USA: 100 Prozent-Zoll auf chinesische E-Auto-Importe

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Sebastian Henßler
Sebastian Henßler
  —  Lesedauer 3 min

Die US-Regierung scheint vorzubereiten, die Zölle auf chinesische Elektroautos dramatisch zu erhöhen. Medienberichte, unter anderem in der FAZ, deuten darauf hin, dass diese Zölle bald auf 100 Prozent steigen könnten, was einer Vervierfachung der bisherigen 25 Prozent entspräche. Die Ankündigung dieser Maßnahme wird für Dienstag erwartet.

Diese drastische Erhöhung steht im Kontext des wachsenden chinesischen Exports in den Sektoren der erneuerbaren Energien, was in Washington als Bedrohung für die noch junge amerikanische Industrie wahrgenommen wird. Die Biden-Regierung sieht sich durch Chinas Fortschritte in diesen Technologiebereichen herausgefordert und reagiert mit einer Verschärfung der Handelspolitik. Unter Ex-Präsident Donald Trump wurden bereits Zölle auf chinesische Waren im Wert von rund 300 Milliarden Dollar (ca. 278 Mrd. Euro) eingeführt.

Die Debatte über die Anpassung dieser Zölle dauerte Jahre. Während einige Beamte eine Erhöhung befürworteten, schlug Finanzministerin Janet Yellen vor, die Zölle auf Konsumgüter zu reduzieren und stattdessen die strategischen Sektoren stärker zu belasten. Ein Sprecher des chinesischen Außenministeriums kritisierte die geplanten Zollerhöhungen der USA und betonte, China werde seine Rechte verteidigen.

Bereits Ende März konnten wir berichten, dass China eine Beschwerde bei der Welthandelsorganisation (WTO) gegen die Vereinigten Staaten eingelegt hat, im Zentrum der Auseinandersetzung steht der “Inflation Reduction Act” (IRA). Dieses Gesetz der USA, so die Argumentation Chinas, diskriminiere ausländische Autohersteller durch seine Subventionspolitiken und stelle eine Bedrohung für das weltweite Ziel dar, die Verbreitung von Elektroautos zu beschleunigen. Weiterhin wird bemängelt, dass der IRA den fairen Wettbewerb verzerre.

Im Hinblick auf die anstehende Präsidentschaftswahl zeigen sowohl Biden als auch Trump eine harte Haltung gegenüber China. Biden hat bereits höhere Zölle auf Stahl- und Aluminiumimporte aus China angekündigt, während Trump eine weitere Zollerhöhung auf alle chinesischen Produkte um 60 Prozent verspricht, sollte er wiedergewählt werden.

Neben Elektroautos aus China werden auch andere Branchen von den neuen amerikanischen Zollvorgaben betroffen sein. Ein zusätzlicher Zollsatz von 2,5 Prozent ist für alle in die USA importierten Autos geplant, was insbesondere deutsche Autohersteller treffen könnte, die ihre Verkäufe in den USA zuletzt steigern konnten.

In Europa zeichnen sich ähnliche Erwartungen ab. Derzeit untersucht die Europäische Kommission, ob die chinesischen Automobilhersteller durch staatliche Subventionen vor allem für Elektroautos einen Wettbewerbsvorteil erzielen, der Strafzölle als Sanktionierung nach sich ziehen könnte. Analysten der Rhodium Group seien in einem Bericht zu dem Schluss gekommen, dass die chinesischen Elektroautohersteller derart wettbewerbsfähig sind, dass sie auch dann noch Gewinne machen würden, wenn die EU Einfuhrzölle von 15 bis 30 Prozent erheben würde.

Mögliche Strafzölle gegen chinesische Autos werden in der europäischen Automobilbranche mitunter sehr kritisch gesehen. So haben sich inzwischen neben mehreren Herstellern auch die großen Automobilverbände gegen Strafzölle auf chinesische Autos ausgesprochen.

Quelle: FAZ.net – USA wollen 100-Prozent-Zoll auf chinesische Elektroautos

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Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.
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Groß:

Und warum baut dann zum Beispiel BMW seine E-Autos in China und exportiert?
Warum bringt Porsche kein kaufbares E-Auto auf den Markt?

Groß:

Alle Autos welche deutsche Firmen in China bauen werden als deutsche Autos verkauft. Egal ob diese dem europäischen Model entsprechen oder speziell für den chinesischen Markt entwickelt wurden.

Rene:

Läuft bereits so in Lateinamerika China übernimmt bereits, Ford ist schon raus aus Brasil. Gruss aus Recife

Rene:

Porsche, BMW und MB sind in hier in Lateinamerika je länger je mehr nur noch Nische da die Chinesen den Markt übernehmen. Gruss aus Recife.

Smartino:

“Von meiner gesamten Elektronik stammt nichts aus China.”
Woher weisst du, wo die Komponenten deiner Elektronik gebaut wurden? Eines ist fast sicher: Sicher nicht in Europa!

Spiritogre:

Richtig, und genau deswegen ist es wichtig, die Leute hier in gut verdienende Jobs zu bringen, was nicht geht, wenn die Autos in China produziert werden.

Alle anderen Automarken die hier verkaufen produzieren schließlich in der Regel auch in Europa.

Spiritogre:

Also bisher bringen nur die europäischen Hersteller günstige E-Autos heraus. Die Chinesen verkaufen hier nur ihre Mittelklasse bis teureren Autos und zwar viel zu teuer für das, was sie bieten.

Spiritogre:

Also hierzulande aber nicht…

Daniel W.:

Und wer bezahlt die hohen Zölle? – im Grunde sind Zölle eine Steuer, die weitergereicht wird und die am Ende der Verbraucher bezahlt.

Der Verbraucher bekommt keine günstigen E-Autos aus China und die heimischen Hersteller können weiterhin ihre E-Autos teuer verkaufen.

Und was machen die chinesischen Firmen? – so bauen Autowerke im Ausland, schaffen Arbeitsplätze und gewinnen (im Interesse Chinas) Einfluß.

Am Ende haben wir viele Autofirmen aus China im Land und diese habe viel Geld, um sich Lobbyisten und Politiker zu kaufen – wie bei deutschen Firmen.

Und was machen die chinesischen Firmen im Land? – sie unterbieten die heimischen Hersteller beim Preis, denn sie zahlen ja keine Zölle mehr.

Nun beginnt das, was auch vorher absehbar war, die E-Autos aus Autofabriken von chinesischen Firmen werden zu heimischen E-Autos.

Und der Verbraucher? – der hätte die E-Autos, ohne die Zölle, aus Autofabriken von chinesischen Firmen viel günstiger bekommen.

Andebjoern:

Das Problem ist, dass die deutschen Autobauer das untere Preissegment komplett vergessen haben und nur noch premium und teurer produzieren. In diese Lücke springen jetzt BYD und Co und das ist auch gut so, da nicht jeder 30-40k für ein Auto zur Verfügung hat. Wenn man versucht die Chinesischen Autos los zu werden müsste man im Selben Atemzug die Europäischen Autohersteller dazu verpflichten ein Auto auf den Markt zu bringen das Preislich mit einem aus China mithalten kann und wenn sie es alleine nicht schaffen auf Grund von hohen Löhnen usw. Muss man mit Subventionen nachhelfen.

Der nächste Punkt ist, dass man möglichst viele E-Autos auf die Straßen bringen will, was ja durchaus auch gut ist. Dazu sind aber aktuell die chinesischen Autos noch nötig, da die Europäer nicht so viele Autos produzieren können wie nötig und auch für große Teile der Bevölkerung einfach finanziell nicht erreichbar sind.

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