Rivian-Gründer RJ Scaringe unter Druck

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Eric Anderson / Rivian

Sebastian Henßler
Sebastian Henßler
  —  Lesedauer 3 min

RJ Scaringe, Gründer und Chef des Elektroauto-Herstellers Rivian, galt lange als freundliches Gegenbild zu Tesla-Chef Elon Musk, wie das Manager Magazin aktuell einordnet. Anders als Musk wirke Scaringe ruhig, bedacht und stelle den Klimaschutz klar in den Mittelpunkt. Doch die Zeiten, in denen er von vielen gefeiert wurde, sind vorbei. Kritik aus dem eigenen Umfeld, skeptische Investoren und schwache Verkaufszahlen setzen ihn zunehmend unter Druck.

Rivian hatte sich durch eine enge Partnerschaft mit Amazon früh als ernsthafter Player im E-Mobilitätsmarkt positioniert. Der Techriese hält 14 Prozent der Anteile. Doch scheint dort das Vertrauen zu bröckeln. Für künftige Finanzierungsrunden wolle Amazon kein zusätzliches Geld mehr bereitstellen. Damit wächst der Druck auf Volkswagen, das seit 2024 rund zehn Prozent an Rivian hält und bis 2027 etwa 5,8 Milliarden Dollar in ein gemeinsames Software-Unternehmen investieren will.

Im Hintergrund wird bereits diskutiert, wie lange VW bei dieser Partnerschaft noch mitziehen kann. Die Verluste bei Rivian sind hoch – allein 2024 beliefen sie sich auf 4,7 Milliarden Dollar. Die Hoffnung auf eine baldige Wende schwindet. Kritik trifft vor allem Scaringe selbst. Einige Investoren werfen ihm vor, sich zu verzetteln. Er soll an mehreren Projekten gleichzeitig arbeiten, statt sich auf die zentralen Herausforderungen zu konzentrieren. Ein Beispiel ist das Start-up Also, das auf kleine elektrische Stadtflitzer setzt. Auch innerhalb von Rivian wird seine Führungsrolle hinterfragt. Er treffe Entscheidungen häufig im Alleingang, heißt es.

Die Fluktuation in der Führungsetage spricht eine deutliche Sprache. Immer wieder verlassen Schlüsselpersonen das Unternehmen nach kurzer Zeit. So wechselte der frühere Mercedes- und Magna-Manager Frank Klein nach nur zwei Jahren zu einem Raumfahrtunternehmen. Auch Kjell Gruner, einst bei Porsche, hielt es nicht lange bei Rivian. Er kehrte zurück zu Volkswagen. Sogar DJ Novotney, zuvor bei Apple und verantwortlich für das Auto-Portfolio, ging frühzeitig.

Ende 2024 versuchte Scaringe gegenzusteuern. In einem internen Schreiben kündigte er personelle Veränderungen an. Besonders hervorgehoben wurde dabei Javier Varela, ein erfahrener Manager aus dem Hause Volvo. Bereits als Chief Operating Officer kümmerte er sich um zentrale Bereiche wie Einkauf, Produktion und Qualität. Künftig soll Varela auch die Entwicklung neuer Modelle leiten – ein Aufgabenfeld, das Scaringe bisher selbst verantwortete. Mit diesem Schritt will man offenbar klare Zuständigkeiten schaffen.

Trotzdem bleibt die Lage angespannt. Die Verkaufszahlen sind rückläufig. Im ersten Quartal 2025 setzte Rivian nur noch 8640 Autos ab – ein deutlicher Rückgang im Vergleich zum Vorjahr. Das Angebot umfasst aktuell Lieferwagen für Amazon, den Pick-up R1T sowie das SUV R1S. Ab 2026 soll das kompaktere Modell R2 dazukommen. Dafür muss das Werk in Illinois jedoch umgebaut werden – was erneut hohe Kosten verursacht.

Quelle: Manager Magazin – Wie Rivian-Gründer RJ Scaringe an Einfluss im Unternehmen verliert

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Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.
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Thomas G:

Das Manager-Mag. wirft mit Zahlen um sich und ihr übernehmt die 1:1.

Die müssen mal eingeordnet werden:

$ 5,8 Mrd Investment:
Davon sind 2024
1.3 Mrd. für IP Lizenzen und das JV bezahlt worden.
1.0 Mrd ist in eine Kapitalerhöhung geflossen. Dafür hält VW aktuell 8.4 % an Rivian.

In den nächsten Jahren fließen weitere 2.5 Mrd in mögliche Kapitalerhöhungen, wenn bestimmte Meilensteine erreicht werden.
(Rivian wird bei den Aktionären im Sommer beantragen neue Akien auszugeben.)
VW leit zudem den JV 1 Mrd. was Rivian dann beleien kann.

Die Verluste:
Die sind natürlich viel zu hoch.
Das kam u.a auch durch zu hohen Einkaufskosten zur Stande.
Diese Jahr sollten diese geringer ausfallen, da neue Verträge und günstigere Komponenten verbaut werden.
Da aber aber ein Werk erweitert wird und der R2 vor der SOP steht wird das auch in diesem Jahr noch üppig sein.

Weiterhin ist die Frage wie sich der BEV Markt in den USA entwickelt.

Ab den Q3 26 muss die Wende herr, sonst wird Rivian seitens VW übernommen und dann saniert.

Audi/VW könnten die Produktionstätten gebrauchen.

Yoyo:

Viiellleicht bringt die V.A.G.-Truppe noch ein bisschen mehr Geld mit.

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