Audi Q6 e-tron: Google soll es richten

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Wolfgang Gomoll
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  —  Lesedauer 5 min

Beim Interieur des Q6 E-tron stellt Audi den Menschen in Mittelpunkt. Das wird vor allem beim Infotainment deutlich, das aber auch Probleme bei der hauseigenen Software-Schmiede Cariad offenbart.

Der Audi Q6 E-tron ist eine schwere Geburt. Genauso wie die elektrische Version des Porsche Macan. Grund sind Probleme bei der Premium Plattform Electric (PPE). Doch jetzt sind scheinbar alle Stolperfallen entfernt und sukzessive zieht Audi das Tuch vom neuen Elektro-SUV. Nachdem schon die ersten Kilometer in Prototypen gefahren wurden, sind jetzt das Interieur sowie das Infotainment dran, die bei einem modernen Auto mindestens genauso wichtig sind wie die Agilität und die Dynamik. Bei Audi Q6 E-tron steht der Mensch im Mittelpunkt. Das sollte eigentlich bei jedem Automobil zu sein. Doch der Ingolstädter Autobauer kehrt die Design-Philosophie um. Von innen nach außen lautet das Prinzip jetzt. „Mit dem Audi Q6 E-tron geben wir unserer Vision bereits in der Gegenwart eine konkrete Form“, sagt Chef-Designer Marc Lichte. Wie diese Zukunft der Elektroautos aussieht, sieht man am Innenraum, der sich deutlich vom Ambiente des Audi Q4 e-tron unterscheidet.

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Auch bei den Ingolstädtern halten jetzt wie bei BMW und Porsche gekrümmte Monitore Einzug. Der Vorteil dieses „Curved Displays“ ist, dass der Fahrer den Touchscreen leichter erreicht. Bei Audi besteht das Infotainment aus einem 14,5 Zoll (ca. 37 cm) großen Touchscreen, einem 11,9 Zoll (ca. 30 cm) Cockpit und einem optionalen 10,9 Zoll (ca. 28 cm) Beifahrerbildschirm. Wie man es von Porsche kennt, ist das Bild auf diesem Monitor vom Fahrerplatz nicht zu erkennen. Also kann der Co-Pilot in Ruhe die Netflix-Serie genießen, ohne dass der Fahrer etwas davon mitbekommt. Eine Spracheingabe, die deutlich besser funktionieren soll, wie das aktuell der Fall ist, und ein Head-up-Display mit Augmented Reality komplettieren das Bedienkonzept.

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Also fliegen beim Q6 E-tron die angezeigten Elemente auf einem scheinbaren 88-Zoll-Bildschirm in etwa 200 Meter Entfernung vor der Windschutzscheibe. Man möchte meinen, dass dieses unabdingbare Element des Bedien-Anzeigekonzepts serienmäßig ist. Das ist nicht der Fall, da manche Autofahrer sich mit diesem Konzept nicht anfreunden können. Ein Paradebeispiel sind die USA, wo die Fahrer aufgrund der dort sehr beliebten polarisierten Sonnenbrillen die Anzeigen nicht gut wahrnehmen können und eher nerven als hilfreich sind. Vom bewährten Drehdrücksteller müssen sich die Audi-Fahrer dennoch verabschieden.

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Die Infotainment-Plattform basiert auf Android Auto, die VW-konzerneigenen Softwareschmiede Cariad auf den Q6 E-tron zugeschnitten hat. Eigentlich sollte die Software aus einem Guss sein. So lautete zumindest der Plan unter der Ägide des geschassten VW-Chefs Herbert Diess. Doch die Probleme mit und bei Cariad waren ein Grund, dass der ehemalige BMW-Mann in Wolfsburg seinen Hut nehmen musste. Jetzt also Android. Wahrscheinlich ist es nötig, sich mit den Amerikanern ins Bett zu legen, um das Auto, das ohnehin schon verspätet ist, möglichst schnell auf den Markt zu bringen. Dennoch bestehen die Audi-Techniker darauf, dass die entscheidenden Elemente der Software aus dem eigenen Haus stammen, sprich: Cariad. Der Sprachassistent soll sich dank künstlicher Intelligenz an die Gewohnheiten der Menschen anpassen und ständig dazu lernen. Auch das Kartenmaterial stammt nicht von Google, sondern von dem gemeinsam mit BMW und Mercedes erworbenen Kartenspezialisten Here.

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Zurück zu den Stärken des Autobauers. Das Interieur macht einen gelungenen Eindruck. Die Bildschirme passen sich angenehm in die Umgebung ein und bei einer ersten Sitzprobe konnten wir den Touchscreen problemlos erreichen. Allerdings sind die digitalen Direktwahltasten ziemlich klein, sodass man schon kurz zielen muss. Die Kacheln der Apps sind größer und leichter zu treffen. Klasse ist die Tatsache, dass man per USB-C-Anschluss vorne mit 60 Watt und hinten (optional) auch mit 100 Watt laden kann. Also auch den Laptop. Im Fond haben groß gewachsene Menschen gut Platz und die Kopffreiheit ist mehr als ausreichend. Apropos: Der Kofferraum hat ein Volumen von 526 Litern, bei umgelegten Lehnen der Rückbank werden 1529 Liter daraus. Dazu kommt ein (optionaler) Frunk mit 64 Litern.

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Bei den Stoffen des Schöner-Wohnen-Ambiente spielen Nachhaltigkeit und Recycling eine große Rolle. In den Sitzbahnen oder Fußmatten befinden sich wiederverwertete PET-Flaschen, die Lenkradkränze sind mit veganem Leder überzogen, das genauso haltbar und griffig sein soll wie die traditionelle Variante. Das Gleiche gilt für die Wangen der Ledersitze, die ebenfalls vegan sind. Audi setzt bei den Ausstattungslinien auf kombinierbare Pakete. Nicht zuletzt, um die Komplexität bei der Produktion des Fahrzeugs und gleichzeitig die Kosten zu reduzieren. Das Interieur macht einen schicken Eindruck, auch wenn aufgrund der vielen Klavierlackflächen immer ein Microfasertuch dabeihaben sollte.

Licht spielt beim Q6 E-tron eine große Rolle. Seien es die wechselnden Grafiken der OLED-Rückleuchten, die bei Gefahr auch die nachfolgenden Autos mit einem roten Dreieck warnen oder die Ambientebeleuchtung im Auto, die Teil des Bedienkonzepts ist und beim Laden der Batterie farblich den Fortschritt anzeigt.

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Wolfgang Gomoll

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Wolfgang Gomoll beschäftigt sich mit dem Thema Elektromobilität und Elektroautos und verfasst für press:inform spannende Einblicke aus der E-Szene. Auf Elektroauto-News.net teilt er diese mit uns. Teils exklusiv!
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Maximilian:

Und was kann er jetzt in Sachen Software-Updates und Autonomes Fahren?

Oder ist es nur wieder ein Spaltmaßwunder.

panib:

Hast du schon mal in dem Auto gesessen oder bist es gar schon gefahren?
Ich werde den Eindruck nicht los, dass es sich bei deinem Beitrag um nichts anderes als schnödes, unsachliches Audibashing handelt.
Ich fahre mit dem Q4 e-tron 45 quattro ein Auto, das weit weg ist von jeder Perfektion. Zu viel Plastik, das mich aber nicht interssiert, weil ich noch keines meiner 25 Autos in meinem langen Leben betatscht habe, in der Tat unerträglicher Klavierlack, eine Software, die noch deutlich besser werden kann… Ja, aber schon dies Auto hat Qualitäten, die bei mir kaum den Wunsch nach mehr aufkommen lassen.
Der Q6 wird mit ziemlicher Sicherheit ein tolles Auto, wenngleich der VW Konzern sich möglicherweise selbst ins Knie geschossen hat, weil der ID7 vermutlich bei deutlich günstigerem Preis ähnlich viel kann.

Gast:

Die einzig kluge Lösung auf Android Auto zu setzen, zumindest für den Anfang. Wichtig ist die Nutzbarkeit des Fahrzeugs und die vielgescholtene Connectivity. Das ein deutsches Auto premium ist, setzen die Kunden voraus.

Gastschreiber:

Man darf gespannt sein, leider wirkt das Auto auf mich wie eine Verwertung des Q4 in vielenTeilen. Dieses Plastikschwarzlackgedöns muss schon unglaublich günstig zu bekommen sein, warum sonst bleiben die Firmen dabei das immerzu weiter anzubieten? Ebensondiese Sensortasten, ich habe keinen Zweifel, irgendwann werden diese so gut sein, wie heutige Mikroschalter, aber bisher führen sie mehr zur Ablenkung und Falschbedienung. Schwer zu erkennen, das Auto scheint keine Doppelverglasung zu haben, fände ich schade, wenn so etwas nicht angeboten wird in der Klasse. Vom Innenraum, Infotainment wirkt viel zu mickrig von der Symbolgröße, da trifft man ja im Stand kaum das Symbol. Da hat man wohl wieder einen Handyappprogrammierer beschäftigt. So kommt bei mir das Gefühl auf, man lässt immer mehr von den wenigen Werten, die heute noch Audi auszeichnen hinter sich und das Auto verschwindet in der Beliebigkeit der Masse.

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