Mehrheit lehnt Steuernachlässe für Luxus-E-Autos ab

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Tobias Stahl
Tobias Stahl
  —  Lesedauer 4 min

Mit ihrem „steuerlichen Investitionssofortprogramm“ vom 4. Juni dieses Jahres geht die Bundesregierung auch verkehrspolitische Themen an, auf die sich die Parteien im Koalitionsvertrag verständigt haben. Zwar geben Deutschlands Autofahrer den im Koalitionsvertrag vereinbarten Zielen insgesamt gute Noten – einzelne Maßnahmen fallen aber durch. Das geht aus einer aktuellen, repräsentativen Umfrage des Vergleichsportals AutoScout24 hervor, für die das Marktforschungsinstitut Innofact 1001 Autohalter in Deutschland befragt hat.

Im Rahmen der Umfrage hat das Portal Autohaltern die verkehrspolitischen Projekte des Koalitionsvertrags einzeln vorgelegt. Die Befragten mussten im Anschluss angeben, ob sie der jeweiligen Maßnahme zustimmen oder ob sie sie ablehnen. Die positivste Resonanz bekommt dabei das Regierungsvorhaben, mehr Geld für die Sanierung von Straßen, Tunneln und Brücken zur Verfügung zu stellen: 93 Prozent der Befragten stimmen der Maßnahme zu, nur 7 Prozent lehnen sie ab.

Deutliche Mehrheit ist gegen die Erhöhung der Höchstpreisgrenze für E-Dienstwagen

Auf der anderen Seite der Zustimmungsskala liegt ein Projekt aus dem aktuellen Investitionsprogramm: So plant die Regierung, die Höchstpreisgrenze (Bruttolistenpreis) für steuerbegünstigte E-Dienstwagen von derzeit 70.000 auf 100.000 Euro anzuheben. Für die private Nutzung entsprechender Fahrzeuge fallen dann nicht die üblichen 1 Prozent Steuern vom Listenpreis pro Monat an, sondern nur 0,25 Prozent. Das Steuergeschenk für Fahrer elektrischer Oberklassefahrzeuge wird mehrheitlich abgelehnt – erhält aber auch einen gewissen Zuspruch: 39 Prozent der Befragten stimmen einer solchen Regelung zu, während 61 Prozent sie ablehnen. Damit erzielt diese Maßnahme die geringste Zustimmung unter den abgefragten Vorhaben der Regierung.

Auch die bereits im Koalitionsvertrag vereinbarten besseren Abschreibungsmöglichkeiten für E-Autos erhalten nicht nur Zustimmung: Zwar begrüßen 63 Prozent das Vorhaben, 37 Prozent sind jedoch explizit dagegen. Mit diesen Werten positionieren sich die Abschreibungen am unteren Ende auf der verkehrspolitischen Prioritätenliste der Bundesbürger.

Pläne zum Gütertransport, soziale Ausgleichsmaßnahmen und Deutschlandticket erhalten deutlich mehr Zustimmung

Höher in der Gunst der Befragten rangieren indes Themen zum Gütertransport: Die zweitbesten Zustimmungswerte erhält das Vorhaben, den Beruf des Lkw-Fahrers wieder beliebter zu machen – 89 Prozent sind dafür, dass beispielsweise mehr Stellplätze für Lastwagen gebaut werden oder die Ausbildung der Lkw-Fahrer reformiert wird. 88 Prozent unterstützen zudem das Vorhaben, mehr Güter von der Straße auf die Schiene zu verlagern. 70 Prozent befürworten die im Koalitionsvertrag getroffene Vereinbarung, das emissionsfreie Lkw auch nach 2026 weiterhin von der Lkw-Maut befreit werden sollen.

Vorhaben, die für einen besseren sozialen Ausgleich sorgen sollen, erhalten laut AutoScout24 ebenfalls überwiegend hohe Zustimmungswerte. Den meisten Rückhalt findet in diesem Zusammenhang der schwarz-rote Plan, die Fahrausbildung zu reformieren, um so den Führerschein billiger zu machen: 83 Prozent sind dafür, die in den vergangenen Jahren stetig gestiegenen Kosten beim Führerschein-Erwerb einzudämmen. Mit 77 Prozent unterstützen gut drei Viertel der Befragten die Idee, Haushalte mit geringem oder mittlerem Einkommen beim Umstieg auf klimafreundliche Mobilität finanziell zu unterstützen.

Auch das Deutschlandticket erfreut sich offenbar großer Beliebtheit: So stimmen 83 Prozent dem Vorhaben zu, das Deutschlandticket zu erhalten und den derzeitigen Preis von 58 Euro zumindest bis 2029 stabil zu halten. Ebenso viele sprechen sich für die Umrüstung von Bussen im Öffentlichen Personennahverkehr zu klimaneutralen Fahrzeugen aus. 77 Prozent begrüßen das Vorhaben, auch Fuß- und Radwege auszubauen.

Trotz schlechter Marktentwicklung: Drei Viertel wollen mehr Wasserstoff-Tankstellen

Die Koalition will zudem den Ausbau eines flächendeckenden Ladenetzes verstärkt vorantreiben – auch dieses Vorhaben sorgt für breite Zustimmung (72 Prozent). Noch höher ist die Zustimmung, wenn es um die Förderung der Wasserstoff-Ladeinfrastruktur für Nutzfahrzeuge geht: Mit 76 Prozent stimmen dieser drei Viertel der Befragten zu.

In den vergangenen Jahren ist die ohnehin geringe Anzahl an Wasserstoff-Tankstellen allerdings nicht gewachsen, sondern sogar gesunken. H2 Mobility als größter Betreiber von Wasserstofftankstellen in Europa schließt zwischen Jahresbeginn und Ende Juni 22 H2-Tankstellen in Deutschland – das ist rund ein Viertel aller H2-Tankstellen hierzulande. Schon Ende 2024 hatte das Unternehmen sechs Tankstellen geschlossen. Bis 2023 sollten laut den Plänen des Unternehmens eigentlich 400 Wasserstofftankstellen in Deutschland entstehen, die Antriebsform konnte sich im Pkw-Bereich bislang aber nicht durchsetzen.

H2-Geschäftsführer Martin Jüngel erklärt: „Seit einigen Jahren konzentriert sich unsere strategische Ausrichtung bereits auf einen regionalen nachfragebasierten Ausbau der Wasserstoff-Infrastruktur für leichte und schwere Nutzfahrzeuge.“ Anders als die kleinen Wasserstofftankstellen, die für Brennstoffzellen-Pkw gedacht sind und mit Drücken von 700 bar arbeiten, werden H2-Lkw und -Busse in der Regel mit 350 bar betankt.

Autonomes Fahren und verlängerte E-Auto-Steuerbefreiung erhalten geringere Zustimmungswerte

Die Zustimmungswerte für die Kfz-Steuerbefreiung von vollelektrischen Fahrzeugen erzielte laut AutoScout24 vergleichsweise geringe Zustimmungswerte: Nur 56 Prozent sprechen sich dafür aus, die Steuerbefreiung bis 2035 zu verlängern, 44 Prozent lehnen das Vorhaben ab. Die Idee, Plug-In-Hybride und andere Technologien zu fördern, die den Elektroantrieb mit anderen Antrieben kombinieren, erhält kurioserweise deutlich mehr Zustimmung: 69 Prozent der Autofahrer erachten diese Strategie als sinnvoll, 31 Prozent halten nichts davon.

Auch das Vorhaben, Deutschland durch Finanzhilfen des Bundes zum Leitmarkt für autonomes Fahren zu machen, fällt bei den Autofahrern durch: Nur 44 Prozent sehen die Gelder in diesem Bereich gut aufgehoben, 56 Prozent lehnen den entsprechenden Plan der Regierung ab. Entweder weil sie offenbar kein Vertrauen in die Technologie haben – oder weil sie selbst weiterhin das eigene Fahrzeug steuern wollen, mutmaßt AutoScout24 in seiner Mitteilung.

Quelle: AutoScout24 – Pressemitteilung vom 17.06.2025 / Handelsblatt – H2 Mobility will jede vierte Wasserstofftankstelle schließen

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elm:

H2 ist ein Thema, mit dem man sich ein paar Minuten beschäftigen muss, um zu verstehen, wie unsinnig es ist, ein eAuto mit zusätzlicher Brennstoffzelle zu bauen, Strom mit enormen Verlusten (oder gar Erdgas!) in Wasserstoff umzuwandeln, diesen zu komprimieren, dann in das Auto zu pressen und dort wieder mit ordentlich Verlusten umzuwandeln. Da Batterien immer günstiger, schneller zu laden und haltbarer werden, ist eine Brennstoffzelle für den PKW zu teuer und viel zu ineffektiv.

Reinhold:

Jemand sollte denen die an Wasserstoff glauben nur mal klar machen,
Dass sich ihr Wasserstoff Tank von alleine leert da sich Wasserstoff nur kurzzeitig
Speichern läßt und sehr flüchtig ist
Kaum getankt, Tank leer….. ist doch ein tolles Verkaufsmodell

Hiker:

Die Elektromobilität braucht keine Förderung. Es braucht lediglich eine Einstellung der Förderungen der Verbrenner. Für mich ist es nicht nachvollziehbar warum Fossile Treibstoffe immer noch subventioniert werden in Deutschland. Und weshalb Fossile Treibstoffe sogar noch immer billiger werden? Die ganzen Kosten für die zunehmenden Umweltschäden müssten richtigerweise auf den Preis für fossile Treibstoffe geschlagen werden.

Hiker:

Anstatt Elektrofahrzeuge zu subventionieren wäre es wesentlich schlauer die Subventionen für Verbrenner zu streichen. Wie kann man heutzutage noch Fossile Treibstoffe mit Steuergeldern verbilligen? Oder Käufe von Flottenfahrzeugen mit Verbrennungsmotoren fiskal unterstützen? Würde man das streichen, würde das wesentlich mehr im Bezug auf den Wandel hin zu BEVs bringen. Und erst noch Steuergelder einsparen.

MKU:

Wasserstoff / Synthetische Kraftstoffe müssen wir schon fördern. Aber nicht für den PKW Verkehr und auch nicht für 90% der LKWs. Flug- und Schiffsverkehr wird aber vermutlich nicht ohne auskommen. Zumindest auf längeren Strecken.

MKU:

Aber deshalb müssen wir doch nicht unser Innenstädte noch mehr mit viel zu großen Autos zupflastern.
Der Schutz der Automobilindustrie kann doch nicht alles sein.

Daniel W.:

Ich habe mal die vielen Zahlen aus dem Text-Salat herausgepickt – die %-Werte zeigen die Zustimmung.

Geld für Straßen, Tunneln und Brücken . . . . . . . . . . . . . . . . . 93%
Steuergeschenk für E-Oberklassefahrzeuge . . . . . . . . . . . . . . 39% (nur hier ist die Mehrheit dagegen)
Bessere Abschreibungsmöglichkeiten für E-Autos . . . . . . . . . .63%
Beruf des Lkw-Fahrers beliebter machen . . . . . . . . . . . . . . . . .89%
Güter von Straße auf Schiene zu verlagern . . . . . . . . . . . . . . . 70%
Führerschein billiger machen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 83%
Unterstützung geringer / mittlerer Einkommen bei E-Autos . . . 77%
Deutschlandticket Preis von 58 Euro bis 2029 stabil . . . . . . . . 83%
Umrüstung von Bussen im ÖPNV auf E-Fahrzeugen . . . . . . . .83%
Fuß- und Radwege auszubauen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .77%
Ausbau eines flächendeckenden Ladenetzes . . . . . . . . . . . . . .72%
Förderung der Wasserstoff-Tankstellen für Nutzfahrzeuge . . . .76%

Ich bin nicht nur gegen Steuergeschenke für E-Oberklassefahrzeuge, sondern auch gegen die Förderung von Wasserstoff-Tankstellen für Nutzfahrzeuge.

Die Steuergeschenke für E-Oberklassefahrzeuge könnte sich die Politik von reichen Erben von Firmen und Immobilien finanzieren lassen.

Und die Firmen hinter der Wasserstoff-Lobby dürfen gerne Wasserstoff-Tankstellen finanzieren, wenn sie daran glauben.

Peter Bigge von Berlin:

H2 ja, aber E-Förderung nein …..
Sagen die, die weder das eine, noch das andere kaufen, aber mit ihrem Wissen prahlen.
Am besten Dienstwagen abschaffen und jeden zu Fuß laufen lassen, denn Fahrräder verursachen auch Feinstaub.
Förderungen sind Lockmittel zum Zweck der Lenkung und Verbesserung des Lebens. Wenn es die nicht gebe, würde es die meisten BEVs auf unseren Straßen nicht geben, und schon gar nicht von denen, die zu H2 ja, aber zur E-Förderung nein sagen.

Rolando:

„Drei Viertel wollen mehr Wasserstoff-Tankstellen“
Man sieht deutlich wie die Fossil-Lobby die Gehirne der Menschen manipuliert hat. H2 ist tot aber viele warten weiterhin darauf und fahren zwischenzeitlich bzw. weiterhin fossil. Genau was die Lobby will.
So wird das nichts mit der fossilfreien wende.

Philipp:

Also gar keine Grenzen? Ist doch egal, wenn Maybachs und Bentleys noch gefördert werden? Oder wie wird die Grenze gezogen?

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