Porsche: Das große Ziel heißt Elektro

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Porsche

Stefan Grundhoff
Stefan Grundhoff
  —  Lesedauer 5 min

Porsche feiert in diesem Jahr seinen 75. Geburtstag. Zum Ehrentag beschenkte sich der schwäbische Sportwagenbauer mit der Zukunftsstudie des Mission X selbst. Der elektrische Hypersportler soll zeigen, wohin die Reise in den kommenden Jahren geht.

Porsche feiert Jubiläum mit Mission X Hypersportwagen

Allzu gerne hätte Porsche sich sein 75-jähriges Firmenjubiläum am vergangenen Wochenende mit dem Sieg beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans vergoldet. Doch die drei mit großen Erwartungen gestarteten Porsche 963 Hybriden hatten gegen die Konkurrenz letztlich keine Chance und so mussten die Zuffenhausener den Sieg beim imageträchtigen Langstreckenrennen der Welt Konkurrent Ferrari überlassen und auch die Nächstplatzierten Hersteller Toyota und Cadillac vermiesten Porsche das vermeintliche Jubiläumswochenende.

Doch der Ärger wird vermutlich nicht lang anhalten, denn bei Porsche läuft es nicht erst seit dem erfolgreichen Börsengang im vergangenen Jahr besser denn je. Die Zahlen lesen sich prächtig und auch wenn der Porsche Taycan als erstes reines Elektroauto der Marke mit dem unmerklich aufgefrischten Logo hinter den ursprünglichen Planungen hinterherhinkt, sind sowohl in Zuffenhausen als auch in der Konzernzentrale in Wolfsburg alle sehr zufrieden mit dem Erbe von Ferdinand Porsche.

Porsche’s strategische Ausrichtung unter CEO Oliver Blume

Markenchef und Konzern-CEO Oliver Blume hat die Richtung für die kommenden Jahre klar festgelegt: Porsche wird elektrisch und der bräunlich schimmernde Mission X soll nicht nur um gleißenden Scheinwerferlicht zeigen, was in den nächsten Jahren möglich ist. Denn mit etwas Argwohn nahmen die Porschianer zur Kenntnis, dass die internationale Sportwagenkonkurrenz zuletzt mächtig draufsattelte – sogar im eigenen Haus. Rimac Nevera, Pininfarina Battista, Lamborghini Revuelto, Mercedes AMG One oder Aston Martin Valkyrie – immer mehr Super- und Hypersportler kamen oder kommen auf den Markt – nur Porsche hatte nach dem allemal imposanten Hybridboliden des 918 Spyder nichts im Angebot.

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Das soll sich mit einem Serienmodell auf Basis des 4,50 Meter langen und nur 1,20 Meter hohen Elektrosportlers ändern. Der wird deutlich über 1000 PS bieten, dürfte rund 350 km/h schnell sein und den Imagesprint von 0 auf Tempo 100 in rund zwei Sekunden erledigen. Beim Thema Schnellladung soll der Bolide dank 900-Volt-Bordnetz Bestwerte setzen. „Der Porsche Mission X ist ein Technologie-Leuchtturm für den Sportwagen der Zukunft. Damit knüpft er an Sportwagen-Ikonen früherer Dekaden an: Wie vormals 959, Carrera GT und 918 Spyder gibt der Mission X entscheidende Impulse für die Weiterentwicklung künftiger Fahrzeugkonzepte“, sagt Oliver Blume, Vorstandsvorsitzender der Porsche AG. „Träume wagen und Traumwagen gehören bei uns zusammen: Nur weil Porsche sich immer wieder verändert hat, ist Porsche stets Porsche geblieben.“

Weitere Elektrifizierungspläne: Luxus-SUV und Nachfolgemodelle

Doch mit dem real gewordenen Traum eines Elektro-Hypersportlers ist es für Porsche längst nicht getan. Porsche-CEO Oliver Blume bestätigte auf dem 75. Firmengeburtstag, dass man an einem Luxus-SUV oberhalb des Cayenne arbeitete – natürlich ebenso elektrisch wie kommenden Nachfolgemodelle von Macan und 718 Cayman / Boxter. Der nächste Elektro-Macan wird zusammen mit dem Audi Q6 entwickelt und hat ebenso wie dieser mächtig Rückstand. An sich sollten beide Modelle längst auf dem Markt sein; doch es hapert in der Entwicklung, so kommen beide erst 2024 zu den Kunden. Ende 2024 / Anfang 2025 sind dann auch die Sportwagen dran. Der Cayman wird elektrisch und der große Bruder 911 bekommt zumindest eine Hybridversion.

Porsche wagt einmal mehr den schwierigen Spagat. Während die neuen Elektroversionen von Macan und dann Cayenne bereits seit Längerem in der Erprobung sind, setzen viele Kunden unverändert auf Verbrenner. So wurden die beiden aktuellen Generationen von Macan und Cayenne nochmals verlängert. Sie laufen bis 2026 (Macan) und Cayenne (mindestens 2027). Keine zeitliche Verlängerung gibt es für den Doppelpack aus Cayman und Boxster – beide werden zum Modelljahr 2025 / 2026 elektrisch.

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Zukünftig darf gerade der Porsche Cayman mehr als bisher, weil er zunächst einmal der einzige Elektrosportler ist. Während der Elfer nach der kommenden Modellpflege zum Jahresbeginn 2024 jedoch weiterhin als Verbrenner im Modellportfolio bleibt und allein durch eine Hybridversion ergänzt wird, ist der kommende Cayman ebenso wie der Roadsterbruder Boxster obligatorisch elektrisch. Erste Hinweise, in welche Richtung der Cayman zukünftig fahren wird, zeigte im Herbst vergangenen Jahres die seriennahe Konzeptstudie des Porsche Mission R.

Dessen Leistungsdaten lesen sich mehr als eindrucksvoll, denn im Renntrimm leistet die imaginäre Allradflunder 500 kW / 680 PS und eine Höchstgeschwindigkeit von 300 km/h. Im Qualifikationsmodus würde es noch wilder, denn dann machen 380 kW / 517 PS vorn und 420 kW / 571 PS an der Hinterachse machen den Boliden zu einer kalkulierbaren Bestie, die ihre bis zu 800 kW / 1088 PS auf die Fahrbahn bannen will. Das würde nicht nur an den leistungsstarken Elektromotoren an Vorder- wie Hinterachse liegen, sondern insbesondere an dem 82-kWh-Akkupaket zwischen ihnen hinter dem Piloten, was den Probanden aktuell immerhin 1,5 Tonnen schwer werden lässt.

Der kommende Porsche Cayman wird in der Basisvariante rund 400 PS stark und allein über die Hinterachse angetrieben. Stärkere Versionen mit mehr als 500 PS bekommen zusätzlich eine elektrische Vorderachse und somit Maximalleistungen von über 650 PS. Als Höchstgeschwindigkeit sollten bis zu 300 km/h ebenso gesetzt sein wie der Spurt 0 auf Tempo 100 in deutlich unter vier Sekunden. Als elektrische Reichweite sollen 400 Kilometer allemal drin sein.

Keine großen Veränderungen bringt dagegen die Modellpflege des Porsche 911. Er bekommt mindestens eine Version mit Hybridantrieb; sonst bleibt es bei einem leichten Leistungsplus und dezenten Veränderungen beim Design. In diesem Zusammenhang dürfte es auch einen Nachschlag bei den Fahrerassistenzsystemen und der Vernetzung geben, denn hier ist das sportliche Aushängeschild von Porsche nicht mehr auf der Höhe. Ferner gibt es Detailänderungen bei Aerodynamik sowie im Innenraum.

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Stefan Grundhoff

Stefan Grundhoff

Stefan Grundhoff ist Firmeninhaber und Geschäftsführer von press-inform und press-inform consult. Er ist seit frühester Kindheit ausgemachter Autofan. Die Begeisterung für den Journalismus kam etwas später, ist mittlerweile aber genau so tief verwurzelt. Nach Jahren des freien Journalismus gründete der Jurist 1994 das Pressebüro press-inform und 1998 die Beratungsfirma press-inform consult.
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Smartino:

“Porsche: Das große Ziel heißt Elektro”

Was ist daran besonders? Warum erst jetzt? Das ist doch bei allen Herstellern so, wenn sie überleben wollen.

Übrigens ist dieses Ziel von einem andern Hersteller schon vor über einem Dutzend Jahren erreicht worden.

Peter Bigge von Berlin:

So mal ganz ehrlich.
Luxus-Hersteller wie Porsche sind mit ihrem Verbrenner-Kult nur noch peinlich für eine Gesellschaft.

Marc:

Ein paar Anmerkungen von meiner Seite:

Die Verbrenner-Versionen von Macan und Cayenne werden nicht weiterentwickelt, das ist eine wichtige Info. Dabei soll der Cayenne sogar bis 2028 laufen. Aber man trägt dann eben 2028 ein Layout und eine Technik auf, die vor 11 Jahren auf den Markt kam und vor 15 Jahren entwickelt wurde. Die neuen Kleider gibt es nur noch elektrisch.

Damit dürfte auch klar sein, die meisten Kunden werden zu Elektro wechseln. Der elektrische Cayenne fährt den ersten Monat als Erlkönig. Denn seine Entwicklung wurde erst vor zwei Jahren beschlossen.

Damit sind nur Panamera und 911 von den bestehenden Modellreihen nicht elektrisch. Die 911 Fahrer sind schon vorgewarnt, weil der stets auf gleicher Basis gebaute Boxster/Cayman elektrisch wird. Und geradezu in Alarmstimmung versetzt die Sensibleren unter ihnen das permanente, ungefragte Statement: Niemand hat die Absicht, einen elektrischen 911 zu bauen!“

Somit sieht es aktuell fast so aus, als ob der Panamera die Verbrennerfraktion am Längsten begleiten wird. Er kommt gerade neu.

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