Zukunft der Logistik: Warum der Elektro-Lkw gewinnt

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Sebastian Henßler
Sebastian Henßler
  —  Lesedauer 4 min

Tobias Wagner, besser bekannt als “Elektrotrucker” auf YouTube, gilt als echter Pionier der Elektromobilität, seine Karriere begann er bei Start-ups wie Tesla Motors und The Mobility House, um später Mitgründer der Firma ChargeX zu werden. Mittlerweile ist er als Elektro-Lkw-Fahrer auf der Straße unterwegs, um sich auf seine nächsten Stationen vorzubereiten. Mit diesen Einblicken, direkt aus der Praxis hat er Elektro-Lkw und deren Vorteile im Logistik-Umfeld eingeordnet. Gestützt durch Zahlen, Daten und Fakten aus dem realen Alltag.

Die Diskussion über die Zukunft der Logistik wird immer intensiver geführt. Die Fahrt eines E-Lkw von Leer (Ostfriesland) nach Mühldorf (Oberbayern) liefert dabei klare Antworten: Auf einer Strecke von 868 Kilometern zeigte sich, dass batterieelektrische Lkw wirtschaftlicher und umweltfreundlicher sind als ihre Diesel-Pendants. Doch was bedeutet das genau? Hier sind einige der wichtigsten Fakten und Gedanken, die den batterieelektrischen Antrieb in den Fokus rücken.

Tobias legte in einem voll beladenen Elektro-Lkw mit einem Gesamtgewicht von 28,5 Tonnen kürzlich eben jene Strecke von Leer nach Mühldorf zurück. Die Zuladung bestand aus 10 Tonnen Pflanzen und Bäumen. Während der Fahrt, die auch den Kasseler Bergen trotzte, hielt er das Tempolimit durchgehend ein, auch bei Steigungen. Zwei Ladepausen, von denen eine rein vorsorglich war, verursachten keine Verzögerung der Fahrzeit, da sie während der Lenkpausen stattfanden. Der gesamte Energieverbrauch belief sich auf gut 1090 kWh, inklusive Ladeverluste, die Kosten dafür lagen bei knapp 396 Euro. Das entspricht 0,46 Euro pro Kilometer.

Vergleich zum Diesel-Lkw

Ein herkömmlicher Diesel-Lkw verursacht deutlich höhere Kosten. Mit einem Verbrauch von 25 Litern pro 100 Kilometer bei einem Dieselpreis von 1,58 Euro pro Liter entstehen allein knapp 343 Euro Treibstoffkosten. Hinzu kommen Mautgebühren in Höhe von gut 281 Euro, was zu Gesamtkosten von 624 Euro führt – das entspricht 0,72 Euro pro Kilometer.

Auch bei den CO₂-Emissionen zeigt sich ein deutlicher Unterschied: Während der Elektro-Lkw unter Berücksichtigung des deutschen Strommixes von 2023 etwa 414 Kilogramm CO₂ ausstößt, emittiert ein Diesel-Lkw rund 575 Kilogramm CO₂. Somit spart der E-Lkw etwa 28 Prozent der CO₂-Emissionen ein.

Die Berechnungen basieren auf der Nutzung öffentlicher Ladeinfrastruktur. Bei einer Aufladung im Depot können die Kosten mindestens halbiert werden. Auch die Nutzung emissionsfreier Energie durch eine lokale Photovoltaikanlage wurde in der Rechnung nicht berücksichtigt. Es gibt also noch viel Potenzial für weitere Einsparungen. Zudem sind die Wartungskosten bei einem Elektro-Lkw wesentlich niedriger als bei einem Dieselfahrzeug, wie Tobias ausführt.

Kritik an Alternativen: Wasserstoff-Lkw

Manche sehen in Wasserstoff-Lkw eine Alternative. Doch der Blick auf die Zahlen aus Sicht von Tobias zeigt, dass dies aktuell wenig Sinn ergibt. Ein Wasserstoff-Lkw verbraucht im Bestfall etwa 8 Kilogramm Wasserstoff pro 100 Kilometer. Bei einem Preis von rund 11 Euro pro Kilogramm ergeben sich für die Strecke Leer–Mühldorf Gesamtkosten von etwa 764 Euro – fast doppelt so viel wie bei einem E-Lkw. Zudem werden für die Produktion von einem Kilogramm Wasserstoff etwa 53 kWh Strom benötigt. Das bedeutet, dass für die gesamte Strecke über 3680 kWh Strom aufgewendet werden müssten, was einer CO₂-Emission von rund 1399 Kilogramm entspricht. Damit wäre der Wasserstoff-Lkw mehr als dreimal so umweltschädlich wie der batterieelektrische Lkw.

Ein bedeutender Vorteil des Elektro-Lkw ist sein Mitwachsen mit dem Ausbau erneuerbarer Energien. Mit jedem Jahr, in dem mehr erneuerbare Energien ins Netz eingespeist werden, verbessert sich die CO₂-Bilanz des E-Lkw. Ein Diesel-Lkw bleibt hingegen auf seinem aktuellen Emissionsniveau. Da viele Lkw in ihrer Lebenszeit bis zu einer Million Kilometer zurücklegen, zeigt sich das Potenzial für erhebliche langfristige Einsparungen.

Angesichts dieser Fakten wird deutlich: Der batterieelektrische Lkw ist die realistische und wirtschaftliche Lösung für die Zukunft der Logistik. Er bietet nicht nur Kosteneinsparungen und eine bessere Umweltbilanz, sondern lässt sich auch flexibel an zukünftige Entwicklungen im Energiesektor anpassen. Unternehmen sollten sich daher auf diese Technologie einstellen, um wettbewerbsfähig zu bleiben, so Tobias in seinem Linkedin-Beitrag abschließend.

Quelle: Tobias Wagner – Mit jedem Kilometer im Elektrotruck wird offensichtlicher, dass der batterie-elektrische Antrieb auf der Straße alternativlos ist!

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Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.
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Stefan:

In der Tat. Die toxischen Abgase, der Lärm und auch die Abwärme (70% der eingesetzten Energie gehen als Abwärme verloren) erzeugen enorme Schäden an Natur und Gesundheit. Bei fast 50 Millionen Verbrenner Fahrzeugen ist das pervers viel. Ganz im Gegenteil beim E Auto. Kaum Abwärme.Kein Kupplungs- und Bremsstaub. Grund: Beim Bremsen rekuperiert ein E Fahrzeug. Was bedeutet, das der EMotor zum Bremsen auf den Generator Betrieb wechselt und den so erzeugten Strom wieder in den Akku speichert. Das bedeutet weniger Bremsen Verschleiß und Energie Verbrauch. Otto und Diesel haben fertig.

casimir374:

Mal ein Video vom Elektrotrucker geschaut? Der war schneller geladen als die vorgeschrieben Pause dauerte und das am HPC ohne MW-Lader.

casimir374:

Sorry, das ist BS.

casimir374:

Idee grundsätzlich nicht verkehrt, auch bei klimatisierten Trailern. Ist aber zusätzliches Gewicht, was die zulässige Beladung reduziert. Bei voluminösen Ladungen aber kein Problem. Wir müssen da auch eine Balance finden um mit zu hoher Achslast die Straßen nicht weiter überzustrapazieren. Und die aktuellen BEVs von Volvo und Co kommen ja jetzt schon gut 600km mit einer Ladung weit.

Sebastian Block:

Ich kann mit Elektro LKW gut vorstellen für die Zukunft, aber der Artikel ist nicht ganz ehrlich und wirtschaftlicher sind sie NOCH nicht. Denn der Vorteil ergab sich aus einer einseitigen Subvention durch den Wegfall der Mautgebühren. Zusätzlich wurde hier korrekt angemerkt, dass die Zuladung geringer ist und auch das wurde nicht mit einbezogen.
Aber alles in allem ist man auf einem guten Weg. Es steht und fällt halt damit, dass der Strompreis mitmacht. Und der hängt davon ab, wie man in der Politik mit den massiven Kosten für die Energiewende/Netzausbau weiter verfährt. Wenn die überwiegend den Verbrauchern auferlegt werden, sehen wir stark steigenden Strompreisen entgegen. Wenn dies aus dem Bundeshaushalt erfolgt, dann geschieht es breiter (und versteckter).
Mit dem CO2 Preis wird man aber politisch weiter dafür sorgen, dass der Elektro LKW unabhängig seiner Technologie Vor- oder Nachteilen durchsetzen wird.

Udo M.:

E LKWs sind eine gute Alternative, gerade im Verteilerverkehr mit Stadtverkehr.
Deutlich geringere Geräusche und damit auch zur nächtlichen Zeit nutzbar.
Da diese LKWs selten 24/7 genutzt werden und Ent- bzw Beladestellen mit angepassten Stromanschlüssen versehen werden können, geht praktisch der Strom nie aus. Im Fernverkehr sind sie mit entsprechenden größeren Akkus mittlerweile auch schon im Einsatz, stehen aber in Konkurrenz zum PKW an den Ladestellen. Das finde ich als größeres Dilemma, im Fernverkehr, schließlich können die Ruhezeiten als Ladezeit genutzt werden aber wie ist es über Nacht, wenn der Fahrer schlafen will bzw muss. Da wird die gesamte Zeit die Ladestelle blockiert und da LKWs nicht in die Parkplätze von PKWs passen werden gelich mehrere Ladestellen blockiert auch bei Ladezeiten von 45min.
An einigen Ladestellen ist eine Zufahrt, für LKWs (baulich), nicht möglich.
Es erfordert einen zügigen Ausbau von Ladeplätzen für LKWs und bei der Masse von LKWs, die auf den Straßen unterwegs sind kann es nicht nur eng werden.
Parkplätze sind so schon rar und in Verbindung mit Ladeplätzen wird der Druck noch größer.
Hier sollte auch die Forderung bestehen, dass die Be- u. Entladezeiten zum Laden genutzt und Strecken, die mit einer Ladung bewältigt werden können oder auch auf Strecken, die immer wieder befahren werden, da eine Art Werksverkehr besteht.
Damit würde auch die Konkurrenz zum PKW geringer werden.
Darum E-LKWs hauptsächlich und vorrangig im Verteilerverkehr der städtischen Versorgung, schon alleine um die Umweltbelastung durch Abgase und Lärm zu verringern.
Ich fahre selbst ein E Auto und weis, was sich zu bestimmten Zeiten an den Ladestellen abspielt, wenn jetzt auch noch die LKWs an die Ladestellen wollen bzw müssen, weil es noch keine Alternative gibt, dann werden noch mehr E-Autofahren auf Verbrenner umsteigen.
Keiner hat Lust und Zeit, sich auch noch ewig vor einer Ladestelle anstellen zu müssen.
Hier wird wieder einmal der 3. Schritt vor dem 1. gemacht. Henne/Ei Prinzip.
Immer das Selbe.
Der Grundgedanke und die Idee ist gut, nur die Umsetzung ist mangelhaft und nicht zu Ende gedacht.

Jakob Sperling:

Hier gilt der einfache Dreisatz eben nicht.
Strom ist je nach Ort und Zeit sehr verschieden teuer.

Beim H2 kann ich wählen, wann (und wo) ich den Strom beziehe, wenn er 40 Cents, 20 Cents 10 Cents, nichts kostet oder sogar negativ ist (der Strompreis ist zunehmend mehrere Stunden pro Woche negativ bepreist, das heisst, ich kriege was, wenn ich ihn verbrauche).

Oder um es einfacher auszudrücken:
3 mal 10 Cents ist immer noch weniger Geld als 1 mal 40 Cents.

Joachim:

In der Berechnung ist ein kleiner aber entscheidender Fehler. Der Diesel LKW fährt mit 27 – 28 to Zuladung. Er nimmt also fast dreimal soviel Ladung mit wie der E-LKW. Ein E-LKW hat ein viel zu hohes Leergewicht. Für Ortsfahrten mag das reichen, aber quer durch Deutschland ist sowas nie rentabel! Und bei den Ortsfahrten gilt es dann noch zu beachten das das hohe Eigengewicht nicht gut für die Straßen sind.

vector3d:

Das Problem von H2 als Energiequelle ist, man braucht zusätzliche Umwandlung Strom->H2 die nicht Mal theoretisch verlustfrei sein kann. Also H2 bleibt immer teurer/ineffizienter als Strom direkt.

SepulNation:

Ich habe in der Schweiz erst kürzlich H2 getankt, und da kostete das kg 24 CHF… Also rechne nochmal statt 11€ die 25€ durch dann ist es egal ob grüner oder blauer oder grauer H2, 25€ für H2 sind brutal…

Zudem: es gibt eine Studie aus Südtirol, wo H2-Busse mit E-Bussen im Alltagsverkehr in der Stadt verglichen wurden: die H2-Busse verbrauchten 125-145% MEHR Energie gegenüber E-Bussen…
Die H2-Busse werden trotzdem behalten, da sie anscheinend (noch) einige wenige Vorteile im Berggebiet haben.

https://www.eurac.edu/de/magazine/daten-und-szenarien-fur-null-emissions-busse

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