Lightyear: vom Uni-Projekt zum Serien-Sonnenauto

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Lightyear

Iris Martinz
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  —  Lesedauer 3 min

Jetzt wird es Ernst mit dem Sonnenauto: nach eigenen Angaben hat das niederländische E-Auto-Start up Lightyear im November mit der Serienproduktion des Lightyear 0 begonnen. Mitbegründer Lex Hoefsloot erklärte in einem Interview mit der WirtschaftsWoche, welche Hindernisse bis dahin bewältigt werden mussten und warum sonst keiner der etablierten Hersteller auf Solarpanele am Auto setzt.

Ein Solarauto sei keine fahrende Photovoltaikanlage, erklärt Hoefsloot. Das ganze Fahrzeug müsse von Grund auf neu entwickelt werden. Das würden sich etablierte Hersteller nicht antun. Mit den Solarpaneelen könne jedoch das Gewicht der Batterie reduziert werden, weshalb der Lightyear 0 nur 1,6 Tonnen Eigengewicht hat – wesentlich weniger als vergleichbare Modelle. Der geringe Luftwiderstand – mit einem cW-Wert von 0,175 ist der Lightyear 0 aktuell das aerodynamischte Serienauto – erhöhe die Effizienz des Antriebs zusätzlich.

Der Lightyear 0 ist nicht das erste Solarauto des Gründers Hoefsloot. Als Maschinenbaustudent an der TU Eindhoven habe er bereits ein Solarautoteam gegründet. Als Vorbild nennt er das Solarcar-Projekt an der Hochschule Bochum. Das Auto war dann das erste Solarauto mit Platz für vier Personen, mit dem 2013 die “World Solar Challenge” gewonnen werden konnte – ein Rennen, bei dem Uni-Teams aus der ganzen Welt teilnehmen. Drei Jahre später wurde Lightyear gegründet, aktuell beschäftigt man bereits 600 Mitarbeiter am Standort in Helmond bei Eindhoven.

Warum es von der Vorstellung des Prototypen 2019 bis zur Serienfertigung drei Jahre gedauert hat, erklärt Hoefsloot nicht mit Corona. Das Team wäre schlicht mit der technischen Entwicklung nicht so schnell vorangekommen wie erhofft. Auch die Beschaffung der tausenden Einzelteile wäre aufwändig gewesen – vieles musste selbst entwickelt werden, weil es nichts Passendes am Markt gab. Nun sei es aber soweit: der Lightyear 0 wird beim finnischen Auftragsfertiger Valmet gebaut. Die Solardächer fertigt Lightyear selber, weil sich kein Zulieferer gefunden hat, der die zweifach gekrümmten Solarpaneele bauen konnte. Dieses Know-How wolle man außerdem zukünftig auch anderen zur Verfügung stellen, mit einigen großen Autoherstellern sei man schon in Kontakt.

Finanziert wird der Serienstart durch eine Kapitalrunde, bei der 81 Millionen Euro eingesammelt werden konnten. Auch staatliche Kapitalgeber wie die Invest NL sind an Bord. Damit werden die 946 Exemplare der ersten limitierten Demonstrator-Serie gebaut – die Zahl ist eine Reminiszenz an die Strecke eines Lichtjahres: 9,46 Billionen Kilometer. 150 Vorbestellungen seien laut Hoefsloot bereits eingegangen – zum Stückpreis von 250.000 Euro. Ab 2025 soll ein zweites Modell kommen – für etwa 30.000 Euro. Das immer mal wieder strauchelnde Konkurrenzunternehmen Sono Motors sieht Hoefsloot als Belebung des Marktes – und als Beweis, dass Solarautos massentauglich werden können.

Quelle: WirtschaftsWoche – “Solarautos können die beiden großen Probleme der Elektromobilität lösen”

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Iris Martinz

Iris Martinz

Iris Martinz ist Unternehmens- und E-Mobilitätsberaterin in Österreich, mit langjähriger Erfahrung im Recycling und Second Life von E-Mobilitätsbatterien. Fährt sowohl rein elektrisch, als auch V8, und möchte die beiden Welten etwas näher zusammenbringen. Nachzulesen unter www.mustangsontour.com.
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Ma():

Ist doch logisch, muss ein gutes Solar-Auto sein, kommt ja auch nicht aus Deutschland.
Ich denke, Deutschland sollte unbedingt den Lightyear ebenfalls kräftig finanziell fördern, wie es die Niederländer ja schon tun, dringend mehr Entwicklungshilfe an China bezahlen und den Sion abschießen.
630 Millionen Euro / Jahr Entwicklungshilfe bezahlt Deutschland an China
24.08.2021, Focus.
473,4 Millionen Euro / Jahr Entwicklungshilfe bezahlt Deutschland an China
September 2022, statista.com

10.000 Euro – darauf beziffert ein führender Autozulieferer den Kostenvorteil für chinesische Hersteller bei kleinen Elektroautos.
Nach Daten des Analysehauses JATO Dynamics stieg der durchschnittliche Preis eines europäischen Elektroautos seit dem Jahr 2015 um fast 7000 Euro auf 55.821 Euro, in den USA verteuerten sich die Fahrzeuge in dem Zeitraum um rund 10.000 Euro auf 63.864 Euro. In China brach der Preis dagegen auf 31.829 Euro von 66.819 Euro ein und liegt inzwischen unter dem Preis eines vergleichbaren Benziners.
05.01.2023, tagesschau.de
Also, auf geht’s, zu chinesischen Arbeitslöhnen arbeiten und immer kräftig an dem Ast sägen, auf dem wir alle sitzen.

Johann:

Die Sache macht erst Sinn, wenn die Effizienz der Solarzellen deutlich zunimmt und der Preis abnimmt. Das ist eine ganz einfache Rechnung. Im EQXX wurde sie praxisgetestet, brachte 25 km von über 1000 km. Das ist wohl sinnlos. Das ganze Auto ist für das Gebotene absurd zu teuer, wenn man überlegt, dass ein Mercedes EQS nur die Hälfte kostet. Der fährt weiter, ist komfortabler und sicherer.

Ich verstehe, dass das Sinn macht, wenn man als Niederländer mit Nationalstolz an die Sache geht. Allerdings wird es auch dann schwer, fast 1000 Stück für 250.000€ abzusetzen. Der kleine Lightyear für 30.000 €, dem räume ich nicht die geringsten Chancen ein. VW als einer der größten Autobauer der Welt, kämpft um ein Elektroauto unter 25.000 €. Das zeigt, wie schwer es selbst als Großserienhersteller ist, günstig zu bauen. Da ist ein Solarauto für 30.000€ von Amateuren völlig unglaubwürdig.

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