So fährt sich der Lucid Air Grand Touring

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Lucid

Stefan Grundhoff
Stefan Grundhoff
  —  Lesedauer 5 min

Es dauert noch ein paar Wochen, dann startet die amerikanische Elektromarke Lucid mit ihrem luxuriösen Erstlingswerk Air Grand Touring auch in Europa durch. Mit imposantem Luxus und spektakulären Fahrleistungen sollen Modelle wie ein BMW i7 oder der Mercedes EQS ausgestochen werden.

Das Design dieses Ufos auf vier Rädern ist eine echte Schau – keine Frage. Noch imposanter, noch edler und noch abgehobener als die Elektrolimousinen von Byton oder Farraday Future präsentiert sich das Außendesign des Lucid Air. Beim ersten Blick auf die 4,98 Meter lange Luxuslimousine wird klar: hier kommt die automobile Zukunft – natürlich elektrisch und cooler denn je. Eines steht ebenfalls fest: günstig wird das automobile Vergnügen, einen Lucid Air zum Beispiel im deutschen Straßenverkehr zu bewegen, nicht. Die Bestellliste der besonders exklusiven Dream Edition mit Vollausstattung in besonders edlen Farbkombinationen ist bereits seit langem geschlossen.

Lucid Air Grand Touring: Luxusstromer ab 218.000 Euro

Jedes der Fahrzeuge kostete 218.000 Euro, wobei sich der Kunden entscheiden konnte, ob der Lucid Air GT Dream Edition besonders sportlich mit 1.111 PS seine Bahnen ziehen oder 933 PS stark mit einer Reichweite von bis zu 900 Kilometern glänzen sollte. „Die Reichweite ist für uns essentiell“, erläutert Chefdesigner Derek Jenkins, „darauf haben wir beim Design geachtet und so bringt es der Lucid Air letztlich auf einen cW-Wert von 0,21.“ Mit seiner 900-Volt-Architektur soll es weniger als 20 Minuten dauern, ehe in das 113 kWh-Akkupaket mehr als 400 Kilometern nachgeladen wurden. Damit der luxuriöse Lucid Air an allen Ladepunkten möglichst schnell nachtanken kann, dafür sorgt eine sogenannte Wunderbox, die für 300 kW maximale Geschwindigkeit – wenn gewünscht auch in beiden Richtungen – sorgt.

Lucid

Doch es geht auch günstiger und selbst wenn der europäische Preis der mittleren Ausstattungsvariante noch auf sich warten lässt, ist auch hier kein Schnäppchen zu erwarten. Die Version Grand Touring hat 597 kW / 812 PS, schafft knapp 850 Kilometer Reichweite bis zum nächsten Ladestopp und kostet auf dem Heimatmarkt USA rund 150.000 Dollar. Das Einstiegsmodell mit seinen 480 PS starken Elektromotoren an Vorder- und Hinterachse soll ebenfalls 650 Kilometer schaffen. Fraglich, ob dieser wie in den USA unter 80.000 Dollar kosten wird.

Mit einer Länge von 4,98 Metern rangiert der Air auf dem Niveau eines Mercedes EQE, des Audi A6 oder eines 5er BMW – innen bietet er mit einem Radstand von 2,96 Metern jedoch so viel Platz wie eine Mercedes S-Klasse. Lucid selbst hat seine Firmenzentrale in der Newark, unweit der Tesla-Fertigung in Fremont in der Bay Area. Gefertigt wird die Elektrolimousine ebenso wie der im kommenden Jahr folgende Elektro-SUV jedoch rund eine Stunde südlich von Phoenix / Arizona. Mehr als 30.000 Fahrzeuge sind derzeit vorbestellt und angezahlt.

Innen wartet viel Platz, edles Leder und klimatisierte Vordersitze, die mit schwarzem Leder bezogen. Die nicht weniger komfortablen Sitzgelegenheiten im Fond sind mit braunen Tierhäuten bezogen. Lucid sind seine Themenwelten besonders wichtig und jeder Fahrer kann diese beim Einsteigen beäugen. Auf der Türeinstiegleiste sind die Koordinaten der Orte, nach denen diese benannt wurden – zum Beispiel: Santa Monica. Auf diese Idee muss man erst einmal kommen. Die Instrumente erinnern abgesehen vom fehlenden Head-Up-Display an den Porsche Taycan. Die in einer 34 Zoll großen Horizontalsichel angeordneten Runduhren sehen beinahe so klasse aus wie das Hochkant-Touch-Display in der Mittelkonsole, das sich auf Berührung an der unteren Kante in den unsichtbaren Raum verabschiedet und große Ablagen darunter freigibt. Schick und allemal praktisch gelöst.

Der Rest der Funktionen läuft per Sprache oder Drehregler am reduzierten Lenkrad. Das Platzangebot ist vorne wie hinten gut. Anders sieht es für die Fönwelle aus, denn die Kopffreiheit ist aufgrund der niedrigen Dachlinie und des Batteriepakets im Unterboden überschaubar. Die Windschutzscheibe geht ohne Unterbrechung in das Panoramadach über. Eindruck machen kann er, der Lucid. Gerade auch im Innern. Der hintere Kofferraum ist aufgrund der flachen Bauweise knapp 650 Liter groß. Imposant und ebenfalls elektrisch zu bedienen präsentiert sich jedoch der Frunk unter der vorderen Haube mit weiteren 280 Litern.

Elektro-Luxusauto mit brachialer Power

Der Schub des 597 kW / 812 PS starken Lucid Air Grand Touring ist trotz des Gewichts von knapp 2,4 Tonnen Dank der 1.200 Nm maximales Drehmoment gewaltig. Aus dem Stand geht es in rund drei Sekunden auf Tempo 100 und erst bei 270 km/h ist Schluss. Noch leistungsstärkere Varianten schaffen sogar noch mehr. Die Zahlen auf dem digitalen Tacho rasen nur so vorbei, als es auf die Schnellstraße geht und der Lucid Air ebenso komfortabel wie brachial anschiebt.

Dank des serienmäßigen Allradantriebs bringt der Amerikaner seine üppige Leistung ebenso gekonnt wie lautlos auf die Straße. Auch die Abstimmung des komfortablen Fahrwerks und speziell der Bremse von maximaler Rekuperation zu den eingreifenden Bremsscheiben passt gut. Hier ist der Lucid Air GT besser als viele andere. Nicht überzeugen kann dagegen die Lenkung, denn die elektrische Unterstützung wirkt hölzern und beim Anlenken wenig filigran. Von der Fahrbahn und deren Oberfläche lässt sich nur wenig spüren. Das liegt auch an der adaptiven Luftfederung, die die meisten Unebenheiten auch bei den 21-Zöllern verschlingt.

Lucid

Im Innern bietet der Air jede Menge Luxus und einen Hauch skandinavischer Schlichtheit – Leder, Hölzer und auf besonderen Wunsch auch weiche Wolle auch an den Türtafeln – alles fasst sich gut an und sieht klasse aus. Hier und da hapert es jedoch bei der Verarbeitung – inakzeptabel für ein Fahrzeug der 150.000-Euro-Liga. Die Sitze sind so bequem wie kuschelwarme Sessel – Seitenhalt gibt es trotzdem – und jede Menge Langstreckenkomfort.

Dafür lassen sich anders als beim Mercedes EQS auf Knopfdruck auch Seiten- und Heckfenster verschatten. Schon ärgerlicher, dass sich das aufpreispflichtige Panoramadach, das sich je nach Modellvariante auch weit über die Köpfe der Frontinsassen zieht, nicht elektrisch bedecken lässt. Lange werden die europäischen Preise nicht auf sich warten lassen und vorbestellen lassen sich die drei Versionen Air Pure, Air Touring und Air Grand Touring zu Gebühren von 300 bis 900 Euro ohnehin.

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Stefan Grundhoff

Stefan Grundhoff

Stefan Grundhoff ist Firmeninhaber und Geschäftsführer von press-inform und press-inform consult. Er ist seit frühester Kindheit ausgemachter Autofan. Die Begeisterung für den Journalismus kam etwas später, ist mittlerweile aber genau so tief verwurzelt. Nach Jahren des freien Journalismus gründete der Jurist 1994 das Pressebüro press-inform und 1998 die Beratungsfirma press-inform consult.
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Läubli:

Kann man durchaus so sehen… dann komm mit mir mal auf die Nordschleife oder nach Anneau du Rhin, kannst bei mir als Beifahrer mitkommen… danach kannst du sagen, ob es zumindest ein bisschen sportlich war. ;)
Und übrigens: meine Karre ist im Originalzustand.

Mr.Hu:

Sorry, aber ein Tesla ist viel, aber keineswegs sportlich.

Mr.Hu:

Glaub mir: Lucid ist der Konkurrenz überlegen. Extrem niedriger Energieverbrauch, hohe Ladegeschwindigkeit, Raumökonomie noch besser als in anderen E-Modellen.

kann nicht bidirektional laden (V2G)Können die meisten nicht und ist sehr wahrscheinlich per Software lösbar wenn die Kunden diese Feature nachfragen.

Gibt es nicht, weil in D nur sehr eingeschränkt erlaubt (meines Wissens nur wenn das Haus “Elektrizitätsneutral” ist).

Es soll vom EQS noch eine AMG Variante kommen wenn ich mich nicht irre. Die könnte dann in ähnliche Leistungsdimensionen gehen und trotzdem noch günstiger sein als der dickste Lucid.

Ergänzung: gibt es bereits. Aber mir “nur” 761 PS.

panib:

Dass das Auto ohne Headup Display geliefert ist ein absolutes No-Go. Gott sei Dank, sonst würde der Kauf allemal der 1.100 PS Version meine Portokasse arg ausdünnen ;-).

Beni24:

Der Autokauf ist nicht immer rational nachvollziehbar. Da spielen Emotionen mit. Mein Herz schlägt für Mercedes und trotzdem gebe ich Lucid eine Chance. Ich konnte den EQS Probe fahren und war bei der Präsentation des Lucid in Zürich dabei. Auf der Strasse sehe ich höchst selten einen EQS und die Preise des Occationsmarktes für den EQS sind markant am Sinken.

Im Vergleich ist der Lucid konsequenter als Elektroauto (Antrieb, Frunk, Bedienkonzept) geplant und bietet mir mehr zukunftsgerichtete Features. Mir ist bewusst, dass man als Early Adaptor ein Risiko eingeht (das war auch bei Tesla so). Die Zukunft wird zeigen, wer die Nase vorn hat.

Auch ich hätte gerne einen Kombi, aber diese sind im Moment leider nicht gefragt.

Alexey:

ist mit 5.21 m zu lange für Parkhäuser und Standardgaragen.Stimmt zwar rein von der Zahl her aber mal objektiv betrachtet werden nur die wenigsten EQS Besitzer regelmäßig Parkhäuser nutzen oder eine Garage in Standardgröße ihr eigen nennen.

Verfügt über keine Wärmepumpe (Nachteil im Winter).Ja, weil er keine braucht. Der EQS nutzt die Abwärme von gefühlt jeder Komponente die Abwärme erzeugt, um damit den Innenraum zu heizen. Erst bei weniger als 5°C muss zusätzlich geheizt werden.

lädt nicht mit 900 Volt.Stimmt.

kann nicht bidirektional laden (V2G)Können die meisten nicht und ist sehr wahrscheinlich per Software lösbar wenn die Kunden diese Feature nachfragen.

verfügt über keinen Frunk.Stimmt…da hat er seinen HEPA Filter sitzen der für erstklassige Luft-Filterung für die Insassen sorgt. Hat Lucid auch so einen?

kann viele mit dem One Bow Design nicht überzeugen.Design ist sehr subjektiv von Daher sehr schwer als Kritikpunkt anzubringen.

bietet keine 1‘111 PS.Es soll vom EQS noch eine AMG Variante kommen wenn ich mich nicht irre. Die könnte dann in ähnliche Leistungsdimensionen gehen und trotzdem noch günstiger sein als der dickste Lucid.

Hat ein Gaspedal, welches sich verselbständigt.Ist mir so nicht bekannt, kann ich wenig zu sagen. Wird aber wenn’s ein Fehler war wohl auch behoben werden und gut ist. Auch Lucid wird keine perfekten Autos bauen die Null Fehler haben.

bietet weniger Platz auf der Rückbank.Und ist trotzdem für große Leute noch sehr bequem auf Langstrecke. Ob da jetzt ein paar Zentimeter mehr überzeugen können wage ich zu bezweifeln. Beim Auto-Quartett nach reinen Werten wo mehr automatisch besser ist, ja da wäre das eine Pluspunkt. Dann wäre aber auch Länger = besser wenn man es so sieht.

Läubli:

Ja das stimmt alles. Es ist jedoch aus Erfahrung am EU-Markt so, dass AMIS hier immer eine Fangruppe benötigen, um mittelmäßige Absätze zu erreichen. Amis sind vielen Europäern einfach zu groß, zu klotzig… so ist es. Daher wird ein Lucid hierzulande sicher nicht die Stückzahlen eines Mercedes EQS erreichen können, dies trifft nun auch langsam auf das Tesla Model S zu, wobei diese preislich noch unterhalb dem EQS platziert sind, wie viele Amis sonst auch. Man denke an Corvettte, Viper usw. alles top Sportwagen, aber gegen Porsche oder Lamborghini in Europa träge. Das ist schon über Jahrzehnte so und wird sich kaum mit der E-Mobilität groß ändern, wieso auch?
Ich selber schaue auf das wo momentan für mich am wichtigsten ist… daher brauche ich ein Auto mit Frunk und mit Platz, aber es soll kein Kombi oder SUV sein und es muss Power haben und Spass machen. Daher bleibt momentan nur das Tesla Model 3 Performance. Aber das kann bei meinem nächsten Autokauf schon wieder ganz anders aussehen, mal schauen, was es bis dann alles an BEV’s gibt. Power, 4×4, sportlich und geräumig muss es aber immer sein. ;)

Läubli:

Ja, ich denke, das kommt ganz auf die Quelle an, welche Zahlen man da findet.

PS: Buchstaben sind doch auch Inhalt, nicht? ;)

Toni Traschol:

Weiß jemand näheres, wie sie das Partner- und Servicenetz vor Ort aufbauen?
Diesbezüglich imponieren mir,
in ganz anderem Preissegment natürlich,
einige der Neuchinesen. Wenn ich etwa an die Kooperation mit der Emil-Frey-Gruppe bei Great Wall (Ora,..) denke oder an MG bereits auf dem guten Weg zu 200 und mehr Partnerbetrieben in Deutschland. Gefällt mir. Oder Polestar mit seinem Fundus innerhalb des Volvo-Netzwerks.

Beni24:

Warum sollte jemand hierzulande statt eines EQS einen Lucid kaufen? Da gibt es viele Gründe: Der EQS…

  • ist mit 5.21 m zu lange für Parkhäuser und Standardgaragen.
  • Verfügt über keine Wärmepumpe (Nachteil im Winter).
  • lädt nicht mit 900 Volt.
  • kann nicht bidirektional laden (V2G)
  • verfügt über keinen Frunk.
  • kann viele mit dem One Bow Design nicht überzeugen.
  • bietet keine 1‘111 PS.
  • Hat ein Gaspedal, welches sich verselbständigt.
  • bietet weniger Platz auf der Rückbank.
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