Renault Kangoo E-Tech im Test: Pragmatischer Praktiker

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Daniel Krenzer

Daniel Krenzer
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  —  Lesedauer 4 min

Den aktuellen Renault Kangoo gibt es nun auch als vollelektrische Variante namens E-Tech. Optisch unterscheidet er sich zwar nur wenig von anderen Familienvans als Hochdachkombi, schließlich ist die Form jedes Mal mehr oder weniger gleich. Doch Renault versteht es selbst in diesem Genre ganz gut, ihre Fahrzeuge optisch hübsch dastehen zu lassen. Auf jeden Fall steht dem Kangoo die dunkelblaue Sondermetallic-Lackierung “Sodalite” sehr gut.

Ausgestattet ist er mit einem vergleichsweise kleinen 45-kWh-Akku, in der Standard-Version kann er mit lediglich 11 kW AC laden. Optional sind aber sowohl 22 kW AC sowie 80 kW DC als maximale Ladeleistung verfügbar.

Eine kurze Zusammenfassung, was an dem Fahrzeug aufgefallen ist:

Drei Pluspunkte

  • Der Stauraum: Ohne zweite Sitzreihe sind fast 2000 Liter Kofferraumvolumen möglich, doch dann ist der Kangoo Electric einfach ein Kastenwagen mit mehr Fenstern. Aber auch hinter der zweiten Sitzreihe passen mehr als 540 Liter Volumen – mehr als ordentlich. Zudem gibt es praktische Ablagen zwischen Dachhimmel und Sonnenblenden, weitere verstecken sich hinter dem Lenkrad in der Armatur, in den Türen und der Mittelkonsole. In der getesteten Ausstattungslinie Techno gibt es zudem statt eines Handschuhfachs eine große Schublade. Praktisch ist zudem ein zweiter Rückspiegel, mit dem auch vom Beifahrerplatz aus gut beobachtet werden kann, was in Reihe zwei so vor sich geht.
Foto: Daniel Krenzer
  • Das Alltagsladen: Der Testwagen war mit der optionalen 22-kW-Ladeleistung ausgestattet – und das ist im Alltag sehr viel wert. Der kleine Akku ist so in kaum mehr als zwei Stunden an fast allen Ladesäulen wieder aufgeladen – lange, bevor man sich Gedanken über Blockiergebühren machen muss. Alle reden immer über die maximale DC-Ladeleistung, doch im Alltag ist eine hohe AC-Ladeleistung oft viel mehr wert – außer natürlich bei häufigen Langstreckenfahrten.
  • Die Unaufgeregtheit: Viel Schnickschnack hat der Kangoo nicht an Bord – aber das, worauf es ankommt. Aufgrund der Hecktüre ist die Übersicht nach hinten nicht optimal, das macht eine ordentliche Rückfahrtkamera aber wett. Und unser Testwagen war sogar mit einer automatischen Einparkhilfe ausgestattet. Klimaanlage und Infotainment sind angenehm zu bedienen, auf den Sitzen lässt es sich auch mal längere Fahrten gut aushalten. Nur hinten können vor allem in der elektrischen Variante nicht allzu große Menschen sitzen, denn durch die Akkus ist der Boden erhöht, was den Raum etwas einschränkt. Aber wenn hinten der Nachwuchs sitzen soll, ist das komplett unproblematisch – und dank Schiebetüren ist auch das Hantieren mit Kindersitzen auf engeren Parkplätzen kein Problem.

Drei Minuspunkte

  • Die Langstreckentauglichkeit: Zwar kann der Kangoo mit CCS-Option mit bis zu 80 kW laden und ist somit in spätestens einer halben Stunde wieder bereit zur Weiterfahrt. Da der Akku aber mit 45 kWh Fassungsvermögen eher klein ist, das Fahrzeug eher kastig ist und daher bei mäßig sommerlichem Wetter mit 20 bis 25 kWh Verbrauch bewegt wird, ist auf der Autobahn spätestens alle 200 Kilometer eine Pause angesagt. Zwar passen locker alle Koffer hinein, für eine längere Urlaubsfahrt in die Ferne ist der Kangoo als E-Tech aber nur bedingt geeignet.
  • Die Haptik: Dass der Kangoo keinen Luxus bietet, ist klar. Jedoch sorgen blechern klingende Türen und eher günstige Materialien dafür, dass sich der Kangoo mitunter ein wenig “billig” anfühlt. Andererseits ist das ja gar nicht verkehrt, wenn man viel ein- und auslädt und oft Kinder an Bord hat. Eine Schramme am Kunststoff ist dann vielleicht nur halb so ärgerlich.
  • Die Schlüsselkarte: Das leichte, dünne Kärtchen, das als Schlüssel dient, ist zwar in dieser Form angenehm für die Hosentasche. Leider schließt sich das Auto aber zu früh von alleine ab, wenn man sich davon entfernt. Da der Kangoo ein Nasenlader ist, hantiert man beim Laden vor dem Fahrzeug. Dabei schließt es sich dauernd selbst ab und wieder auf und piept dabei jedes Mal – das nervt zum einen, zum anderen kann es auch die Kommunikation zwischen Fahrzeug und Ladesäule durcheinanderbringen.
Foto: Daniel Krenzer

Fazit

In Summe ist der Renault Kangoo E-Tech ein wirklich sehr praktisches Fahrzeug für den Alltag und vor allem für Familien interessant. Zwar ist er mit Preisen ab knapp 40.000 Euro ein gutes Stück teurer als sein Verbrenner-Pendant, wer jedoch zuhause oder am Arbeitsplatz günstig laden kann, hat diese Mehrkosten schnell ausgeglichen. Der getestete Kangoo mit Ausstattungslinie Techno und Schnellladeoptionen 22 kW AC und 80 kW DC kostet mit etwas Zusatzausstattung 47.590 Euro.

Okay, für die große Fahrt in den Urlaub taugt der Wagen nicht. Aber muss denn ein einziges Auto immer alle Aufgaben im Jahr meistern können, wenn manche davon nur ein oder zweimal pro zwölf Monate anfallen? Vielleicht darf es dann ja auch einfach mal ein Mietwagen sein, um den Rest des Jahres das ansonsten perfekt passende Fahrzeug zu nutzen.

Disclaimer: Das Testfahrzeug wurde von Renault kostenfrei zur Verfügung gestellt. Ein erster ausführlicher Testbericht ist bereits in der Fuldaer Zeitung erschienen.

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Daniel Krenzer

Daniel Krenzer

Daniel Krenzer ist als studierter Verkehrsgeograf und gelernter Redakteur seit mehr als zehn Jahren auch als journalistischer Autotester mit Fokus auf alternative Antriebe aktiv und hat sich zudem 2022 zum IHK-zertifizierten Berater für E-Mobilität und alternative Antriebe ausbilden lassen.
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Stefan:

Was für die Fahrt zum Baumarkt oder Deponie reicht. Und viele andere usecases auch.

Djebasch:

Was will man mit Anhängerkupplung aufgrund des Aufbaus schafft der mit Hänger nur noch 100km am Ende…

Djebasch:

Sie dürfen den Verkaufspreis nicht mit dem Händlerpreis verwechseln, ich haben vor wenigen Monaten erst einen Händler vor Ort gefragt und der ging runter bis auf 18.600€ für die Basis Variante.

Djebasch:

Ich sehe nicht das in Deutschland da was kommen wird, in den Niederlanden, Dänemark und Schweden bereits Realität !

Wolfbrecht Gösebert:

“… Daten zur Anhänger-Kupplung?”
Da der Artikel das vermissen läßt, hier aus der AutoZeitung v. 24.03.2023:

“Die Zuladung des neuen Renault Kangoo E-Tech (2023) beträgt übrigens 500 Kilogramm. Ziehen darf er gebremst bis zu 1500 und ungebremst bis zu 750 Kilogramm.”

Stefan:

Interessant wären die Daten zur Anhänger Kupplung.

Marc:

Kann aber sein, dass du schon vorher nicht mehr da hinfahren darfst, wo du hin willst. Einfahrverbote für Verbrenner werden kommen. Eine wirkliche Preisschlacht dagegen nicht. Tesla senkt die Preise, weil die Verkaufszahlen südwärts gehen. Der Juli war für sie desaströs. Aber sie haben keinen Transporter.

Andi66:

Einfach viel zu teuer für das was er bietet.
So ist es. Auch ich werde meinen VW Caddy Diesel noch weiterfahren, bis die Preisschlacht irgendwann losgeht, weil die die Dinger auch loswerden wollen ;-)

Marc:

Dass nach Jahrzehnten immer noch nicht verstanden wird, dass die Ausstattung eines Testwagens das Ziel hat, vorzuführen und testen zu lassen, was möglich ist. Aber nicht für Preisdiskussionen geeignet ist, weil eben ein Extrem.

Der elektrische Kangoo starten bei unter 40k und es geht noch die Förderung ab, also sind es 34,3k. Mit Mehrwertsteuer. Gewerbe kalkuliert mit Netto, da sind es gut unter 30k. Wenn man sich die im Gewerbe üblicherweise gefahrene Jahreskilometerleistung anguckt und die durch 250 Werktage teilt, dürfte man feststellen, dass der Akku selbst bei 50.000 km/Jahr reicht. Allerdings fahren 80% der gewerblichen Kangoo nicht einmal die Hälfte. Abends wird auf dem Hof mit 11 kW aufgeladen, da braucht man keine teuren Optionen.

Jakob Sperling:

Der erste Kangoo (1997) war 166 cm breit, der zweite (2019) 183 und der neue Kangoo ist nun 192 breit.

Alles über 180 cm ist in engen Innenstädten und auf Land- oder gar Bergstrassen sehr unhandlich und darum auch als Familienkutsche nur sehr beschränkt tauglich.

Schon der erste Kangoo hatte eine tolle Ladekapazität. Der Wettbewerb um den grössten Ladeplatz hat alle Hochdachkombi 1-2 Klassen hochgepusht und unten fehlt nun (bei Renault) ein praktischer Nachfolger.

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