BMW: Wasserstoffautos vielleicht irgendwann so günstig wie E-Autos

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Daniel Krenzer
Daniel Krenzer
  —  Lesedauer 3 min

Unter den europäischen Autoherstellern ist BMW ein Exot, wenn es um die Wasserstoffstrategie geht. Während sich die meisten anderen Hersteller auf einen vollelektrischen Kurs begeben haben, agiert der Münchner Autobauer “technologieoffen” und zieht auch für den Pkw-Bereich alternative Lösungen wie mit Wasserstoff betriebene Fahrzeuge in Betracht. Wie es bei BMW nach der Testreihe von BMW iX5 Hydrogen mit dem Thema weitergehen soll, schilderte nun Projektleiter Jürgen Guldner im Gespräch mit der Automobilwoche.

Demnach sei der Testlauf bislang durchaus erfolgreich verlaufen, und selbst für einen deutlich breiteren Markt scheint die Brennstoffzelle aus Sicht Guldners geeignet zu sein. “Eine neue Technologie werden Sie immer eher zuerst in oberen Segmenten einführen, aber Ziel muss sein, auf das Kostenniveau eines vergleichbaren BEV-Modells zu kommen”, sagte er – und nährt damit die Hoffnung vieler, irgendwann statt batterieelektrisch mit einem Wasserstoffauto fahren und tanken zu können. Allerdings sind “vergleichbare BEV-Modelle” bei BMW alles andere als Schnäppchen – und der Weg hin zu diesem “günstigen” Kostenniveau ist offenbar noch ein weiter.

Viel Interesse im Mittleren Osten

Als er über die Reaktionen auf den H2-iX5 spricht, klingt der Projektleiter sehr angetan. “Wir sind mit den Fahrzeugen wirklich in allen Wasserstoff-Regionen unterwegs gewesen. Und egal in welchem Markt wir waren, haben unsere iX5 Hydrogen Begeisterung ausgelöst”, sagt er. In Ländern wie Saudi-Arabien oder dem Oman sei das Interesse an Wasserstoff-Fahrzeugen stark gestiegen. Und auch für den chinesischen Markt seien Wasserstofffahrzeuge im Portfolio ein guter Weg, da dort mittlerweile nicht mehr nur über Wasserstoff-Nutzfahrzeuge intensiver nachgedacht werde.

Bis der iX5 Hydrogen serienreif ist, dürfte aber noch etwas Zeit vergehen. “Die Entwicklung der Infrastruktur muss weiter zügig vorangehen, und auch am Fahrzeug ist in der jetzigen Entwicklungsphase noch Arbeit zu leisten”, erläutert Guldner. Bei den “kundenrelevanten Eigenschaften” sei der Wagen bereits auf einem sehr guten Niveau, Themen wie die Reichweite würden noch diskutiert. In die Tanks passen etwa sechs Kilo Wasserstoff, laut “Promi-Tester” Hubert Aiwanger (Freie Wähler, Wirtschaftsminister in Bayern) braucht das Fahrzeug im Alltag 1,3 Kilo auf 100 Kilometer – macht eine Reichweite von 460 Kilometern, die aber niemand angesichts der derzeit noch dünnen Tankstellendichte auskosten wird. Getankt ist dann in etwa vier Minuten.

Und nicht nur der Anschaffungspreis von Wasserstoff-Fahrzeugen ist aktuell noch herausfordernd. Bei einem Wasserstoffpreis von aktuell knapp 14 Euro pro Kilo kostet der Treibstoff für 100 Kilometer Fahrt gut 18 Euro. Damit kommt ein für 0,50 Euro pro Kilowattstunde öffentlich geladenes Elektroauto beinahe doppelt so weit – und ein günstig zuhause geladenes sogar dreimal so weit.

Wird Toyota missverstanden?

Der BMW-Projektleiter weist zudem zurück, dass sich Toyota zunehmend von der Wasserstoff-Technologie vor allem für Pkw abwende. “Cheftechniker Hiroki Nakajima ist hier falsch interpretiert worden und das hat Toyota kurz nach dieser Aussage auch direkt klargestellt. Und selbst wenn: Eine Konzentration auf Nutzfahrzeuge ist keine Abkehr von Wasserstoff-Plänen”, sagte er. Die Zusammenarbeit mit den Japanern gehe unvermindert weiter.

Hoffnung für einen Hochlauf der Technologie macht Guldner zudem die europäische Alternative Fuel Infrastructure Regulation (AFIR), die bis 2030 eine deutliche Ausweitung des verfügbaren Tankstellen-Netzes für Wasserstofffahrzeuge vorsieht – auch wenn in den Mitgliedsländern die konkrete Umsetzung noch näher angegangen werden muss. Dass es nicht genug grünen Wasserstoff für alle Anwendungsfälle geben könnte, weist der BMW-Mann ebenfalls von sich und verweist auf den Oman: “Da ging es vor zwei Jahren noch um die Frage: Wo bekommen wir genug grünen Wasserstoff her – heute hat sich diese Frage schon gedreht. Jetzt heißt es: Wer nimmt uns den ganzen grünen Wasserstoff ab?”

Quelle: Automobilwoche – “So geht es mit den Wasserstoff-Plänen von BMW weiter”

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Daniel Krenzer

Daniel Krenzer

Daniel Krenzer ist als studierter Verkehrsgeograf und gelernter Redakteur seit mehr als zehn Jahren auch als journalistischer Autotester mit Fokus auf alternative Antriebe aktiv und hat sich zudem 2022 zum IHK-zertifizierten Berater für E-Mobilität und alternative Antriebe ausbilden lassen.
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chaos_user:

Ihnen ist aber schon klar, dass der oben genannte Preis von 14€ für 1kg Wasserstoff für aus Erdgas hergestellten blauen Wasserstoff gilt?
Man muss für 1kg Wasserstorff mehr als 60kWh Strom aufwenden, der Transport mit Tankern zu uns und in die Tankstellen gar nicht eingerechnet.

Damit kommt ein E-Auto 400km weit, Ihr BMW X5 nur 77km. Und welche “bedenklichen Batterie-Rohstoffe” meinen Sie? Lithium, Eisen, Phospha, Nickel, Aluminium?
Die lassen sich zu nahezu 100% recyclen, Blödsinn bleibt auch dann Blödsinn, wenn man ihngebetsmühlenartig immer wieder wiederholt!

rabo:

Eine interessante Antwort – danke! ….und in der Tat wahr, wenn die Energiespeicher zu 100% recycelt und neuerlich zu eben solchen verarbeitet würden. Dies ist jedoch leider nicht der Fall, und der Lithiumabbau , z.B. in Bolivien hat z.T. verheerende Auswirkungen für die lokale Bevölkerung (Trinkwasser).
Wassersoff wird in der Tat verbraucht, ist jedoch unbegrenzt verfügbar – wie im Hilmmel (die Sonne besteht zu ca.80% daraus), also auch auf Erden – und das aus dem Auspuff tröpfelnde Wasser (H2O) enthält ja auch wieder Wasserstoff.

Wolfgang M.:

“Im Gegensatz zu den endlichen und ökologisch bedenklichen Batterie-Rohstoffen gibt es Wasserstoff unbegrenzt, und H2 kann überall hergestellt werden.”
In diesem Satz werden Energiespeicher (Batterien) mit einem Energieträger (Wasserstoff) verglichen. Die Batterien mit den bedenklichen Rohstoffen werden nicht verbraucht. Der Wasserstoff wird sehr wohl in der Brennstoffzelle zu Wasser oxidiert, dass halt aus dem Auspuff tröpfelt!!
Korrekt zu vergleichen wären die Elektronen, die in beiden Fällen von der negative Kathode durch den E-Motor zur Anode fließen, dabei ihre Arbeit verichten.
Nur ist hier bei eben kein dominanter Unterschied feststellbar, weswegen der Vergleich unnötig ist.

rabo:

Nachtrag für unsere ‘Billigheimer’ – teuer ist relativ: in Singapore kostet ein neuer VW ID3 ab EUR 130.000

rabo:

Time will tell. Auch Diesel PKWs wurden vor 100 Jahren erst ca.15 Jahre nach Diesel LKWs gebaut und erfreuten sich zunehmender Beliebtheit, obwohl sie generell teurer als Benziner waren.
Jetzt beginnt das Zeitalter der elektrischen Mobilität (BEVs) – und sicherlich ca.10 Jahre später auch für FCEVs.
Im Gegensatz zu den endlichen und ökologisch bedenklichen Batterie-Rohstoffen gibt es Wasserstoff unbegrenzt, und H2 kann überall hergestellt werden. Außerdem: private PKWs können eigentlich gar nicht teuer genug sein; denn es gibt viel zu viele davon (siehe Singapore).
Da ist es gut, zu wissen, daß die Meinung der H2-Wadenbeisser in unserem (geschätzten) Forum für die Großindustrie in etwa die gleiche Bedeutung hat, als wenn jemand in Chicago eine Tür zumacht – und daß Oman sich fragt “wer nimmt uns den ganzen grünen Wasserstoff ab”

Michael Neißendorfer:

Wir sind zwar auch nicht wirklich überzeugt von Wasserstoff, aber der genannte Einwand ist problematisch und taucht deshalb auch nicht im Text auf: Das mit den 40 Minuten kommt von einer Meldung aus Kalifornien, mittlerweile auch schon einige Jahre alt. Der Mirai war dort eine zeitlang quasi für umsonst zu haben: Leasingkosten auf drei Jahre knapp 17.000 Dollar und Mirai-Fahrer haben beim Leasing eine Karte für kostenloses Tanken an bestimmten Tankstellen im Wert von 15.000 Dollar bekommen, entsprechend beliebt waren die Autos und entsprechend hoch war die Wartezeit an den Tankstellen, aber auch nur, wenn mehrere der Mirai-Fahrer gleichzeitig gekommen sind. Auf die Verhältnisse hierzulande kann man das so gar nicht übertragen. Außerdem hat die Technik sich entwickelt, moderne Wasserstoff-Tankstellen befüllen auch mal zehn Wasserstoff-Lkw pro Stunde.

Norbert Seebach:

Nimmt denn diese blödsinnige Diskussion niemals ein Ende? Die Zukunft des Individualverkehs ist aus den mittlerweile tausendfach belegten und nun wirklich hinreichend kommunizierten Gründen batterie-elektrisch! Punkt. Das wird sich in energetischer Hinsicht auch nicht ändern, da die Physik sich nicht ändert. Da inzwischen sogar immer mehr Nutzfahrzeuge, Lkw und Busse batterie-elektrisch betrieben werden, versucht die Wasserstofflobby offenbar mit einem enormen Budget, die Menschen für blöd zu verkaufen, um sie an den erheblichen Kosten für den Aufbau einer H2-Infrastruktur, die wir in manchen Bereichen natürlich auch benötigen, zu beteiligen. NUR: Der Mobilitätssektor gehört definitiv nicht dazu!

Volker:

Wasserstofftanken in 5 min, ist zwar sehr kurz, aber bis das nächste Auto tanken kann braucht die Zapfsäule 40min um einem weiteren Auto Wasserstoff zu liefern.Das sollte man dazu auch schreiben.

Gastschreiber:

Gewagte Headline, liest man den Auszug des Kommentars, ist es eine Art Voraussetzung um überhaupt als Auto wettbewerbsfähig zu sein, so ein Auto zu gleichen Preisen anbieten zu können.
Alles weitere im Text bestätigt doch das, was inzwischen klar sein sollte, für den Individualmarkt ist H2 kein empfehlenswerter Weg. H2 ist sinnvoll in Nischen und bei bestimmten Anforderungen, diese liegen weit weg von einem Fahrzeugkonzept, wie es der X5 ist.
Analog der Weg von Toyota, ja, H2 ist nicht tot, aber H2 wird es nicht im PKW geben. Die Entwicklung der inzwischen besseren Technologie Elektro/Akku macht wirtschaftlich und ökologisch den H2 Antrieb hinfällig. Anders ausgedrückt, er kommt 10 bis 20 Jahre zu spät :)

Wolfbrecht Gösebert:

“Hach ja, PV Solar ist so simpel und effizient.”

Ja, und »schlimmer noch«: Der solar ladende eAutofahrer ist DER Schrecken der Energie-/Mineralölindustrie!

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