Volkswagen plant, die Produktion des ID.3 und des Cupra Born nach Wolfsburg zu verlagern. Bislang liefen diese beiden E-Autos in Zwickau vom Band. Die Entscheidung ist Teil einer Vereinbarung mit der IG Metall, die im vergangenen Dezember getroffen wurde. Gleichzeitig soll die Fertigung des ID.4 – und voraussichtlich auch des ID.5 – künftig ausschließlich in Emden stattfinden. Damit verblieben für das Werk Zwickau nur noch die beiden Audi-Modelle Q4 e-tron und Q4 e-tron Sportback.
Schon heute ist die Auslastung in Zwickau nicht optimal. Auf einer Linie entstehen ID.3 und Cupra Born, auf der anderen ID.4, ID.5 und die Q4-Reihe. Fällt ein Teil der Produktion weg, stellt sich die Frage, ob der Standort noch wirtschaftlich betrieben werden kann. Die Produktionskosten für Elektroautos sind hoch, der Investitionsbedarf in Zwickau war es ebenfalls. Nach aktuellen Informationen aus Unternehmenskreisen wird innerhalb des Konzerns dennoch erneut überlegt, den Cupra Born doch in Zwickau zu belassen. Derzeit ist keine endgültige Entscheidung gefallen. Doch sollte sowohl der ID.3 als auch der Cupra Born nach Wolfsburg verlagert werden, stünde der Standort in Sachsen vor einer ungewissen Zukunft. Denn die verbliebenen Audi-Modelle dürften alleine nicht für stabile Auslastung sorgen.
Die aktuelle Diskussion dreht sich also um ein mögliches Szenario: Bleibt der Cupra Born in Sachsen, könnte er als Produktionsstütze dienen. Allerdings ist der Born kein Verkaufsschlager. Nur rund 11.000 Einheiten wurden im ersten Quartal dieses Jahres abgesetzt. Auf ein Jahresvolumen von 80.000 Autos zu kommen, scheint daher ambitioniert. Ob diese Zahl erreicht werden kann, bleibt fraglich. Und ohne ausreichende Stückzahlen lohnt sich die eigenständige Fertigung kaum.
Wolfsburg wiederum ist ebenfalls auf neue Produktion angewiesen. Ende 2026 läuft dort der Golf aus. Das Modell soll künftig in Mexiko gefertigt werden. Die frei werdende Halle 54 wird für neue E-Autos auf Basis der SSP-Plattform vorbereitet. Um bis dahin keine Lücke zu reißen, könnten ID.3 und Born schrittweise nach Wolfsburg überführt werden. Der Cupra Born würde dann helfen, das Stammwerk besser auszulasten. Doch auch diese Planung hat ihre Schwächen. Sollte der Cupra Born in Sachsen bleiben, müsste man in Wolfsburg Alternativen für die Zwischenzeit finden. Die langfristige Produktionsstrategie geriete ins Wanken.
Hinzu kommt: Auch Audi denkt offenbar über Änderungen nach. Medienberichten zufolge prüft der Konzern, ob Teile der Produktion in andere Werke verlagert werden können – etwa in die USA. Dort ließen sich Einfuhrzölle umgehen, die während der Präsidentschaft Trumps eingeführt wurden. Der Q4 e-tron könnte in Tennessee gemeinsam mit der US-Version des ID.4 entstehen.
Würde Audi sich tatsächlich aus Zwickau zurückziehen, stünde der Cupra Born alleine da. Und mit einem Auto, das kein hohes Absatzvolumen hat, lässt sich ein gesamtes Werk kaum wirtschaftlich betreiben. Genau dieses Risiko rückt derzeit in den Fokus der internen Diskussionen. Zwickau war ursprünglich als Vorzeigeprojekt für die Elektromobilität innerhalb des Konzerns gedacht. Der Umbau des Standorts war kostspielig. Sollte sich der Rückzug mehrerer Modelle bestätigen, wäre die Zukunft der Fertigung in Sachsen ernsthaft gefährdet. Die kommenden Wochen dürften zeigen, ob Volkswagen dem Werk eine neue Rolle zuteilt – oder ob ein weiterer Umbruch bevorsteht.
Quelle: Wolfsburger Nachrichten – VWs Elektro-Baby Born wird wohl doch kein Wolfsburger