Test: Hat der Aiways U6 gegen etablierte Konkurrenz eine Chance?

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Aiways

Daniel Krenzer
Daniel Krenzer
  —  Lesedauer 3 min

Zuletzt gab es vom kleinen chinesischen Elektroauto-Hersteller Aiways vor allem Hiobsbotschaften. So wurde in der Heimat das Geld knapp und Mitarbeiter mussten offenbar entlassen werden – und auch in Deutschland läuft es nicht rund. Die Absatzzahlen liegen weit hinter den eigenen Ansprüchen zurück – zuletzt beendete der Autobauer die Kooperation mit dem Elektrofachmarkt Euronics, wo die E-Autos bislang vertrieben wurden. Eine Nachfolgelösung ist laut Aiways-Homepage aktuell noch nicht bekannt.

Das alles kommt zur Unzeit, denn nach dem Premierenmodell U5 ist seit einigen Monaten der U6 auf dem Markt – und der macht als Coupé optisch einiges her. Wie gut schneidet der Exot gegen die renommierten Hersteller ab, wollte die Auto, Motor und Sport (AMS) nun in ihrer aktuellen Ausgabe (18/2023) wissen – und ließ den Aiways U6 gegen Hyundai Ioniq 5, VW ID.4 Pro und Skoda Enyaq Coupé antreten.

Mehr Schein als Sein?

Im Aiways U6 sehen demnach die Materialien hochwertig aus, die Sitze bequem und die Menüs wohlsortiert – allerdings sei das mitunter mehr oberflächlicher Schein als Sein. Positiv sei das großzügige Raumangebot für Fahrer und Mitfahrer, allerdings falle der Kofferraum vergleichsweise gering aus, was natürlich auch an der Coupéform liegt. Negativ aufgefallen ist den Testern zudem ein starkes Knarzen, wenn es mal unebener wurde sowie ein straßenbahnartiger Klang beim Rekuperieren.

Skoda-Enyaq-Coupé-Allrad
Skoda

Schon beim U5 waren Software und Assistenzsysteme Schwachstellen des chinesischen Fahrzeuges. Daran hat sich offenbar nicht allzu viel verändert, zumindest verwenden die Tester Formulierungen wie “übergriffig”, “ruckig” und “schwaches Niveau”. Auch für das Fahrverhalten bleiben nahezu keine lobende Worte übrig, außer dass der U6 immerhin verlässlich um die Kurven steuere.

Zweikampf um den Sieg

So überrascht es nicht, dass der U6 in diesem Teilnehmerfeld nicht auf das Treppchen kommt, zumal er bei der Ladeperformance recht deutlich am schlechtesten abschneidet. Hier ist gegen den Hyundai Ioniq 5 mit seiner 800-Volt-Technik im Teilnehmerfeld kein Kraut gewachsen. Am Ende bekommt der Aiways 523 von 1000 möglichen Punkten. In allen bewerteten Teilbereichen hinkt er zumindest weiten Teilen der Konkurrenz deutlich hinterher – bis auf eine nicht ganz unerhebliche: den Kosten. Hier distanziert der U6 die Widersacher.

Hyundai-Ioniq-5-Test
Hyundai

Weil den AMS-Testern vor allem das Fahrverhalten des Ioniq 5 fast so wenig zusagt wie beim Aiways und zudem beim Südkoreaner bei der Sicherheit ein paar Punkte auf der Strecke bleiben, reicht es mit 586 Punkten nur für Platz drei. So wird es am Ende ein Zweikampf unter Geschwistern um den Sieg, schließlich sind der Skoda und der VW recht eng miteinander verwandt. Mit 609:601 Punkten entscheidet diesen das Enyaq Coupé für sich, vor allem weil er in der Umwelt-Wertung die besseren Noten erreicht.

Quelle: Auto, Motor und Sport (18/2023, S. 30 bis 41) – “Gevolt und gekonnt?”

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Daniel Krenzer

Daniel Krenzer

Daniel Krenzer ist als studierter Verkehrsgeograf und gelernter Redakteur seit mehr als zehn Jahren auch als journalistischer Autotester mit Fokus auf alternative Antriebe aktiv und hat sich zudem 2022 zum IHK-zertifizierten Berater für E-Mobilität und alternative Antriebe ausbilden lassen.
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Helmut Schönherr:

Ich fahre den Seres 3 Luxery seit Juli 2022. Vollausstattung incl. Super Panorama-Dach und Ledersitze. Da klappert nichts beim Fahren und er schluckt jede Bodenwelle. Zugegeben, anfangs war er beim Laden langsam. Doch er würde immer schneller. Bei der ersten Inspektion vor einem Jahr bekam er ein Batterie-Update. Nun lädt er von 30 auf 80% in 15 Minuten. Mir reicht das völlig aus! Wenn Sie zum Beispiel auf BYD anspielen, mir gefällt schon alleine deren “Steuerhebel” nicht. Ich fahr Auto und nicht Flugzeug

Spiritogre:

Unabhängig vom Fahren reicht einmal drin sitzen in der Regel aus um zu sehen, dass die Materialen und Verarbeitung oft nicht so gut sind. Vom Design des Innenraums mal ganz abgesehen.

Und dann erst das laden, echtes Schnellladen müssen die Chinesen noch lernen, da sind die anderen so ziemlich alle voraus.

Helmut Schönherr:

Auch andere Dinge und Weltmarken (z.B. Motorola-Lenovo, Remington, Emsa-die mit dem Edelstahltrinkbecher) lassen in China produzieren. – Hat nach dem russischen Einmarsch noch jemand Wodka im Schrank?

Helmut Schönherr:

Na ja, dann mach mal eine Probefahrt mit einem Seres 3. Dann siehst Du das mit der Qualität, vielleicht etwas anders. Seinen größeren Bruder den Seres 5, sehe ich jedoch für zu Hochpreisig an!

Spiritogre:

Meine Erfahrung in Elektroauto-Foren ist, wenn man es wagt chinesische BEV zu kritisieren wird man heruntergevoted wie nichts gutes, die Chinesischen BEV sind schließlich der Heiland der Automobilindustrie, sie sind jetzt schon viel besser als alle anderen Marken, insbesondere die deutschen, die eh bald alle pleite gehen werden und einfach nur noch Müll produzieren aber auch vor allem preislich.

Gesehen habe ich von alledem nur noch nichts. Weder sind die chinesischen Fahrzeuge günstiger (bei gleicher Qualität) noch haben sie in der Regel überhaupt die gleiche Qualität und technisch hinken sie sogar zumeist hinterher.

MMM:

Im Grunde bin ich bei dem Thema offen – wir Deutschen kaufen ja auch Franzosen, Italiener, Koreaner, Rumänen, Japaner und Amerikaner – warum dann nicht auch Chinesen, wenn Preis-Leistung stimmen? Es braucht nicht immer jeder die Top-Leistung, etwas weniger reicht oft auch, wenn es etwas weniger kostet.

Was aber nun mal für manche nicht geht, ist dieses politische System, indem ein Anführer sich selbst die Macht an der Gesetzgebung vorbei für immer sichert, ganze Volksgruppen systematisch unterdrückt, andere Länder mit Krieg bedroht und das eigene Volk komplett überwacht, um “Sozialpunkte” für gutes oder schlechtes Verhalten die persönliche Freiheit eingrenzen zu können. Dass man diese Datensammlung gerne auf das Ausland ausbreiten möchte, ist außerdem (spätestens seit TicToc) bewiesen.

Klar: in jedem Auto steckt China, da geht aktuell kein Weg vorbei. Mehr als ein unvermeidbares Minimum muss es aber nicht sein.
Aus welchem Land mein nächstes Auto kommt, ist nicht ausgemacht.
Woher nicht, allerdings schon.

M. S.:

Schön zu sehen, dass auch andere Leute in diesem Forum nicht nur nach Preis und Hype entscheiden.
Wie schon in einigen meiner Beiträge angedeutet, sind uns und vielen unserer Freunde/Bekannten die sozialen, moralischen und (umwelt-)politischen Aspekte eines Herstellers und des Ursprungslands nicht so egal, wie anscheinend den meisten hier.
Ein Wagen aus einem der “bösen” Länder käme uns nie in die Garage, keines vom größenwahnsinnigen Psychopathen und verapplen lassen wir uns sowieso nicht ;-)

Aber jeder, wie er meint. Nur nicht hinterher über die Folgen jammern!

Norbert Seebach:

Nach dem anfänglichen Hype um den U5 erweist sich das vermeintliche China-Schnäppchen als ziemlicher Rohrkrepierer! Und zwar sowohl beim Preis wie auch bei der Qualität. Das ist eine sehr gute Nachricht für europäische Hersteller aus demkratisch verfassten Ländern, die anders als der größenwahnsinnige chinesische Diktator nicht danach trachten, Nachbarländer (“the real China=Taiwan!”) mit einer frei geählten demokratischen Regierung zu überfallen!

Philipp:

Wer will schon in ein Auto so viel Geld stecken, wenn er in 2 Jahren möglicherweise wegen der Insolvenz des Unternehmens bei einem Pillepalleersatzteil nichts mehr bekommt und daher sein ganzes Auto als Totalverlust abschreiben kann?

Ein 200€ Handy kann man riskieren, aber schon ab 1000€ bei irgendwas mache ich sicher nicht mehr mit.

R.I.P.

Gastschreiber:

Ich bin den U5 zweimal gefahren, einfach nur gruselig. Manch einer hat vielleicht zu Coronazeiten zugeschlagen, weil verfügbar, jetzt ist der U5 Sondermüll gefühlt, wer will so etwas als Neuwagen? Der U6 scheint kaum etwas verändert zu haben, somit dürften hierzulande auch weiterhin die Zulassungen mit einer Hand zu zählen sein.

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