an neue Herausforderungen in einer schnelllebigen Zeit und werden so den Anforderungen an eine zukünftige Mobilität gerecht.

Quellen: ADAC – Updates over the air // T-Online – So funktionieren Updates “over the air” beim Auto 

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Maria Glaser

Maria Glaser

Aus dem geisteswissenschaftlichen Bereich kommend, verbindet Maria Glaser bei Elektroauto-News.net seit 2023 ihre Liebe zum Text mit fachlichen Inhalten. Seit ihrem Studium in Berlin und Wien arbeitet sie im Bereich Lektorat, Korrektorat und Content Writing, vor allem zu Mobilität.
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Bernd:

Ein Punkt vergessen.
Ich kaufe ein Fahrzeug mit bestimmten Funktionen.
Jetzt meint der Hersteller, er programmiert das Fahrzeug um.
Dann entspricht es aber nicht mehr dem, wie ich es gekauft habe.
Oder Ladebegrenzung.
Beispiel Tesla, wo bei Model S die Ladeleistung reduziert wird oder das Auto auf OnePedal umprogrammiert wird und nicht mehr segeln kann.

Highländer:

Man möge zu bedenken geben, aber beim “Vorzeige-Agile-Anbieter” hat man nach OTA bisher noch keinen Totalschaden gehabt nach Update vorgefunden oder das Update schlug so grundlegend fehl wie bei 3.7, dass man doch in die Werkstatt durfte.
Sicherlich hat jeder Hersteller so seine Vor- und Nachteile der Updatepolitik, aber ein Grund ist das lange noch nicht auf den eine zu bashen um den anderen zu hypen.
Und wir haben Fahrzeuge beider Hersteller in der Familie, da muss ich lautstark lachen wenn man hört, dass MEB richtig gut geworden ist und “nur schlecht geredet” wird. Wenn man vom T in den VAG umsteigt, macht diese “bunte” Software eben gerade keine Freude. Aber nun gut hat so jeder seine persönlichen Ansprüche, auch wenn beim T nicht alles Gold ist was glänzt. Aber diese wird von Tag zu wirklich besser und mit einer Update-Frequenz, da wird der Ex-CEO Müller jeden Tag aufs Neue mehr belächelt.
Spätestens in zwei Jahren ist vorbei mit dieser Diskussion, da zeigen sich die wahren Ergebnisse.

Philipp:

BYD, Chery/Exlantix, GAC, JAC, Vinfast, XPeng, Zeekr sind alle keine reinen BEV Anbieter.

Gastschreiber:

(GAC) Aion (Bisher nur in China erhältlich)
Aiways
BYD
Exlantix (Deutscher Markteintritt 2024 geplant)
JAC Motors
Lucid
NIO
Polestar
Smart
Tesla
Vinfast
Xpeng
Zeekr
Welcher dieser Marken meinst Du? Alles sind reine BEV only Hersteller. Auch wenn ich glaube, reines Vorurteil, dass die Daumen nach untern von Vertretern einer bestimmten Marke kommen.

egon_meier:

OTA-Updates sind vom Prinzip her zu begrüßen denn sie ermöglichen, die Fzg-Software auf einen verbesserte Stand (ob stabiler/fehlerärmer/funktionsreicher … egal.. ) zu bringen.
Nur wenn die Software nicht besser wird (siehe ein sehr bekannter bev-only-Hersteller) ist das ganze völlig sinnfrei.

Gerd:

Zitat: “…oder die RFID-Technik aktualisiert bzw. installiert. Letztere basiert auf Radiowellen und wird eher selten verwendet”.
Das klingt so, als wenn die anderen Technologien nicht auf Übertragung per “Radiowellen” basieren. Interessante Sichtweise ;-)

Gastschreiber:

Sehe ich mir die Updateliste eines der großen im Markt an mit über 30 SW-Updates innerhalb dieses Jahres, dann scheint mir die Einschätzung des ADAC nicht aus der Luft gegriffen zu sein und auch die kritische Einschätzung im Artikel sollte manchen vielleicht die Frage aufkommen lassen, was für Fehler werden denn hier permanent korrigiert?
Was noch ergänzt werden kann, wenn die SW Updates nicht durchlaufen, dann kann es durchaus zum Problem kommen, bis dahin, dass ein Auto womöglich nicht mehr verkehrstüchtig ist. Wenn das SW-Update beim Händler durchgeführt wird, ist das weniger ein Problem, als wenn das am heimischen Stellplatz passiert.
Zu weit hergeholt, leider nein, Tesla Model 3 vor wenige Wochen, dank Update kompletter Ausfall aller Assistenzsysteme, Kamera und damit auch keine Funktion der „Pflichtausstattung“.
Gut am Artikel finde ich, dass die Updates differenziert werden, die typischen Naviupdates laufen meist zuverlässig OTA bei den meisten Herstellern.

Philipp:

Sorry, Agile und Sprints sind nur Buzzwords aus dem Management Bullshit Bingo.

Der Vorzeige-Agile-Anbieter hat zwar tolle Software erstellt, aber weder den Regensensor, die Schildererkennung noch das Fantombremsen schnell verbessert geschweige denn gelöst. Es mag schneller gehen, aber gut ist was anderes.

Und FSD wird seit Jahren gegen Geld verkauft, ist aber weiterhin nicht verfügbar.

Der Q6 kam zu spät, aber funktioniert. Der ID.3 wurde sofort geliefert (also “Agile”) und hat nun ein vollkommen falsches Software-Image. MEB ist nun richtig gut geworden, wird aber ständig schlechtgeredet.

KaiGo:

Nachteil: wenn du an deinem Auto was umprogrammierst wie irgendein Gepiepe deaktivieren (gibt ja Leute, die machen sowas), ist das nach dem Update wieder futsch ;-)

Josef:

“Unfertige” Software zu releasen ist nichts “neues”, sondern normal in der IT, seit Jahrzehnten.

Nur sind die Auto Hersteller auf dem Stand der Softwareentwicklung der 90er stehen geblieben.
Diese haben durch Ihre “Outsourceritis” und zig Zulieferer von Steuergeräten noch immer das Waterfall-Modell verwendet, mit einer Spezifikation, die vollständig implementiert werden muss…verzögert den Release unheimlich…wie man auch an Autos wie dem Q6 sieht, der locker 2 Jahre zu spät gekommen ist.

Mit “Agile Development” wird ein “minimal Feature-Set” fertiggestellt (idealerweise ohne Bugs ;-), aber eben nicht der volle Umfang), der noch nicht den vollen Feature-Set hat (das Minimal Feature Set ist allerdings beim Auto sehr hoch…da kann man schlecht die Steuerung vom Licht erst mal weg lassen ;-) ).
Dann wird in “Sprints” (je nach Teamstruktur und Größe, sind das jeweils einige Wochen oder Monate) neue Features entwickelt und über OTA ausgerollt.
Wie gesagt, ist das in der IT seit Jahrzehnten normal…nur in der lahmen Autoindustrie bisher noch nicht, die Softwaretechnisch in der Steinzeit verblieben ist…zumindest bei den deutschen OEMs.

Und der Vorteil von OTA ist noch…man bekommt ein Bug behoben…und zwei neue dazu ;-)
Immer wieder denkt man sich…ihr könnt mir mit euren Updates gestohlen bleiben, da ich gerade einen recht stabilen Zustand gehabt habe…

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