iX5 Hydrogen: Warum BMW weiter auf Wasserstoff setzt

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BMW

Hannes Dollinger
Hannes Dollinger
  —  Lesedauer 3 min

Während viele Hersteller sich auf eine rein batterieelektrische Zukunft ihrer Fahrzeuge konzentrieren, setzt BMW weiterhin auch auf Wasserstoff als alternative Antriebsform für seine Autos. In München glaubt man, anders als andere deutsche Hersteller, dass sich eine weitere Entwicklung von Brennstoffzellen für PKW durchaus lohnen kann. BMW hat nun den iX5 Hydrogen gestartet und bringt eine Flotte von 100 Fahrzeugen weltweit zu Testzwecken auf die Straße.

BMW Entwicklungsvorstand Frank Weber ist überzeugt von der Forschung im eigenen Haus. Er sagt: “Wir schauen dahin, was wir in zehn Jahren für technologisch machbar halten und wollen nicht die Letzten sein, die dann darauf setzen. Wir wollen dabei sein, wenn etwas Neues entsteht.” Die Konkurrenz von Audi und Mercedes hat die Entwicklung von Serien-Fahrzeugen mit Brennstoffzelle weitestgehend eingestellt. Einzig Toyota und Hyundai setzen auch öffentlich stark auf Wasserstoff als Antrieb der Zukunft. Die Entscheidung über ein Serienangebot bei BMW soll bis Ende des Jahrzehnts fallen. Auch wasserstoffbetriebene Fahrzeuge auf der Plattform der Neuen Klasse wären dann denkbar, so Weber.

Vorteilhaft für die Brennstoffzelle sind hohe Reichweite, geringeres Gewicht und kurze Tankzeiten. Daneben ist für BMW vor allem ein geringerer Rohstoffverbrauch gegenüber der Batterie ein Grund, weiter in diese Technik zu investieren. Die Herstellung von Akkus für Elektroautos ist sehr rohstoffintensiv. Sie erfordert große Mengen an Lithium, Kobalt, Mangan und Nickel, die oft unter problematischen Bedingungen gefördert werden. Um Elektroautos nachhaltiger zu machen, müssen die Akkus weniger rohstoffintensiv werden. “Das ist für uns mit ein Grund, weshalb es sich besser anfühlt, strategisch auf etwas zu setzen, was weniger Rohstoffe benötigt als ein batterieelektrisches Fahrzeug. Abgesehen von vier Gramm Platin für die Brennstoffzelle benötigen wir fast keine seltenen Rohstoffe.”

BMW-iX5-Wasserstoff
BMW

Der Antriebsstrang der ersten Testflotte des iX5 Hydrogen besteht aus einem Wasserstofftank mit sechs Kilogramm Fassungsvermögen, einer Batterie mit 170 kW und einer Brennstoffzelle mit 125 kW. Die Systemleistung wird etwa 295 kW beziehungsweise 401 PS betragen. Für Antrieb sorgt ein E-Motor an der Hinterachse. Soweit ähnelt der iX5 Hydrogen dem batteriebetriebenen iX. Doch statt des 110 kWh großen Akkus reicht dem wasserstoffbetriebenen BMW ein 10 kWh Pufferspeicher. Ansonsten produziert die Brennstoffzelle mit einer Tankladung genug Strom für 500 Kilometer.

Wasserstoff-Infrastruktur noch mit großen Lücken

Das Problem von Wasserstoff ist weiterhin die Infrastruktur. Weltweit gibt es nur 856 Wasserstofftankstellen, davon 93 in Deutschland. Das erschwert die Verbreitung dieser Technologie. Auch wenn die Tendenz langsam ansteigend ist. Selber Tankstellen bauen möchte BMW hingegen nicht. Stattdessen setzt man darauf, dass sich langfristig der Schwerlastverkehr auf Wasserstoff einstellen wird. Mit dieser Entwicklung könnte eine flächendeckende Versorgung von Wasserstoff entstehen.

BMW möchte im nächsten Schritt Erfahrungen mit seiner Flotte an ix5 Hydrogen sammeln, bevor Entscheidungen über Serienfahrzeuge getroffen werden. Neben BMW zeigen von den Automobilherstellern sonst nur Toyota und Hyundai den Mut, weiter auf Brennstoffzellen in PKWs zu setzen. Mit dem Toyota Mirai und dem Hyundai Nexo haben es bislang nur zwei wasserstoffbetriebene Serienfahrzeuge auf den Markt gebracht. Auch in Japan wird Wasserstoff als effiziente Möglichkeit angesehen, erneuerbare Energie zu speichern.

BMW macht mit seiner Wasserstoff-Strategie deutlich, dass es sich nicht nur auf Batteriefahrzeuge beschränken will. Der iX5 Hydrogen ist ein innovatives Fahrzeug, das das Potenzial dieser Technologie demonstrieren soll. Unabhängig davon, ob sich Wasserstoff letztlich durchsetzen oder eine Nischenlösung bleiben wird, kann man BMW, Toyota und Hyundai nur Respekt dafür zollen, dass sie in einem stark im Wandel befindlichen Pkw-Markt weiterhin auch die Entwicklung dieser Technologie vorantreiben.

Quelle: Automobilwoche – BMW schärft seine Wasserstoff-Strategie nach

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Hannes Dollinger

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Hannes Dollinger schreibt seit Februar 2023 für Elektroauto-News.net. Profitiert hierbei von seinen eigenen Erfahrungen aus der Welt der Elektromobilität.
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Mr.Hu:

Die Herstellung von einem kg H2 benötigt etwa 40 kWh. Das ist knapp das doppelte im Vergleich zu einem BEV. Aber regelmäßig wird der Ball von manchen Hardlinern nach oben gespielt. Der Rekord im Forum liegt bei Faktor 5. Haltlose Behauptungen.

Jakob Sperling:

Sie sind da offenbar gerade frisch ins Thema eingestiegen.

… und gleich schon in der Lage, BMW zu belehren.

Jakob Sperling:

Wenn es für Trucks noch Austausch-Akkus braucht, dann fressen die noch mehr der raren Akkus weg, bzw. brauchen noch mehr Chemie (aus China).

Australien wird auf jeden Fall H2-Land, bzw. ist es schon ein Stück weit.
Der Strom ist dort von 09:00 bis 15:00 fast regelmässig gratis, weil sie viel PV haben.
Trotzdem werden riesige neue PV-Parks gebaut, die den Strom etwa für 1-2 US-Cents pro kWh produzieren. Damit wird H2 produziert, der dann – als H2, Ammoniak oder Methanol – nach Singapur, Japan, Korea und Europa geht.

MWF:

Lieber Herr Weber, 1. Ein modernes BEV benötigt gar keine seltenen Erden wenn das BEV eine elektrisch erregte Maschine hat. 2. Der Primärenergieaufwand um Wasserstoff herzustellen ist um das 3-4 fache höher als würden sie den Strom direkt in einem Akku einspeisen. 3. Eine Brennstoffzelle ist sehr komplex und kann die zu erwartende Energiebereitstellung nur mit einem zusätzlichen Lionen-Akku bereitstellen. 4. Ich vermute, dass die BMW Kunden eine klare Ansage besser vertragen, als das ewige rumgeeier.

Dodo:

Lesen und verstehen….. Produziert BMW Unmengen an Batterien? Es geht um Benötigte Rohstoffe für jeweilige Technik. Schon mal damit beschäftigt, was es an Energie und Ressourcen braucht um Kraftstoffe herzustellen? So ganz ohne ist das nicht!

Norbert Seebach:

Natürlich ist das Wasserstoff-Auto interessant: Für die Hersteller, die Werkstätten und die Zulieferindustrie wie auch für die gesamte Kraftstoff-Wirtschaft: Sie sind in der Herstellung irrsinnig teuer – ebenso beim Inspektions- und Wartungsaufwand, bei den Ersatzteilen, den wahnwitzigen Treibstoffkosten und den etwa um den Faktor 10 teureren “Tankstellen” (im Vergleich zu Ladesäulen). Die Abdeckung mit H2-Tankstationen ist auch aus diesem Grunde ein Witz! Aktuell lösen sich daher der vermeintliche Reichweitenvorteil und Zeitgewinn durch enorme Umwege zu einer Tanke ganz schnell in Luft auf! Ich kenne unzählige Menschen, die mit ihrer PV-Anlage große Teile ihres Fahrstroms( und darüber hinaus für Haushalt, Wärmepumpe etc.) zu unschlagbar günstigen Preisen selber produzieren, aber niemanden, der dies mit Wasserstoff tut. Wasserstoff-Pkw haben somit den “Vorteil”, die Halter weiterhin in Knechtschaft der Multis und der Wekstätten zu halten und – wie derzeit noch bei Benzin und Diesel- diese nach Belieben abzuzocken. Fazit: gehören Sie zu der eingangs genannten Gruppe (das dürften die Wenigsten) – dann sollten Sie sich an der Propaganda für das FCEV beteiligen. Alle Anderen ZAHLEN DRAUF!!!
Und noch eines zum BEV: Mit keinem Wort wird in der FCEV-Propaganda seitens BMW erwähnt, dass die enormen Fortschritte in Sachen Zellchemie (weitgehende Minimierung/Eliminierung kritischer und/oder seltener Rohstoffe) diese Stammtischargumente zunehmend ins Reich der Mythen und Märchen verweisen- zumal die Autoindustrie in Gänze in den letzten Jahrzehnten wohl kaum durch ernsthafte Umweltschutzbemühungen von sich reden gemacht hat!

Niko8888:

Im Luxussegment kann Wasserstoff durchaus eine Rolle spielen

anders als die vielen Besserwisser hier hat BMW Toyota und Hyundai sicherlich valide Gründe

so wie viele hier über

Daniel W.:

Ich möchte das Thema FCEV und E-Fuel in diesem Beitrag hier beenden.

Nach meinen Berechnungen lohnen sich FCEV und E-Fuels im Straßenverkehr in der EU wie auch in vielen anderen, vor allem ärmeren Ländern für die Bürger und Speditionen nicht, da BEV einfacher, günstiger und effizienter zu betreiben sind.

Wenn Politiker und Lobbyisten FCEV und E-Fuels befürworten, dann denken sie nicht an die Bürger, Autovermieter, Speditionen, kleinere Firmen und Handwerker, sondern haben die großen Konzerne im Blick, denen mit BEV Vorstandsgehälter, Renditen und Dividenden verloren gehen, letztendlich fehlen auch Parteispenden.

Meine Ausführungen zur “Energiewende von unten” will ich hier nicht wiederholen.

Daniel W.:

Nachtrag und Korrektur:

Evtl. noch bis zu 50% Akkukosten dazu für Akkuvorrat an den Wechselstation.

Also 16,50 (20) Euro/100 km Akkukosten + 7,60 Euro Strom = 24,10 (27,60) Euro.

Bin gespannt auf die Rechnung für FCEV und evtl. auch zu E-Fuels (6 x Strom).

Daniel W.:

Gerade Ausstralien wäre ein ideales Testgelände, um BEV-Lkws mit Tauschakkus zu testen, denn es gibt wenig Straßen im Outback und es scheint den ganzen Tag die Sonne. Hier könnten große PV-Anlagen und Akkutauschstationen an den Rastplätzen eingerichtet und die geladenen gegen leere Akkus getauscht werden.

Bei Stromgestehungskosten von unter 4 Cent pro kWh und rund 190 kWh pro 100 km für die extralangen Lastzüge würden 875 kWh brutto (5.000 kg, Akasol 2023) für 400 km reichen. Zeit für eine kurze Pause (Snack und WC) mit Akkutausch.

Mit dem Fahrzeug in Australien

Das Tankstellennetz ist gut ausgebaut, im Outback jedoch weitmaschig. Wegen der großen Distanzen empfehlen wir das Mitführen von Reservekraftstoff. Die meisten Tankstellen akzeptieren Kreditkarten.

Diesel: 1,35 €/liter

(Quelle. ADAC)

Diesel-Lastzug bei 40 Liter Diesel auf 100 km wären es (40×1,35=) 54,00 Euro.

BEV-Lastzug 190 kWh x 0,04 Euro/kWh = 7,60 Euro.
Akkus 875 kWh x 200 (250) Euro/kWh = 175.000 (218.750) Euro.
175.000 (218.750) Euro / 4.000 Ladezyklen = 43,75 Euro pro Ladezyklus.
43,75 (54,69) Euro pro Ladezyklus für 400 km, sind 10,94 (13,67) Euro/100 km.
Zusammen für Strom und Akkuspacks (ohne Wechselstation) 18,54 (21,27) Euro.

Dazu noch Kosten für Wechselstationen, Wartung und Rendite. Teuerer als mit Diesel dürfte es auch nicht sein, wenn keine allzu große Rendite erwartet wird, und klimafreundlicher dürfte es auf jeden Fall sein.

Wer will kann das Ganze auch mal für FCEV-Lastzüge durchrechnen, dabei die Stromkosten mit 2,25 multiplizieren und die höheren Kosten für FCEV-Lastzüge und H2-Tankstellen berücksichtigen – gespart würden rund 90% der Akkukosten.

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