Im europäischen Markt für Elektroautos zeigen sich deutliche Unterschiede zwischen den einzelnen Segmenten. Während einige Klassen kaum vorankommen, gewinnen andere spürbar an Bedeutung – vor allem bei kleinen und kompakten Modellen. Das zeigen Daten auf Grundlage des European Electric Car Report aus dem April von Automobil-Analyst Matthias Schmidt.
Im A-Segment, also bei den besonders kleinen Stadtmodellen, zeigt sich eine klare Schwäche. Der Leapmotor T03 etwa kommt kaum vom Fleck. In den ersten vier Monaten 2025 wurden nur rund 3400 Exemplare neu zugelassen. Ein zuvor getestetes Montagekonzept in Polen scheiterte an zwei Hürden: Das Modell wurde trotz Bausatz-Ansatz weiterhin als chinesisches Produkt bewertet und fiel damit unter die Anti-Subventionszölle der EU. Zusätzlich qualifizierte es sich nicht für das französische Sozialleasingprogramm.
Auch der Dacia Spring tut sich nach dem Facelift schwer. Die Nachfrage blieb verhalten, vor allem weil das Modell nicht mehr für Förderungen in Frankreich zugelassen ist. Frühere Höchstwerte wie die fast 8000 Zulassungen im Dezember 2022 erscheinen derzeit unerreichbar, laut Schmidt. Hoffnung ruht auf dem Neustart des Renault Twingo als Elektroauto ab 2026. Das geplante Modell soll weniger als 20.000 Euro kosten, in Europa gebaut werden und so den A-Sektor wiederbeleben. Eine Ableitung unter der Marke Dacia sowie ein potenzielles Nissan-Modell auf gleicher Basis sind ebenfalls in Planung.
Deutlich besser läuft es im B-Segment. Kompakte E-Autos wie der Renault 5, der Citroën ëC3 und der Hyundai Inster haben das Segment im ersten Drittel des Jahres spürbar belebt und belegen auch im Gesamtranking der E-Auto-Neuzulassungen in Europa vordere Plätze. Zusammen machen sie mittlerweile rund die Hälfte der Neuzulassungen in dieser Klasse aus. Alle drei Modelle befinden sich noch in der Hochlaufphase und werden schrittweise in weiteren Märkten eingeführt. Der Marktanteil des B-Segments lag im April bei 12,5 Prozent. Im Februar wurde mit 13,4 Prozent ein neuer Höchstwert erreicht.
Für zusätzlichen Schub könnte ab Herbst die Neuauflage des französischen Sozialleasings sorgen. Auch BYD drängt mit dem Dolphin Surf in dieses Marktumfeld. Das Modell wird in einer ersten Phase für unter 20.000 Euro angeboten und könnte den Preisdruck weiter erhöhen. Nissan plant für das laufende Jahr die Einführung eines neuen Micra auf Basis des Renault 5. Ab 2026 folgen mehrere Modelle von Volkswagen-Marken, darunter der Cupra Raval. Diese Fahrzeuge sollen rund 25.000 Euro kosten, setzen auf LFP-Batterien und laufen in Spanien vom Band.
Im C-Segment, also der unteren Mittelklasse, liegt der Marktanteil wieder stabil über acht Prozent. Modelle wie der VW ID.3 und der Cupra Born sichern sich dabei den Großteil der Nachfrage. Volkswagen unterstützt den Absatz mit einem Rabatt von 3500 Euro, der bis Ende Juni gültig ist. Auch beim Born gibt es vergleichbare Aktionen. Gemeinsam machen beide Modelle fast zwei Drittel der Neuzulassungen in diesem Segment aus. Der MG4, lange Zeit ein starker Konkurrent aus China, hat an Schwung verloren. Mit unter 8100 Einheiten fiel er aus der Liste der 25 meistverkauften Modelle.
Das D-Segment teilt sich in zwei Untergruppen auf. Im volumenorientierten Bereich sorgt der VW ID.7 für stabile Zulassungen. Der Anteil dieses Segments liegt bei rund acht Prozent. In Märkten wie Österreich dominieren Kombiversionen des ID.7 deutlich. Volkswagen berichtet, dass europaweit genauso viele Bestellungen für den ID.7 eingehen wie für den konventionellen Passat.
Im gehobenen D-Segment hingegen bleibt die Lage verhalten. BMW bringt den Nachfolger des i4 erst 2026 auf den Markt. Mercedes setzt auf den neuen CLA mit attraktiven Leasingangeboten, erwartet aber keine hohen Stückzahlen. Audi ist aktuell in diesem Bereich nicht vertreten. Der Markt wartet auf neue Impulse und modellseitige Ergänzungen.
Das E-Segment, also die klassische obere Mittelklasse, erlebt durch neue Modelle eine gewisse Dynamik. Audi brachte die vollelektrische A6-Reihe auf den Markt, inklusive Kombiversion. BMWs i5 und der Mercedes EQE ergänzen das Angebot. Alle drei Modelle richten sich stark an Dienstwagenfahrer. In Deutschland profitieren sie künftig von einer steuerlichen Regelung, die auch E-Autos bis zu einem Bruttolistenpreis von 100.000 Euro für die günstige 0,25-Prozent-Versteuerung zulässt. Damit kommen Fahrzeuge wie der Porsche Macan, Audi A6 und BMW i5 erstmals unter diese Schwelle. Audi setzt zudem auf 800-Volt-Technologie, was kürzere Ladezeiten ermöglicht.
Im F-Segment, also bei den Luxusautos, bleibt der Wandel zu Elektroantrieben verhalten. Die Kundschaft zeigt sich skeptisch. Restwerte, Infrastruktur und Alltagstauglichkeit werden weiter infrage gestellt. Hersteller wie Porsche haben ihre Elektroziele zurückgenommen. Die Nachfrage konzentriert sich wieder stärker auf klassische Antriebe.
Unangefochtener Spitzenreiter bleibt das SUV- und Crossover-Segment. Im April lag dessen Anteil bei über 60 Prozent. Modelle wie der Škoda Elroq und der Kia EV3 sind maßgeblich dafür verantwortlich. Hinzu kommen neue Premiumfahrzeuge wie der Audi Q6 und der Porsche Macan auf der PPE-Plattform. Allein in diesem Jahr entfallen bereits sechs Prozent der SUV-Zulassungen auf diese neue Plattformgeneration. Volvo plant mit dem EX30 den Einstieg in die europäische Produktion. Die ersten Einheiten aus dem Werk in Belgien sollen ab der zweiten Jahreshälfte ausgeliefert werden.