William Li, Nio über Zukunftsvision für Europa

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Elektroauto-News.net | William Li, Gründer und CEO von Nio

Sebastian Henßler
Sebastian Henßler
  —  Lesedauer 5 min

William Li, CEO und Gründer des chinesischen Automobilherstellers Nio, sprach bei der Eröffnung des Nio House in Amsterdam über die globalen Expansionspläne des Unternehmens und die Entwicklungen in Europa. Bei diesem Roundtable, an dem auch Elektroauto-News.net teilnahm, betonte Li die Bedeutung der internationalen Präsenz von Nio und äußerte sich zu aktuellen Herausforderungen und Strategien.

Globale Expansion und Herausforderungen

Li unterstrich, dass Nio als globales Unternehmen seine Elektroautos weltweit verkaufen möchte. Dabei kritisierte er die geplanten Zollerhöhungen auf chinesische Elektroautos in Europa und argumentierte, dass smarte Elektrofahrzeuge für den Kampf gegen den Klimawandel unerlässlich seien und nicht politisiert werden sollten. Diese Zollpolitik könne die bisher gute Zusammenarbeit zwischen China und Europa beeinträchtigen und sei kurzsichtig. Smarte Elektrofahrzeuge sollten gefördert werden, um die gemeinsamen Klimaziele zu erreichen. Die Aussagen des Nio-CEO zu möglichen Zollerhöhungen hatten wir bereits durch einen gesonderten Artikel aufgegriffen.

Auf die Frage, ob Nio ähnlich wie BYD oder Chery eine europäische Fertigung plant, um erhöhte Zölle zu umgehen, antwortete Li, dass eine Produktion in Europa erst ab einem Absatz von 100.000 Fahrzeugen sinnvoll sei. Eine Entscheidung für eine lokale Produktion würde jedoch nicht allein aufgrund höherer Zölle getroffen. Li erläuterte, dass man sich mit möglichen Partnern austauscht, um diese Option zu prüfen. Diese Aussage befeuerte Gerüchte über eine mögliche Zusammenarbeit mit Magna Steyr in Graz, die eine Kapazität von bis zu 150.000 Fahrzeugen pro Jahr besitzen.

Fokus auf reine Elektroautos

Der CEO von Nio stellte klar, dass das Unternehmen nicht auf Plug-in-Hybride setzen werde, obwohl andere Hersteller in China diese Option verfolgen. Nio konzentriert sich ausschließlich auf batterieelektrische Fahrzeuge. Steigende Energiepreise in Europa sieht Li nur als vorübergehendes Problem. Er betonte, dass das Zusammenspiel aus erneuerbaren Energien, Speichern und Elektroautos langfristig einen positiven Unterschied machen wird. Unternehmen und Regierungen sollten gemeinsam gegen den Klimawandel vorgehen, um gemeinsame Ziele zu erreichen.

Li hob hervor, dass China in der Entwicklung von E-Autos schneller voranschreitet als in der westlichen Welt. Als Beispiel nannte er Tesla, die es in drei Jahren geschafft haben, dem Tesla Modle 3 ein Facelift zu verpassen, während Nio in der gleichen Zeit fünf neue Modelle entwickelt und auf die Straße gebracht hat. In China könne man innerhalb von 24 Monaten ein neues Fahrzeug auf die Straße bringen. Der Wettbewerb im chinesischen Markt treibe die Exzellenz bei der Entwicklung der Fahrzeuge an, und der große Markt sorge für eine Fülle an Talenten und günstigen Komponenten, was das Wachstum von Unternehmen wie Nio begünstige.

Neue Marken und Batteriewechsel-Technologie

Die neuen Submarken von Nio, Onvo und Firefly, werden ebenfalls eine wichtige Rolle in der globalen Expansion spielen. Der Onvo L60, ein direkter Konkurrent zum Tesla Model Y, soll so bald wie möglich nach Europa gebracht werden. Die ersten Einheiten werden im September 2024 in China ausgeliefert, und Anfang 2025 soll das Modell in Europa erhältlich sein. Das erste Modell der Marke Firefly soll im Laufe des Jahres 2025 folgen. Erhöhte Zölle könnten jedoch diese Pläne verzögern, wie der CEO am Roundtable zu verstehen gab.

Nio-Gründer Li erklärte, dass Onvo und Firefly den europäischen Markt aufmischen sollen. Was dadurch möglich sei, da die drei Marken unterschiedliche Segmente besetzen. Nio positioniert sich im Premiumsegment, während Onvo den Massenmarkt und Firefly das Einstiegssegment abdeckt. Die Einstiegspreise auf dem chinesischen Markt liegen bei umgerechnet 38.300 Euro für Nio, 25.000 Euro für Onvo und 12.800 Euro für Firefly. Das Unternehmen arbeitet daran, das Angebot und den Service in Europa auszubauen, einschließlich Nio Houses und Nio Hubs. Die Community-Ansätze unterscheiden sich je nach Marke: Nio setzt auf eine Kombination aus Offline- und Online-Community, während Onvo und Firefly verstärkt auf den Online-Ansatz setzen.

Erste Modelle anderer Hersteller mit Nios Batteriewechsel-Technologie

Bezüglich der Batteriewechsel-Technologie erklärte Li, dass in China eine Entwicklungszeit von etwa 24 Monaten für ein neues Modell veranschlagt wird. Daher werde man zeitnah keine Modelle mit dieser Technologie von aktuellen Partnern sehen, obwohl daran gearbeitet werde. Spannend war die Aussage, dass in China innerhalb von zwei Monaten Entscheidungen für entsprechende Zusammenarbeiten mit Nio getroffen wurden, während man sich mit europäischen Herstellern bereits über ein Jahr austauscht, ohne dass eine Entscheidung getroffen wird.

Li führte in Amsterdam aus, dass die Batteriewechselstationen nicht nur zum Aufladen der Elektroautos genutzt werden sollen, sondern auch zur Unterstützung der Energiewende beitragen, beispielsweise durch Lastspitzenkappung. In China sind bereits über 20 Prozent der mehr als 2400 Batteriewechselstationen im Einsatz. In Europa könnten solche Stationen durch Teilnahme an der Frequenzregulierung zusätzliche Einnahmen erzielen.

Derzeit sind bis zu 200 solcher Stationen in Europa vorgesehen. In Europa könne eine Station der dritten Generation mit 21 Batterien und 500 kW Leistung durch die Teilnahme an der Frequenzregulierung zusätzliche Einnahmen in Höhe von Zehntausenden Euro pro Jahr erzielen könnte. Derzeit seien bis zu 200 solcher Stationen in Europa vorgesehen.

Spannend war auch seine Ausführung, dass der Ausbau des Wechselnetzwerks dazu beigetragen habe, die Reichweitenangst zu verringern. So seine Deutung. Li hob hervor, dass der Ausbau der Wechselstationen dazu geführt habe, dass mehr Kunden den kleineren 75 kWh-Akku bevorzugen, da sie bei Bedarf flexibel gegen den größeren 100 kWh-Akku tauschen können. Vor dem starken Ausbau entschieden sich Kunden jeweils hälftig für die jeweilige Akku-Option. Mittlerweile entscheiden sich 95 Prozent der E-Autofahrer:innen für den kleinen Akku. Diese Flexibilität soll auch in Europa ermöglicht werden, wobei ein dauerhafter Tausch bisher nicht möglich ist. Hier müsse man zunächst entsprechende Regularien anpassen. Etwas, woran Nio arbeitet, wie uns gesagt wurde.


Nio hat zur Eröffnung des Nio House Amsterdam und dem dortigen Roundtable eingeladen und hierfür die Reisekosten übernommen. Dies hat jedoch keinen Einfluss auf unsere Berichtserstattung.

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Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.
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Groß:

Subm,arken sind keine dazugekauften Marken.
Ein weiteres mal nicht die Sacjhlage verstanden aber über alles negativ schreiben anstell das man einmal die gnze Sachlage objettiv betrachtet.
Traurig aber wahr.

Roman L.:

Eher gepflanzte mit gekauften Äpfel. Wenn niemand diese Sorte im Angebot hat, muss man sie selbst pflanzen.

Roman L.:

Nio San Francisco

Dr. Kralle:

Ist ja Äpfel mit Birnen verglichen. Volkswagen hat ist durch Zukäufe über eine Marke hinaus gewachsen. Das gleiche gilt für die anderen Beispiele von dir.

Sebastian Henßler:

Bin bekannt, dafür, dass ich alles und jeden verklage ;) Natürlich nicht!
Interessiert mich einfach nur, da ich fairerweise nicht darüber gestolpert bin. Aber X ist auch nicht so meine Welt.

Roman L.:

.. nicht das du Sie dann verklagst oder so, hat nur die kleine NIO-Bubble gesehen.. Ging um Li, weil er auf deinem Foto schon recht fertig von der EU Tour aussieht :-D

Läubli:

Du bist nicht der Mann der vielen Worte ;) …aber du weisst, um was es geht – gut gemacht, das sind gut funktionierende Beispiele!
Wenn NIO in Europa einmal bekannt ist, wird quasi jede Submarke ein Selbstläufer… aber dazu braucht es noch viel Geduld und Glück mit den Regulatorien, NIO ist noch eine ganze Weile nicht so weit!

Sebastian Henßler:

Wo findet man dies ;)

Dr. Kralle:

Ich verstehe die Taktik nicht, mehrere Marken zu erschaffen, wenn man unterschiedliche Segmente bedienen möchte. Warum nicht einfach nur die Dachmartke aufbauen und bekannt machen und darunter verschiedene Modelle anbieten. Das reduziert doch die notwendigen Ausgaben in das Marketing um ein Vielfaches. Drei Marken bekannt zu machen kosten nun mal mehr als eine Marke mit zig Modellen in den Kopf der Verbraucher zu plfanzen. Funktioniert ja bei bekannten Herstellern, wie VW, Mercedes, Toyota, BMW und Co auch.

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