Nio: Mehr Synergien – weniger Kosten

Cover Image for Nio: Mehr Synergien – weniger Kosten
Copyright ©

Shutterstock / 2419516439

Hannes Dollinger
Hannes Dollinger
  —  Lesedauer 3 min

Nio betreibt in China die zwei Submarken Onvo und Firefly. Beide Marken sollen auch nach Europa kommen. Doch zunächst einmal hat Nio das Problem, dass beide Marken auf dem Heimatmarkt China nicht so performen wie gewünscht. Die Konkurrenz ist groß. Also will der Elektroauto-Hersteller die Organisationsstruktur von Onvo und Firefly grundlegend überarbeiten. Ziel ist es, Kosten zu senken, Prozesse zu verschlanken und die Marken enger an das Kerngeschäft der Marke Nio anzubinden. Werden wir die Marken in Europa dennoch sehen?

Im April lieferte Nio in China insgesamt 23.900 Elektroautos aus – ein Plus von 53 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Den Großteil machten mit 19.269 Einheiten die E-Autos der Kernmarke aus. Die Submarke Onvo trug mit 4400 Einheiten zum Ergebnis bei, und bleibt damit deutlich hinter den Erwartungen zurück.

Onvo wird künftig vollständig von Nio organisiert

Der Hauptfokus der Änderungen liegt zunächst einmal auf der Marke Onvo, deren erstes Modell L60 seit September 2024 erhältlich ist. Weil der Markteintritt weniger erfolgreich verlief als erwartet, hat Nio die Führung neu aufgestellt und das bisher eigenständige Team in die Nio-Struktur integriert. Die Entwicklung, das Nutzererlebnis und der Vertrieb werden nun von neuen, direkt der Konzernspitze unterstellten Abteilungen übernommen.

William Li, Gründer und CEO von Nio, soll den Bereich Produktentwicklung von Onvo enger überblicken. Darunter fallen unter anderem Design, Projektmanagement und Fahrzeugtechnik. Auch auf Vertriebsebene rücken die Marken zusammen. Regionaler Vertrieb und Marketing von Onvo werden in ein sogenanntes User Experience & Service Cluster integriert, das bereits für Nio zuständig ist. In mehreren Städten in China übernehmen künftig dieselben Teams den Verkauf beider Marken.

Die bisher unabhängige Onvo-Marketingabteilung wird ebenfalls in den neuen Konzernbereich überführt. Damit wird Onvo künftig auch rein rechtlich nicht mehr als eigenständige Marke mit eigener Führung geführt, sondern operiert als voll integrierte Sparte innerhalb des Konzerns. Die Bündelung spart nicht nur Personal, sondern auch doppelte Vertriebs- und Marketingkosten. Die bisherigen Strukturen mit bis zu 2000 Mitarbeitenden wurden aufgelöst oder eingegliedert.

Auch Firefly ist betroffen – Details noch offen

Neben Onvo wird auch Firefly, die günstige Einstiegsmarke, die bereits für den europäischen Markt angekündigt wurde, enger in die Nio-Kernstruktur integriert. Genaue Details zum Umbau der Marke wurden aber noch nicht bekannt gegeben.

Zusätzlich zur Reorganisation greift Nio auch beim Gehalt seiner Führungskräfte durch: Führungskräfte ab der mittleren Ebene erhalten künftig mehr als 20 Prozent ihres Gehalts nicht mehr in bar, sondern als Aktienpaket. Damit spart das Unternehmen kurzfristig Geld und bindet die Leistungsträger gleichzeitig enger an den Unternehmenserfolg – ein Modell, das eher aus der Tech-Branche bekannt ist.

Statt auf vollständige Unabhängigkeit der Submarken setzt man nun auf Synergien und Effizienz – ein notwendiger Schritt in dem hart umkämpften chinesischen Markt für Elektroautos. Mit dieser umfassenden Reorganisation verfolgt Nio ein klares Ziel: Der Konzern möchte spätestens im vierten Quartal 2025 erstmals einen Quartalsgewinn erzielen. Konzernchef William Li hat dies mehrfach öffentlich angekündigt.

Quelle: CnEVPost – Nio reportedly makes deeper integration of 3 brands to cut costs / CarNewsChina – Nio consolidates Onvo and Firefly in major restructure

worthy pixel img
Hannes Dollinger

Hannes Dollinger

Hannes Dollinger schreibt seit Februar 2023 für Elektroauto-News.net. Profitiert hierbei von seinen eigenen Erfahrungen aus der Welt der Elektromobilität.
Sidebar ads

E-Mobilität bewegt – auch dich?

Dann teile diesen Artikel mit deinem Netzwerk. Denn jeder Beitrag bringt uns der nachhaltigen Mobilität ein Stück näher. ⚡🚗🔋🌍💚

Artikel teilen:

Schreib einen Kommentar und misch dich ein! 🚗⚡👇


Roman L.:

He? Na durch Firmen/Investoren wie VW, die in Extrem-Verlust-Firmen vertrauen. Vielleicht gibt’s jemanden der erklären kann was Rivian so wertvoll macht. Technische Alleinstellungsmerkmale, Innovationen oder Beteiligungen in aufstrebende Unternehmen finde ich nicht. Die Küche ist aber ganz lustig als Marketing.
Wenn Porsche und BMW demnächst Clearmotion verbauen, nascht NIO mit gg

Roman L.:

Doch genau das. Wie auch du in deinem Text, gibt es nichts zu Firefly, deren Erwartungen, Verkaufszahlen etc., weil erst zwei Wochen am CN Markt.
Das heilige deutsche KBA, Mittelpunkt der Erde gg.. oben steht chinesischer Markt. Nochmal und langsam die ersten drei Sätze lesen.

Wolfbrecht Gösebert:

“Das[s] Firefly nicht so performt wie gewünscht[,] scheint eine persönliche Meinung[] ohne Evidenz zu sein.”

Du solltest dem Autor nicht unangemessen persönliche Motive unterstellen!

Viele Veröffentlichungen befassen sich schon ETWAS länger mit dem Thema NIO-Verluste, herausgegriffen z.B.
c&p➟
carnewschina.com/2025/05/09/nio-accelerates-integration-efforts-with-onvo-sub-brand-amidst-sales-pressure/

Mit Hilfe von deepl.com ergibt sich mir da für NIO zusammengefasst folgendes Bild:

»NIO steht Berichten zufolge unter erheblichem Druck, seine Verkaufsleistung zu steigern, was die dringende Notwendigkeit unterstreicht, dass aktuell Onvo, die Submarke von Nio für den Massenmarkt, einen größeren Beitrag zum Gesamtabsatzvolumen von Nio leistet.

Im April’25 verkaufte die Unter-Marke Onvo, die hauptsächlich durch das Modell L60 repräsentiert wird, nur 4.400 Fahrzeuge. Dies stellt einen Rückgang gegenüber dem März dar und bleibt massiv hinter den internen Erwartungen zurück. Onvo wurde ja eigens mit dem Ziel eingeführt, die Gesamtauslieferungen von Nio deutlich zu steigern, und die aktuelle Verkaufs-Leistung erfüllt dieses Ziel offensichtlich nicht.

Es wurden bereits Regionalpräsidenten von Onvo degradiert und dem regionalen Management von Nio unterstellt. Die Onvo-Mitarbeiter an diesen Standorten werden von ihrer neuen Führung intensiv geprüft, müssen lange Sitzungen über sich ergehen lassen und werden ständig aufgefordert, ihre Umsätze zu aktualisieren und Erklärungen für verfehlte Ziele abzugeben.

Auch das Verkaufspersonal an der Front bekommt den Druck zu spüren. Onvo hat neue Vergütungsstrukturen eingeführt, bei denen die Vergütung direkt an strenge monatliche Verkaufskennzahlen gekoppelt ist, wobei entweder ein hohes Grundgehalt mit niedriger Provision oder ein niedriges Grundgehalt mit hoher Provision angeboten wird. Wer die gesetzten, anspruchsvollen Ziele nicht erreicht, kann sich sicher sein, dass er einer Phase “besonderer Aufmerksamkeit” seitens des Unternehmens unterzogen wird …

Der frühere Onvo-Präsident, Alan Ai, hatte ehrgeizige Ziele für den L60 ausgegeben, u.a. die Auslieferung von mehr als 10.000 Einheiten im Dezember 2024 und mehr als 20.000 (sic!) im März 2025. Während das Dezember-Ziel noch erreicht wurde, ist das entscheidende März-Ziel mehr als deutlich verfehlt worden, was verschiedenen Berichten zufolge entscheidend zum Rücktritt von Alan Ai im April 2025 beitrug.

c&p➟ (Bezahlschranke)
automobilwoche.de/autohersteller/das-verhangnisvolle-versprechen-von-onvo-chef-alan-ai

Neben dem Umstand, dass sich z.B. der sehr beliebte Xiaomi SU7, dessen Einstiegspreis nur gering über dem Kaufpreis des Onvo L60 liegt (ohne Batteriemiete) und zu einem ernstzunehmenden Konkurrenten entwickelt hat, gibt es auch Bedenken, dass der L60 möglicherweise schon jetzt die Verkäufe von Nios eigener Einsteigerserie ET5 kannibalisieren könnte, zumal die jüngsten NIO-Werbeaktionen den Preisunterschied noch verringert haben.«

Zum wiederum neuen ‘Hoffnungsträger’ Firefly finde ich bei “auto motor und sport” u.a.:

»Der Elektro-Kleinwagen von Nios Tochtermarke Firefly soll Europa erobern. Firefly ist Nios Unter-Marke für kompakte, smarte Elektrofahrzeuge, die speziell für urbane Nutzer in China und Europa entwickelt wurden. Im Rahmen der Feier für ein zehnjähriges Bestehen stellte Nio auch das erste Fahrzeug der neuen Marke vor, den in München Design-entwickelten “Firefly EV”.

Der Firefly EV ist ein kompakter Stromer, dessen Dimensionen mit einem VW Polo vergleichbar sind. Er kommt auf eine Länge von knapp über vier Meter, ist 1,78 Meter breit und 1,56 Meter hoch. Der ursprünglich erwartete, günstige Preis kommt aber nicht, es wird der Eintritt in die 30.000-€-Klasse erwartet.«

Sorry für den länglichen Text, aber wg. der Unterstellung von “Meinung ohne Evidenz” mußte das mal sein.
Die (leider immer erst zögerlichen) Zahlen beim KBA werden auch bei Firefly-Zulassung künftig alle Fakten zeigen!

Philipp:

VW kann das aus dem Cashflow bezahlen. Wie bezahlt Nio seine Verluste von 2,8 Billion Euros?

Roman L.:

Ach, alles nur Zahlen gg.. bei VW freut man sich sogar über Software und hat vertrauen in eine Firma, die innerhalb von zwei Jahren mehr als 10 Billion Dollar versenkt.

Roman L.:

Das Firefly nicht so performt wie gewünscht scheint eine persönliche Meinung, ohne Evidenz zu sein. Erste Auslieferungen begannen am 29. April 2025 und werden nicht in den Quellen in irgendeiner Art näher erwähnt.

Führungskräfte der “mittleren” Ebene ebenfalls erfunden. Die Infos in den Quellen deuten auf P4 Level und darüber hinaus hin.
Professional and Director staff
D-1 contract (Senior)
D-2 contract (Senior)
P-1 contract (Internship, Entry)
P-2 contract (Entry, Mid)
P-3 contract (Mid, Senior)
P-4 contract (Senior)
P-5 contract (Senior)
P-6 contract (Senior)

Details of a P-4 contract in China
This is a P-4 contract. This kind of contract is known as Professional and Director staff. It is normally internationally recruited only. It’s a staff contract. It usually requires 7 years of experience, depending on education.
Salary
The salary for this job should be between 138,092 USD and 178,042 USD.
Salary for a P-4 contract in China
The international rate of 90,970 USD, with an additional 51.8% (post adjustment) at this the location, applies.

Philipp:

Im Q1 2025 hat Nio einen Verlust von 2,79Mrd€ eingefahren und dabei diesen gerade mal um 3,4% zum Vorquartal reduziert. Ob man mit den genannten Maßnahmen dann bis Q4 alle Verluste reduzieren kann, ist definitiv ambitioniert.

Ähnliche Artikel

Cover Image for Markus Schäfer, Mercedes: Politik muss jetzt liefern

Markus Schäfer, Mercedes: Politik muss jetzt liefern

Sebastian Henßler  —  

Markus Schäfer warnt vor Rohstoffabhängigkeit und fordert eine koordinierte Batterie-Strategie in Europa – sonst drohe ein Rückstand gegenüber China.

Cover Image for Mercedes-AMG GT XX: 1000 kW stark, 360 km/h schnell

Mercedes-AMG GT XX: 1000 kW stark, 360 km/h schnell

Wolfgang Gomoll  —  

AMG GT XX: Über 1000 kW Leistung, 850 kW Ladeleistung, recycelte Rennreifen im Cockpit und Aerodynamiktricks mit AA-Akkus machen den Stromer zum Technikwunder.

Cover Image for Robo-Autos: China, Tesla oder doch VW vorn?

Robo-Autos: China, Tesla oder doch VW vorn?

Wolfgang Gomoll  —  

VW startet mit Moia und dem ID.Buzz AD ins Robo-Zeitalter. Doch Waymo, Tesla und Chinas Autobauer fahren schon längst autonom durch Millionenstädte.

Cover Image for BYD drosselt Produktion trotz Millionenverkäufen

BYD drosselt Produktion trotz Millionenverkäufen

Sebastian Henßler  —  

BYD senkt die Produktion in mehreren Werken, streicht Nachtschichten und verschiebt Ausbaupläne – der Absatz bleibt hinter den Erwartungen zurück.

Cover Image for US-Steuergutschrift für Elektroautos auf der Kippe

US-Steuergutschrift für Elektroautos auf der Kippe

Maria Glaser  —  

In den USA könnte mit einem Gesetzentwurf des US-Senats die Förderung für Elektroautos von knapp 6450 Euro bereits in 180 Tagen auslaufen.

Cover Image for Autofrachter Morning Midas ist gesunken

Autofrachter Morning Midas ist gesunken

Michael Neißendorfer  —  

Nachdem sie komplett ausgebrannt war, ist die Morning Midas nun gesunken. Was das Feuer auf dem Pkw-Frachter ausgelöst hat, bleibt somit unklar.