Nio ET7: Test, Eindrücke & Erfahrungen aus dem Alltag

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Elektroauto-News.net

Sebastian Henßler
Sebastian Henßler
  —  Lesedauer 37 min

996 Kilometer standen am Ende des Testzeitraums des Nio ET7 auf dem digitalen Tacho. Von Sonnenschein, bis leichtem Schneefall und eisigen Minustemperaturen durfte die Elektro-Limousine so ziemlich alles miterleben. Wir haben es unsererseits nicht nehmen lassen, dem ET7 auf den Zahn zu fühlen. Haben uns Interieur und Exterieur näher angeschaut, sind über Stock und Stein gefahren und haben einer Batteriewechsel-Station von Nio einen Besuch abgestattet. All das kannst du nachfolgend nachlesen.

Vorgefahren ist das Elektroauto im Farbton Star Gray gegen Ende Februar 2023. Mit am Start der 100 kWh-Lithium-Ionen-Akku für mehr Reichweite sowie 480 kW Systemleistung durch E-Antriebe im Front- und Heckbereich des ET7. Auch Nomi, die Assistenzfunktion aus dem Hause Nio gab sich die Ehre. Deren Name soll von „she knows me“ kommen. Aber der Reihe nach.

Bevor wir in den Test des Elektroautos von Nio eintauchen sei noch erwähnt, meine Eindrücke sind vollkommen subjektiv und spiegeln demnach nur meine eigene Meinung wider. Ich denke aber, dass die Informationen, Eindrücke und Fotos in diesem Artikel ihren Teil dazu beitragen können, um sich ein erstes Bild des Nio ET7 zu verschaffen.

Wie immer gilt, somit auch bei diesem Test- und Erfahrungsbericht, sollten nach dem Lesen des Test- und Fahrberichts des ET7 von Nio von deiner Seite noch Fragen offenstehen, einfach melden und ich versuche diese zu beantworten. Falls du deine Meinung zur Elektro-Limousine mit anderen Leser:innen teilen magst, macht dir gerne die Kommentarfunktion unter dem Review zunutze.

Nio ET7: Elektro-Limousine aus China als Konkurrenz für europäische Automobilhersteller

Mit der Elektro-Limousine, mit doch sehr eingängigem Design war man bereits bei der Vorstellung des Fahrzeugs, im Januar 2021, gewillt große Schritte in Richtung Massenmarkt zu gehen. An der Technik und Ausstattung soll es dabei nicht scheitern, wie dir das Review aufzeigen wird. Knackpunkt dürfte da schon eher der Preis sein. Was auch daran liegen mag, dass Nio gerade in puncto Sensoren, Kameras und weiteren notwendigen Elementen, die zum autonomen Fahren genutzt werden können, nicht gespart hat.

Minimalistisch progressiv, fast unauffällig und dennoch ein Blickfang im Alltag. Gerne auch mal sportlich, aber vor allem mit einem Hauch Eleganz und Premium-Feeling ist der ET7 in Star Gray bei uns vorgefahren. Dabei fiel sofort die Reduktion auf das Notwendigste im Exterieur auf. Rahmenlose Fenster sowie sanft schließende Türen mit ausfahrbaren Türgriffen unterstreichen diesen Designansatz. Das 1,9 m² große Glasdach unterstreicht dann noch gekonnt das Gefühl von Freiheit. Egal, ob von außen nach innen oder von innen nach außen blickend.

Das minimalistische Designkonzept wird aber nicht nur im Exterieur gelebt, sondern auch konsequent im Interieur der Elektro-Limousine fortgesetzt. Auf eine Länge von 5.101 mm, eine Breite von 1.987 mm sowie eine Höhe von 1.509 mm, finden bei einem Radstand von 3.060 mm vier erwachsene Menschen bequem Platz. Mit ein wenig Einschränkung auch fünf. Dann wird es eben eine Spur gemütlicher in der zweiten Reihe. Aber bereits hier kann man anmerken, der Nio ET7 könnte durchaus als Shuttle für Politiker und Stars durchgehen: Beinfreiheit, Massagefunktion sowie Sitzheizung und -kühlung im Fond sprechen für sich. Man war schon versucht eher auf dem Rücksitz Platz zu nehmen. Doch das Fahren macht ebenso viel Freude.

Nochmals zurück zum Interieur. Hier setzt der chinesische Automobilhersteller bewusst auf nachhaltige Materialien. Wie beispielsweise nachhaltiges Rattan-Dekor, Dachhimmel aus Mikrofaser sowie dem Mikrofaser-Lederlenkrad. Auch Licht spielt sowohl im Inneren als auch Außen eine entscheidende Rolle. Ob es von außen, das Aufleuchten bei Erkennen des Schlüssels ist oder die Ambientebeleuchtung im Inneren, die E-Limousine versteht es Emotionen zu wecken. 

Dieser Design-Ansatz erscheint insofern entscheidend, da der Hersteller nicht nur ein Fahrzeug, sondern ein zweites Wohnzimmer für Fahrer:in auf die Straße bringen möchte. Den richtigen Sound hierfür gibt es durch das „7.1.4 Immersive Sound-System“, dem ersten seiner Art in einem Auto. Insgesamt 23 Lautsprecher wurden hierfür verbaut. Im Zusammenspiel mit dem 10,2-Zoll-HDR-Digitales Kombiinstrument, dem  12,8-Zoll-AMOLED-Mitteldisplay sowie dem 6,6-Zoll HDR-Touch-Display hinten, kommt in der Tat “Wohnzimmer-Feeling” auf. 

All dies zählt im Zusammenspiel mit weiteren Technologien, wie beispielsweise der 4K Dash-Kamera, dem erweiterten HUD-System sowie den vielfältigen Wiedergabe- und Steuerungsmöglichkeiten des Fahrzeugsystems zum Smart-Cockpit des ET7 von Nio.

Bevor wir weitere Details über die E-Limousine erfahren, riskieren wir einen Blick unter die Haube. Im Fall des Testwagens kam dieser mit dem 100-kWh-Lithium-Ionen-Akku daher. Die Reifen waren auf 21″-Karbonfaser-Leichtmetallfelgen aufgebracht. Wobei sich die Bremssättel in Airglow Orange dezent darunter abzeichneten. Von außen, gab sich der Stromer in einem zurückhaltenden Star Gray zu erkennen. Das Interieur war im Farbton Storm Mikrofaser Headliner / Storm Grey Haptex gestaltet. Die elektrisch ausfahrbare Anhängerkupplung zeigt sich nur bei Bedarf. 

Mit 2.379 Kilogramm Leergewicht (100-kWh-Lithium-Ionen-Akku) und den eingangs erwähnten Fahrzeugmaßen ist es dem ET7 möglich einen Luftwiderbeistandswert von 0,208 Cd zu erreichen. Das Ladevolumen gibt der chinesische Automobilhersteller mit 363 Liter an. Egal für welche Akku-Option man sich entscheidet, bringt es der ET7 auf eine Systemleistung von 480 kW (180 kW Front – Permanent Magnet Motor/ 300 kW Heck – Induktion Motor) sowie einem maximalen Drehmoment von 850 Nm. 

Damit gelingt der Sprint von 0 auf 100 km/h in 3,8 Sekunden. Von 100 auf 0 km/h kommt das E-Auto nach 33,5 Meter Bremsweg, wie NIO zu verstehen gibt. Abgeriegelt wird das E-Auto bei 200 km/h Höchstgeschwindigkeit.

Erster Eindruck: Sportlich, elegant, mit einem Hauch von Luxus und Premium

So einfach ist es nicht, die Elektro-Limousine ET7 von Nio einzuordnen. Wenn man diese das erste Mal sieht, finden natürlich Assoziationen mit anderen Automobilherstellern statt. Dabei sind mir eher Mercedes-Benz und BMW in den Sinn gekommen, als Audi, Porsche oder VW. Allesamt gute Marken, mit teilweise sehr überzeugenden E-Fahrzeugen, wie wir selbst bereits testen konnten. Und dennoch spielt der Nio ET7 in seinem eigenen Feld, welches sich in deren Umfeld bewegt.

Die Länge von über 5,1 Meter nimmt man auf den ersten Blick gar nicht wahr. Hier ist es dem chinesischen Automobilhersteller Nio gelungen, durch die Kombination aus coupéhafter Silhouette sowie dem schmalen Lichtband den präsenten Auftritt zu reduzieren. Erst als ich diesen neben unserem Tesla Model 3 im Hof geparkt hatte, wurde mir klar, dass er doch deutlich länger ist als gedacht. Etwas, was sich beim Einparken im doch sehr engen Hof nicht bemerkbar gemacht hat. Im Gegenteil, durch die verbauten Kameras und Sensoren war der Überblick stets gegeben und ich konnte nicht nur im Hof, sondern auch später in Parkhäuser, engen Gassen und verschneiten Parkflächen besser manövrieren, als eben beispielsweise mit dem Model 3 von Tesla.

Die Sensoren des ET7 sind dabei nicht gerade unsichtbar untergebracht. Im Gegenteil, man muss nicht lange auf die im Testbericht eingebundenen Fotos blicken, um diese ausfindig zu machen. In Summe sind 33 leistungsstarke Sensoren verbaut, wie beispielsweise ein Ultralangstrecken-LiDAR mit hoher Auflösung, • mehrere acht Megapixel (MP) hochauflösende Kameras sowie vier drei MP dedizierte Kameras mit hoher Sensibilisierung. Außerdem kann der Stromer noch auf mehrere Millimeterwellenradare, Ultraschallsensoren sowie hochpräzise Positionierungseinheiten zurückgreifen.

Alles mit dem Ziel, das eigene Super-Computing System “Adam” mit möglichst viele Daten zu versorgen, um durch dieses die Fahrerassistenzsysteme zu bedienen und in späteren Ausbaustufen das autonome Fahren zu ermöglichen. NIO Autonomous Driving (NAD) könne somit mehr Daten, viel schneller und wesentlich genauer verarbeiten als aktuell jedes andere vergleichbare System am Markt. Übrigens, das System ist bereits in der Standard-Ausstattung des ET7 verbaut.

Bisweilen ist es möglich, dass der ET7 bis maximal 60 km/h das Steuer übernimmt. An der nächsten Stufe wird aber bereits gearbeitet. Dies gab Mirko Reuter, der früher bei Audi am autonomen Fahren getüftelt hat, nun für Nio in führender Rolle tätig ist, zu verstehen. Die nächste Stufe des automatisieren Fahren hat die Bezeichnung UN R 157 und beinhaltet autonomes Fahren bis 130 km/h und den selbsttätigen Spurwechsel. 

Bevor es ans Fahren geht, noch ein Blick in den Innenraum. Dieser präsentiert sich groß, offen und vor allem luftig. Viel Platz für die Fahrgäste. Dazu kaum Schalter, Knöpfe oder Hebel, die es in die richtige Position zu bringen gilt. Im Gegenteil, der minimalistische Ansatz im Exterieur setzt sich beim Interieur fort. Präsent im mittleren Sichtbereich sitzt Nomi, die kleine Kugel, welche als Dolmetscher zwischen Nios Betriebssystem und Fahrer:in dient. Spricht sie gerade nicht mit einem, vibt sie eventuell zur Musik mit oder vollführt mit ihrem Fidget Spinner kleine Kunststücke. So oder so, sie ist der Blickfang und verwickelt ein jeden Fahrgast ins Gespräch.

Mit “Hi Nomi” kann man Navigationsziele eingeben, den Radio-Sender wechseln, Sitzheizung oder -kühlung sowie Massagefunktion aktivieren oder auch einen von drei Düften durch den Innenraum aussenden. Vermeintliche Spielereien, die aber durchaus helfen, wenn man sich nicht durch Systemmenüs, über das 12,8 Zoll (ca. 33 cm) große Touchscreen in der Mittelkonsole, klicken möchte.

Der Innenraum mutet ansonsten auch darüber hinaus elegant an. Viel Leder zeigt sich dort, in Form von Überzug der Kunststoffelemente, welche nicht sonderlich geschäumt darunter untergebracht wurden. Für die Haptik wäre hier die Extrameile sicherlich sinnvoll, aus optischen Gründen benötigt man es nicht. Auch die Einfassung des Head-Up-Display fällt beim ersten Betrachten als “schwarzer Krater” auf. Im täglichen Fahrbetrieb geht es dann aber unter und das Ergebnis des HUD ist entscheidender. In unserem Fall die korrekte Navigation ans eingegebene Ziel.

Vollelektrisch durch den Alltag mit dem Nio ET7

“Hi Nomi” fahr mich nach Ulm. “Wohin genau willst du?”, den Dialog könnte man noch weiter fortsetzen. Zeigt aber einfach, wie einfach es ist, mit dem ET7 von A nach B zu kommen. Wahlweise öffnet man das E-Fahrzeug per Schlüssel oder über die digitale Schlüsselkarte. Einfach an die B-Säule heben und der Stromer macht die Tür auf. Einsteigen und Nomi ist zur Kontaktaufnahme bereit. Eventuell vorher noch das Smartphone auf die induktive Ladestation legen, Geldbörse in dem beidseitig öffnenden Stauraum der Mittelkonsole unterbringen und dann kann schon der Gang über den minimalistischen Hebel eingelegt werden. Gestoppt wird durch Druck aufs seitliche P an eben diesem Hebel. Auf das Handschuhfach muss man allerdings verzichten.

Dann schiebt der 480 kW starke ET7 auch nach vorn. Je nachdem, welcher Fahrmodus ausgewählt wurde. Dieser lässt sich über einen der drei Schalter neben dem Ganghebel wählen. Nomi darf diese Veränderung nicht vornehmen, da es in den Fahrtvorgang eingreifen würde. Rechtlich gesehen kein so einfaches Thema. Aber bekommt man auch so noch hin. Comfort, Eco, Sport, Sport+ und Individual-Modus stehen zur Auswahl. Selbsterklärend. Wobei gerade der Sport+-Modus derjenige ist, der die E-Limousine von 0 auf 100 km/h in gerade einmal 3,8 Sekunden nach vorn schießen lässt.

Wer lieber zahm fahren und Last bewegen möchte, der ist mit dem ET7 ebenfalls gut bedient. Die elektrisch versenkbare Anhängerkupplung erlaubt zwei Tonnen Zuglast. Durchaus eine Ansage unter Elektroautos. Wobei wir anmerken müssen, dass man ein Gefühl fürs Fahren eher ohne Anhänger am Heck bekommt. Solange man im Verkehr mitschwimmt, macht der Stromer seinen Dienst ohne nennenswerte Punkte.

Nur wenn es mal schneller um engere Landstraßenkurven geht, lässt sich das Gewicht nicht verleugnen und der Nio ET7 schiebt über die Vorderachse. Das ist dann auch der Moment, wo sich zeigt, dass die gemütlichen Lounge-Sessel vorn eher zum Cruisen gedacht sind und nicht um den Oberkörper des Fahrers bei spontanen Sprints und engen Kurven stark zu fixieren. Was an sich aber auch gar nicht der Anspruch an die E-Limousine sein sollte.

Das Fahrgefühl an sich lässt sich als positiv beschreiben. Das Fahrwerk mit den Luftfedern und den adaptiven Dämpfern lässt das E-Auto gut dastehen. Dabei ist es egal, ob straffer (beim Sport+-Fahrmodus) oder weicher (bei Comfort), das Chassis ist harmonisch abgestimmt und kommt mit allen Straßenbeschaffenheiten gut zurecht. Vermeintliche Kleinigkeit, aber definitiv bemerkbar macht sich die Tatsache, dass sich das Chassis bei hohem Tempo automatisch absenkt. Unterhalb von 60 km/h wird es dann wieder angehoben. Und wer mag, kann es zum Beladen absenken. Und da sag noch mal einer, es wird nicht mitgedacht in der Automobilindustrie

In puncto Sicherheit und Assistenzsysteme wartet der ET7 ebenfalls mit einem breiten Angebot auf. Für mich reicht die Tatsache, dass die Premium-Elektrolimousine mit jeweils fünf Sternen beim Euro NCAP- und Green NCAP-Test ausgezeichnet wurde. 

Reichweite, Verbrauch und Lademöglichkeiten im Blick

In den vorherigen Abschnitten bin ich nun schon auf einige Aspekte des vollelektrischen Fahrens mit dem Nio ET7 eingegangen. Was man anmerken kann, schon zu diesem Zeitpunkt, ist, dass er durchaus zu überzeugen weiß. Jetzt gilt es, dass wir das Thema Laden noch ein wenig genauer unter die Lupe nehmen. Zunächst die Fakten meines Testfahrzeugs.

Gefahren wurde die Elektro-Limousine aus China sowohl bei gefühlt molligen Temperaturen von um die zehn Grad Celsius, als auch deutlich unter der minus zehn Grad Celsius-Marke. All dies übt natürlich seinen Einfluss auf den Energieverbrauch, Ladegeschwindigkeit und Co. aus. Nur, um das Ergebnis entsprechend einzuordnen. 996 Kilometer standen auf dem digitalen Tacho, als der Vorführwagen wieder abgegeben werden musste. Genügend Strecke, um Erfahrungen mit dem ET7 zu sammeln.

Dabei haben wir darauf geachtet nicht nur im urbanen Umfeld unterwegs zu sein, sondern haben auch entsprechend Strecke auf der Autobahn und über Landstraßen zurückgelegt. Es wurde Wert darauf gelegt, stets im Verkehr mit zufließen, auch das ein oder andere Mal zu überholen und zu beschleunigen. Eben all die Dinge, die man mit seinem E-Auto auch im Alltag machen würde. 

Man mag es kaum glauben, dass der 2.379 Kilogramm schwere ET7 Werte von um die 19 kWh/ 100 km erreichen soll. Und doch scheint es möglich. Nach unserem Testzeitraum stand ein Verbrauch von 20,2 kWh/ 100 km auf dem digitalen Zähler. Definitiv eine Ansage, vor allem, wenn man das Wetter, die widrigen Bedingungen sowie den Autobahnanteil berücksichtigt. Die 19 kWh/ 100 km sollten daher im Sommer, unter besseren Wetterbedingungen durchaus in greifbare Nähe rücken.

Die schnellstmögliche Lademöglichkeit bieten somit Gleichstrom-Lader mit 150 kW-Ladeleistung. Wobei hiervon eine maximale Ladeleistung von 140 kW genutzt wird. Positiv ist hier die Tatsache, dass die Batterie entsprechend vor konditioniert wird, wenn man die Ladestation über die Navigation ansteuert. Wer schneller nachladen mag, der nutzt die Batteriewechselstationen von Nio.

"Akku wechsel dich!" - Mit dem Nio ET7 an der Batteriewechsel-Station

Elektroautos und die liebe Ladeinfrastruktur. Aktuell gleicht die Diskussion darüber dem klassischen Henne-Ei-Prinzip, was war zuerst da? Wobei es in diesem Fall eher heißt, was muss zuerst auf die Straße. Beides lautet übrigens die Antwort, und zwar schnell. Dazu aber ein anderes Mal mehr. 

Unterwegs mit dem ET7 von Nio haben wir unsere Erfahrung mit einer Batteriewechselstation gesammelt. Der Ersten, die in Deutschland überhaupt in Betrieb genommenen wurde. Diese ist direkt an der stark frequentierten A8 zwischen München und Stuttgart zu finden. Mit sechs Prozent Restreichweite im 100 kWh-Akkus des ET7 angefahren, waren beide Daumen gedrückt, dass es funktioniert. Auch, wenn weitere Lademöglichkeiten am Innovationspark Zusmarshausen zu finden sind. Angefahren über das Navi wurde bereits darüber eine von 12 Batterien vorreserviert.

Hierbei richtet sich das System übrigens nach der Batteriegröße – 75- oder 100-kWh – die man in seinem Benutzerkonto hinterlegt hat. Angekommen fährt man in den schraffierten Parkbereich und startet ebenfalls über das Navi den Wechselvorgang. Dann heißt es nur vertrauen. Denn der ET7 von Nio übernimmt selbständig das Lenkrad. Hat ein wenig das Gefühl von einem Hauch autonomes Fahren.

Steht das Fahrzeug dann ausgerichtet in der Batteriewechselstation, geht es los. Die Schrauben auf der Unterseite des E-Autos werden gelöst, der Akku wird entnommen, fährt zur Seite und der vollgeladene Akku kommt auf gleichem Weg zurück ins Fahrzeug. Schrauben rein und es kann losgefahren werden. Keine fünf Minuten dauert der gesamte Vorgang, bis man mit mindestens 90 Prozent vollem Akku wieder losfahren kann.

Zwei “Swaps” sind pro Monat kostenfrei möglich – nur “Ladestrom” wird hierbei in Rechnung gestellt. Swapt man öfter werden zehn Euro zusätzlich zum Ladestrom fällig. Ob man nun am Schnelllader lädt oder die Batterie komplett tauscht, das bleibt jedem selbst überlassen.

Nio ET7: Preise & Förderung durch Umweltbonus

Sollten dich die bisherigen Eindrücke der Premium-Elektro-Limousine überzeugt haben, dann ist es nun wohl an der Zeit einen Blick auf die Preise zu werfen. Auch ob die Förderung durch den Umweltbonus für das Elektroauto von Nio eine Option ist, will ich nicht unbeachtet lassen.

Der Umweltbonus E-Auto erfuhr zum 01. Januar 2023 eine Schärfung. Seitdem konzentriert sich die Förderung für elektrische Fahrzeuge nur noch auf Kraftfahrzeuge, die nachweislich einen positiven Klimaschutzeffekt haben. Dies bedeutet konkret, dass nur noch batterie- und brennstoffzellenbetriebene Fahrzeuge mit dem staatlichen Umweltbonus gefördert werden. Hierdurch reduziert sich die Förderung von E-Autos maßgeblich.

Konkret wird der Kauf von reinen Elektroautos (batterie- oder brennstoffzellenbetrieben) seit Januar 2023, je nach Kaufpreis, mit 3.000 bis 4.500 Euro bezuschusst, so das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK). Ab dem 1.9.2023 werde der Kreis der Antragsberechtigten zudem auf Privatpersonen begrenzt. Für E-Autos über 45.000 Euro Nettolistenpreis entfällt der Umweltbonus ab dem 1. Januar 2024 vollständig.

Es handelt sich hierbei um die Brutto-Listenpreise. Der einfachheitshalber wurde die Batterie jeweils mit dazu gerechnet. Nio stellt dies in der Preisbetrachtung bewusst getrennt dar. Sprich E-Auto von Batterie abgegrenzt, da letztere nicht nur gekauft, sondern auch gemietet werden könnte. Entscheidet man sich für diese Option, wird “nur” der Brutto-Listenpreis von 69.900 Euro für das Fahrzeug fällig. Sowie eine monatliche Gebühr von 169,00 Euro (75 kWh-Akku) oder 289,00 Euro (100 kWh-Akku). Bei unserem Testwagen kamen aufpreispflichtig nur die 21-Zoll-Karbonfaser-Felgen on top (+2.500 Euro).

Positiv ist, dass durch die preisliche Trennung der Nio ET7 unter einem Nettolistenpreis der 65.000 Euro-Grenze der Bafa liegt. Sprich, eine Kaufprämie in Höhe von 4.500 Euro wäre möglich, für die E-Limousine zu erhalten. Stand März 2023 wohlgemerkt. Die Lieferzeit zu diesem Zeitpunkt beträgt vier Monate.

Fazit zum Test des Nio ET7

Zwei Wochen mit dem ET7 waren definitiv zu kurz. Dafür hat es einfach zu gut gefallen, durch die Lande zu cruisen, sich mit Nomi zu unterhalten sowie mit anderen Menschen über E-Autos ins Gespräch zu kommen. Denn das kommt man definitiv mit dem ET7. Vor allem, wenn man die Zauberworte “Batteriewechsel” von sich lässt. Definitiv ein Gesprächsöffner. Unabhängig davon liefert der ET7 einen guten Gesamteindruck ab.

Der “Versuch” sich im Premium-Segment festsetzen zu wollen, ist gelungen. In puncto Verarbeitung kann man sich eventuell noch etwas aus der deutschen Premium-Sparte abschauen. Die hingegen dürfen von Nio Software lernen und die reichhaltigen Einstell- und Auswahlmöglichkeiten in deren System abschauen. Hier schlagen die Herzen der E-Autofans höher. 

Platz bietet der ET7 reichlich. Auch auf Langstrecke. Dort profitiert er auch von der Möglichkeit des Akkuwechsels, bei der Ladegeschwindigkeit dürfte ruhig noch ein wenig mehr drin sein. Hier scheint die 400-Volt-Technologie, die zum Einsatz kommt, der beschränkende Faktor zu sein. Schade eigentlich, denn dann steht man schon ein wenig länger mit dem 100 kWh-Akku. Wobei, so bleibt wenigstens Zeit für den Kaffee. Beim Akkuwechsel hat man die Zeit nämlich nicht.

Beim Preis verwirrt zunächst die Unterteilung in Fahrzeug und Akku, wobei man hierdurch vom Umweltbonus noch profitiert. Dennoch muss man es in Gänze betrachten oder einfach gegenrechnen, ob Akku-Miete nicht eventuell doch die bessere Option ist. Dann kann man auch im Alltag eher auf 75 kWh-Akku zurückgreifen. Geht es auf die Langstrecke kommt der 100 kWh-Akku rein. Bis dann aber genügend Wechselstationen in Europa vorhanden sind, dürfte es noch ein wenig dauern.

Disclaimer

Der NIO ET7 wurde uns für diesen Testbericht kostenfrei, für den Zeitraum von zwei Wochen zur Verfügung gestellt. Dies hat jedoch keinen Einfluss auf unsere hier geschriebene ehrliche Meinung.

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Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.
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Dennis-Marian Wagner:

Hi mittlerweile lassen sich auch die Fahrmodi durch NOMI wechseln

Wolfgang M.:

Eher das Gegenteil ist der Fall!!

Dieses System bietet die Möglichkeit stets mit aktuell bester Akkutechnologie unterwegs zu sein!!

Ich denke aber, dadurch dass fehlerhaft minderstarke Akkus aus dem Kreislauf ausgesteuert werden können, dürfte die Lebensdauer insgesamt länger sein. 

Auch das Reutilizing und spätere Recycling ausgesteuerter Akkus ist direkt die logische Folge.

Ob sich das rechnet, muss schlussendlich der Hersteller wissen – mir scheinen die Preise moderat.

Groß:

Das Akkuwechselsystem funktioniert ohne Probleme.
Es kommt dabei auf die Baugröße an und nicht auf die Technik welche in der Baugröße verbaut ist.
Deine Argumente sind nicht haltbar.
Das Wechselsystem von Nio in China ist so gut ausgebaut, dass die Stecke Chongqing nach Shanghai, das sit die Haupt Ost-West-Route ohne laden nur mit Akkuwechsel zu fahren sind. MAnn muss nur einfach wollen und nicht alles schlecht reden.
Auch hart Nio die gleichen zulieferer wie die deutschen Hersteller.
Wobei man sagen muss, dass die deutschen Konzerne immer mehr an Boden verlieren.
Siehe hier die Jüngsten Preissenkungen on China. International können die deutschen nicht mehr bei der Vernetzung der Autos mithalten. Der Abstand wird immer größer und nicht kleiner.

Läubli:

Achtung, bitte nicht so einseitige Argumente. Schnelle und starke Autos muss es auch zu BEV-Zeiten geben, also in Zukunft! Es gibt viele Menschen die gelegentlich Rennen fahren, oder einfach mal schnell unterwegs sein wollen und Spaß an der Beschleunigung sowie Geschwindigkeit haben. Nichts, auch nicht die Umwelt berechtigt dich dazu, diesen Menschen das Hobby zu verbieten. Es ist viel besser, diese fahren künftig auch mit Akkus als mit V8 Motoren… damit wäre allen geholfen.

Ansonsten müsst man sofort ebenfalls verbieten:

  • jegliche Feuerwerke zu Festanlässen
  • die ganze Privatfliegerei
  • die ganze Töff Fahrerei, die fahren nämlich zu 99% nur aus Spaß herum, das ergibt keinen mobilen Sinn – ist also total sinnlos, wenn man es nicht als Hobby und Spaß betrachtet.
  • alle Privatjachten und Boote mit Motor

Hast du dir das überlegt? …möchtest du das wirklich konsequent so haben? Also ich nicht, ich will noch weiterhin Spaß am Hobby und Spaß am Leben, deshalb geht die Welt nicht unter… oder glaubst du jeden CO2 Post der extremen Umweltschützer? …das ist zu ca. 80% Propaganda und zu 20% Wahrheit. …dann wünsche ich dir gute Nacht. Ansonsten wünsche ich dir ein gutes Leben! :)

Wichtig: Umweltschutz MUSS sein, aber nicht um jeden Preis!

Es geht alleine um die ANZAHL solcher PS-Boliden… und das wird also auf die Masse gesehen immer nur eine kleine Stückzahl sein – genau wie bis anhin. Die Restlichen Menschen können sich sowas sowieso nicht leisten – also wo liegt genau das Probelm?

Läubli:

Hey Helmut, jetzt stehst du wohl auf dem Kopf… da hast du nämlich alles logische total verkehrt dargestellt – bravo, wenn das Absicht war – schlecht, wenn du dabei dachtest, es würde das niemand merken.

Stimmig erscheint mir jedoch die Schlussmeinung… das System wird sich wohl langfristig aus reinen Kostengründen nicht dursetzen.

panib:

Die Begründung für den programmierten Misserfolg kann ich nicht nachvollziehen. Warum soll man neuartige Zellen nicht identisch ‘verpacken’ können, so dass man sie in bestehenden Wechselsystemen verwenden kann?
Aber DASS sie sich durchsetzen könnten erscheint mir auch ausgeschlossen.

panib:

Ich hätte beinahe aufgehört zu lesen, als ich die Zahl 363 in Zusammenhang mit dem ‘Kofferraum’ dieses 5,10 m Monsters gesehen habe. Was ist das denn? Dieses Auto ist damit doch nur für ‘sozialphobische’ Menschen geeignet. Aber die wiederum brauchen hinten keinen großen Knieraum in ihrem Auto, weil sie alleine darin unterwegs sind. Mein Gott, der ID2all soll über 400 l Kofferraum haben. Die Handtaschen unserer Frauen sind schon nicht SEHR weit weg von 363 l .
Natürlich lese ich weiter, weil Eure Tests immer super gut sind und ihr aufzeigen werdet, wozu die Chinesen inzwischen in der Lage sind. Und ich denke schon, dass dieses Auto ein tolles Gefährt ist, wenn man es denn unbedingt kaufen muss, aber eben nur einen Kofferraum braucht, in den Muttis Koffer und ihr Schminkkoffer reinpassen. Und wenn man in einem Land lebt, in dem die Entscheider bereits begriffen haben, dass unsere Autos immer breiter werden. Unsere Parkbuchten sind so schmal, dass gerade noch zwei ‘große’ Minis nebeneinander passen, ohne dass der Nachbar meine Tür verhackt.
Weiter geht’s mit dem Lesen.

deve:

Hä, wieso das denn? Es ist doch genau anders herum.

panib:

Wunderbar. Mehr müsste man zu diesem Unsinn eigentlich nicht sagen.

panib:

Das ist ja das Traurige. Autobauer und Käufer dieser Monstren haben nichts von den ökologischen Problemen dieser Welt verstanden und sind genau so auf dem falschen Trip wie die ‘Freie Fahrt für freie Bürger’ Egomanen, die in E-Autoforen die Elektromobilität verreißen und großkotzig ihre 560 PS V8 Dreckschleudern als das non plus ultra verkaufen wollen.

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